Donnerstag, 26. Mai 2016

Vier Seelen wohnen ,ach, in meiner Brust



Einleitung

Wenn jetzt Teile des deutschen Volkes gegen die bisherige Politik protestieren und angesichts der von ihnen befürchteten „Überfremdung“ Deutschlands durch knapp zwei  Millionen vorwiegend muslimischer Flüchtlinge zu einem neuen Nationalstolz finden möchten, dann ist das nur ein Symptom dafür, dass das Volk ein Gespür dafür hat, dass es in wesentlichen Fragen von den Politikern, den Historikern und vor allem von den Medien „an der Nase herumgeführt“ wurde und wird. Immer mehr Menschen sind misstrauisch geworden, was die offizielle Politik und das gängige Narrativ der deutschen Befindlichkeit anbelangt. All diese Menschen, die in Deutschland einer neuen Partei wie der AfD oder in Österreich der FPÖ nahestehen oder sie aus welchen Gründen auch immer gewählt haben, als Rechtspopulisten oder gar als „Rechtsextreme“ zu bezeichnen, greift zu kurz. Das sind Schlagwörter, die die Wirklichkeit unzutreffend beschreiben. Aber es scheint die derzeit in den Medien gängige „Sprachregelung“ zu sein, indem man ständig von den „rechtspopulistischen“ Parteien AfD und FPÖ sprechen hört.
Wenn die AfD Ende April auf ihrem Parteitag in Stuttgart demokratisch darüber abgestimmt hat, dass der Islam ihrer Meinung nach nicht zu Deutschland gehöre, dann ist das weder verfassungsfeindlich,  noch rassistisch. Es ist eine legitime Meinung. Wenn der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mayzeck (geboren 1969 in Aachen), der sich am vergangenen Montag (23.05.2016, 67. Jahrestag der Veröffentlichung des Grundgesetzes) in einem Berliner Hotel zu einem Gespräch mit Frauke Petry getroffen hat, die AfD in die Nähe des Dritten Reichs und der Nationalsozialisten rückt und davon spricht, dass er sich durch diese Partei an die „dunkelste Seite unserer (sic!) Geschichte“ erinnert fühlt, dann kann ich mich nur noch wundern, wie weit es im freiheitlichsten Land der Welt, der Bundesrepublik Deutschland, gekommen ist.
Ich habe die Meinung des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, die er 2010 zum Tag der Deutschen Einheit in einer Rede geäußert hat, dass der „Islam inzwischen zu Deutschland gehöre“ im Gegensatz zu unserer Bundeskanzlerin (im Januar 2015) nie übernommen. Ich habe nichts dagegen, dass die hier lebenden und arbeitenden Muslime inzwischen zu Deutschland gehören, aber der Islam als Religion und als Gesellschaftsform ist nach allem, was ich bisher darüber erfahren habe, nicht kompatibel mit dem Christentum und unserem Grundgesetz. Der Islam als Religion ist für mich wie jede andere Religion Privatsache und darf die öffentliche Ordnung nicht tangieren. Wegen mir dürfen die gläubigen Muslims Moscheen und Minarette bauen, aber den Ruf des Muezzins in unseren Städten lehne ich entschieden ab, zumal dann, wenn er aus einem Lautsprecher kommt. Außerdem lehne ich die Behandlung der Frauen in manchen muslimischen Familien ab, wenn sie sich auf den Koran stützt. Deswegen bin ich kein Menschenfeind und auch kein intoleranter Mensch. Ich finde durchaus, dass wir Bürger das Recht haben, unsere abendländisch-christliche Kultur zu verteidigen. Solch eine Äußerung des ehemaligen Bundespräsidenten am Tag der Deutschen Einheit ist dabei kontraproduktiv. Und wenn immer mehr Politiker und Journalisten diese Meinung übernehmen und bei jeder Gelegenheit äußern, dann wird diese Meinung noch lange nicht „Gesetz“. Sie bleibt in einer pluralistischen Gesellschaft eine Meinung unter anderen. Ich bin anderer Meinung. Die AfD ist anderer Meinung. Wieso ist sie deswegen „rechtspopulistisch“? Solche in den Medien verbreiteten (Vor-) Urteile sind es, die viele Bürger dieses Landes erzürnen.

Die Gemütsseele

Ich weiß, dass viele Menschen, auch in Deutschland, vor allem noch aus ihrer Gemütsseele heraus sprechen und handeln. Vielleicht ist das der Grund, warum man Menschen, die ihren Gefühlen in Pegida-Demonstrationen, im Fußballstadium oder beim Oktoberfest freien Lauf lassen, nicht ganz ernst nehmen kann. Diese Menschen artikulieren ihre Wut, geben ihrer Freude über “ihren“ Verein Ausdruck oder feiern ihre „Gemütlichkeit“.
Ich denke, dass viele Anhänger der AfD zu dieser Gruppe von Menschen zu rechnen sind. Diese Menschen sind manipulierbar. Vielleicht ist das die Erklärung, warum man diese Partei als „populistisch“ bezeichnet. Auch die NSDAP hat an die Gefühle des Volkes appelliert, ja hat Teile des Volkes sogar „aufgehetzt“, zum Beispiel gegen die Juden. Das ist inakzeptabel und widerspricht einem humanistisch-christlichen Menschenbild. Wenn extremer Nationalismus ein Kennzeichen „rechter“ Parteien ist, dann bin ich nicht „rechts“. Ich lehne jede Form von Nationalismus ab. Was ist aber mit dem Nationalstolz? Der Stolz, die „superbia“, ist in der christlichen Tradition die größte „Sünde“. Ich bin froh, dass die Deutschen diesen Nationalstolz abgelegt haben und durch das Desaster des Zweiten Weltkrieges und seine Verstrickung in ihn mehrheitlich „demütig“ geworden ist.

Die Verstandesseele

Begriffe wie Nationalismus, Populismus, Rassismus oder Faschismus, die heute in den Medien inflationär gebraucht werden, müssen scheinbar gar nicht mehr hinterfragt werden. Jeder scheint verstanden zu haben, was damit gemeint ist. Die Verstandesseele gibt sich mit solchen Schlagwörtern zunächst zufrieden, wenn sie nur immer wieder in den Medien in ein bestimmtes Licht gerückt werden. Wie schnell ist man dann dabei, mit bestimmten Gruppen in unserer Gesellschaft nicht mehr sprechen zu wollen, wie kürzlich nach dem abgebrochenen Gespräch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime und die Vorsitzende der AfD, oder im Augenblick die Katholiken in Leipzig, die keine Reden von AfD-Funktionären auf dem 100. Kirchentag haben wollen, obwohl jeder „über“ diese neue Partei und ihre Erfolge bei den drei zurückliegenden Landtagswahlen spricht.
Die Verstandesseele im besten Sinn des Wortes definiert sauber, hinterfragt und diskutiert gerne. Aber in unserem Land scheint die Verstandesseele degeneriert zu sein. Nur sehr wenige unterziehen sich der Mühe, Inhalte zu überprüfen. Von Peer-Gruppen oder Mainstream-Medien vorgegebene Meinungen einfach zu übernehmen und „nachzuplappern“ ist viel bequemer, als Fakten zu recherchieren und von mehreren Seiten zu beleuchten, ohne sich vorschnell festzulegen.
Der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“, der heute kolportiert wird, wird aus dem Zusammenhang gerissen und ideologisch missbraucht. Christian Wulff hatte das Wörtchen „inzwischen“ hinzugefügt und wollte dadurch andeuten, dass inzwischen so viele Muslime in Deutschland leben, dass wir Deutschen sie nicht mehr ignorieren können. Und damit hat er recht. Wir Deutschen sind gut beraten, wenn wir uns mit dieser Religion beschäftigen, um unsere muslimischen Mitmenschen besser zu verstehen. Aber auch die Muslime sind gut beraten, wenn sie sich, wie in den Integrationskursen gefordert und praktiziert, mit der europäischen Kultur auseinandersetzen. Diese Beschäftigung kann für beide Seiten bereichernd sein. Es muss nicht zu einem „Kampf der Kulturen“ dabei kommen, sondern es kann im besten Fall  ein „Austausch zwischen den Kulturen“ stattfinden. Jede Kultur entwickelt sich weiter, keine Kultur kann es sich leisten „stillzustehen“. „Stillstand ist Rückschritt“. Das gilt sowohl für die orientalische Kultur, die seit 1500 Jahren vom Islam geprägt ist, als auch für die abendländische Kultur, deren Wurzeln in Jerusalem, Athen und Rom zu suchen sind. Der Islam muss sich weiterentwickeln. Und auch das Christentum muss sich weiterentwickeln.
Ein Karl Martel oder ein Prinz Eugen mussten die Streiter des Propheten Mohamed noch mit dem Schwert abwehren. Heute werden ihre Nachkommen „willkommen“ geheißen, denn sie sind selbst vor den „Schwertern“ geflohen, die ihre Länder verwüsten. Es ist eine ganz andere Situation. Deutschland hat aus seiner Geschichte gelernt: Während des Dritten Reiches konnten politische Flüchtlinge in anderen Ländern nur schwer Asyl erlangen. Heute dürfen politisch Verfolgte anderer Länder in Deutschland Asyl beantragen. Das ist so lange in Ordnung, solange unser Recht nicht von Menschen ausgenützt wird, die nur hierher kommen, um auf Kosten der deutschen Steuerzahler „besser“ leben zu können. Dafür wurde das Asylrecht nicht geschaffen. Aber auch die Aufgabe, die wirklich Asylberechtigten von den Asylbetrügern zu unterscheiden, ist eine Aufgabe, die die Verstandesseele der Behördenvertreter extrem fordert. Viele sind damit überfordert. Auch hier gibt es keine „bequeme Lösung“.
Dass immer mehr Menschen in Europa den Politikern misstrauen und ihnen die Bewältigung des Problems nicht zutrauen, ist verständlich. Dass aber auf der anderen Seite eine Welle der Hilfsbereitschaft bei tausenden Ehrenamtlichen durch unser Volk geht, darf dabei auch nicht vergessen werden. Die Welt ist nicht „schwarz-weiß“, wie es unser sezierender Verstand manchmal so gerne hätte.

Die Bewusstseinsseele

Ich denke, die meisten Menschen handeln immer noch vorwiegend aus ihren Gefühlen heraus, manche sogar von ihren Empfindungen her. Empfindungen sind „Gefühle“ wie Hunger oder Lust. Wenn ich in einem Supermarkt bin und die Menschen beobachte, so erlebe ich all diese „Wünsche“, die auch noch durch die Werbung und die vielen Angebote herausgelockt werden. Die Verkaufspsychologen „steuern“ die Konsumenten geschickt durch das Labyrinth der „schönen neuen Warenwelt“ und führen sie schließlich an die Kasse, wo sie ihre Wünsche teuer bezahlen müssen. Dass sie in Wirklichkeit betrogen wurden und nur wertlosen „Müll“ eingekauft haben, der ihre Gesundheit und ihr Gewissen ruiniert, merken die in einem Trancemodus agierenden Käufer nicht.
Jeder Mensch hat neben seiner Empfindungsseele auch eine Gemüts- und eine Verstandesseele. Diese exakte „Einteilung“ der Seele entnehme ich der „Theosophie“ (Berlin 1904) von Rudolf Steiner. Die Menschen können, wie beschrieben, aus der Empfindungsseele heraus handeln, aber auch aus der Gemütsseele heraus, wenn sie zum Beispiel ihren Gefühlen (nach Vivian Dittmar: Angst, Wut, Freude, Scham und Trauer) Ausdruck verleihen wollen. Sicher gibt es auch Menschen, die aus dem Verstand heraus handeln und das tun, wozu sie ihre Einsicht geführt hat. Das ist aber leider noch die Minderheit. Bei den meisten Menschen herrscht aber ein unbewusstes Konglomerat aus allen drei Seelenebenen vor.
Die höchste Stufe erreicht derjenige, der aus der Bewusstseinsseele heraus zum Handeln gelangt. Das ist der, der sich über seine Empfindungen, Gefühle und Einsichten Rechenschaft ablegen kann, der also bewusst mit ihnen umgehen kann. Das sind die wenigsten. Plato nannte sie die „Philosophen“, die „Liebhaber der Weisheit“ und er meinte („Politeia – der Staat“), diese sollten eigentlich den Staat regieren. Philosophen sind immer in der Minderheit. Aber sie „wissen“ in der Regel, was „richtig und falsch“ (Logik), was „gut und böse“ (Ethik) und was „schön und hässlich“ (Ästhetik) ist.
Um diese Einsichten zu erlangen, reicht der Verstand nicht aus. Hierzu ist die Vernunft nötig, die höchste Fähigkeit des Menschen. Was ist der Unterschied? Mit dem Verstand kann ich einzelne Ereignisse, Informationen, Wörter verstehen. Mit der Vernunft kann ich dagegen größere Zusammenhänge begreifen. Das ist das Dilemma unserer Zeit: jeder Mensch hat heute Zugang zu der Fülle des menschlichen Wissens. Wir können durch das Internet alle Informationen bekommen, die wir wollen. Durch unsere Schulbildung sind wir auch in der Lage, das meiste zu verstehen. Aber auch wenn wir meinen, etwas verstanden zu haben, fehlt uns noch das geistige Band, das uns aufzeigt, wie alles miteinander zusammenhängt. Erst mit dem Blick der Bewusstseinsseele wird die Welt bunt, mit dem Blick der Verstandesseele bleibt sie schwarz, rot oder grün und mit dem Blick der Gemütsseele braun.