Gestern zeigte Arte anlässlich
des bevorstehenden 200. Geburtstages des Mannes das aufwendig inszenierte Doku-Drama
„Karl Marx – der deutsche Prophet“ von Christian Twente (Regie) und Peter Hartl
(Buch) mit Mario Adorf in der Rolle von Karl Marx.
Der Film wird aus der Perspektive
seiner Tochter erzählt. In der Erinnerung an Wilhelm Weitling, der in den 40er
Jahren des 19. Jahrhunderts in der Brüsseler Zeit der beiden angehenden „Revolutionäre“, so Engels,
ein „Wanderprediger war, der ein Rezept zur Verwirklichung des Himmels auf
Erden in der Tasche trug“, sagte die Tochter an einer Stelle: „Wer nicht bereit
war, den Ideen meines Vaters bedingungslos zu folgen, der hatte einen schweren
Stand. Seine eigene Weltsicht war für Karl Marx Gesetz.“(Minute 1:06:55). Sie
fährt fort: „Allzu viel Zeit hat mein Vater damit verbracht, abweichende
Meinungen, bevorzugt von Seiten politischer Gefährten, zu bekämpfen mit
geradezu inbrünstiger Streitsucht.“ (Minute 1:07:45).
Diese Intoleranz erlebe ich bis
heute bei vielen Linken, die nicht dazu zu bewegen sind, ihre Ansichten zu
überdenken. Der Marxismus ist so zum Dogma geworden, das bis heute wie ein
Gespenst durch die Köpfe geistert.
Der Biograf und Historiker Rolf
Holsfeld („Karl Marx. Philosph und Revolutionär“) erzählt: „Der mit Marx
befreundete Russe Pawlanenko, der bei der Auseinandersetzung mit Weitling dabei
war, schrieb dann anschließend, Marx war fest überzeugt von seiner Mission, die
Geister zu beherrschen, ihnen seinen Willen aufzuzwingen und sie mitzureißen.
‚Vor mir stand die Verkörperung des demokratischen Diktators‘. Tatsächlich hat
Marx nichts neben sich gelten lassen an Meinungen. Er war fest davon überzeugt,
er ist derjenige, der den Schlüssel zum Rätsel der Geschichte tatsächlich
gefunden hat. Davon war er schon sehr früh überzeugt. Er hat das auch immer in
einer sehr unnachgiebigen, zum Teil harschen Weise anderen gegenüber zum
Ausdruck gebracht.“
In der anschließenden
Dokumentation „Karl Marx und seine Erben“ von Peter Dörfler kommt der
Schriftsteller Peter Schneider („Lenz“, 1973)[1] zu Wort: Er sagt: „Es gibt
im ganzen marxschen Gebäude keinen Satz von dieser Einfachheit: ‚Du sollst
nicht töten‘. Es gibt kein Prinzip, das es dir verbieten würde, im Namen der
Revolution eine beliebige Anzahl von Menschen zu töten und umzubringen und
dieses Fehlen jeder Ethik ist natürlich ein furchtbarer Makel, der dem ganzen
Gebäude innewohnt.“ (Minute 36:14).
Lena saß neben mir und hatte
eigentlich keine Lust, diese Dokumentationen anzuschauen. Sie hatte als junges
Mädchen die Lügen des Systems durchschaut und glaubte nicht an die
Versprechungen, die ihre Lehrer nicht müde wurden zu verkünden, dass nach der Übergangsphase des Sozialismus
die Menschen in einem kommunistischen Paradies leben würden, wo alle gleich
sein würden und niemand mehr arbeiten müsse.
Lena hätte viel lieber die
Fortsetzungen von Angelique angeschaut.
Am Sonntagmorgen beim Frühstück
erzählte ich ihr ein wenig von unserer gestrigen Lektüre des fünften Vortrages
aus dem ersten Band der Karma-Vorträge von Rudolf Steiner (Vortrag vom 1. März
1924, GA 235), ja, ich las ihr sogar einige Abschnitte daraus vor. Schließlich
kam ich an folgende Stelle:
„Sehen Sie, die Psychoanalyse hat
manche wirklich schreckliche Sumpfblüte getrieben; unter anderem zum Beispiel
auch das (…), dass im (…) Unterbewussten jeder Sohn in seine Mutter (…) und
jede Tochter in den Vater verliebt ist, und dass das Lebenskonflikte gäbe in
den unterbewussten Provinzen der Seele.
Nun, das sind natürlich dilettantische Lebensinterpretationen. Was aber
wahr ist, das ist, dass der Mensch, schon bevor er heruntersteigt zum irdischen
Dasein, in seine Eltern verliebt ist, dass er heruntersteigt, weil sie ihm
gefallen. Nur muss man natürlich das Urteil, das die Menschen hier auf Erden
haben über das Leben, unterscheiden von dem Urteil, das die Menschen haben
außer dem irdischen Leben, zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, über das
Leben“ (S 88)
Lena fragte: „was sind denn das
für Märchen?“
Und dann brach es aus ihr hervor
und sie erinnerte sich an die unzähligen Kinder, die in sowjetischen Zeiten
abgetrieben wurden. Sie nannte es einen reinen „Schlachthof“. Dann erzählte sie
von einem Mädchen, das mit 14 Jahren ein Kind von einem zwei Jahre älteren
Jungen erwartete. Sie hat sie im Krankenhaus getroffen, wo sie selbst eine
Abtreibung vornehmen lassen wollte. Das Mädchen war bereits im achten Monat
schwanger und der Freund hatte sich von ihr abgewendet. Ihr blieb nichts
anderes übrig, als das beinahe ausgewachsene Kind töten zu lassen. Und das, so
sagte Lena, war kein Einzelfall, auch wenn es offiziell nicht erlaubt war,
Embryos in diesem fortgeschrittenen Stadium abzutreiben. Das war für Lena eindeutig
Mord.
(Nachtrag vom 5.5.2018: In der Sendung „Karl-Marx und Jenny“ im Feature
„Wissen“ des SWR2 erfahre ich am 04.05.2018 eine Tatsache, die mich erstaunt.
Marx‘ Frau Jenny von Westfalen, eine Baronesse und Halbschwester des
preußischen Innenministers, soll, so erläutert der Historiker Jörn Schütrumpf,
in London „Abtreibungen organisiert haben“. Vermutlich waren es Kinder von
Frauen, mit denen der notorische Fremdgänger Marx ein Verhältnis gehabt hat. Er
hat ja auch einen illegitimen Sohn (Bastard) von seiner Haushälterin Helene
Demuth.
https://www.swr.de/-/id=21400438/property=download/nid=660374/rhzw9q/swr2-wissen-20180504.pdf S
7)
In diesem Augenblick erhielt ich
wie eine Erleuchtung die Antwort auf die Frage, warum so viele russische Männer
Wodka trinken. Diese Frage trage ich schon lange mit mir herum und frage immer
wieder russische oder russlanddeutsche Bekannte. Aber niemand konnte mir bisher
eine Antwort geben.
Nun war es mir auf einmal klar:
nicht nur die Frauen waren in der kommunistischen Sowjetunion schuldig
geworden, sondern in viel größerem Maße auch die Männer. Ihr Gewissen meldete
sich und die innere Stimme konnte bald nicht mehr anders unterdrückt werden als
durch regelmäßigen Wodka-Genuss.
Ich liebe die russischen
Menschen.
Schon vor 50 Jahren habe ich
deswegen an unserem Gymnasium die Russisch-AG besucht. Dass ich mit 63 Jahren
sogar eine russische Frau kennen gelernt habe, die nun meine geliebte Freundin
ist, und die eben genau in jenem Jahr 1968 geboren wurde, als ich meinen
Russischkurs machte, sehe ich als eine besondere Gnade meines Schicksals. Seitdem
interessiert mich die Geschichte des kommunistischen Sowjetsystems und seiner
Begründer.
Seitdem ist auch Karl Marx, der „deutsche
Prophet“, der mit seiner Ideologie so viel Unheil über das russische Volk
gebracht hat, wieder von Interesse für mich. Seitdem studiere ich russische
Geschichte des 20. Jahrhunderts und muss leider erkennen, dass die eigentlichen
Ideologen des Kommunismus in Russland in erster Linie atheistische Juden waren,
die nicht nur ihren eigenen mosaischen Glauben, sondern noch viel mehr das
Christentum hassten. Sie haben Millionen Menschen aktiv oder passiv getötet und
unendliches Leid über das von Natur aus tief christliche russische Volk gebracht.
Sicher hatte auch das einen Sinn
im großen göttlichen Plan. Aber dennoch fließen bei mir immer, wenn ich von all
diesen leidvollen Schicksalen höre, Tränen und ich frage mich, wie wird Gott
diese Untaten einstmals „vergelten“.
Ich bin nicht für Rache, aber
Karma wird auch hier walten, und ich bin sicher: irgendwann werden die Taten
und Gedanken jener Menschen, die sich Karl Marx als neuen Propheten erwählt
haben, auf sie zurückfallen.