Gestern las ich in einem Vortrag von Rudolf Steiner Sätze, die mich gerade jetzt stark beschäftigen. Den Vortrag hat er am 4. November 1917 in Dornach gehalten. In der Gesamtausgabe, Band 273, trägt er den Titel „Die Helena-Sage und das Freiheitsrätsel“
Er spricht dort über unsere Zeit,
wenn er gleich zu Beginn sagt:
„Aber jetzt in unserem fünften
Zeitraum werden die Menschen so elementar zu ringen haben mit dem Bösen, wie
elementar in der atlantischen Zeit gerungen worden ist mit Geburt und Tod. Da
werden namentlich durch die Beherrschung der verschiedenen Naturkräfte die
Antriebe und Impulse zum Bösen in einer großartigen Weise, in gigantischer
Weise in die Welt hineinwirken. Und im Widerstand, den die Menschen aus
geistigen Untergründen heraus werden bringen müssen, werden die
entgegengesetzten Kräfte, die Kräfte des Guten zu wachsen haben. Insbesondere
wird es schon während des fünften Zeitraums sein, wo durch die Ausbeutung der
elektrischen Kraft, die noch ganz andere Dimensionen annehmen wird, als sie
bisher angenommen hat, es den Menschen möglich sein wird, Böses über die Erde
zu bringen, wo aber auch direkt aus der Kraft der Elektrizität selber heraus
Böses über die Erde kommt. Diese Dinge sind nur notwendig, sich vor das
Bewusstsein hinzuhalten. Denn derjenige, der spirituelle Impulse aufnehmen
will, findet die Angriffspunkte des Widerstands, findet die Ausgangspunkte für
jene Impulse, die sich gerade am Widerstand des Bösen entwickeln sollen.
Allerdings ist es schwierig, heute schon in dieser Beziehung über Einzelheiten
zu sprechen, da diese Einzelheiten zumeist noch in weitestem Umfange Interessen
der Menschen berühren, welche die Menschen nicht berührt haben wollen. In
dieser Beziehung sind die Menschen geteilt auf der einen Seite in solche,
welche schwer leiden dadurch, dass sie sich nicht klarmachen können, wie sie in
das Weltkarma verstrickt sind und dies oder jenes mitmachen müssen, ohne dass
sie im Handumdrehen abstrakt fromm werden können; auf der anderen Seite in
Menschen, die vielfach verstrickt sind
in dasjenige, was das Weltenkarma dieses fünften nachatlantischen Zeitraums
ist, die nicht hören wollen, was eigentlich in den Impulsen liegt, die durch
die Welt gehen, weil die Menschen vielfach ein Interessen daran haben, gerade
diejenigen Impulse, die zerstörerisch sind, als aufbauende hinzustellen.“
Diese Passage umschreibt in
wenigen Worten das, was Paul Emberson in seinem Werk über den „geistigen
Hintergrund der Entwicklung der Datenverarbeitung und die Zukunft der
Computertechnik“[1]
ausführlich beschreibt.
Rudolf Steiner geht aber noch
weiter und erinnert nun an seine Vorträge über „Die spirituellen Hintergründe
der äußeren Welt“, die er kurz zuvor, vom 29. September bis zum 28. Oktober
1917 in Dornach gehalten hat, und die als Band 1 unter dem Titel „Der Sturz der
Geister der Finsternis“ unter der Bibliographie Nummer 177 in der Gesamtausgabe
veröffentlicht wurden. Die erste Auflage erschien im Schicksalsjahr 1933, die
nächste im Jahr 1966. Diese Vorträge sind so grundlegend, dass sie jeder
geistig bewusste Mensch studieren sollte. Rudolf Steiner fährt am 4. November,
an die eben genannten Vorträge erinnernd, unmittelbar nach der Stelle, die ich
bereits zitiert habe, fort:
„Wir haben dargestellt, wie seit
dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unter den Menschen diejenigen
Wesenheiten wirken, die ich bezeichnet habe als abgefallene Geister der
Finsternis, Wesen aus der Hierarchie der Angeloi. Diese Wesen waren noch
dienende Glieder der guten, fortschreitenden Mächte in der vierten
nachatlantischen Periode. Da dienten sie noch in der Herstellung jener
Ordnungen, die – wie ich Ihnen charakterisiert habe – aus der
Blutsverwandtschaft der Menschen herausgeholt sind. Jetzt sind sie im Reiche
der Menschen, und als zurückgebliebene Angeloiwesen wirken sie hinein in die
Impulse der Menschen, um dasjenige, was mit Bluts-, Stammes-, Nationalverwandtschaft,
Rassenverwandtschaft zusammenhängt, in einer nachhinkenden Weise und dadurch in
einer ahrimanischen Weise geltend zu machen, zu beeinträchtigen diejenigen
anderen sozialen Menschheitsstrukturen, die sich aus ganz anderen Unterlagen
heraus bilden sollen als zum Beispiel aus den Blutsbanden der Familie, der
Rassen, der Stämme, der Nationen, so dass heute ein beträchtlicher Anfang der
Arbeit dieser Geister gerade in dem abstrakten Betonen des
Nationalitätsprinzips besteht. Dieses abstrakte Betonen des Nationalitätsprinzips,
dieses Programmemachen auf Grundlage eines Nationalitätsprinzips, das gehört in
die Bestrebungen der Geister der Finsternis hinein, die den Menschen viel
näherstehen werden, die viel intimer an die Menschen herankommen, als die zurückgebliebenen
Geister der vierten nachatlantischen Periode, die in die Hierarchie der Angeloi
gehörten. Das wird gerade das Bedeutungsvolle dieses fünften nachatlantischen
Zeitraums sein, dass diese Wesen, die unmittelbar über der Hierarchie der
Menschen stehen, die Angeloiwesen, recht intim an den einzelnen Menschen
herankommen können, nicht bloß an die Gruppen, so dass der einzelnen glauben
wird, er vertrete aus seinem eigenen persönlichen Impuls heraus die Dinge,
während e – kann schon sagen – besessen ist von solcher Art von Angeloiwesen,
von denen gesprochen worden ist.“
Wovon Rudolf Steiner spricht,
wenn er sich auf Gruppen bezieht, die das Nationalitätsprinzip betonen, ist uns
Heutigen unmittelbar durch das Starkwerden nationalistischer Bewegungen in verschiedenen
europäischen Ländern bekannt. Viele spüren, dass das unzeitgemäß ist, flüchten
sich dann jedoch in andere Ideologien wie zum Beispiel in das unreflektierte
Betonen der Menschenrechte oder des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Die Menschheit
steht heute zwischen Skylla und Charibdis, oder anthroposophisch ausgedrückt,
zwischen ahrimanischen Tendenzen (Nationalitätsprinzip) und luziferischen
Illusionen (Deutschland könne in einer multikulturellen Gesellschaft allen
Verfolgten helfen). Die Gesellschaft ist gespalten. Dabei verliert das Land sowohl
die eigene Identität, als auch den eigenen Handlungsspielraum, wie wir jeden
Tag erleben können.
Rudolf Steiner führt im Verlauf
seines Vortrages aus, dass es bereits in der vierten nachatlantischen Kulturepoche
Rebellen gab, die sich gegen die damals noch geltenden Blutszusammenhänge
auflehnten. Er nennt drei tragische Heroen, die das versucht haben: Theseus,
Ödipus und Paris, den Königssohn aus Troja. Alle drei wurden von den Eltern
ausgesetzt, weil sie eine Gefahr für die Blutszusammenhänge darstellten. Die
Eltern von Theseus und Ödipus erfuhren davon durch das Orakel, die Mutter von
Paris durch einen Traum. Die mit Paris schwangere Hekuba, die Frau des Priamus,
träumte, dass sie eine brennende Fackel gebären würde, die die Stadt Troja
vernichten würde.
Im Jahre 1955 kam ein Film in die
Kinos, der den Originaltitel „Rebel without a Cause“ (wörtlich: „Rebell ohne
Grund“, deutscher Titel: „…denn sie wissen nicht, was sie tun“) trug. Die
Hauptrolle spielte James Dean, der „Rebell“ von Hollywood. In dem Film lehnt er
sich gegen seine Familie auf, die ihm als typische amerikanische
Durchschnittsfamilie zu wenige Freiheiten einräumt. James Dean ist nur ein
Vorläufer. Ungefähr zwei Jahrsiebte später, im Jahre 1968 begann eine ganze
Jugend gegen ihre Eltern zu rebellieren. Es war ein Aufstand gegen die alten
Blutsbindungen und der Wunsch, neue soziale Formen auszuprobieren, die nicht
auf Blutsbanden begründet sind. Die Hippie-Bewegung und die Studentenbewegung
sind zwei unterschiedliche Ausprägungen dieser Rebellion. Erstere versuchten,
bei sich selbst anzufangen, letztere wollten die Gesellschaft verändern.
Erstere wählten, zum Teil mit dem Gebrauch von Drogen, den „geheimnisvollen Weg
nach innen“ (Novalis), letztere den langen Marsch durch die Institutionen.
Viele von der ersten Gruppe fanden schließlich zur Anthroposophie, während die
Vertreter der zweiten Gruppe heute das Establishment bilden, gegen das sie
früher protestiert haben.
Ich war im Jahre 1969 gerade 17
Jahre alt geworden und verliebt. Ich trug als einer der ersten Jugendlichen in
der Kleinstadt, in der ich das Gymnasium besuchte, lange Haare. Weil meine
damalige Freundin, die noch stark in ihren Familienzusammenhang eingebunden
war, keine langen Haare mochte, ließ ich sie mir – ihr zuliebe – schneiden.
Die langen Haare waren ein Symbol
der Rebellion[2].
Gerade heute vor 50 Jahren trug ich einen Bericht in mein Tagebuch ein, der die
Situation eines Jugendlichen im Jahre 1969, dem Jahre des Festivals von
Woodstock, das unter den drei Idealen „Love, Peace and Freedom“ stand, sehr
schön aufzeigt. Wir waren die „beautyful people“. 1971 sang die deutsche Band
„Ton, Steine Scherben“ den Refrain „Ich will nicht werden wie mein Alter“. 1977
erschien ein Buch der französischen
Philosophen Michel Foucauld und Gilles Deleuze, das den deutschen Titel trug:
„Der Faden ist gerissen“ und beschrieb, was in den vorangegangenen Jahren
geschehen war: Die Kluft zwischen alter und neuer Generation war nahezu
unüberbrückbar geworden. Das Neue war nun wichtiger als das Alte. Holger Czukay
von der Gruppe „Can“ formulierte es so: „Ganz von vorne anfangen!“[3]
Nicht aus persönlicher Eitelkeit,
sondern als Anschauungsmaterial für jenes Zeitgefühl, veröffentliche ich meinen
Tagebuchbericht vom 25. Mai 1969 hier (leicht gekürzt):
„Am Donnerstagabend (22. Mai 1969),
kurz vor 18.00 Uhr, radelte ich los nach Ellwangen. Gabi hatte mich zum
Haareschneiden „bestellt“. Da ich ziemlich schnell fahren musste, weil Gabi
gesagt hatte, sie habe nur bis 18.30 Uhr Zeit, wurde mein Vorderrad etwas
„mitgenommen“: es hatte sich im Reifen
eine kleine Beule gebildet und ich ließ ein bisschen Luft heraus, was anfangs
auch ganz gut half. Gabi schnitt mir meine Haare im Badezimmer, während Micha
Dürr[4] zuschaute. Wir
unterhielten uns ganz nett und das war gut für mein Verhältnis zu beiden; denn
beide sind ziemlich intelligente Leute, die ich im Grunde sehr schätze, wenn
mich Micha auch zuvor wohl etwas verkannt haben mochte und mich öfters mal
irgendwie neckte. Micha ist scheinbar ein Mensch, der keine Probleme hat. Er sieht
blendend aus, ist sehr hell und beliebt bei allen Mädchen. Dessen ist er sich
aber auch bewusst und er benimmt sich manchmal dementsprechend – was nicht
weiter schlimm ist, solange er niemanden persönlich dadurch verletzt. Aber
jetzt, nachdem er etwas vertrauter geworden war mit meiner Art, hat er sich
sogar „herabgelassen“, mit mir wie mit einem Gleichwertigen über ernste Sachen
wie Gerechtigkeit zu sprechen. Auch mein Verhältnis zu Gabi wurde etwas besser.
Sie meinte, dass die meisten Mädchen kurze Haare bei Jungs lieber hätten; so
wie die Jungs auf ihre Beine sähen, so sehen die Mädchen, sagte sie wörtlich,
auf ihre Haare. Apropos Beine: als mir Gabi die Haare schnitt, musste sie auch
öfters näher an mich herantreten und da berührte ich auch einige Male mit der
Hand ihre Beine, denn sie hatte einen sehr kurzen Rock an. Diese Beine waren so
unwahrscheinlich weich und geschmeidig, dass ich ganz erstaunt war. Aber das
nur nebenbei…
Ich gestand Gabi auch, dass es der
Wunsch einer Freundin war, dass ich mir die Haare schneiden ließ. Gegen 19.15
Uhr sind wir fertig. Ich verabschiede mich mit den Worten „danke schön ist da
vielleicht viel zu wenig“ und fahre, leichten Kopfes davon. Bei meinem Freund
Pit mache ich Halt. Er und seine (alleinerziehende) Mutter sind die ersten, die
mich „bewundern“ dürfen. Ich selber komme mir äußerst komisch vor und muss
jedes Mal laut lachen, wenn ich vor einen Spiegel trete. Bis kurz vor 20.00 Uhr
bleibe ich bei Pit. Auch Werner ist bei ihm. Um 20.00 Uhr gehe ich ins Regina-Kino.
Vorfilm: „the Meeting“ (ausgezeichnet in Oberhausen 1965). Auch Konny kommt.
Wir sehen uns zusammen Truffauts „La Mariee etait en noir“[5] an, einen spannenden
Krimi, der uns angenehm in das Werk dieses jungen Franzosen einführt, wenn es
auch ein Film sein mag, der in der Gestaltung erheblich von seinen anderen
Filmen abweicht. Nach der Vorstellung begleitet mich Konny noch ein bisschen,
wobei er mir von seinen ersten Liebesproblemen mit einem Mädchen (Monika)
erzählt und mir gesteht, dass es lieb von mir wäre, dass ich so geduldig
zugehört habe, denn Konny braucht jemanden, dem er sein Herz ausschütten kann.
Am Freitag (23. Mai 1969) ist der
Trubel groß um mein Haar. Die meisten fanden, ich sähe jetzt viel „netter“ aus als vorher. Nur Herr Grupp, der mir am
Donnerstag eine 1 – 2 in der Latein-Klassenarbeit zurückgegeben hatte, meinte
ironisch: „Vorher hast du mir aber besser gefallen!“[6]
Die letzte Stunde fiel zugunsten der
an diesem Tag anbrechenden und bis zum 2. Juni dauernden Pfingstferien aus.
Ich fuhr mit dem Zug heim.
Nachmittags fahre ich gegen 15.30 mit
Elisabeth, die in den Reitkurs muss, abermals – dieses Mal mit dem Fahrrad –
nach Ellwangen, wo ich die Abzüge der Fotos, die ich von Gerlinde geknipst
habe, abhole. Um 19.30 Uhr fahre ich, nachdem ich alles versorgt habe, zum
dritten Mal nach Ellwangen, wieder mit dem Fahrrad, und treffe mich mit Konny
im Kino. Vorfilm: „Wasser für Benedetto Manchia“ von Karl Sedereit über
Sizilien, damals und heute. Dann sehen wir uns bereits zum zweiten Mal Fred
Zinnemanns „From Here to Eternity“[7] an. Auch dieses Mal
begleitet mich Konny nach dem Film. Wir kommen dieses Mal – auf meinen Wunsch –
auch an dem Haus von Familie B. vorbei. Ein irgendwie schönes Gefühl befällt
mich dabei.
Am Samstag, den 24. Mai 1969, fahre
ich um 19.00 Uhr mit dem Fahrrad nach Ellwangen, denn ich will mir am Abend bei
Pit im Dritten Programm Alain Resnais „La Guerre est finie“[8] ansehen. Zuvor, so nahm
ich mir vor, wollte ich noch kurz Gerlinde aufsuchen. Ich wusste selbst nicht,
woher ich den Mut dazu nahm. Es war vielleicht deswegen, weil auf halben Weg
mein Vorderreifen vom Fahrrad platzte. Gerlinde war gar nicht daheim. Herr und
Frau B. begrüßen mich freundlich, aber ich merke schon, dass sie es nicht ganz
richtig fanden, als ich damals ohne etwas zu sagen einfach „abgehauen“ war. Ich
darf im Wohnzimmer Platz nehmen und dort (fernsehenderweise) warten, bis
Gerlinde kommt. Eine halbe Stunde dauert es. Gerlinde hat einen weißen Rock und
einen braunen Pulli an, was ihr sehr gut steht. Überhaupt sieht sie viel zu
schön aus!
Sie sagt, meine kurzen Haare würden
mir viel besser stehen als die „scheußlichen“ langen und sie scheint sich
wirklich darüber zu freuen, dass ich beim Friseur war. Sie gesteht mir, sie
hätte eine „große Wut“ auf mich gehabt und schon befürchtet, ich würde nie mehr
wiederkommen.“
[1]
Paul Emberson, Von Gondishapur bis Silicon Valley, Band 1, Etheric Dimensions
Press, Schweiz und Schottland 2012
[2]
Im Musical „Hair“ wurde dieses „Symbol“ 1968 weltweit „vermarktet“, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Hair_(musical).
[3] Diese Hinweise verdanke
ich einem Facebookfreund, der etwa in meinem Alter ist. Er schrieb heute
folgende Betrachtung in Facebook:
Die Siebziger Jahre - 50 Jahre Woodstock
Die
siebziger Jahre beginnen mit dem WOODSTOCK-FESTIVAL und dem Mythos einer
universellen Gemeinschaft. Es ist der Mythos jener "beautyful
People", die ein besseres, freieres, Waffen- und gewaltfreies Leben führen
wollen. Dieser Gedanke wird jedoch schnell zerstört. Als die Bilder von
Woodstock für uns auf dem europäische Kontinent sichtbar und hörbar wurden,
vornehmlich auf Schallplatte und Video, in Musikzeitschriften wie Musikexpress, Bravo usw., zerfällt die utopische
Gemeinschaft bereits in viele kleine Familien. Was mich immer wieder fasziniert
hat: der IMPULS ist geblieben. Dass ein anderes Leben möglich und wünschenswert
ist, dieser Gedanke lebt bis heute.
"Ich will nicht werden, was mein Alter war", singen TON STEINE
SCHERBEN 1971. Die Philosophen Michel FOUCAULT und Gilles DELEUZE bringen ein
Buch auf den Markt: "Der Faden ist gerissen". Wie auf viele andere
auch, hat dieses Buch auf mich einen großen Einfluss gehabt, als es 1977 im
Westberliner MERVE Verlag erschien. Mit dem "Faden" ist das gemeint,
was uns zuvor unzertrennlich mit unserer Vergangenheit zu verbinden schien. Und
dass er gerissen ist: die Zukunft wird uns wichtiger als die Vergangenheit. Das
Neue ist wichtiger als das Alte. Holger CZUKAY von der Gruppe CAN formulierte
es so: "Ganz von vorne anfangen." Und wenn mich meine Erinnerung
nicht täuscht, gehen Eltern und Kinder Ende der siebziger Jahre und danach
anders miteinander um als noch zu Beginn des Jahrzehnts. Vielleicht ist dass
das wichtigste Erbe dieser Zeit.
Die
siebziger Jahre sind eine Zeit der Entfesselung und einer entfesselten Kritik
an allen überkommenden Autoritäten und Institutionen.
Richie
HAVENS beschwört in seinem Song "FREEDOM" eine FREIHEIT, die ihm das
Aufgehobensein in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten bietet. Er beschreibt
die UTOPIE einer WELT, in der er sich nicht mehr wie ein
"Waisenkind", "a motherless child" fühlen muss.
Was
folgte? "COMPUTERWELT" von KRAFTWERK. Sie singen von den Möglichkeiten
der kommenden Technologien und den Möglichkeiten, die damit verbunden sind.
Erst im Rückblick - 2019 bis 1969 - können wir wohl begreifen, wie prophetisch
das damals war, Ende der siebziger Jahre. (Norbert Running Blue Reuter)
[4]
Hier erwähne ich in meinem Tagebuch den lieben Mitschüler, der wie Claus B. aus
Dinkelsbühl ins PG gekommen war, zum ersten Mal. Er erinnerte mich immer ein
wenig – vom Aussehen und von seiner ganzen Art her – an Jean-Louis Barrault in
„Kinder des Olymp“. Micha ging später nach Beverly Hills, machte dort einen
Blumenladen auf und belieferte vor allem die Schauspieler von Hollywood. In den
80er Jahre erfuhr ich, dass er an AIDS gestorben ist.
[5]
„Die Braut trug schwarz“ ist eine bitterböse Satire, in der sich Jeanne Moreau
als Braut Julie Kohler an den Mördern ihres Mannes rächt. Ich habe immer
empfunden, dass sie sich wie eine moderne Jagdgöttin Diana verhält
(25.05.2019).
[6]
Früher hatte er mehrmals die Klasse dazu aufgerufen, für mich Geld zu sammeln,
damit ich zum Friseur gehen könne.
[7]
Den Film „Verdammt in alle Ewigkeit“ (1953) mit den großartigen Schauspielern
Burt Lancaster, Montgomery Clift, Frank Sinatra und Deborah Kerr, hatten Konny
und ich während unserer Fahrradtour im Sommer 1967 in einem Würzburger Kino zum
ersten Mal gesehen.
[8]
„Der Krieg ist vorbei“ entstand 1966. Alain Resnais (1922 – 2014), dessen Film
„Hiroshima, mon amour » (1959) als Vorläufer der „Nouvelle Vague“ gilt,
heiratete 1969 Florence Malraux, die Tochter von Andre Malraux. In „La Guerre
est finie“ spielt Yves Montand einen spanischen Kommunisten, der vor dem
Franco-Regime nach Paris ins Exil gegangen ist, aber immer wieder inkognito
nach Spanien reist, um seinen Familienangehörigen und seinen Parteifreunden zu
helfen. Die weibliche Hauptrolle spielt die schwedische Schauspielerin Ingrid
Thulin (1926 – 2004), die insgesamt in neun Filmen von Ingmar Bergmann,
darunter „Wilde Erdbeeren“ (1957) und „Das Schweigen“ (1963) mitgespielt hat.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenLeider wurde nur die Korrektur übertragen, nicht aber mein Kommentar selbst. Das liest sich etwas schroff und unverständlich. Deshalb 2. Versuch: Michael Dürr, mein enger Jugendfreund, mit dem mich eine tiefe Freundschaft verband, hatte sich nach seinem Coming-Out von mir abgewandt. Eine Freundschaft mit einem Hetero, war für ihn zu konfliktreich geworden. Erst nach seinem Tod erfuhr ich, dass er nach Amerika ausgewandert war. Er lebte in Houston/Texas und belieferte Hotels, Großveranstaltungen und Firmen mit Blumenschmuck im großen Stil und war damit wohl auch sehr erfolgreich. Michael war farbenblind (rot/grün-Schwäche), da hätte ich die Farbzusammenstellung des Blumenschmucks gerne gesehen.
AntwortenLöschenVielen Dank, lieber Claus. Habe Deinen Kommentar eben erst entdeckt.
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