Sonntag, 29. April 2018

Karl Marx - ein deutscher Prophet - sehr persönliche Gedanken anlässlich seines bevorstehenden 200. Geburtstages


Gestern zeigte Arte anlässlich des bevorstehenden 200. Geburtstages des Mannes das aufwendig inszenierte Doku-Drama „Karl Marx – der deutsche Prophet“ von Christian Twente (Regie) und Peter Hartl (Buch) mit Mario Adorf in der Rolle von Karl Marx.
Der Film wird aus der Perspektive seiner Tochter erzählt. In der Erinnerung an Wilhelm Weitling, der in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in der Brüsseler Zeit der beiden angehenden „Revolutionäre“, so Engels, ein „Wanderprediger war, der ein Rezept zur Verwirklichung des Himmels auf Erden in der Tasche trug“, sagte die Tochter an einer Stelle: „Wer nicht bereit war, den Ideen meines Vaters bedingungslos zu folgen, der hatte einen schweren Stand. Seine eigene Weltsicht war für Karl Marx Gesetz.“(Minute 1:06:55). Sie fährt fort: „Allzu viel Zeit hat mein Vater damit verbracht, abweichende Meinungen, bevorzugt von Seiten politischer Gefährten, zu bekämpfen mit geradezu inbrünstiger Streitsucht.“ (Minute 1:07:45).
Diese Intoleranz erlebe ich bis heute bei vielen Linken, die nicht dazu zu bewegen sind, ihre Ansichten zu überdenken. Der Marxismus ist so zum Dogma geworden, das bis heute wie ein Gespenst durch die Köpfe geistert.
Der Biograf und Historiker Rolf Holsfeld („Karl Marx. Philosph und Revolutionär“) erzählt: „Der mit Marx befreundete Russe Pawlanenko, der bei der Auseinandersetzung mit Weitling dabei war, schrieb dann anschließend, Marx war fest überzeugt von seiner Mission, die Geister zu beherrschen, ihnen seinen Willen aufzuzwingen und sie mitzureißen. ‚Vor mir stand die Verkörperung des demokratischen Diktators‘. Tatsächlich hat Marx nichts neben sich gelten lassen an Meinungen. Er war fest davon überzeugt, er ist derjenige, der den Schlüssel zum Rätsel der Geschichte tatsächlich gefunden hat. Davon war er schon sehr früh überzeugt. Er hat das auch immer in einer sehr unnachgiebigen, zum Teil harschen Weise anderen gegenüber zum Ausdruck gebracht.“
In der anschließenden Dokumentation „Karl Marx und seine Erben“ von Peter Dörfler kommt der Schriftsteller Peter Schneider („Lenz“, 1973)[1] zu Wort: Er sagt: „Es gibt im ganzen marxschen Gebäude keinen Satz von dieser Einfachheit: ‚Du sollst nicht töten‘. Es gibt kein Prinzip, das es dir verbieten würde, im Namen der Revolution eine beliebige Anzahl von Menschen zu töten und umzubringen und dieses Fehlen jeder Ethik ist natürlich ein furchtbarer Makel, der dem ganzen Gebäude innewohnt.“ (Minute 36:14).
Lena saß neben mir und hatte eigentlich keine Lust, diese Dokumentationen anzuschauen. Sie hatte als junges Mädchen die Lügen des Systems durchschaut und glaubte nicht an die Versprechungen, die ihre Lehrer nicht müde wurden zu verkünden,  dass nach der Übergangsphase des Sozialismus die Menschen in einem kommunistischen Paradies leben würden, wo alle gleich sein würden und niemand mehr arbeiten müsse.
Lena hätte viel lieber die Fortsetzungen von Angelique angeschaut.
Am Sonntagmorgen beim Frühstück erzählte ich ihr ein wenig von unserer gestrigen Lektüre des fünften Vortrages aus dem ersten Band der Karma-Vorträge von Rudolf Steiner (Vortrag vom 1. März 1924, GA 235), ja, ich las ihr sogar einige Abschnitte daraus vor. Schließlich kam ich an folgende Stelle:
„Sehen Sie, die Psychoanalyse hat manche wirklich schreckliche Sumpfblüte getrieben; unter anderem zum Beispiel auch das (…), dass im (…) Unterbewussten jeder Sohn in seine Mutter (…) und jede Tochter in den Vater verliebt ist, und dass das Lebenskonflikte gäbe in den unterbewussten Provinzen der Seele.  Nun, das sind natürlich dilettantische Lebensinterpretationen. Was aber wahr ist, das ist, dass der Mensch, schon bevor er heruntersteigt zum irdischen Dasein, in seine Eltern verliebt ist, dass er heruntersteigt, weil sie ihm gefallen. Nur muss man natürlich das Urteil, das die Menschen hier auf Erden haben über das Leben, unterscheiden von dem Urteil, das die Menschen haben außer dem irdischen Leben, zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, über das Leben“ (S 88)
Lena fragte: „was sind denn das für Märchen?“
Und dann brach es aus ihr hervor und sie erinnerte sich an die unzähligen Kinder, die in sowjetischen Zeiten abgetrieben wurden. Sie nannte es einen reinen „Schlachthof“. Dann erzählte sie von einem Mädchen, das mit 14 Jahren ein Kind von einem zwei Jahre älteren Jungen erwartete. Sie hat sie im Krankenhaus getroffen, wo sie selbst eine Abtreibung vornehmen lassen wollte. Das Mädchen war bereits im achten Monat schwanger und der Freund hatte sich von ihr abgewendet. Ihr blieb nichts anderes übrig, als das beinahe ausgewachsene Kind töten zu lassen. Und das, so sagte Lena, war kein Einzelfall, auch wenn es offiziell nicht erlaubt war, Embryos in diesem fortgeschrittenen Stadium abzutreiben. Das war für Lena eindeutig Mord.
(Nachtrag vom 5.5.2018: In der Sendung „Karl-Marx und Jenny“ im Feature „Wissen“ des SWR2 erfahre ich am 04.05.2018 eine Tatsache, die mich erstaunt. Marx‘ Frau Jenny von Westfalen, eine Baronesse und Halbschwester des preußischen Innenministers, soll, so erläutert der Historiker Jörn Schütrumpf, in London „Abtreibungen organisiert haben“. Vermutlich waren es Kinder von Frauen, mit denen der notorische Fremdgänger Marx ein Verhältnis gehabt hat. Er hat ja auch einen illegitimen Sohn (Bastard) von seiner Haushälterin Helene Demuth.
https://www.swr.de/-/id=21400438/property=download/nid=660374/rhzw9q/swr2-wissen-20180504.pdf S 7)

In diesem Augenblick erhielt ich wie eine Erleuchtung die Antwort auf die Frage, warum so viele russische Männer Wodka trinken. Diese Frage trage ich schon lange mit mir herum und frage immer wieder russische oder russlanddeutsche Bekannte. Aber niemand konnte mir bisher eine Antwort geben.
Nun war es mir auf einmal klar: nicht nur die Frauen waren in der kommunistischen Sowjetunion schuldig geworden, sondern in viel größerem Maße auch die Männer. Ihr Gewissen meldete sich und die innere Stimme konnte bald nicht mehr anders unterdrückt werden als durch regelmäßigen Wodka-Genuss.
Ich liebe die russischen Menschen.
Schon vor 50 Jahren habe ich deswegen an unserem Gymnasium die Russisch-AG besucht. Dass ich mit 63 Jahren sogar eine russische Frau kennen gelernt habe, die nun meine geliebte Freundin ist, und die eben genau in jenem Jahr 1968 geboren wurde, als ich meinen Russischkurs machte, sehe ich als eine besondere Gnade meines Schicksals. Seitdem interessiert mich die Geschichte des kommunistischen Sowjetsystems und seiner Begründer.
Seitdem ist auch Karl Marx, der „deutsche Prophet“, der mit seiner Ideologie so viel Unheil über das russische Volk gebracht hat, wieder von Interesse für mich. Seitdem studiere ich russische Geschichte des 20. Jahrhunderts und muss leider erkennen, dass die eigentlichen Ideologen des Kommunismus in Russland in erster Linie atheistische Juden waren, die nicht nur ihren eigenen mosaischen Glauben, sondern noch viel mehr das Christentum hassten. Sie haben Millionen Menschen aktiv oder passiv getötet und unendliches Leid über das von Natur aus tief christliche russische Volk gebracht.
Sicher hatte auch das einen Sinn im großen göttlichen Plan. Aber dennoch fließen bei mir immer, wenn ich von all diesen leidvollen Schicksalen höre, Tränen und ich frage mich, wie wird Gott diese Untaten einstmals „vergelten“.
Ich bin nicht für Rache, aber Karma wird auch hier walten, und ich bin sicher: irgendwann werden die Taten und Gedanken jener Menschen, die sich Karl Marx als neuen Propheten erwählt haben, auf sie zurückfallen.