Samstag, 25. Mai 2019

Blut und Haare - Gedanken zum Jahr 1969




Gestern las ich in einem Vortrag von Rudolf Steiner Sätze, die mich gerade jetzt stark beschäftigen. Den Vortrag hat er am 4. November 1917 in Dornach gehalten. In der Gesamtausgabe, Band 273, trägt er den Titel „Die Helena-Sage und das Freiheitsrätsel“
Er spricht dort über unsere Zeit, wenn er gleich zu Beginn sagt:
„Aber jetzt in unserem fünften Zeitraum werden die Menschen so elementar zu ringen haben mit dem Bösen, wie elementar in der atlantischen Zeit gerungen worden ist mit Geburt und Tod. Da werden namentlich durch die Beherrschung der verschiedenen Naturkräfte die Antriebe und Impulse zum Bösen in einer großartigen Weise, in gigantischer Weise in die Welt hineinwirken. Und im Widerstand, den die Menschen aus geistigen Untergründen heraus werden bringen müssen, werden die entgegengesetzten Kräfte, die Kräfte des Guten zu wachsen haben. Insbesondere wird es schon während des fünften Zeitraums sein, wo durch die Ausbeutung der elektrischen Kraft, die noch ganz andere Dimensionen annehmen wird, als sie bisher angenommen hat, es den Menschen möglich sein wird, Böses über die Erde zu bringen, wo aber auch direkt aus der Kraft der Elektrizität selber heraus Böses über die Erde kommt. Diese Dinge sind nur notwendig, sich vor das Bewusstsein hinzuhalten. Denn derjenige, der spirituelle Impulse aufnehmen will, findet die Angriffspunkte des Widerstands, findet die Ausgangspunkte für jene Impulse, die sich gerade am Widerstand des Bösen entwickeln sollen. Allerdings ist es schwierig, heute schon in dieser Beziehung über Einzelheiten zu sprechen, da diese Einzelheiten zumeist noch in weitestem Umfange Interessen der Menschen berühren, welche die Menschen nicht berührt haben wollen. In dieser Beziehung sind die Menschen geteilt auf der einen Seite in solche, welche schwer leiden dadurch, dass sie sich nicht klarmachen können, wie sie in das Weltkarma verstrickt sind und dies oder jenes mitmachen müssen, ohne dass sie im Handumdrehen abstrakt fromm werden können; auf der anderen Seite in Menschen, die vielfach verstrickt  sind in dasjenige, was das Weltenkarma dieses fünften nachatlantischen Zeitraums ist, die nicht hören wollen, was eigentlich in den Impulsen liegt, die durch die Welt gehen, weil die Menschen vielfach ein Interessen daran haben, gerade diejenigen Impulse, die zerstörerisch sind, als aufbauende hinzustellen.“
Diese Passage umschreibt in wenigen Worten das, was Paul Emberson in seinem Werk über den „geistigen Hintergrund der Entwicklung der Datenverarbeitung und die Zukunft der Computertechnik“[1] ausführlich beschreibt.
Rudolf Steiner geht aber noch weiter und erinnert nun an seine Vorträge über „Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt“, die er kurz zuvor, vom 29. September bis zum 28. Oktober 1917 in Dornach gehalten hat, und die als Band 1 unter dem Titel „Der Sturz der Geister der Finsternis“ unter der Bibliographie Nummer 177 in der Gesamtausgabe veröffentlicht wurden. Die erste Auflage erschien im Schicksalsjahr 1933, die nächste im Jahr 1966. Diese Vorträge sind so grundlegend, dass sie jeder geistig bewusste Mensch studieren sollte. Rudolf Steiner fährt am 4. November, an die eben genannten Vorträge erinnernd, unmittelbar nach der Stelle, die ich bereits zitiert habe, fort:
„Wir haben dargestellt, wie seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unter den Menschen diejenigen Wesenheiten wirken, die ich bezeichnet habe als abgefallene Geister der Finsternis, Wesen aus der Hierarchie der Angeloi. Diese Wesen waren noch dienende Glieder der guten, fortschreitenden Mächte in der vierten nachatlantischen Periode. Da dienten sie noch in der Herstellung jener Ordnungen, die – wie ich Ihnen charakterisiert habe – aus der Blutsverwandtschaft der Menschen herausgeholt sind. Jetzt sind sie im Reiche der Menschen, und als zurückgebliebene Angeloiwesen wirken sie hinein in die Impulse der Menschen, um dasjenige, was mit Bluts-, Stammes-, Nationalverwandtschaft, Rassenverwandtschaft zusammenhängt, in einer nachhinkenden Weise und dadurch in einer ahrimanischen Weise geltend zu machen, zu beeinträchtigen diejenigen anderen sozialen Menschheitsstrukturen, die sich aus ganz anderen Unterlagen heraus bilden sollen als zum Beispiel aus den Blutsbanden der Familie, der Rassen, der Stämme, der Nationen, so dass heute ein beträchtlicher Anfang der Arbeit dieser Geister gerade in dem abstrakten Betonen des Nationalitätsprinzips besteht. Dieses abstrakte Betonen des Nationalitätsprinzips, dieses Programmemachen auf Grundlage eines Nationalitätsprinzips, das gehört in die Bestrebungen der Geister der Finsternis hinein, die den Menschen viel näherstehen werden, die viel intimer an die Menschen herankommen, als die zurückgebliebenen Geister der vierten nachatlantischen Periode, die in die Hierarchie der Angeloi gehörten. Das wird gerade das Bedeutungsvolle dieses fünften nachatlantischen Zeitraums sein, dass diese Wesen, die unmittelbar über der Hierarchie der Menschen stehen, die Angeloiwesen, recht intim an den einzelnen Menschen herankommen können, nicht bloß an die Gruppen, so dass der einzelnen glauben wird, er vertrete aus seinem eigenen persönlichen Impuls heraus die Dinge, während e – kann schon sagen – besessen ist von solcher Art von Angeloiwesen, von denen gesprochen worden ist.“
Wovon Rudolf Steiner spricht, wenn er sich auf Gruppen bezieht, die das Nationalitätsprinzip betonen, ist uns Heutigen unmittelbar durch das Starkwerden nationalistischer Bewegungen in verschiedenen europäischen Ländern bekannt. Viele spüren, dass das unzeitgemäß ist, flüchten sich dann jedoch in andere Ideologien wie zum Beispiel in das unreflektierte Betonen der Menschenrechte oder des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Die Menschheit steht heute zwischen Skylla und Charibdis, oder anthroposophisch ausgedrückt, zwischen ahrimanischen Tendenzen (Nationalitätsprinzip) und luziferischen Illusionen (Deutschland könne in einer multikulturellen Gesellschaft allen Verfolgten helfen). Die Gesellschaft ist gespalten. Dabei verliert das Land sowohl die eigene Identität, als auch den eigenen Handlungsspielraum, wie wir jeden Tag erleben können.
Rudolf Steiner führt im Verlauf seines Vortrages aus, dass es bereits in der vierten nachatlantischen Kulturepoche Rebellen gab, die sich gegen die damals noch geltenden Blutszusammenhänge auflehnten. Er nennt drei tragische Heroen, die das versucht haben: Theseus, Ödipus und Paris, den Königssohn aus Troja. Alle drei wurden von den Eltern ausgesetzt, weil sie eine Gefahr für die Blutszusammenhänge darstellten. Die Eltern von Theseus und Ödipus erfuhren davon durch das Orakel, die Mutter von Paris durch einen Traum. Die mit Paris schwangere Hekuba, die Frau des Priamus, träumte, dass sie eine brennende Fackel gebären würde, die die Stadt Troja vernichten würde.
Im Jahre 1955 kam ein Film in die Kinos, der den Originaltitel „Rebel without a Cause“ (wörtlich: „Rebell ohne Grund“, deutscher Titel: „…denn sie wissen nicht, was sie tun“) trug. Die Hauptrolle spielte James Dean, der „Rebell“ von Hollywood. In dem Film lehnt er sich gegen seine Familie auf, die ihm als typische amerikanische Durchschnittsfamilie zu wenige Freiheiten einräumt. James Dean ist nur ein Vorläufer. Ungefähr zwei Jahrsiebte später, im Jahre 1968 begann eine ganze Jugend gegen ihre Eltern zu rebellieren. Es war ein Aufstand gegen die alten Blutsbindungen und der Wunsch, neue soziale Formen auszuprobieren, die nicht auf Blutsbanden begründet sind. Die Hippie-Bewegung und die Studentenbewegung sind zwei unterschiedliche Ausprägungen dieser Rebellion. Erstere versuchten, bei sich selbst anzufangen, letztere wollten die Gesellschaft verändern. Erstere wählten, zum Teil mit dem Gebrauch von Drogen, den „geheimnisvollen Weg nach innen“ (Novalis), letztere den langen Marsch durch die Institutionen. Viele von der ersten Gruppe fanden schließlich zur Anthroposophie, während die Vertreter der zweiten Gruppe heute das Establishment bilden, gegen das sie früher protestiert haben.
Ich war im Jahre 1969 gerade 17 Jahre alt geworden und verliebt. Ich trug als einer der ersten Jugendlichen in der Kleinstadt, in der ich das Gymnasium besuchte, lange Haare. Weil meine damalige Freundin, die noch stark in ihren Familienzusammenhang eingebunden war, keine langen Haare mochte, ließ ich sie mir – ihr zuliebe – schneiden.
Die langen Haare waren ein Symbol der Rebellion[2]. Gerade heute vor 50 Jahren trug ich einen Bericht in mein Tagebuch ein, der die Situation eines Jugendlichen im Jahre 1969, dem Jahre des Festivals von Woodstock, das unter den drei Idealen „Love, Peace and Freedom“ stand, sehr schön aufzeigt. Wir waren die „beautyful people“. 1971 sang die deutsche Band „Ton, Steine Scherben“ den Refrain „Ich will nicht werden wie mein Alter“. 1977  erschien ein Buch der französischen Philosophen Michel Foucauld und Gilles Deleuze, das den deutschen Titel trug: „Der Faden ist gerissen“ und beschrieb, was in den vorangegangenen Jahren geschehen war: Die Kluft zwischen alter und neuer Generation war nahezu unüberbrückbar geworden. Das Neue war nun wichtiger als das Alte. Holger Czukay von der Gruppe „Can“ formulierte es so: „Ganz von vorne anfangen!“[3]
Nicht aus persönlicher Eitelkeit, sondern als Anschauungsmaterial für jenes Zeitgefühl, veröffentliche ich meinen Tagebuchbericht vom 25. Mai 1969 hier (leicht gekürzt):
„Am Donnerstagabend (22. Mai 1969), kurz vor 18.00 Uhr, radelte ich los nach Ellwangen. Gabi hatte mich zum Haareschneiden „bestellt“. Da ich ziemlich schnell fahren musste, weil Gabi gesagt hatte, sie habe nur bis 18.30 Uhr Zeit, wurde mein Vorderrad etwas „mitgenommen“: es hatte sich im Reifen eine kleine Beule gebildet und ich ließ ein bisschen Luft heraus, was anfangs auch ganz gut half. Gabi schnitt mir meine Haare im Badezimmer, während Micha Dürr[4] zuschaute. Wir unterhielten uns ganz nett und das war gut für mein Verhältnis zu beiden; denn beide sind ziemlich intelligente Leute, die ich im Grunde sehr schätze, wenn mich Micha auch zuvor wohl etwas verkannt haben mochte und mich öfters mal irgendwie neckte. Micha ist scheinbar ein Mensch, der keine Probleme hat. Er sieht blendend aus, ist sehr hell und beliebt bei allen Mädchen. Dessen ist er sich aber auch bewusst und er benimmt sich manchmal dementsprechend – was nicht weiter schlimm ist, solange er niemanden persönlich dadurch verletzt. Aber jetzt, nachdem er etwas vertrauter geworden war mit meiner Art, hat er sich sogar „herabgelassen“, mit mir wie mit einem Gleichwertigen über ernste Sachen wie Gerechtigkeit zu sprechen. Auch mein Verhältnis zu Gabi wurde etwas besser. Sie meinte, dass die meisten Mädchen kurze Haare bei Jungs lieber hätten; so wie die Jungs auf ihre Beine sähen, so sehen die Mädchen, sagte sie wörtlich, auf ihre Haare. Apropos Beine: als mir Gabi die Haare schnitt, musste sie auch öfters näher an mich herantreten und da berührte ich auch einige Male mit der Hand ihre Beine, denn sie hatte einen sehr kurzen Rock an. Diese Beine waren so unwahrscheinlich weich und geschmeidig, dass ich ganz erstaunt war. Aber das nur nebenbei…
Ich gestand Gabi auch, dass es der Wunsch einer Freundin war, dass ich mir die Haare schneiden ließ. Gegen 19.15 Uhr sind wir fertig. Ich verabschiede mich mit den Worten „danke schön ist da vielleicht viel zu wenig“ und fahre, leichten Kopfes davon. Bei meinem Freund Pit mache ich Halt. Er und seine (alleinerziehende) Mutter sind die ersten, die mich „bewundern“ dürfen. Ich selber komme mir äußerst komisch vor und muss jedes Mal laut lachen, wenn ich vor einen Spiegel trete. Bis kurz vor 20.00 Uhr bleibe ich bei Pit. Auch Werner ist bei ihm. Um 20.00 Uhr gehe ich ins Regina-Kino. Vorfilm: „the Meeting“ (ausgezeichnet in Oberhausen 1965). Auch Konny kommt. Wir sehen uns zusammen Truffauts „La Mariee etait en noir“[5] an, einen spannenden Krimi, der uns angenehm in das Werk dieses jungen Franzosen einführt, wenn es auch ein Film sein mag, der in der Gestaltung erheblich von seinen anderen Filmen abweicht. Nach der Vorstellung begleitet mich Konny noch ein bisschen, wobei er mir von seinen ersten Liebesproblemen mit einem Mädchen (Monika) erzählt und mir gesteht, dass es lieb von mir wäre, dass ich so geduldig zugehört habe, denn Konny braucht jemanden, dem er sein Herz ausschütten kann.
Am Freitag (23. Mai 1969) ist der Trubel groß um mein Haar. Die meisten fanden, ich sähe jetzt viel „netter“  aus als vorher. Nur Herr Grupp, der mir am Donnerstag eine 1 – 2 in der Latein-Klassenarbeit zurückgegeben hatte, meinte ironisch: „Vorher hast du mir aber besser gefallen!“[6]
Die letzte Stunde fiel zugunsten der an diesem Tag anbrechenden und bis zum 2. Juni dauernden Pfingstferien aus.
Ich fuhr mit dem Zug heim.
Nachmittags fahre ich gegen 15.30 mit Elisabeth, die in den Reitkurs muss, abermals – dieses Mal mit dem Fahrrad – nach Ellwangen, wo ich die Abzüge der Fotos, die ich von Gerlinde geknipst habe, abhole. Um 19.30 Uhr fahre ich, nachdem ich alles versorgt habe, zum dritten Mal nach Ellwangen, wieder mit dem Fahrrad, und treffe mich mit Konny im Kino. Vorfilm: „Wasser für Benedetto Manchia“ von Karl Sedereit über Sizilien, damals und heute. Dann sehen wir uns bereits zum zweiten Mal Fred Zinnemanns „From Here to Eternity“[7] an. Auch dieses Mal begleitet mich Konny nach dem Film. Wir kommen dieses Mal – auf meinen Wunsch – auch an dem Haus von Familie B. vorbei. Ein irgendwie schönes Gefühl befällt mich dabei.
Am Samstag, den 24. Mai 1969, fahre ich um 19.00 Uhr mit dem Fahrrad nach Ellwangen, denn ich will mir am Abend bei Pit im Dritten Programm Alain Resnais „La Guerre est finie“[8] ansehen. Zuvor, so nahm ich mir vor, wollte ich noch kurz Gerlinde aufsuchen. Ich wusste selbst nicht, woher ich den Mut dazu nahm. Es war vielleicht deswegen, weil auf halben Weg mein Vorderreifen vom Fahrrad platzte. Gerlinde war gar nicht daheim. Herr und Frau B. begrüßen mich freundlich, aber ich merke schon, dass sie es nicht ganz richtig fanden, als ich damals ohne etwas zu sagen einfach „abgehauen“ war. Ich darf im Wohnzimmer Platz nehmen und dort (fernsehenderweise) warten, bis Gerlinde kommt. Eine halbe Stunde dauert es. Gerlinde hat einen weißen Rock und einen braunen Pulli an, was ihr sehr gut steht. Überhaupt sieht sie viel zu schön aus!
Sie sagt, meine kurzen Haare würden mir viel besser stehen als die „scheußlichen“ langen und sie scheint sich wirklich darüber zu freuen, dass ich beim Friseur war. Sie gesteht mir, sie hätte eine „große Wut“ auf mich gehabt und schon befürchtet, ich würde nie mehr wiederkommen.“



[1] Paul Emberson, Von Gondishapur bis Silicon Valley, Band 1, Etheric Dimensions Press, Schweiz und Schottland 2012
[2] Im Musical „Hair“ wurde dieses „Symbol“ 1968  weltweit „vermarktet“, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Hair_(musical).
[3] Diese Hinweise verdanke ich einem Facebookfreund, der etwa in meinem Alter ist. Er schrieb heute folgende Betrachtung in Facebook:
Die Siebziger Jahre - 50 Jahre Woodstock
Die siebziger Jahre beginnen mit dem WOODSTOCK-FESTIVAL und dem Mythos einer universellen Gemeinschaft. Es ist der Mythos jener "beautyful People", die ein besseres, freieres, Waffen- und gewaltfreies Leben führen wollen. Dieser Gedanke wird jedoch schnell zerstört. Als die Bilder von Woodstock für uns auf dem europäische Kontinent sichtbar und hörbar wurden, vornehmlich auf Schallplatte und Video, in Musikzeitschriften wie Musikexpress, Bravo usw., zerfällt die utopische Gemeinschaft bereits in viele kleine Familien. Was mich immer wieder fasziniert hat: der IMPULS ist geblieben. Dass ein anderes Leben möglich und wünschenswert ist, dieser Gedanke lebt bis heute.
"Ich will nicht werden, was mein Alter war", singen TON STEINE SCHERBEN 1971. Die Philosophen Michel FOUCAULT und Gilles DELEUZE bringen ein Buch auf den Markt: "Der Faden ist gerissen". Wie auf viele andere auch, hat dieses Buch auf mich einen großen Einfluss gehabt, als es 1977 im Westberliner MERVE Verlag erschien. Mit dem "Faden" ist das gemeint, was uns zuvor unzertrennlich mit unserer Vergangenheit zu verbinden schien. Und dass er gerissen ist: die Zukunft wird uns wichtiger als die Vergangenheit. Das Neue ist wichtiger als das Alte. Holger CZUKAY von der Gruppe CAN formulierte es so: "Ganz von vorne anfangen." Und wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, gehen Eltern und Kinder Ende der siebziger Jahre und danach anders miteinander um als noch zu Beginn des Jahrzehnts. Vielleicht ist dass das wichtigste Erbe dieser Zeit.
Die siebziger Jahre sind eine Zeit der Entfesselung und einer entfesselten Kritik an allen überkommenden Autoritäten und Institutionen.
Richie HAVENS beschwört in seinem Song "FREEDOM" eine FREIHEIT, die ihm das Aufgehobensein in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten bietet. Er beschreibt die UTOPIE einer WELT, in der er sich nicht mehr wie ein "Waisenkind", "a motherless child" fühlen muss.
Was folgte? "COMPUTERWELT" von KRAFTWERK. Sie singen von den Möglichkeiten der kommenden Technologien und den Möglichkeiten, die damit verbunden sind. Erst im Rückblick - 2019 bis 1969 - können wir wohl begreifen, wie prophetisch das damals war, Ende der siebziger Jahre. (Norbert Running Blue Reuter)

[4] Hier erwähne ich in meinem Tagebuch den lieben Mitschüler, der wie Claus B. aus Dinkelsbühl ins PG gekommen war, zum ersten Mal. Er erinnerte mich immer ein wenig – vom Aussehen und von seiner ganzen Art her – an Jean-Louis Barrault in „Kinder des Olymp“. Micha ging später nach Beverly Hills, machte dort einen Blumenladen auf und belieferte vor allem die Schauspieler von Hollywood. In den 80er Jahre erfuhr ich, dass er an AIDS gestorben ist.
[5] „Die Braut trug schwarz“ ist eine bitterböse Satire, in der sich Jeanne Moreau als Braut Julie Kohler an den Mördern ihres Mannes rächt. Ich habe immer empfunden, dass sie sich wie eine moderne Jagdgöttin Diana verhält (25.05.2019).
[6] Früher hatte er mehrmals die Klasse dazu aufgerufen, für mich Geld zu sammeln, damit ich zum Friseur gehen könne.
[7] Den Film „Verdammt in alle Ewigkeit“ (1953) mit den großartigen Schauspielern Burt Lancaster, Montgomery Clift, Frank Sinatra und Deborah Kerr, hatten Konny und ich während unserer Fahrradtour im Sommer 1967 in einem Würzburger Kino zum ersten Mal gesehen.
[8] „Der Krieg ist vorbei“ entstand 1966. Alain Resnais (1922 – 2014), dessen Film „Hiroshima, mon amour » (1959) als Vorläufer der „Nouvelle Vague“ gilt, heiratete 1969 Florence Malraux, die Tochter von Andre Malraux. In „La Guerre est finie“ spielt Yves Montand einen spanischen Kommunisten, der vor dem Franco-Regime nach Paris ins Exil gegangen ist, aber immer wieder inkognito nach Spanien reist, um seinen Familienangehörigen und seinen Parteifreunden zu helfen. Die weibliche Hauptrolle spielt die schwedische Schauspielerin Ingrid Thulin (1926 – 2004), die insgesamt in neun Filmen von Ingmar Bergmann, darunter „Wilde Erdbeeren“ (1957) und „Das Schweigen“ (1963) mitgespielt hat.

3 Kommentare:

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  2. Leider wurde nur die Korrektur übertragen, nicht aber mein Kommentar selbst. Das liest sich etwas schroff und unverständlich. Deshalb 2. Versuch: Michael Dürr, mein enger Jugendfreund, mit dem mich eine tiefe Freundschaft verband, hatte sich nach seinem Coming-Out von mir abgewandt. Eine Freundschaft mit einem Hetero, war für ihn zu konfliktreich geworden. Erst nach seinem Tod erfuhr ich, dass er nach Amerika ausgewandert war. Er lebte in Houston/Texas und belieferte Hotels, Großveranstaltungen und Firmen mit Blumenschmuck im großen Stil und war damit wohl auch sehr erfolgreich. Michael war farbenblind (rot/grün-Schwäche), da hätte ich die Farbzusammenstellung des Blumenschmucks gerne gesehen.

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  3. Vielen Dank, lieber Claus. Habe Deinen Kommentar eben erst entdeckt.

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