Mittwoch, 31. Oktober 2018

"Was ist Gott?" - Gedanken zum Vortrag Rudolf Steiners vom 30. April 1918


Gestern (30. 10.2018) las ich den vierten Vortrag aus GA 182, den Rudolf Steiner am 30. April 1918 in der Donaustadt Ulm hielt. Von dort aus sind im 18. Jahrhundert viele „Schwaben“ mit flachen Kähnen die Donau abwärts gefahren, um in Ungarn oder Rumänien ein neues Leben zu beginnen, wie heute die Nachkommen jener deutschstämmigen Siedler und zusätzlich viele ihrer Landsleute wieder nach Deutschland kommen, um hier ein neues Leben aufzubauen. Eine ungarische Kursteilnehmerin erzählte mir neulich, dass ihre Großeltern Donauschwaben waren, die untereinander Deutsch sprachen.
Offenbar wurde erst 1918 in Ulm ein anthroposophischer Zweig begründet. In der Stadt, in der eine reiche Bürgerschaft im Mittelalter eine eigene Kirche gebaut hat, die den Kathedralen in Frankreich und am Rhein (Straßburger und Freiburger Münster) an Größe, Höhe und Schönheit ebenbürtig ist, und seitdem fälschlich Ulmer „Münster“ genannt wird, obwohl sie keine Bischofskirche ist, leitete Rudolf Steiner damals seinen Vortrag mit der Frage ein, was eigentlich der Ausdruck „Gott“ bedeute.
Er sagt:
„Das Wort, nach dessen sprachlichem und geistigem Ursprung Sie am meisten vergeblich suchen werden in den gelehrten Hilfsmitteln, das ist das Wort ‚Gott‘. Keine Wissenschaft vermag Ihnen heute Auskunft zu geben über den sprachlichen und geistigen Ursprung des Wortes Gott. Das ist doch eine eigentümliche Tatsache.“
Viele, insbesondere Kleriker, würden das Wort ständig im Mund führen, wüssten aber gar nicht, zu wem sie eigentlich beteten.
Später führt Rudolf Steiner aus, dass die Menschen, die von Gott sprechen und zu ihm beten, in Wirklichkeit zu ihrem Schutzengel oder zu ihrem eigenen vorgeburtlichen Wesen beten.
„Derjenige, der weiß, was Worte wirklich für einen Inhalt haben können, der weiß, dass alles, was in den modernen Predigten gesagt wird von Gott, niemals auf irgendeinen höheren Gott als auf einen Engel sich bezieht, oder, wenn nicht auf einen Engel, so noch auf etwas anderes. Geht man nämlich der Frage nach, woher denn das eigentlich stammt, was solche Menschen fühlen, die von ihrem Gotte sprechen, die von ihrem Gotte predigen in ihren Kirchen, die oftmals sogar vorgeben, ein Gotteserlebnis in ihren Seelen zu haben, wie es manche Menschen der Gegenwart tun – sie nennen sich dann mit einem gewissen Hochmut ‚evangelisierte Menschen‘ und dergleichen – von welchen Impulsen in ihren Seelen solche Menschen ausgehen, der kommt zu folgendem: Solche Menschen fühlen in ihren Seelen den Impuls des eigenen Wesens, wie sich dieses Wesen entwickelt hat in einer rein geistigen Umgebung zwischen dem letzten Tode und der Geburt. Dieses geistige Wesen, das sich zwischen dem letzten Tode und unserer Geburt in uns entwickelt hat, das ist jetzt in unserem Leibe, das hat unseren Leib bezogen.“
Wenn ich in dem Tagebuch lese, das ich vor 50 Jahren geschrieben habe, dann begegnet mir das Wort „Gott“ auf Schritt und Tritt. Ich war schon als Kind ein religiöser Mensch und habe meine Religiosität auch noch über die Pubertät hinaus retten können, was vielen nicht mehr gelingt. Die beiden Söhne Lenas zum Beispiel sind zwar noch getauft, ja sogar zweimal getauft, weil Mamitschka meinte, nur eine russisch-orthodoxe Taufe sei eine wahre Taufe, aber seit ihrem 12. oder 13. Lebensjahr haben sie sich von Kirche und Gott abgewendet und bezeichnen sich heute als Atheisten. Ich finde, das ist ehrlicher, als zu einem „Gott“ zu beten, den man gar nicht kennt.
Ich glaube, dass nur wenige Kirchenchristen wirklich eine Ahnung von dem tieferen Wesen der Trinität haben, wenn sie sich in ihren evangelischen oder katholischen Gottesdiensten „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ versammeln.
Der Begriff der „Heiligen Dreieinigkeit“ ist mit dem gewöhnlichen Verstand gar nicht zu erfassen. Ich habe erst etwas davon begriffen, als ich im Jahre 1972 in der Philosophie-AG meines verehrten Lehrers Bertold Hasen-Müller zum ersten Mal von der dreigliedrigen Gestalt des Menschen einerseits und der Pflanze andererseits hörte und staunte: Beim Menschen unterschied er mit Rudolf Steiner zwischen Nerven-Sinnespol und Stoffwechsel-Fortpflanzungspol. Dazwischen findet sich im Herz-Lungenraum das rhythmische System mit Atem und Blutkreislauf als Vermittler zwischen den beiden Polen. Bei der Pflanze, so machte Herr Hasen-Müller anschaulich klar, ist es genau umgekehrt: Die Wurzeln entsprechen dem Nerven-Sinnespol beim Menschen, die Blüte mit der Frucht dem Stoffwechsel-Fortpflanzungspol. Das Blätterwerk entspricht dem rhythmischen System. Deshalb isst der Mensch einerseits Wurzelgemüse, andererseits Früchte, aber auch Blattgemüse oder Salat.
Das war mir sofort vertraut und später habe ich die ganze Welt trinitarisch anzuschauen gelernt. Das Göttliche war für mich seitdem nie mehr getrennt von der Welt.
An den Mitteilungen aus der Geisteswissenschaft, die seitdem mein inneres Leben begleitet und bereichert haben, haben mich immer die Angaben zu den Hierarchien interessiert. Ich weiß noch, wie ich vor mehr als 40 Jahren im Baptisterium San Giovanni des Domes von Florenz die wunderschönen Kuppel-Mosaiken der hierarchisch  gegliederten Engelswelt bewunderte und mich gar nicht satt sehen konnte.
Deswegen verwundert es mich gar nicht, dass auch in dem Ulmer Vortrag vom 30. April 1918 kurz auf die Engelshierarchien hingewiesen wird.
Rudolf Steiner sagt:
„Was ist eigentlich Gott, von dem die meisten Menschen der Gegenwart sprechen, die vorgeben, religiöser Natur zu sein?
Nun, die Menschen weisen es ab, wenn wir vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus davon sprechen, dass über uns andere Wesenheiten sind, die Angeloi, Archangeloi, Archai und so weiter, so dass wir eine Hierarchie von geistigen Wesenheiten schauen, und dass der Weg weit hinauf ist zu dem, was das höchste Göttliche ist. Diese erkenntnismäßige Bescheidenheit wollen die Menschen der Gegenwart nicht haben.“
Immer wenn ich gegenüber Kirchgängern von Engeln sprach, erntete ich Kopfschütteln. Manche meinten sogar, das sei Aberglaube.
Im Grunde können zeitgenössische Menschen, die wirklich nach den tieferen Schichten des religiösen Empfindens fragen, nur in der Geisteswissenschaft kompetente und letztlich überzeugende Antworten finden, die so umfassend sind, dass man nahezu ein ganzes Leben braucht, um sie zu studieren und sich zu eigen zu machen.

Montag, 29. Oktober 2018

Auswege aus der Sackgasse - Gedanken zu einem Vortrag von Rudolf Steiner vom 29. April 1929


Heute Mittag habe ich den dritten Vortrag aus dem Band „Der Tod als Lebenswandlung“ (GA 182) gelesen. Rudolf Steiner hielt ihn am 29. April 1918 in Heidenheim.
In dem Vortrag geht es um die Verlebendigung der drei Seelenregungen des Menschen durch die Aufnahme der Geisteswissenschaft. Nur dadurch könne der Mensch seinen im Materialismus verderbenden Geist wieder erlösen. Rudolf Steiner spricht in dem Vortrag dreimal das Wort „ver-„ beziehungsweise „entzaubern“ aus. Es gäbe keine geistlosen Menschen, aber die Menschen, die im Materialismus „stecken“ bleiben, weil sie Angst haben vor einer inneren Umwandlung durch die Aufnahme geisteswissenschaftlicher Gedanken, würden im Denken unbeweglich, im Fühlen stumpf und im Wollen ungeschickt werden. Gefordert aber seien in der Zukunft Menschen, die Im Denken flexibel und vielseitig, im Fühlen weitherzig und im Wollen so geschickt sind, dass sie zur Not auch einen Hosenknopf annähen können.
Rudolf Steiner sagt:
„Unsere intellektuelle Bildung ist der Weg zur geistigen Beschränktheit.“
Mein Schwiegervater, ein Bauer aus Südfrankreich, der die Politik kritisch verfolgte, sagte immer: „Manche Menschen sind so intelligent, dass sie schon wieder dumm sind.“ Als Lehrer kenne ich diese intellektuelle Beschränktheit gut, wenn es nur darum geht, den Schülern das Wissen für die nächste Klassenarbeit einzutrichtern. Ich habe immer versucht, den Schülern etwas für ihr Leben mitzugeben. Ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht; aber ich hoffe es.
Dann führt Rudolf Steiner aus, dass im Fühlen der Weltenrhythmus lebt. Er rechnet vor, dass der Mensch etwa 18mal in der Minute ein und ausatmet. Das ist am Tag etwa 25920mal.  Diese Zahl entspricht dem „Platonischen Weltenjahr“, in dem die Sonne mit ihrem Frühlingspunkt einmal durch alle 12 Tierkreisbilder wandelt. Wenn man diese Zahl durch 365 teilt, kommt man auf ca. 70 Jahre, also ein Menschenleben. Von diesem Zusammenhang des Menschen als Mikrokosmos mit dem Makrokosmos hat der moderne Mensch kein Gefühl mehr.
Rudolf Steiner sagt:
„Nicht fünfzig Jahre werden vergehen, und die Menschen werden keine Fabriken mehr bauen, keinen Acker mehr bebauen können nach den Anforderungen, die kommen werden für die Menschheit, wenn sie nicht dieses Gefühl haben. Diese Katastrophe, in der wir gegenwärtig stehen, ist nur der Ausdruck der Sackgasse, in welche die Menschen hineingekommen sind. (…) Die Menschheit wird verurteilt sein, immer mehr und mehr die Disharmonie im sozialen Zusammenleben zu entwickeln, und mehr und mehr Kriegsstoff über die Welt auszusäen, wenn sie sich nicht hineinfinden wird in den Zusammenklang mit dem Kosmos in dem Fühlen, um dieses hineinzutragen in alles, was man tut, auch in das Alleralltäglichste.“
Wenn man zu dem Jahr 1918 fünfzig Jahre dazurechnet, dann kommt man auf das Jahr 1968. Damals hatten die jungen Menschen das Gefühl, dass sie mit den alten Mustern nicht weiterkommen. Die Studenten rebellierten gegen den „Muff von tausend Jahren unter den Talaren“ und die Hippies probierten neue Lebensformen aus, meistens verbunden mit biologischer Landwirtschaft. „Bewusstseinserweiterung“ war das Ziel eines großen Teiles der Jugend. Dass die Studenten wegen nicht vorhandener Alternativen der Ideologie des Marxismus folgten und dass die Hippies ihre Bewusstseinserweiterung mit Hilfe von Drogen erlangen wollten, sind die Irrwege, die in die heutige neue Sackgasse geführt haben.
Auch unsere Politiker sind heute am Ende[1] und die Großmächte stellen immer mehr „Kriegsstoff“ her, der sich irgendwann über der Welt entladen wird.
1918 schon zeigte Rudolf Steiner den Menschen die Alternative auf, für die sie sich entscheiden konnten:
„Das ist dasjenige, worüber sich die Menschheit in der nächsten Zukunft zu entscheiden hat: ob sie den Geist in der Materie wird wuchern lassen wollen – dadurch wird der Geist zur Missbildung, dadurch kommt er in die diabolischen, in teuflischen, in ahrimanischen Wahn hinein –, oder ob die Menschheit den Geist wird verwandeln wollen in Gedanken, in Gefühle, in Willensimpulse: dann wird der Geist unter den Menschen leben und das erreichen, was er erreichen will. Denn der Geist will das ja: durch die Menschen in das Leben der Erde einziehen. (…) Geisteswissenschaft will nicht eine Theorie sein wie andere Theorien, sondern sie will gerade dem Menschen die Möglichkeit geben, den Geist, der in der Menschennatur verzaubert ist, zu erlösen, zu befreien, das in der Welt zu wirken, was gewirkt werden will von den geistigen Welten aus. Das ist allerdings auch der Grund, warum viele Menschen Geisteswissenschaft heute noch sehr energisch zurückweisen. Andere Wissenschaft nehmen die Leute gerne an, denn diese andere Wissenschaft schmeichelt dem Stolz, der Eitelkeit des Menschen, aber sie macht nicht den Anspruch an die Menschen“ (…), dass er sich „umwandelt“.
Das genau wollten viele 68er: sie wollten bei sich anfangen, sich selbst verwandeln, Selbsterfahrungen machen, bessere Menschen werden.
Viele haben dabei zu spirituellen Techniken gegriffen, die aus dem Osten kamen, wie Yoga oder Transzendentale Meditation. Nur wenige haben den abendländischen Weg der Geistesschulung gewählt.
Die „cleversten“ 68er aber haben sich auf den Marsch durch die Institutionen gemacht und sind heute jene Spießbürger, gegen die sie sich vor 50 Jahren aufgelehnt haben; schlimmer noch, sie sind Verfechter einer neoliberalen Politik, die das Wirtschaftswachstum als einzige Alternative für den Erhalt ihres Wohlbefindens vergöttern.


[1] Eben erfahre ich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem erneuten Desaster für ihre Partei bei der Landtagswahl in Hessen nicht mehr für den Vorstand der CDU kandidieren möchte, ja schon über das Ende ihrer Kanzlerschaft nachdenkt.

Samstag, 27. Oktober 2018

Schicksalsvertrauen - Gedanken zu einem Vortrag von Rudolf Steiner in Bern


Gestern holte ich eine Büchersendung, die ich mir über amazon schicken ließ, bei der Hauptpost in der Stadt ab. Neben dem Buch „Warum schweigen die Lämmer“ des emeritierten Kieler Kognitionsforschers Rainer Mausfeld aus dem  Frankfurter Westend-Verlag erhielt ich ein Taschenbuch mit Vorträgen von Rudolf Steiner aus den Jahren 1917 und 1918, die unter dem Titel „Der Tod als Lebenswandlung“ veröffentlicht wurden.
Ich bin nicht ganz sicher, ob ich die GA-Ausgabe 182 nicht schon habe, aber sie ist dann bei meiner Ex-Frau. Jedenfalls sind in dem Bändchen zwei Vorträge enthalten, die mich seit langem begleiten, und die ich als Einzelausgabe besitze: „Was tut der Engel in unserem Astralleib“[1], den Rudolf Steiner am 9. Oktober 1918, und der Vortrag „Wie finde ich den Christus?“, den er am 16. Oktober in Zürich gehalten hat, also ziemlich genau vor 100 Jahren.
Gestern Abend las ich vor dem Schlafengehen noch den ersten Vortrag aus dem Band, den Rudolf Steiner am 26. November 1917 in Bern hielt, also ziemlich genau einen Monat nach jenem Dornacher Vortrag vom 26. Oktober 1917 über den „Sturz der Geister der Finsternis“, den ich auch in meinem eigenen Vortrag im Sophianeum zitiert habe[2]. Vielleicht saß ja damals auch Hermann Hesse, der mit seiner Frau Maria Bernoulli und seinen drei Söhnen zwischen 1912 und 1919 in einem Landhaus am Stadtrand von Bern lebte und bei der deutschen Botschaft die „Bücherzentrale für deutsche Kriegsgefangene“ aufbaute, im Publikum.[3]
Jedes Mal, wenn ich einen Vortrag von Rudolf Steiner lese, bin ich erstaunt über den weiten geistigen Horizont, der sich vor mir dabei auftut.
Mit einer bewunderungswürdigen Sicherheit führt der Geisteswissenschaftler den Hörer, der nun zum Leser geworden ist, in Welten ein, die ihm ansonsten unzugänglich sind. So spricht Rudolf Steiner in dem Berner Zweigvortrag von dem Weg, den die Verstorbenen nach dem Tod durch die geistige Welt nehmen. Dabei unterscheidet er zwischen solchen Menschen, die in ihrem irdischen Leben geistige Impulse, und solchen, die nur die Impulse des naturwissenschaftlichen Materialismus aufgenommen haben. Normalerweise gelangen die Verstorbenen auf ihrer „Reise“ nach dem Tod zunächst in ein Reich, in dem sie nur Lust und Leid empfinden, in dem Sympathien und Antipathien walten (theosophisch ausgedrückt: das niedere Devachan). Danach gelangt die Seele in ein „zweites Reich“, das dem Seelenleben der Tiere entspricht (theosophisch ausgedrückt: das höhere Devachan). Gefühle und zu- und abnehmende Willensregungen sind die Umgebung, in der sich die Seelen wiederfinden, so wie sie sich im verkörperten Zustand in der mineralischen und pflanzlichen Welt bewegen. Dabei spielen die Gefühle und Willensimpulse der gleichzeitig mit ihnen Gestorbenen und ihre Beziehung zu denjenigen Lebenden eine wichtige Rolle, die mit ihnen karmisch verbunden sind. Alle anderen Menschen sind für sie unsichtbar.
Rudolf Steiner erläutert:
„Das ist sein zweites Reich. Und während wir hier unsere Gefühle, unsere Empfindungen im Menschenleben entfalten, lebt in diesem Leben seelenhaftig der Tote mit fort, und zwar so, dass gerade jenes Fluten, das ich beschrieben habe als Stärker- und Schwächerwerden des Willens, als Verstärkung und Ablähmung des Willens des Toten, in einer gewissen Beziehung eins ist mit dem, was auf Erden hier als Gefühle und Willensimpulse der sogenannten Lebendigen erträumt und erschlafen wird.[4]
Sie sehen daraus, wie wenig eigentlich das Reich der Toten von unserem Erdenreiche wirklich getrennt ist, wie innige Verbindung zwischen diesen Reichen ist.[5] Wie gesagt, unter normalen Verhältnissen wird der Tote nichts zu tun haben – mit den Ausnahmen, die ich nachher besprechen werde – mit dem mineralischen und pflanzlichen Reiche; wohl aber hat er zu tun mit dem, was im tierischen Reiche vorgeht. Das ist gewissermaßen der Boden, auf dem er steht. Er hat aber zu tun mit dem, was im menschlichen Gefühls- und Willensreiche vor sich geht. In diesem Reiche sind wir von den Toten durchaus nicht getrennt. Aber die Sache ist so: Man kann, wenn man durch die Pforte des Todes geht, indem man diese Verstärkungen und Schwächungen des Willens erlebt, leben mit den sogenannten Lebendigen im physischen Leibe; aber nicht mit allen, nicht mit irgendeinem. Sondern da ist das bestimmte Gesetz, dass man leben kann nur mit denjenigen, mit denen man irgendwie karmisch verknüpft ist. Also ein karmisch ganz Fremder, der hier lebt, ist für einen Toten nicht wahrnehmbar, gar nicht vorhanden.“
Später führt Rudolf Steiner aus, was mit jenen Menschen nach dem Tode geschieht, die im Leben zwischen Geburt und Tod nur materialistisch-naturwissenschaftliche Impulse aufgenommen haben. Sie bleiben stärker an die Erde, sprich: an das Mineral- und Pflanzenreich gebunden[6], als jene, die den Christusimpuls aufgenommen haben.
Rudolf Steiner kommt nun zu dem eigentlichen Ziel seines Berner Vortrages und führt aus:
„Nun handelt es sich aber darum: Wie ist nicht nur eine Wissenschaft, sondern ein Drinnenstehen in dem geistigen Reiche zu finden, so dass wir nicht nur Natur finden? Denn in einer Natur werden wir niemals den Christusimpuls finden. Wie ist das Sich-Hinein-Stellen in das geistige Reich zu suchen, nicht nur das Wissen davon?“
Darum geht es Rudolf Steiner, ausgesprochen oder unausgesprochen, in all seinen Vorträgen und Büchern: Er will nicht, dass seine Geisteswissenschaft nur abstrakte Theorie bleibt, sondern sie soll Lebenspraxis werden.
Er fährt fort:
„Nun, Sie erkennen schon aus dem, was ich gesagt habe, dass zu dem Bewusstsein, das wirklich in der modernen und namentlich in der zukünftigen Menschheit ein bloßes natürliches Bewusstsein werden wird, ein Bewusstsein von Naturtatsachen, dass da ein anderes Bewusstsein hinzutreten muss. Ein ganz anderes Bewusstsein muss noch hinzutreten.“
Wenn dieses Bewusstsein nicht hinzutritt, dann bleiben die Menschen, wie Rudolf Steiner zuvor ausgeführt hat, an die Erde gebunden, insbesondere ans mineralische Reich, und werden sich auch nach dem Tod insbesondere mit dem „Maschinenwesen“ verbinden. Diese Entwicklung beschreibt der junge israelische Wissenschaftler Yuval Noah Harari (Jahrgang 1976), dessen Bücher gerade weltweit die Bestsellerlisten erstürmen, in seinem zweiten Buch „Homo Deus – eine kurze Geschichte der Zukunft“[7] (2017). Hier schildert er den „Aufstieg“ des Menschen in der Zukunft zu einer intelligenten Maschine, nachdem er ihn in seiner  „Kurzen Geschichte der Menschheit“ (2013) ganz im Sinne von Darwins Deszendenztheorie als intelligenten Affen (Erstes Kapitel: „Ein ziemlich unauffälliges Tier“) beginnen ließ.
Zurück zu Rudolf Steiners Berner Vortrag:
„Für dieses Bewusstsein wird gewissermaßen die Notwendigkeit der Erfassung des Mysteriums von Golgatha als einer spirituellen Tatsache nur die höchste Spitze sein. Aber dasjenige, was notwendig ist gegenüber dem Mysterium von Golgatha, die Sache als eine spirituelle zu durchschauen, das wird auch auf das übrige Leben ausgedehnt werden müssen. Das heißt aber nichts anderes, als dass eintreten muss in das menschliche Bewusstsein, außer der reinen natürlichen Betrachtung, eine ganz andere Betrachtung der Dinge.
Und diese Betrachtung der Dinge, die wird kommen und muss kommen dadurch, dass der Mensch lernt, ebenso mit Bewusstsein zu schauen in die Welt, wie er durch seine Sinneswahrnehmungen in die Sinneswelt schaut, auf seinen Schicksalsverlauf im Großen und Kleinen.“
Und nun erläutert Rudolf Steiner, wie wichtig es ist, immer mehr auf die Schicksalszusammenhänge im menschlichen Leben zu achten.
Seitdem ich vor 52 Jahren begonnen habe, Tagebuch zu schreiben, versuche ich, mein Schicksal zu studieren und alle Begegnungen mit anderen Menschen zu verzeichnen. Bis heute staune ich im Grunde jeden Tag darüber, wie intelligent dieses Schicksal geleitet wird. Natürlich weiß ich noch nicht, von wem. Aber ich vermute, dass Rudolf Steiner recht hat, wenn er dafür die Verstorbenen in ihrer engen Zusammenarbeit mit den Engelshierarchien verantwortlich macht.
Wenn man diese Zusammenhänge spürt, dann gewinnt man ein unbegrenztes Vertrauen in das eigene Leben und muss vor nichts und niemandem mehr Angst haben.



[1] Über diesen Vortrag habe ich im Jahre 1984 im Heidenheimer Rudolf-Steiner-Haus gesprochen und dabei eine Zusammenfassung gegeben, die Rudolf Steiners Vortrag von hinten her, also in einer Art Rückschau, „aufrollte“. Das wurde damals von einigen gewichtigen Zweigmitgliedern gelobt. Die Mutter von Clown Nögge, die auch im Publikum saß, sagte mir nach dem Vortrag einen Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: „Sie werden eines Tages im Goetheanum Vorträge halten!“
[3] Es mag sein, dass Hermann Hesse nicht in diesem Zweigvortrag war, sondern in dem öffentlichen Vortrag vom 28. November 1917, den Rudolf Steiner an mehreren Stellen erwähnt, der aber nicht in diesem Band veröffentlicht ist.
[4] Rudolf Steiner führt an anderer Stelle aus, dass die Gefühle des Menschen schon auf einer Stufe bewusst sind, die dem Traumleben entspricht, dass aber die Willensimpulse so unbewusst sind, dass sie dem Tiefschlaf entsprechen.
[5] Diese Verbindung macht Alfred Hitchcock, zum Thema seines Films „Vertigo“, der im Deutschen den Titel „Aus dem Reich der Toten“ erhielt. Allerdings löst der Jesuitenschüler seine Fabel am Ende im materialistischen Sinne auf und macht aus den Beziehungen der Lebenden zu einer Toten die Machinationen eines Verbrechers, wie ich in meiner Filmkritik vom 28.04 2016 beschrieben habe. Siehe http://johannesws.blogspot.com/2016/04/alfred-hitchcock-und-das-christentum.html
[6] Hierzu führt Rudolf Steiner im Jahre noch weitere geistige Tatsachen an, die Lorenzo Ravaglio in seinem Anthroblog vom 25.10.2018 zitiert. Siehe: https://anthroblog.anthroweb.info/2018/1980-die-politik-okkulter-bruederschaften/

Zum Tod des französischen Historikers Robert Faurisson (1929 - 2018)


Es ist schon merkwürdig, wie mich das Schicksal führt. Ich hatte im Frühjahr versucht, Kontakt mit Erhard Eppler aufzunehmen, nachdem ich seine Autobiographie gelesen hatte und von ihr sehr beeindruckt war. Dieser berühmte „linke“ Haller, den ich nach wie vor schätze, hat mir im Grunde eine Absage erteilt, da er meine Überlegungen nicht nachvollziehen wollte. Ich habe mich nach dem kurzen Brief, den er mir geschrieben hat, nicht mehr bei ihm gemeldet und auf ein Zusammentreffen mit dem 92-jährigen verzichtet.
Nun meldete sich auf den ersten kurzen Leserbrief, den ich vor ungefähr sieben Wochen an das Haller Tagblatt schrieb und der auch veröffentlicht wurde, telefonisch ein anderer Schwäbisch Haller, der 78-jährige Schriftsteller Günter Zemella.

Günter Zemella hat mir nun eine weitere Mail geschickt, in der ich als Anhang einen Nachruf auf einen französischen Historiker gefunden habe, der am 21. Oktober, also vor genau einer Woche, in seiner Geburtsstadt Shepperton gestorben und gestern in Vichy beerdigt worden ist: einer der meist gehassten Menschen auf diesem Planeten, der im Oktober 1989  im öffentlichen Park von Vichy halb tot geschlagen wurde. Die Person, die ihn ins Krankenhaus brachte, bedauerte ihre Hilfe, wie es heißt, im Nachhinein, als sie erfuhr, wer der Halbtote war: Robert Faurisson (1929 – 2018),  einer der intelligentesten und mutigsten Holocaust-Forscher, ein ehemaliger Universitätslehrer, der die ganze gläubige Gemeinde der Holocaustgläubigen gegen sich aufbrachte und dem von dieser überall nur Hass entgegen flammte.
In dem Nachruf von Jerome Bourbon, dem Direktor der Zeitschrift Rivarol, den mir Günter Zemella heute zusandte, lese ich unter anderem diese erschreckenden Sätze:
„Robert Faurisson bedrohte durch seine Arbeiten und seinen berühmten Satz aus sechzig Worten, ausgesprochen 1980 am Mikrofon von Europe 1 gegenüber einem entnervten Ivan Levai, nicht nur die ideologischen Grundlagen der aus dem letzten Krieg hervorgegangenen Weltordnung, sondern er bestritt eine regelrechte Religion, oder vielmehr eine Gegenreligion, den Holocaust-Kult. Ein Kult, der es nicht leiden kann, wenn man es ihm gegenüber an Ehrerbietung und Unterwerfung vermissen lässt. Ein (falscher) Gott, der verlangt, dass man ihn ständig beweihräuchert, dass man ihn bewundert, dass man die Flamme wie in Yad Vashem immer wieder anzündet, dass man Blumen schenkt und wehleidig klagt wie während der Pilgerreisen und Prozessionen in Auschwitz und anderswo, dass man sich auf die Brust schlägt und dabei ausruft ‚Nie wieder!‘
Die Gegenreligion der Shoah, unterrichtet ab der Grundschule und ein Leben lang über das Fernsehen, das Kino, die Unterhaltungen, äfft im Grunde die katholischen Riten nach mit ihren Märtyrerkulten (die sechs Millionen), ihren Heiligen (die durch den Staat Israel gewürdigten Gerechten), den Wundersamen (die Überlebenden der Shoah), den Gezeichneten (die Deportierten mit ihren auf dem Arm eintätowierten Nummern), ihren Pilgerreisen und Sühneprozessionen von Ausschwitz bis Struthof, ihren Tempeln und Kathedralen (die Holocaust-Museen, das Mahnmal der Shoah), den Ablasszahlungen (die unablässigen finanziellen Wiedergutmachungen an den Staat Israel und die Nachkommen der Deportierten), ihren Reliquien (die Zähne, die Haare, die Schuhe der Deportierten), ihrer Hagiographie (die Bücher von Elie Wiesel, von Primo Levi…), ihren Martyrologien (die Mauern der Mahnmale, die die Identität und den Familiennamen der Opfer wiedergeben), ihren Orten der Qual (die Gaskammern zur Menschentötung), ihren Gesetzestafeln (die Erklärung der Menschenrechte), ihrem Evangelium (das Urteil des Internationalen Gerichtshofes von Nürnberg), ihren großen Priestern und Päpsten (Klarsfeld, Veil, Lanzmann…), ihrer Inquisition (die Gerichte der Republik und die von Dutzenden Staaten weltweit, die über ein repressives antirevisionistisches Arsenal verfügen), ihren Gesetzestexten gegen die Blasphemie (das Fabius-Gayssot-Gesetz und seine Entsprechung nahezu überall im Westen), ihren Richtern (die Strafrichter), der Heiligen Stätte (die zionistische Entität), ihrem Erzengel (Tsahal zur Verteidigung von Erez Israel), ihren Predigern und Schutzengeln (die Lehrer und alle Führungsorgane, seien sie politisch, medial, religiös, gewerkschaftlich, verbandsseitig, sportlich, wirtschaftlich), ihre heiligen Versammlungen (der jüdische Weltkongress, der B’nai B’rith, der CRIF, die LICRA, der UEJF, AIPAC…), ihrer Hölle (alle Nationalisten, außer den israelischen, die Revisionisten, die Katholiken, die der Doktrin des neuen Israel treu sind, nach der sogenannten Substitutions-Theologie), ihren Gläubigen (nahezu die gesamte Menschheit), ihren Ungläubigen (die Revisionisten).
Wenn sie die christliche Religion nachäfft, so stellt diese Gegenreligion auch ihre Umkehrung dar: der Liebe stellt sie den Hass gegenüber, der Wahrheit die Lüge, der Vergebung der Verfehlungen die talmudische Rache, dem Respekt vor den Alten die Hatz auf Greise, dem Erlass der Sünden die Unverjährbarkeit der Verbrechen, dem Geiste der Armut die Verlockung des Geldes, der Demut den Willen zur Beherrschung, dem Geist des Teilens die Profitgier, der Wohltätigkeit die Epressung, der Achtung des Nächsten das Lynchen, der Stille der Andacht das Einhämmern der Anklageerhebung, der Diskretion der häuslichen Tugenden den medialen Lärm und Krach, der unendlichen Gerechtigkeit Gottes das Tribunal der Sieger, das die Besiegten aburteilt.“
Ich weiß, wenn ich diesen Text veröffentliche, dann habe ich postwendend mit Sicherheit ein paar Facebookfreunde weniger, nachdem ich schon für viel weniger brisante Texte als „Holocaustleugner“ entfreundet wurde. Natürlich habe ich noch nicht die „Courage“, mich gegen die mächtigen Netzwerke zu stellen, die unsere Gedanken kontrollieren wollen und uns deshalb in gewisser Weise durch ihre scheinbare Mehrheit („wir sind mehr“) einschüchtern.
Ich will nicht das Leid der einen Gruppe gegen das Leid der anderen aufrechnen, aber wir Deutsche haben gewiss gelitten und leiden noch weiter an der Schuld, an die wir fast täglich erinnert werden. Wir können diese Schuld nicht abschütteln, aber ich weiß, dass es einen Gott gibt, der verzeiht. Auch das Leid hat einen Sinn und das Christentum ist die einzige Religion, die ich kenne, die den Menschen im Leid zu trösten vermag. Ich bin nicht unempfindlich gegenüber dem Leid der Deportierten und der Umgekommenen. Aber ich weiß, dass es einen gerechten Gott gibt, der dieses Leid ausgleichen wird. So nehme ich auch mein Leid auf mich. Wer aber mit dem Leid der anderen hausieren geht und daraus politischen Profit zieht, der instrumentalisiert das Leid, wie es Norman Finkelstein beschrieben hat.
Jene Juden, die den Deutschen nicht verzeihen können, sondern meinen, sie müssten sie bei jeder Gelegenheit an ihre Schmach erinnern, wissen offenbar nichts von Gott. Immer mehr erhärtet sich in mir der Verdacht, dass sie einem anderen Gotte dienen, als dem, den ich täglich in meinem Leben erfahre und der mir aufhilft, wenn ich strauchle.

Nachtrag vom Montag, den 28.10.2018:
Es ist mir sofort aufgefallen, als ich am Samstagabend die Nachrichten sah, dass etwas Schreckliches passiert ist, während ich an diesem gleichen Tag judenkritische Texte  im Internet veröffentlichte. Ein 46-jähriger Mann ist an diesem Sabbat in die Lebensbaum-Synagoge in Pittsburgh eingedrungen und hat während einer Taufzeremonie elf Menschen getötet und mindestens sechs verletzt.
Irgendwie schämte ich mich plötzlich wegen der Veröffentlichung meiner Gedanken. Als ich dann jedoch die nächste Nachricht hörte und wieder Bilder sah, wie die israelische Armee als Reaktion auf Raketenangriffe Ziele in Gaza-Stadt bombardierte, musste ich wieder einsehen, dass die Kritik an gewissen jüdischen Aktivitäten durchaus Berechtigung hatte: Die palästinensischen Raketenangriffe, die ich als solche auch hier nicht verteidigen will, verstehe ich als eine Reaktion auf die Verlegung der amerikanischen Botschaft anlässlich des siebzigsten Jahrestages der Gründung des Staates Israel von Tel Aviv nach Jerusalem, was in den Augen der arabischen Bevölkerung einer Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels gleichkommt.
Ich weiß nicht, was den Mann in Pittsburgh bewog, elf Juden zu töten. Die Hintergründe dieser Tat sind für mich noch nicht klar. Solche Taten kann ich jedoch in keinem Fall gut heißen. Auch wenn ich äußerst kritisch gegenüber den Kabalen jüdischer Organisationen eingestellt bin, so kann ich in mir doch keinen „Hass“ gegen Juden entdecken. Ich kann nicht einmal die jüdischen Mörder der Zarenfamilie hassen. Sie waren in gewisser Weise Ausführende einer höheren historischen Macht, die Russland durch eine radikale Tat radikal verändern wollte.
Die jüdischen Bolschewiki, die so viel Leid über das russische Volk gebracht haben, sind im Grunde Geführte dieser höheren Macht gewesen, der sie sich verbunden haben, genauso wie die fanatischen Nationalsozialisten, die so viel Leid über das jüdische Volk gebracht haben. Dass es keine positive göttliche Macht war, die diese Menschengruppen geführt hat, ist offensichtlich. Es waren negative, zerstörerische geistige Mächte. Einer solchen Macht folgte mit Sicherheit auch der Mann in Pittsburgh. Hass ist immer ein irdischer Ausdruck solcher negativer geistiger Mächte, wie andersherum Liebe der Ausdruck positiver geistiger Mächte ist.
Wenn ich ganz bestimmte (keinesfalls alle!) Juden kritisiere, dann hasse ich diese nicht und würde niemals meine Hand gegen sie erheben, wie es leider jene fanatisierten Deutschen während der Zeit des Nationalsozialismus getan haben, und wie es nun wieder ein fanatisierter Amerikaner getan hat, sondern ich möchte die Wahrheit über solche Ereignisse und Taten herausfinden. Dabei versuche ich, nicht nur die irdisch-materiellen, sondern auch die spirituell-geistigen Zusammenhänge zu berücksichtigen.
Wer wie Ernst Nolte oder Robert Faurisson der historischen Wahrheit verpflichtet ist, kann noch lange kein "Antisemit" oder „Judenhasser“ genannt werden, was aber immer wieder geschehen ist. Diese Schlagwörter greifen zu kurz, genau wie die anderen Schlagwörter "rechts" und "links". Mit solchen Begriffen soll alle Kritik zum Schweigen gebracht werden, die sich in irgendeiner Form gegen frühere oder heutige Aktivitäten von Juden wendet, die vom Standpunkt einer Liebesreligion wie des Christentums aus kritisierbar sind.

Niemals aber lässt sich ein Christ zu Hass und Mord hinreißen, wie es offenbar bei dem Mann in Pittsburgh geschehen ist.

Freitag, 26. Oktober 2018

Bemerkungen zum Historikerstreit



Als ich am Freitagabend (26.10.2018) gegen 21.00 Uhr von meinem Deutschkurs zurückkam, schaute ich noch in meine Mailbox und fand einen Link von Günter Zemella, dem ich meinen letzten Text („Propaganda vs. Geschichte“) gesandt hatte. Er hat mich auf ein Porträt des feinsinnigen Historikers Ernst Nolte aufmerksam gemacht, das im Jahre 2013 von BRAlpha ausgestrahlt wurde.
Ich schaute mir den etwas länger als 60 Minuten dauernden, einfühlsamen Film von Andreas Christoph Schmidt an, in dem nicht nur die Bedeutung von Ernst Nolte als Historiker, sondern auch der sogenannte Historikerstreit von 1986 bis 1988 behandelt wurde, der bis heute die Zunft und die Gesellschaft spaltet und der Ernst Nolte in der deutschen Geschichtswissenschaft zu einer „persona non grata“ gemacht hat. Wieder geht der Angriff auf die Objektivität von Noltes Geschichtsauffassung von jüdischen Forschern aus, die sich gegen die angebliche Relation der „Einmaligkeit des Holocaust“ wehren, allen voran der Adorno-Schüler Jürgen Habermas. Ich kannte den Ausdruck „kausaler Nexus“, den Ernst Nolte in die Geschichtsforschung eingeführt hatte, noch nicht, aber seit ich das mit seinem Vorwort versehene Buch von Johannes Rogalla von Bieberstein über den „Jüdischen Bolschewismus“ gelesen habe, ist mir klar, dass es lange vor dem Nationalsozialismus Lager und Massenmord im Namen einer Ideologie gab, die vor allem von Juden vertreten wurde.
In dem Film kommen auch zwei jüdische Persönlichkeiten zu Wort, deren emotionalen Statements in einem starken Kontrast zu Noltes besonnener, um Verstehen ringende Art standen: George Steiner und Elie Wiesel.
Über die bewusste Erhebung des Holocaust in den Rang einer Ersatzreligion schreibt auch Norman Finkelstein in seinem 2001 erschienenen und von Vertretern jüdischer Organisationen heftig angefeindeten Buch „Die Holocaust-Industrie – Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird“. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der auch in dem Porträt des deutschen Historikers mehrmals mit seiner Position gezeigt wird: Elie Wiesel.
Finkelstein schreibt (a.a.O. S 53f):
„Nur ein Katzensprung trennt die Behauptung, der Holocaust sei einzigartig, von der Behauptung, der Holocaust sei rational nicht zu begreifen. Wenn es kein dem Holocaust vergleichbares geschichtliches Ereignis gibt, dann muss er darüberstehen und kann folglich nicht von der Geschichte erfasst werden. In der Tat, DER HOLOCAUST ist einzigartig, weil er unerklärlich ist, und er ist unerklärlich, weil er einzigartig ist.“
Hier begegnet mir wieder eine Art von Argumentation, die mir als rein formallogisch vorkommt. Allmählich verstehe ich, wieso Jesus Christus immer wieder Auseinandersetzungen mit den jüdischen „Schriftgelehrten“ hatte, die ihre intellektuellen Gaben für ein Bücherwissen und eine Argumentation verwendeten, die man nur als spitzfindig bezeichnen kann. Andere haben das Wort von der „Rabulistik“ dafür geprägt, das sich auf die Rabbis bezieht, deren lebenslange Hauptbeschäftigung die Auslegung der Thora war.
Finkelstein schreibt weiter:
„Novick hat diese Mystifizierung ‚Heiligsprechung des Holocaust‘ getauft, und Elie Wiesel ist ihr erfahrenster Fürsprecher. Für Wiesel ist DER HOLOCAUST, wie Novick zu Recht anmerkt, wirklich eine ‚Mysterien‘-Religion. So intoniert Wiesel, dass DER HOLOCAUST ‚in die Finsternis führt‘, ‚alle Antworten verweigert‘, außerhalb, wenn nicht jenseits der Geschichte liegt‘, ‚sich dem Wissen wie der Beschreibung widersetzt‘, ‚nicht erklärt oder bildlich vorgestellt werden kann‘, ‚niemals zu erfassen und zu ermitteln‘ sei, eine ‚Zerstörung der Geschichte‘ und eine ‚Veränderung im kosmischen Maßstab‘ markiere. Nur der Priester-Überlebende (sprich: nur Wiesel) ist geeignet, sein Mysterium zu erahnen. Und doch ist das Mysterium DES HOLOCAUST, wie Wiesel bekennt, ‚nicht zu vermitteln‘; ‚wir können noch nicht einmal darüber sprechen‘. Folglich trägt Wiesel in seinen Reden für das Standarthonorar von 25000 Dollar (plus Limousine mit Chauffeur) vor, dass das ‚Geheimnis‘ von Auschwitz‘ ‚Wahrheit im Schweigen liegt‘.
Aus dieser Perspektive läuft ein rationales Verständnis DES HOLOCAUST darauf hinaus, ihn zu leugnen. Denn eine rationale Annäherung leugnet die Einzigartigkeit und das Mysterium DES HOLOCAUST. Und wer diesen HOLOCAUST mit dem Leiden anderer vergleicht, begeht für Wiesel ‚absoluten Verrat an der jüdischen Geschichte‘."
Wenn ich solche Überlegungen lese, wird mir bewusst, wie sehr auch ich jahrelang – vollkommen unbewusst – mit einer „Schere im Kopf“ die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte vermied. Da ich mir jedoch keine Denkverbote auferlegen lassen will, habe ich vor ein paar Jahren begonnen, mich dieser Geschichte behutsam anzunähern, allerdings gleichzeitig auch der Geschichte Russlands und der Sowjetunion.
Das erste bedeutende Buch, das Ernst Nolte veröffentlichte, handelte vom „Faschismus in seiner Epoche“. In der 1961 erschienen Untersuchung unterscheidet er konzis zwischen dem italienischen und dem deutschen Faschismus, die ganz unterschiedliche Wurzeln hätten. In der Sowjetunion wurde der Begriff, wie ich von Lena weiß, in einer anderen Bedeutung benützt: „Faschisten“ waren alle, die rechts waren. Der Begriff „Faschismus“ war in manchen populären Reden gleichbedeutend mit Kapitalismus. Der Sozialismus war dagegen die bessere Form einer klassenlosen Gesellschaft, in der es angeblich die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nicht mehr gab. Linke Historiker unterscheiden nicht einmal mehr zwischen Faschismus und Sozialismus, sondern sprechen von „Totalitarismus“, einem Begriff, der alle Unterschiede verwischt.
All das wurde mir beim Ansehen des Porträts Ernst Noltes gestern Abend deutlich. Ich schrieb Günter Zemella, der mir diesen wertvollen Link zugesandt hatte, eine Dankesmail.

Ernst Nolte wurde aufgrund seines Buches „Der Faschismus in seiner Epoche“ 1965 als ordentlicher Professor an die Universität Marburg berufen, wo der Historiker Wolfgang Abendroth lehrte. An der "linken" Universität Marburg lehrte im Fach Germanistik bis 1975 auch mein hochverehrter Lehrer Professor Heinz Schlaffer. 
Ernst Nolte ist im Jahre 1923 geboren. Das Porträt von Andreas Christoph Schmidt wurde anlässlich seines 90. Geburtstages am 13. Januar 2013 ausgestrahlt.

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Propaganda vs. Geschichte - falsche und authentische Zeitzeugnisse


Am Dienstagabend (23.10.2018) sah ich nach meinem Kurs noch das Ende einer Sendung auf Arte in der Reihe „Thema“. Sie hieß „Die Rückkehr der Grenzen“ von Nicolas Pannetier und Simon Brunel (Frankreich 2017). In der Ankündigung auf arte online hieß es: „Am 21. Dezember 2007, 18 Jahre nach dem Fall der Mauer, öffnete die Europäische Union ihre Freihandelszone für acht ehemalige Ostblockländer. Damit fiel der Eiserne Vorhang, eine 3000 Kilometer lange Grenze, die für die größte ideologische und geopolitische Spaltung des 20. Jahrhunderts stand.“[1] 
Unter anderem wurde die Geschichte des polnischen Händlers für Heimwerkerbedarf und Gartenzwerge Zbigniew Bogdanovicz aus Zehden (Cedynia) an der Oder, dem am weitesten westlich gelegene (Grenz-) Ort Polens, ein ehemals deutsches Städtchen etwa hundert Kilometer von Berlin entfernt, gezeigt, der ursprünglich aus dem ehemaligen Ostpolen und der jetzigen Ukraine stammt.

Polen existierte im Zweiten Weltkrieg gar nicht mehr. Auf Jalta verteilten die vier Siegermächte deutsches und russisches Staatsgebiet an die Polen so, dass das in Versailles 1919 geschaffene polnische Staatsgebiet wieder erstand, allerdings um 200 Kilometer nach Westen versetzt, wie bereits im Hitler-Stalin-Pakt (geheim) vereinbart. Millionen von Ostpolen wurden 1945 in das ehemals deutsche Gebiet umgesiedelt und Ostpolen als Teil der Ukraine von Stalin annektiert. Die ca. 17 Millionen Bewohner Schlesiens, Pommerns und anderer deutscher Ostgebiete wurden vertrieben. Sechs Millionen sollen bei der Flucht umgekommen sein, 10000 allein beim Untergang der Wilhelm Gustlof am 30. Januar 1945. 
Die drei westlichen Alliierten wollten eigentlich, dass Schlesien mit Breslau deutsch blieb, aber Stalin war dagegen. So ist Stalin nicht nur verantwortlich für den Heimatverlust von Lenas Großeltern, die ursprünglich aus Rostow am Don (Mutter) und Kursk (Vater) stammten und bereits 1933 in Viehwaggons aus ihrer Heimat in die kasachische Steppe deportiert wurden, sondern auch für die Vertreibung meiner Eltern aus ihrer Heimat an der Oder (Breslau und Dyhernfurt).
Reale Menschen waren für diesen Diktator lediglich Figuren auf einem Schachbrett, die man nach Belieben verschieben konnte. 
Das ist von der Qualität her eine völlig andere Politik als sie der deutsche Diktator Adolf Hitler betrieb, der immer mit dem Schlagwort vom „Lebensraum im Osten“ in Verbindung gebracht wird. Er hat vor dem Zweiten Weltkrieg lediglich versucht, die deutschen Volksgenossen, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in Ländern wie der Tschechoslowakei oder Polen wiederfanden, „heim ins Reich“ zu holen. Auch der „Anschluss“ Österreichs an Deutschland war kein Verbrechen, sondern wurde von den Österreichern in ihrer Mehrheit sogar begrüßt.

Immer wieder beschäftigt mich das „Weltfaszinosum“[2] Adolf Hitler. Vor ein paar Tagen wurde das „Psychogramm“ des Diktators, das die Vorgängerorganisation der CIA, die OSS, im Dezember 1943 von ihm angefertigt hat, im Internet veröffentlicht.[3] Ich habe die 70 bis ins Jahr 2000 als „secret“ eingestuften maschinenschriftlichen Seiten vorgestern ausgedruckt und lese sie seit gestern. Solche „Zeugnisse“ interessieren mich mehr als heutige Urteile, in denen Hitler als Monster erscheint, da sie als Zeugnisse in jener Zeit entstanden sind und nicht aus der Feder von besserwisserischen, nachgeborenen „Historikern“ stammen.
Ich habe den Hass jüdischer Publizisten, die keinerlei Kritik an Israel dulden, am eigenen Leib erfahren. Wenn ich es auf ihren Internetseiten („Mena Watch“ „Antisemitismus bekämpfen“) dennoch einmal wagte, leise Kritik anzubringen, wurde ich beleidigt und bekam zu hören, dass ich mich mit meinem Namen lieber zurückhalten solle. Einer schrieb mir sogar, ohne sich weiter mit meinen Argumenten auseinanderzusetzen: „Hau ab nach Palliwood!“ Dieser rüde Ton gefällt mir nicht, scheint aber typisch zu sein für jene Vertreter des auserwählten Volkes, die sich im Besitz der Wahrheit wähnen.
Ich weiß, dass maßgebliche Juden „Meister der Propaganda“ sind und erfahre immer mehr, wie sie die öffentliche Meinung zu steuern versuchen. Im Augenblick lancieren sie die Botschaft, dass in Deutschland der Antisemitismus zunehme, weil vor ein paar Wochen in Berlin ein Kippah-Träger angegriffen wurde. Dabei sollte ein gläubiger Jude diese Kopfbedeckung nur beim Gebet und in der Synagoge tragen, nicht jedoch in der Öffentlichkeit[4].
In der neuesten Ausgabe des „Spiegel“ (Nr. 43 vom 20.10.2018) wird ein Mann vorgestellt, der sich als Jude ausgab und 15 Jahre lang Vorsitzender der jüdischen Gemeinde der Stadt Pinneberg in Schleswig Holstein war. Der falsche Jude und Doktor wurde in Wirklichkeit 1947 in eine über mehrere Generationen evangelische Familie geboren. Er hat die Geschichte seiner Großmutter, die den Holocaust überlebt habe, frei erfunden. 
Der Spiegel zitiert ein paar Ausschnitte aus seiner fingierten „Familiengeschichte“, die in dem Interviewbuch  „Antisemitismus der Linken“ aus dem Neofelis-Verlag im vergangenen Jahr (2017) veröffentlicht wurde:

„Auschwitz war in der Familie absolut kein Thema. Ich wusste nur, dass irgendetwas passiert war, dass meine Großeltern weggesperrt waren. Bis zu meinem 16. Geburtstag, da ist meiner Oma der Ärmel ihres Kleides hochgerutscht und ich hab die Nummer gesehen und ich hab‘ sie gefragt, ‚Warst du in Auschwitz?‘ Und die einzige Antwort, die ich bekommen habe, war ‚Ja‘ … Als mein Großvater starb, war ich fünf oder sechs Jahre alt und hab dann bei meiner Großmutter im Ehebett geschlafen und mein Großmutter hat jede Nacht geschrien und ich traute mich nicht zu fragen. Und es kamen halbe Sätze, wie ‚Nicht schlagen, nicht schlagen, ich hab doch nichts gemacht‘… 1984, eine Woche vor ihrem Tod, musste ich zu meiner Großmutter fahren, und dann hat sie zum ersten Mal gesprochen: ich war das einzige Familienmitglied, dem sie Dinge über Auschwitz erzählte… Sie hat mir Dinge erzählt, die bis heute weder meine Frau noch meine Kinder wissen. Es reicht, dass ich das mit mir rumtragen muss.“

Der Mann namens Wolfgang Seibert wurde von zahlreichen Medienvertretern hofiert, bekam sogar den „Menschenrechtspreis“ von „Pro Asyl“, weil er abgelehnten Asylbewerbern in Pinneberg „Synagogenasyl“ gewährt hatte, und sein Foto schmückte die Titelseite eines Dossiers der „Zeit“ über den Umgang  mit „einem neuen Antisemitismus“.
Der Spiegel weiter:
„Seibert marschiert an der Spitze von Anti-AfD-Demos durch Pinneberg, er spricht bei Podiumsdiskussionen über linken Judenhass, und manchmal heuert er sogar seine Freunde vom schwarzen Block aus Hamburg an, um die Synagoge in Pinneberg vor Neonazis zu schützen.“
All das beschert dem mehrfach vorbestraften Betrüger öffentliche Aufmerksamkeit. Dass es solche falschen Juden gibt, mag ein Einzelfall sein, aber erstaunlich ist, dass dieser Mann unter der Aufsicht eines Landesrabbiners seine Lügen verbreiten durfte. Der Spiegel: „Der letzte Rabbiner, der regelmäßig in Pinneberg Gottesdienste abhielt, war Walter Rothschild. Von 2003 bis 2015 amtierte er als  Landesrabbiner der jüdischen Reformgemeinden in Schleswig Holstein. Rothschild betreute die Gemeinden von Berlin aus, wo er noch heute wohnt.“
Er empfängt die Spiegelredakteure Martin Doerry und Moritz Gerlach in seiner Berliner Altbauwohnung und erzählt ihnen, dass er sich damals schnell mit Wolfgang Seibert angefreundet habe.
Der „Spiegel“ weiter:
„Sein Job, so sagt er, sei auch die Begleitung der zahlreichen Konversionen gewesen. Wer keine jüdische Mutter vorweisen könne[5], müsse Hebräisch lernen sowie die jüdischen Gebräuche und Traditionen studieren, um Jude zu werden. Männer müssten sich beschneiden lassen.
Rothschild erinnert sich mit gemischten Gefühlen an die vielen Konversionen der ersten Jahre. Manchmal sei es schon wie im Wilden Westen zugegangen, nicht immer habe man so gründlich prüfen können wie vorgeschrieben.
Auch Wolfgang Seibert besuchte im Jahr 2002 diesen Unterricht, weil ihm der Nachweis einer jüdischen Herkunft fehlte.“
Diesen Nachweis „zauberte“ Seibert aber kurz darauf „aus dem Hut“ und legte dem Landesrabbiner ein gefälschtes Dokument vor, aus dem hervorgeht, dass der Nachname seiner Mutter „Kohn“ gelautet habe.
„Zu einer abschließenden Prüfung der jüdischen Identität Seiberts durch ein sogenanntes Beit Din, ein aus Rabbinern bestehendes Gericht, ist es tatsächlich nie gekommen.
Verantwortlich dafür war Rothschild selbst. Er hatte die Erklärungen seines Pinneberger Freundes offiziell bestätigt und erinnerte sich erst dann wieder an den Fall, als es zum Bruch kam: Rothschild wurde 2015 als Landesrabbiner gefeuert, angeblich, weil er seinen Pflichten nicht nachgekommen war.“
Die Geschichte geht noch weiter, denn nun stellte Rothschild selbst Nachforschungen an und fand heraus, dass Seiberts „Dokumente“ gefälscht waren.
All das bestätigt meine schon seit langem bestehenden Zweifel über angebliche Holocaust-Überlebende, die als Zeitzeugen durch deutsche Schulen reisen und grausame Details über die Konzentrationslager erzählen, so als hätten sie selbst an der Rampe gestanden. So einen Propagandisten habe ich vor ca. 10 Jahren selbst an meinem Gymnasium erlebt. Es macht sich offenbar immer gut, wenn ein Schuldirektor solche Menschen einlädt, die die historisch unwissenden Jugendlichen in ihrem Sinne zu „präparieren“ versuchen.
Einmal las ich, dass ein in Israel lebender Holocaust-Überlebender erfahren hat, dass hunderte Mitglieder seines Clans, die angeblich „ermordet“ worden waren, in der ganzen Welt verstreut lebten und quicklebendig waren. In den Wirren des Kriegsendes gingen viele Dokumente verloren und niemand stand da und hat die wirklich Ermordeten gezählt. So entstand der offensichtlich falsche, jedoch bei jeder offiziellen Gelegenheit wiederholte Mythos von den „sechs Millionen ermordeten Juden“.
Allein wer diese Zahl anzweifelt, gilt heute bei gewissen Interessengruppen schon als „Antisemit“, wenn nicht gar als „Holocaustleugner“, was ja das schlimmste Verbrechen ist, das ein Deutscher begehen kann. Welcher Hass sich über solche Menschen von jüdischer und nichtjüdischer Seite ergießt, das kann man an den Kommentaren ablesen, die im Internet über die angebliche Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck gepostet wurden.
Hier wird nicht einmal mehr geprüft, was die Betreffende oder der Betreffende wirklich gesagt hat, sondern hier wird in einer gehässigen Weise unmittelbar reagiert und verurteilt. Diese rüde Art der Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit vergiftet jede Debatte – vermutlich sogar ganz gezielt (siehe „Historikerstreit“), weil gewisse jüdische Organisationen und ihre Helfershelfer kein anderes Bild der Vergangenheit zulassen möchten als das, was sie in 70 Jahren ununterbrochener Propaganda mühsam aufgebaut hatten.



[2] Lat. „fascinare“ heißt „fesseln“. Das Verb ist auch die Grundlage für das Wort „fasces“ = die Bündel, das altrömische Symbol des Staates, das die italienischen Faschisten wieder aufgegriffen haben.
[5] Wie Lenin

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Armageddon im Orient? - Anmerkungen zum Fall Kashoggi


In den SWR2-Nachrichten hörte ich eben, dass US-Präsident Trump „not amused“ sei über das mysteriöse Verschwinden des saudi-arabischen Journalisten Jamal Kashoggi am 2. Oktober aus der saudischen Botschaft in Istanbul. Seit diesem Tag wurde der Mann nicht mehr gesehen. Es wird, gestützt auf Aussagen der türkischen Polizei, berichtet, dass ein 15-köpfiges Kommando Saudi-Arabiens am 2. Oktober in das saudische Konsulat eingedrungen sei, Kashoggi ermordet und seinen Körper in Stücke gesägt habe. Ob das stimmt, ist unklar. Donald Trump sagte nun, Saudi-Arabien werde hart bestraft werden, wenn sich diese Geschichte als wahr herausstelle. Gleichzeitig würde es sich der US-Präsident dabei jedoch mit der amerikanischen Rüstungsindustrie verderben, die  Waffen in der Höhe von mehreren Milliarden an die Wüstenprinzen verkaufen möchte.
Der 1958 geborene Jamal Kashoggi war ein kritischer Journalist, der 2017 freiwillig ins US-amerikanische Exil ging. Sein türkischstämmiger Vater war Leibarzt des Königs Abdulaziz al Saud, sein Onkel der Waffenschieber Adnan Kashoggi und sein Cousin Dodi Fayed, der Geliebte von Prinzessin Diana. Schon diese Verwandtschaftsverhältnisse zeigen die intimen Zusammenhänge zwischen der saudischen Elite und westlichen Staaten wie Großbritannien und den USA an. Michael Lüders[1] geht in seinem neuesten Buch „Armageddon im Orient – Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt“, das ich gerade lese, in dem Kapitel „Schmutzige Geschäfte“ näher auf diese Verbindungen ein. Er schreibt:
„Sowohl der präsidiale Bush-Clan (George H.W. Bush wurde 1989 der Nachfolger Ronald Reagans im Präsidentenamt) wie auch die saudische Führung waren in die ‚Iran-Contra-Affäre‘ verwickelt. Und sie waren Schlüsselfiguren bei den Absprachen im Afghanistankrieg, ohne den es Osama Bin Ladens Aufstieg kaum gegeben hätte. Ein entscheidender Strippenzieher: Prinz Bandar, der saudische Botschafter in Washington. Auch bei den amerikanischen Waffenlieferungen im irakisch-iranischen Krieg hatte er die Finger im Spiel. Ebenso beim Sturz Saddam Husseins. Nicht zu vergessen die Evakuierung hochrangiger Saudis aus den USA unmittelbar nach 9/11 und die Blockade aller juristischen Versuche, die saudische Führung für die Anschläge zur Rechenschaft zu ziehen.
Oberstes Gebot solcher Schattenaktivitäten war stets die Diskretion. Nichts sollte an die Öffentlichkeit gelangen. Geschah das doch, was in der Regel einige Jahre zeitversetzt der Fall war, schlossen sich die Reihen innerhalb des politischen Establishments. Kein demokratischer Präsident hat jemals die Machenschaften eines republikanischen Vorgängers aufgeklärt, und umgekehrt. Leugnen, abwiegeln, als geheim deklarieren – dieser Dreischritt genügte in der Regel, um Justiz und Medien zufriedenzustellen. In den 1980er Jahren entstand jener giftige Cocktail, der dem Nahen und Mittleren Osten immer wieder blutige Katastrophen, den USA 9/11 und den Europäern einen anhaltenden Flüchtlingstreck aus der Region beschert hat. Zu den Zutaten gehören: ein explodierendes Budget für CIA und NSA, eine verdeckte und zunehmend privatisierte Kriegsführung, die Transformation vor allem der arabischen Golfstaaten in einen Waffenbasar, die Zusammenarbeit mit verbrecherischen Bankenvertretern, Drogenhändlern und windigen Waffenschiebern wie dem Saudi Adnan Kashoggi, einem Männerfreund Prinz Bandars. Kashoggi hat ein Vermögen an der ‚Iran-Contra-Affäre‘ verdient, dem Highlight imperialer Politik unter Reagan und dessen Vizepräsidenten H.W. Bush.
Und noch ein Muster zeichnet sich ab. Die Amerikaner verkaufen nukleare Technologie an den Iran unter dem Schah. Noch Jahrzehnte später drohen sie mit Krieg, um rückgängig zu machen, was sie selbst eingeleitet haben. Sie liefern Geld und Waffen an dubiose Mudschahidin, die anschließend den Terror in die USA tragen, woraufhin die Amerikaner diesem Terror den Krieg erklären. Solange Saddam Hussein Krieg führte gegen den Iran, war er ihr Verbündeter. Als er allerdings mit Kriegsende 1988 pleite war und weder Washington noch Riad die Bereitschaft zeigten, ihm einen finanziellen Ausweg zu ebnen, überfiel er zwei Jahre später die amerikanische Tankstelle Kuweit – um die leere Staatskasse wieder aufzufüllen. In den westlichen Medien wie auch der Politik avancierte er daraufhin umgehend zum ‚zweiten Hitler‘. Hier zeigt sich der ‚Fluch der bösen Tat‘, wie es die Reporterlegende Peter Scholl-Latour nannte. Eine Intervention zieht die nächste nach sich. Erst werden Probleme geschaffen, deren vermeintliche Lösung anschließend noch ganz andere, weitaus gefährlichere Krisen herbeiführt: ein Teufelskreis, aus dem sich die US-Außenpolitik bis heute nicht befreien konnte oder wollte. “[2]
Ich denke, dass dem derzeit regierenden amerikanischen Präsidenten und seinen Kollegen aus den „Boys-Clubs“ (Andy Thomas) bald das Lachen vergehen wird, wenn sich ihre „lustige“ Politik in einem Armageddon entlädt, auf das sie, beflügelt von evangelikalen Endzeitvisionen, zielstrebig zuzusteuern scheinen, wie Michael Lüders in seiner neuesten, tiefgehenden Analyse des nahöstlichen Pulverfasses, in dem auch Israel eine Schlüsselrolle zukommt, glaubhaft darlegt.



[1] Der ehemalige Nahost-Korrespondent der „Zeit“ ist in der Nachfolge von Peter Scholl-Latour derzeit Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und ein ausgewiesener Nahostexperte. Seine Bücher „Wer den Wind sät – Was westliche Politik im Orient anrichtet“ (C.H. Beck, München 2015) und „Die den Sturm ernten – Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte“ (C.H. Beck, München, 2017) erlangten hohe Auflagen und sind das Beste, was man zurzeit über die Problematik lesen kann, wenn man einen kompetenten Ein- und Überblick bekommen möchte.
[2]  Michael Lüders, Armageddon im Orient – Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt, C.H. Beck, München 2018, S. 55ff

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Good old boys clubs - zum neuesten Gemälde im Weißen Haus




Als ich Lena vorhin nach Uttenhofen fuhr, hörte ich auf SWR2, dass Donald Trump in den vergangenen Tagen ein Bild in einem Büroraum des Weißen Hauses aufhängen ließ, das er selbst in Auftrag gegeben hat: Es zeigt ihn in fröhlicher und amerikanisch lockerer Runde an einem Tisch mit acht republikanischen US-Präsidenten. Rechts neben ihm sitzt Präsident Dwight D. Eisenhower, links neben ihm Präsident Richard Nixon. Donald Trump scheint sich gerade mit einem seiner berühmtesten Vorgänger zu unterhalten, der inzwischen zum Mythos geworden ist, mit Abraham Lincoln, den wir nur in Rückenansicht sehen. Allerdings wurde er vom Künstler (oder Auftraggeber?) vermutlich ganz bewusst in den Vordergrund gesetzt, steht also gewissermaßen an vorderster Stelle. Er und Richard Nixon bilden dabei, auch durch ihre ähnlich dunklen Jacketts hervorgehoben, eine Art Rahmen für ein Dreiergespann, das wie eine Pyramide rechts von einer Säule gruppiert ist, die hinter Donald Trump aufragt und vermutlich die Decke des Saals trägt, der mit seinen drei Rundbögen am anderen Ende etwas Sakrales ausstrahlt und mich sofort an das Erste Goetheanum erinnerte: Dwight D. Eisenhower, Donald Trump und Gerald Ford.

Einen zweiten Rahmen für die Dreier-Gruppe bilden die Präsidenten George Bush Senior links und Theodor Roosevelt (nicht der Demokrat Fedor!). Eine zweite Pyramide steht der ersten, zentralen, am linken Rand vor einer weiteren, allerdings ferneren Säule gegenüber. Dabei sitzt der jüngere Bush gleich neben Abraham Lincoln im Vordergrund, denn er war ja der letzte republikanische Präsident vor Donald. Sein Vater bildet den Kopf der Pyramide und Präsident Ronald Reagan, der smarte Hollywoodschauspieler, scheint mit seinem blauen Hemd und seinem charmanten Lächeln alle zu überstrahlen. Präsident Trump hat Jackett und Weste abgelegt und trägt als einziger ein vollständig unbedecktes weißes Hemd, dazu eine rote Krawatte. Alle neun Präsidenten präsentieren sich in fröhlicher Runde als Strahlemänner und demonstrieren amerikanische Lässigkeit. Vermutlich hat Abraham Lincoln einen Witz erzählt; das erscheint mir ein wenig makaber, da dieser Präsident durch die Kugel eines Attentäters ermordet wurde.
Das Gemälde von Andy Thomas hat den Titel „The Republican Club“.
Es hat auch einen exakten Mittelpunkt. Es ist die Nase von Dwight D. Eisenhower (1890 – 1969), jenes Präsidenten, der die Nachkriegsordnung bestimmte und am 17. Januar 1961 bei seinem Abschied aus dem Amt vor dem „militärisch-industriellen Komplex“ warnte. Eisenhower, der erst mit 62 Jahren 1952 zum 34. Präsidenten der USA gewählt wurde, obwohl er gar nicht Politiker werden wollte, war sehr populär. Er war der große Held des Zweiten Weltkrieges, der als Oberbefehlshaber der amerikanischen und britischen Truppen die Deutschen von den Nazis befreit hatte. Seine Vorfahren waren selbst deutsche Mennoniten aus dem Rheinland, die unter William Penn nach Amerika ausgewandert sind. Pennsylvania war am Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Zufluchtsort europäischer Glaubensflüchtlinge geworden. Dort fanden Mennoniten, Hugenotten, Quäker, Böhmische Brüder und Juden eine neue Heimat. Später zogen die Eisenhowers nach Texas und dann nach Kansas. Die Mutter trat von der mennonitischen Brüdergemeinde zu den Zeugen Jehovas über.
Interessant ist, dass der amerikanische Künstler Andy Thomas auch ein Bild des demokratischen Präsidenten-Clubs gemalt hat, das ganz ähnlich aufgebaut ist: Auf diesem Bild steht der Krawattenknopf (Kehlkopf) Barak Obamas, des ersten farbigen Präsidenten, im geometrischen Mittelpunkt. Dieser einst wie ein neuer Messias gefeierte Präsident und umstrittene Friedensnobelpreisträger trägt ein weißes Hemd mit blauer Krawatte. An der Stelle Trumps des aktuellen Gemäldes sitzt hier John F. Kennedy, der mit Sicherheit populärste Präsident der Vereinigten Staaten, der wie Abraham Lincoln durch die Kugel eines Attentäters endete. Auf dem Bild sind ebenfalls neun ehemalige US-Präsidenten um einen Tisch versammelt und blicken auf den rauchenden Woodrow Wilson im Vordergrund, der durch seine 14 Punkte die europäische Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg verwirrte.

Sowohl auf dem Bild des republikanischen Clubs, als auch auf dem Bild des Demokratischen Clubs kann man im Hintergrund eine Frau erkennen, die auf den Tisch des Clubs der mächtigen Männer zuschreitet. Der Künstler erklärt in einem Interview mit CNN Politics, dass er mit dieser Frau auf die erste weibliche US-Präsidentin in der Zukunft hinweisen wollte.[1]
Vielleicht ist mit dieser Dame auch „Miss Liberty“ gemeint. Jedenfalls schaut sie ernster drein als die lachenden Präsidenten, die angesichts der dramatischen Weltlage auf den Gemälden einen übertriebenen Optimismus ausstrahlen. In Amerika wird Politik offenbar in Männerclubs gemacht, bei Bier, Wein und Cola on the Rocks.

Montag, 15. Oktober 2018

Die Mechanisierung der Welt - Rudolf Steiners Vortrag vom 28. November 1920


Ich habe gerade meinen Tagebucheintrag vom 14. Oktober 1968 abgetippt und noch einmal nachempfunden, wie ich mich als 16-jähriger gefühlt habe, der bereits ans Heiraten zu denken wagte. Damals hatte ich einen Artikel aus einem Reader’s Digest Heft (Jahrgang 18, Januar 1965) in mein Tagebuch geklebt, in dem der Schriftsteller Anthony West einem Neunzehnjährigem erklärt, wann ein junger Mann reif zur Ehe ist.
Am Ende dieses Artikels fand ich folgende Anekdote, die mir wie eine Illustration zu meinen gestrigen Überlegungen zum Kapitalismus vorkommt[1]:

„Professor Raphael Cohen von der Universität Chicago forderte einmal seine Studenten auf, sie sollten sich vorstellen, übermenschliche Wesen seien auf die Erde gekommen und hätten sich erboten, die Menschheit einen Zauber zu lehren, der ihr Leben unvergleichlich viel angenehmer und farbiger machen würde. ‚Als Gegenleistung‘, fuhr der Professor fort, ‚verlangten sie lediglich fünfzigtausend Menschenleben im Jahr. Mit wie viel Empörung hätten alle diesen Handel zurückgewiesen! Dann kam das Automobil.‘“ (Reader’s Digest, Jahrgang 18, Januar 1965)

Es ist manchmal unglaublich, welche unverhofften „Schätze“ das Schicksal aus dem Meer der aufgeschriebenen Gedanken und Ereignisse ans Land einer individuellen Existenz spült!
Was ist nicht alles in der kleinen Anekdote von Professor Raphael Cohen, vermutlich einem Kollegen von Milton Friedman an der Universität von Chicago, aus einem über 50 Jahre alten Reader’s Digest-Heft an Bezügen zu meinen eigenen Gedanken enthalten! 
Das Erstaunliche ist, dass dieser jüdische Gelehrte, der dem Namen nach aus einer Rabbiner-Familie stammen dürfte, von geistigen Wesen spricht, die eine Art Pakt mit dem Menschen schließen. Hier klingt das Mephisto-Motiv an. Aber noch deutlicher ist der Bezug auf die „Geister der Finsternis“, von denen Rudolf Steiner 1917 sprach.
Nun hat mir I. gestern den Band 202 aus der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe im Bonifatiuskindergarten „abgelegt“, um den ich sie am vergangenen Donnerstag gebeten hatte, weil in diesen Vorträgen jenes Zitat zu finden ist, mit dem ich am 29. September meinen Vortrag vor 14 Menschen beendet hatte: „Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen – die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia“.[2]
Noch vor dem Deutsch-Kurs las ich den dritten Vortrag vom 28. November 1920. Dort geht es um die „ahrimanische Verseuchung“. Rudolf Steiner spricht zuerst von den drei alten Idealen Schönheit, Stärke und Weisheit, die einst unbewusst in der Menschheit gelebt hätten und heute noch in den Freimauerer-Logen gepflegt würden. Die Schönheit, so erklärt er, bezieht sich auf den Anblick des Kosmos[3], die Stärke erhält der Mensch, indem er auf dem Boden des Planeten Erde steht. Die Verbindung zwischen Kosmos und Erde ergebe die Weisheit.
Diese äußeren Erlebnisse verlagerten sich in der Gegenwart ins Menscheninnere und tauchen dort, wenn sich der Mensch geistig schult, als Imagination (verwandelte Schönheit), Intuition (verwandelte Stärke) und Inspiration (verwandelte Weisheit) wieder auf. Nun führt Rudolf Steiner aus, wie sich während der Menschheit zweimal geistige Wesenheiten in diese Erlebnisse einmischten: am Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausend hätten luziferische Wesen das Erlebnis der Schönheit durchsetzt und in Bahnen gelenkt, die manche Menschen hochmütig werden ließen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nun würden ahrimanische Wesen von der Erde aus wirken und die menschlichen Intuitionen durchziehen, die aus der Stärke heraus kommen.
Ich möchte hier aus dem Ende des Vortrages wörtlich zitieren, in dem es explizit um das Maschinenwesen, das Rudolf Steiner in Pferdestärken misst, geht:
„Jetzt lässt der Mensch einströmen in die Materie seinen Geist, in Mechanismen. Der wird da drinnen so, dass zum Beispiel in Deutschland jeder Mensch noch ein Pferd neben sich aus dem menschlichen Verstande heraus geschaffen hat, das nun neben ihm arbeitet, das kein Pferd war, sondern das Maschinenkraft war. Das ist abgesondert vom Menschen, wie einstmals diese Elementarwesen abgesondert waren vom Menschen, nur in anderem Sinne. Die waren so abgesondert, dass der Mensch seine luziferische Kraft darauf wenden musste. Jetzt wendet er seine ahrimanische Kraft darauf. Jetzt verahrimanisiert er es, mechanisiert es. Wir leben im Zeitalter der ahrimanischen Verseuchung. Die Menschen merken gar nicht, dass sie eigentlich zurücktreten aus der Welt, und dass sie ihren Verstand der Welt einverleiben und neben sich eine Welt, die selbständig wird, schaffen. Und das große, ich möchte sagen, teuflische Experiment ist ausgeführt worden seit dem Jahre 1914; dass die eine ahrimanische Wesenheit gegen die andere ahrimanische Wesenheit im Grunde den Ausschlag gegeben hat. Wir haben es mit einem ahrimanischen Kampfe fast über die ganze Erde hin zu tun gehabt. Den ahrimanischen Charakter hat er angenommen dadurch, dass der Mensch eben in dem Mechanismus, der ihn umgibt, eine neue ahrimanische Welt geschaffen hat. Und es ist eine neue ahrimanische Welt. Wenn Sie auf die Zahlen sehen: Von 6,7 Millionen (im Jahre 1870) auf 79 Millionen Pferdekraftjahre (im Jahre 1912) in wenigen Jahrzehnten ist die außermenschliche mechanische Kraft (in Deutschland) gestiegen – das Verhältnis ist in den übrigen Ländern dasselbe – wie rasch ist der Ahriman gewachsen in den letzten Jahrzehnten!
Darf da nicht die Frage entstehen, ob der Mensch ganz verlieren soll, was in seinen Willen gestellt ist, was in seine Initiativkraft gestellt ist? Die Frage kann gestellt werden, ob denn der Mensch immer mehr der Illusion entgegengeführt werden soll, er mache die Dinge, während in Wahrheit die ahrimanischen Kräfte, die man nach Pferdekraftjahren berechnen kann, gegeneinander arbeiten? Denjenigen, der die Welt überschaut, interessiert nur vom moralischen Standpunkte aus etwa Foch und Ludendorff und Haig.[4] Vom Standpunkte der vollen Realität interessieren ihn diejenigen Kräfte, die aus der Kohle[5] kommen und die an den Fronten aufeinanderprallen, die aus den mechanischen Werkstätten an die Fronten geführt werden, je nach den Erfindungskräften der vorherigen Jahre, und die zu einem einfachen Rechenexempel machen, was geschehen muss.
Somit ist das Ahrimanischwerden der Welt ein einfaches Rechenexempel, um zu wissen, was geschehen muss. Und wie steht der Mensch daneben? Er kann ja als der Dumme daneben stehen, dem zuletzt seine Maschinen entgegenlaufen, wenn er noch etwas kompliziertere Kombinationen von Kräften findet.“[6]
Hier deutet Rudolf Steiner im Jahre 1920 etwas an, was erst jetzt, knapp 100 Jahre später „volle Realität“ geworden ist, nicht nur in den weltweiten Kriegen, sondern im friedlichen Alltag: wenn man durch die Stadt geht und die Menschen bewusst anschaut, die im Gehen mit ihrem Smartphone kommunizieren, dann kann man schon den Eindruck haben, dass die Maschinen den Menschen „entgegenlaufen“.



[3] Das über ganz Mitteleuropa seit Wochen lagernde Hoch – gestern sah ich im Wetterbericht nach dem Heute-Journal die entsprechenden Sattelitenbilder – führt dazu, dass die kühlen Nächte in diesen Oktobertagen sternenklar sind und jeder, der seinen Blick nach oben richtet, die Schönheit der Sternenwelt wahrnehmen kann. 
[4] Der französische Heerführer Ferdinand Foch (1851 – 1929) und der deutsche General  Erich Ludendorff (1865 – 1937), beide unmittelbare Zeitgenossen Rudolf Steiners, werden in dem im letzten Jahr erschienen Buch „Kometenjahre – 1918, Die Welt im Aufbruch“  des Berliner Historikers Daniel Schönpflug aus dem S. Fischer Verlag, das ich zurzeit lese, anschaulich geschildert, nicht jedoch der hier angeführte britische General Douglas Haig (1861 – 1928).
[5] Rudolf Steiner spricht hier den fossilen Brennstoff „Kohle“ an. Mit der Kohle wird in den Hüttenwerken das Eisenerz geschmolzen und zu Stahl verarbeitet. Man könnte jedoch im Anschluss an Raphael Cohen auch vom Erdöl sprechen, das als Diesel oder Benzin für den Antrieb der Maschinen, also der Automobile, notwendig ist.
[6] Rudolf Steiner, Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen – die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia, Sechzehn Vorträge, GA 202, Dornach 1988, S 51f.