Seit den Vorfällen in Chemnitz (zu DDR-Zeiten: Karl-Marx-Stadt) ist es wieder vermehrt üblich geworden, Deutsche als „Nazis“ zu bezeichnen.
Natürlich ist das Zeigen des
Hitlergrußes unangebracht. Die strafbare Tat kann man aber auch als bewusste Provokation
auffassen, wie sie Jugendliche lieben, um irgendwelche „Spießer“ zu
schockieren.
Nun wird „zufällig“ gleichzeitig
bekannt, dass vor knapp zwei Monaten, am
10. Juli 2018, „eine Besuchergruppe aus dem Wahlkreis Bodensee der
AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel“ (Haller Tagblatt vom 01.09.2018),
die zusammen mit einem Begleiter des Bundespresseamtes das Konzentrationslager
Sachsenhausen besucht hatte, dem
Sprecher der Gedenkstätten-Stiftung Horst Seferenz während der Führung
ein paar kritische Fragen zu den Verbrechen der Nazis gestellt hätten und
deshalb aus dem „pädagogischen Programm“ ausgeschlossen und des Platzes
verwiesen worden seien. Bei der AfD-Landtagsfraktion, so heißt es weiter in dem
Tagblatt-Artikel, wisse man nicht, „Warum man so lange geschwiegen hat“. Der
Vorfall sei sieben Wochen her, „so dass die Aussagen heute nicht mehr verifizierbar“
seien.
Das Lesepublikum erfährt also
nichts Genaues, aber es assoziiert sogleich, je nach politischer Einstellung:
Hier waren Geschichtsrevisionisten, ja vielleicht sogar Holocaustleugner am
Werk, also „Nazis“. Seferenz räumte, laut Tagblatt, allerdings ein: „Dabei
wurde nach unserer Wahrnehmung die Grenze zu strafbaren Äußerungen bewusst nicht überschritten.“
Das Wörtchen „bewusst“ zeigt an,
dass die Besucher wie Wölfe im Schafspelz auftraten, also wie Nazis, die als
kritische Bürger erscheinen wollten.
Solche unterbewussten
Assoziationen werden gerne gestreut, wenn man nichts Genaues weiß. Diese
Sichtweise wird auch über die zahlreichen Demonstranten in Chemnitz verbreitet,
die sich mit offenkundigen Rechtsradikalen zum Protest gegen die Flüchtlingspolitik
der Regierung eingefunden hatten. Seit Ex-Außenminister Sigmar Gabriel im
Zusammenhang von ähnlichen Protesten in Dresden vom „Pack“ (Januar 2016) und
Ex-Bundespräsident Gauck von „Dunkel-Deutschland“ (August 2015) gesprochen hat, sind alle,
die nicht mit der Politik der Großen Koalition einverstanden sind und das im
Gegensatz zur großen schweigenden Mehrheit bei solchen Demonstrationen auch zum
Ausdruck bringen, rechts und werden als Wähler der „rechtspopulistischen“ AfD
verdächtigt.
Baden-Württembergs Innenminister
Thomas Strobl (CDU) hat nun sogar einen Vorstoß gemacht, die Partei vom
Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Er sagte laut Haller Tagblatt vom
01.09.2018 (Titelseite): „Diese Partei entwickelt sich in Richtung
Rechtsextremismus. (…) Die Beteiligung der AfD an den Vorgängen in Chemnitz
schafft neue Fakten.“
Welche Fakten Innenminister
Strobl meint, wird nicht gesagt. Der Leser muss es sich selber denken.
Die Partei „Alternative für
Deutschland“ ist im Jahre 2015 stark geworden, als Bundeskanzlerin Merkel ihre eigene Politik, unter anderem auch die
Öffnung der Grenzen Deutschlands, als „alternativlos“ bezeichnete. Die neue
Partei setzt sich für eine Schließung der Grenzen und eine strengere
Asylpolitik ein. Von Anfang an hat sie davor gewarnt, dass beim
unkontrollierten Grenzübertritt auch „Terroristen“ den Weg nach Deutschland
finden würden. Das hat sich durch manche Ereignisse bewahrheitet. Andererseits
muss man klar sehen, dass auch viele Flüchtlinge durch die Kriegserlebnisse in
ihrer Heimat psychisch traumatisiert sind und bei Ablehnung ihres Asylantrages
„ausrasten“.
Obwohl ich die AfD nicht gewählt
habe, muss ich objektiv feststellen, dass sie in diesem Punkt leider recht
behalten hat. Auch ich erwarte von der Regierung eine Revision ihrer
Asylpolitik oder zumindest eine konsequentere Abschiebung von offensichtlichen
Gefährdern oder Straftätern.
Wie man allerdings die „schwarzen
Schafe“ aus der Menge herausfischen will, ist mir schleierhaft. In meinen
Kursen waren zuletzt immer nur anständige Menschen. Allerdings gab es auch
einige, die nicht durchgehalten haben und frühzeitig abgesprungen sind,
insbesondere Asylbewerber aus Nigeria und Gambia[1].
Ich habe indirekt erfahren, dass gerade diese schon mehrmals durch
Kaufhausdiebstähle oder Drogenhandel aufgefallen sind. Wie sie zu ihren
modernen Markenkleidern und ihren Goldkettchen und Uhren gekommen sind, ist mir
schleierhaft, zumal sie nicht einmal die 15 Euro hatten, um ihr Schulbuch zu
bezahlen.
Wer solche Gedanken heute
öffentlich äußert, wird von gewissen Personen schnell als Rassist ausgemacht.
Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, ihn als „Nazi“ zu bezeichnen. Das
Kains-Zeichen „Nazi“ hat in Deutschland eine existenzvernichtende Wirkung. Karrieren
und sogar Freundschaften sind daran zerbrochen.
Seitdem eine Mehrheit von
Wahlmännern – nicht eine Mehrheit von Wählern – am 9. November 2016 den
Multimillionär Donald Trump zum neuen amerikanischen Präsidenten gewählt hat,
ist die Welt in zwei Lager gespalten: in die Guten: das sind die Trump-Gegner,
und in die Bösen: das sind die Trump-Anhänger. Man könnte auch sagen: in die
„wahren Demokraten“ und in die „Rechtspopulisten“.
Die Demokraten stehen heute in
der Regel links. Rechts stehen die Leute, die die Demokratie zerstören wollen.
So einfach ist das polare
Weltbild der Gegenwart. Das kann man bis in jedes Detail erkennen: Wenn ich
insbesondere den jüdischen Teil der Menschheit betrachte, dann stehen die
liberalen Juden Amerikas, insbesondere Hollywoods, auf der Seite der
Trump-Gegner, die zionistischen Hardliner Israels auf der Seite der Trump-Anhänger.
Rudolf Steiner spricht in einem
Vortrag vom 21. November 1919 (GA 194, „Die Sendung Michaels“) vom „Irrwahn der
Zweizahl“. Er behauptet, dass dieses Denken in Polaritäten der bevorstehenden
Inkarnation Ahrimans den Weg bereite.
Er führt aus:
„Es ist ja eingezogen in dieses
neuere Bewusstsein der Menschheit der Irrwahn der Zweizahl, und es ist
hintangehalten worden die Wahrheit von der Dreizahl. (…) Das alles, was in
diesem Irrwahn wirkt, das ist im Grunde Schöpfung der ahrimanischen Einflüsse,
jener Einflüsse, die sich einstmals konzentrieren werden in der Inkarnation
Ahrimans, von der ich Ihnen schon gesprochen habe.“
Egal, wohin man schaut: Seit Ende
des Ersten Weltkrieges 1919 war die Welt zweigeteilt: in zwei Blöcke, den
kommunistischen Ost- und den demokratischen Westblock. Die Grenze ging mitten
durch Europa, später (1949) mitten durch Deutschland, ja mitten durch das Herz
der Stadt Berlin.
Adolf Hitler versuchte in den 30er
Jahren eine Art „Dritter Weg“. Aber er wendete sich gegen den michaelischen Geist[2]
und diente eher den Widersachermächten. Es gab damals nur wenige, die wirklich die
christlich-michaelische Mitte vertraten. Dazu rechne ich die Geschwister Sophie
und Hans Scholl. Sie büßten ihren Einsatz mit dem Leben.
An der Berliner Mauer stießen
zwei polare Gesellschaftssysteme aneinander. Deutschland, das eigentlich die
Mission gehabt hätte, zwischen Ost und West zu vermitteln, war „ausgeschaltet“,
weil hier jeder als „Nazi“ oder „Kommi“[3]
verdächtigt werden konnte, der nicht die vorgegebene Politik der Siegermächte unterstützte.
Adenauers „Westorientierung“ machte blind für die Mitte, die auch in der Kunst
verloren gegangen war, wie Hans Sedlmayr, der bekannte Münchner
Kunsthistoriker, in seinem Buch „Der Verlust der Mitte“ (1948) festgestellt
hat.
Ich denke, nur wenn man ohne
Sympathien oder Antipathien die Geschichte des 20. Jahrhunderts sachlich studiert,
kann man zu Ergebnissen kommen, die die
plumpe und brandgefährliche Einteilung der Menschen in „Linke“ und „Rechte“ vermeidet.
[1] Dabei
war für den vom deutschen Steuerzahler über das Landratsamt finanzierten Kurs
Anwesenheitspflicht. Aber auch hier wurde rein gar nichts unternommen, um die
„geflüchteten“ Kursteilnehmer wieder „einzufangen“. Was sie in der Zeit, in der
sie eigentlich im Deutschkurs hätten sein sollen, gemacht haben, weiß niemand.
Der Leiter der kleinen Privatschule, für die ich arbeite, hat zwar einigen
hinterher telefoniert, aber er hat wenig Erfolg gehabt. Er sagte mir einmal im
Vertrauen: „Wenn ich überflüssiges Geld hätte, dann würde ich einen
Privatdetektiv beauftragen, um zu erfahren, was die jungen Männer machen
anstatt ihrer Pflicht nachzukommen“.
[2] Er ließ 1935
die Anthroposophische Gesellschaft und später
die Waldorfschulen verbieten.
[3] Mir gefallen
die unsachgemäßen Bezeichnungen nicht. Als historisch interessierter Mensch erwarte
ich, dass in einer ernsthaften Diskussion über die Schattenseiten der Geschichte trotzdem die offiziellen Bezeichnungen benützt werden und nicht verkürzte „Schimpfwörter“:
Die Nationalsozialisten waren Anhänger der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“,
abgekürzt NSDAP, die sowjetischen Kommunisten Mitglieder der „Kommunistischen Partei
der Sowjetunion“ KPdSU. Auch wenn man, wie ich, mit der Politik der beiden Parteien
keineswegs einverstanden ist, so sollte man doch fairerweise die historischen Namen verwenden.
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