Viel wichtiger aber als all die
materiellen Dinge sind für mich die Gedanken, die mich leiten. Ich bereite mich
unter anderem anhand der Faust-Vorträge Rudolf Steiners auf die Reise auf die Insel Samothrake vor. Aber
dabei werde ich immer wieder rechts und links abgelenkt, hauptsächlich durch
meine Offenheit gegenüber den Zeiterscheinungen, die ich auch noch irgendwie in
mein Denken zu integrieren versuche. Da war die Europawahl, bei der die Tendenz
zum Zerfall der alten Volksparteien abermals offenbar wurde, aber auch der
langsame Aufstieg jener nationalistischen Kräfte, vor denen Rudolf Steiner
schon 1917 warnte; da ist das unsägliche neue Buch von Helmut Zander, das mich
ärgert, da ist Christine Gruwerz, eine
ausgesprochene Kennerin des historischen und des geistigen Manichäismus, deren
Vortrag über die „Mani-Intention“ vom 10. Mai 2019 in Wien jemand aufgenommen
und hochgeladen hat, den ich dann heute Morgen auf Facebook entdeckte und von
dem ich mir die ersten 30 Minuten angeschaut habe[3]; und schließlich ist da
mein Bestreben, all das irgendwie zu dokumentieren, um es innerlich „auf die
Reihe“ zu bringen.
Trotz der äußerst knappen Zeit
drängt es mich (für meine wenigen "Follower", die es interessiert) folgende
Passage aus Rudolf Steiners Faustvortrag vom 28. September 1918 abzuschreiben.
Es ist nicht als „geschichtliches“ Event gemeint, das vergeht, sondern als „Ereichnis“,
das „passiert“ (im Sinne von Goethe). Dabei sollte man
sich bewusst sein, dass nur dann etwas „passiert“, wenn man etwas durch sich hindurch lässt. Also hier die angekündigte Passage:
„… Damit rührt Goethe an ein
großes Geheimnis des Daseins. Sie werden aus meinen Vorträgen, die ich im Laufe
der Zeit hier an diesem Orte (Dornach) gehalten habe, ersehen haben, dass schon
auch in der Gegenwart gewisse Leute im Besitze gewisser Geheimnisse sind. Vor
allen Dingen ist zum Beispiel die Führerschaft des römischen Katholizismus –
die Führerschaft – im Besitze gewisser Geheimnisse. Es kommt dabei darauf an,
wie man diese Geheimnisse anwendet. Aber auch gewisse Eingeweihte der englisch
sprechenden Bevölkerung sind im Besitze gewisser Geheimnisse. Aus einem
gründlichen Missverständnis heraus bewahren nicht nur die römisch-katholische
Kirche – die Führer – vor ihren Gläubigen diese Geheimnisse, sondern auch
gewisse esoterisch Eingeweihte der Englisch sprechenden Bevölkerung. Die haben
nun verschiedene Gründe, und von einem der Gründe will ich nun sprechen.
Die Erde hat eine Vergangenheit:
Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit; eine Gegenwart: Erdenzeit; eine Zukunft:
Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit. Es gibt in der Entwicklung ein Gutes und ein
Böses. Aus dem Kosmos, aus der kosmischen Entwicklung ist das Gute nur zu
erkennen aus der Vergangenheit, aus der Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit und aus
der halben Erdenzeit. Weisheit und das Gute hängen mit dem Rückblick in die
Vergangenheit zusammen. Weisheit und das Gute impfen jene Mitglieder der
höheren Hierarchien, die zu den Menschen gehören, in der Zeit der menschlichen Natur ein, in welcher diese menschliche
Natur noch nicht so wie auf der Erde zum vollen Bewusstsein erwacht ist. Für
die folgende Zeit, für die Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit und auch für die
jetzige Erdenzeit schon – es beginnt schon – für die halbe Erdenzeit noch muss
der Mensch bewahren das Gute, wenn er zum Guten gelangen will, muss die Impulse
dieses Guten aus seiner Natur heraus entwickeln, denn es offenbaren sich aus
dem Umkreise, aus dem, was neu herantritt, die Kräfte des Bösen. Ohne dass sich
diese Kräfte des Bösen offenbaren würden, würde der Mensch nicht zum freien
Willen kommen. Und diejenigen Eingeweihten, die ich meine, wissen dieses
bedeutsame Geheimnis und wollen es, weil sie die Menschen nicht reif machen
wollen, der Menschheit nicht mitteilen. Sie wissen dieses Geheimnis. Wenn dasselbe,
was als Menschennatur auf dem alten Saturn entstanden ist, durch Saturn, Sonne
und Mond sich entwickelt hat und nun weitergeht, wenn dieses selbe, was für uns
Menschen sich auf dem Saturn entwickelt hat und eine Vergangenheit hat, jetzt
entstehen würde aus den Bedingungen der Erde heraus, so würde es ein radikal
Böses werden, würde es nur das Böse aufnehmen können. Aus den äußeren
Bedingungen ergibt sich nur die Möglichkeit, das Böse aufzunehmen. Diesem dem
Bösen Ausgesetztsein verdankt es der Mensch, dass er zum freien Willen kommen
kann, dass er wählen kann zwischen dem Bösen, das an ihn herantritt, und em
Guten, das er aus seiner Natur heraus entwickeln kann, wenn er sich
vertrauensvoll hingibt an dasjenige, was durch seine Vorzeit in seine Natur
gelegt worden ist. Daher sagen diese Eingeweihten denjenigen, die sie auch
einweihen wollen: Es gibt drei Schichten des Bewusstseins. – Das ist die
ständige Formel, die man in diesen Englisch sprechenden Einweihungsschulen
haben kann. Taucht der Mensch in dieses Unterbewusste hinunter, aus dem die
Träume hervorquellen, dann erlebt er eine innige Verwandtschaft mit andern
Wesen – ich habe Ihnen vorhin charakterisiert: auch mit anderen Menschen –, die
nicht heraufragen kann in die gegenwärtige Welt. Lebt der Mensch, wie es in der
Gegenwart der Fall ist, mit seinem Tagesbewusstsein in der sinnenfälligen oder
verständigen Welt, so ist das die Welt, in der er durch Geburt und Tod geht. Und
lebt sich der Mensch hinauf in die Welt, die er als physischer Mensch betreten
wird in der Zukunft, die er durch übersinnliche Erkenntnis erringt, dann ist
das die Welt, in der er zunächst das Böse erlebt. Denn gerade darinnen muss des
Menschen Stärke bestehen, dass er dem Bösen gewachsen ist, dass er gegenüber
dem Bösen sich aufrechterhalten kann. Er muss das Böse kennenlernen können.
Es ist natürlich die wahre Folge
dieser Tatsache diese, dass die Notwendigkeit besteht für die gegenwärtige
Menschheit, Licht zu verbreiten über die Vergangenheit, was nur durch
Geisteswissenschaft geschehen kann, damit der Mensch gewachsen ist dem
notwendigen Entgegenkommen des Bösen. Auf diese drei wird gerade bei den
Eingeweihten der Englisch sprechenden Bevölkerung immer wieder und wiederum
hingewiesen. Darauf wird jener Kampf begründet, der da sehr, sehr bedeutsam
ist, wenn auch die äußere Zeit wenig davon weiß, zwischen gewissen Leuten, die
da wollen, dass das Notwendige geschehe und dem Menschen solche Geheimnisse
mitgeteilt werden, und denjenigen, die den Menschen unreif lassen wollen.. Bis
jetzt haben noch die letzteren gesiegt. Das ist sehr wichtig, dass man diese
Dinge kennt. Welches Unheil angerichtet würde, wenn geisteswissenschaftliche
Wahrheiten der Welt vorenthalten würden, das können sie daraus ersehen, denn
dem Bösen wird der Mensch schon ausgesetzt. Geschützt wird er vor dem Bösen nur
dadurch, dass er sich in das spirituelle Leben des Guten vertieft. Enthält man
ihm das spirituelle Leben des Guten vor, dann wirkt man nicht als
Menschenfreund, ganz gleichgültig ob man Mitglied irgendeines Freimaurerordens
ist, oder ob man Jesuit ist, man wirkt menschenunfreundlich. Dann liefert man
die Menschen durch die Vorenthaltung der spirituellen Weistümer dem Bösen aus. Und
man kann dabei einen gewissen Zweck haben. Man kann den Zweck haben, im engen
Kreise selber nur das Gute zu wissen, um mit Hilfe dieses Guten die hilflose
Menschheit, die durch das Böse sich in die Lebensabsurdität hineinführt, zu
beherrschen.“[4]
Es mag nun jeder selbst
entscheiden, ob der katholische Theologe Helmut Zander, der sich anmaßt, über
Rudolf Steiner Bücher zu schreiben, ein Menschenfreund ist oder nicht….
[4]
Rudolf Steiner, Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes Faust,
Zweiter Band, GA 273, Sonderausgabe 1974, S 162ff