Montag, 1. August 2016

ZAZ macht Mut - Zazimut. Ein Konzert in Ludwigsburg am 31.07.2016


Im Fernsehen auf 3SAT läuft eben die Verfilmung von "Wilhelm Tell" aus dem Jahre 1960. Eigentlich wollte ich mir den Film heute, am Schweizer Nationalfeiertag, anschauen, aber jetzt bin ich ganz bei ZAZ. Diese Sängerin ist nur ein Jahr älter als meine Tochter Raphaela, die ebenfalls singt. Vor etwa sieben Jahren ging ihr Stern am Musikhimmel auf. Nun habe ich sie mit Freunden in Ludwigsburg live erlebt. Es war ein phantastisches Konzert und eine richtig gute Show.
Diese Frau ist unglaublich: sie tanzt wie eine Mischung aus hyperaktivem Clown und Gummiball über die Bühne, wobei sie meistens Charleston-Schritte variiert. Dann wird sie wieder ganz ruhig und wirbt für ihre eigentliche Botschaft: eine bessere, menschlichere Gesellschaft und einen rücksichtsvolleren Umgang mit den Tieren und der Natur, für lokale Projekte unter dem Signum „Zazimut“. Da steckt auch das deutsche Wort „Mut“ drin. Das ist genau das, was auch Raphaela am Herzen liegt. Es ist die Hoffnung der Zukunft, wenn diese Generation die alten Dinosaurier vertreiben wird. Möge es ihnen besser gelingen als den Studenten und Hippies meiner Generation, die das schon einmal versucht haben.
Das Konzert fand im Innenhof des Ludwigsburger Schlosses statt. Es begann um 21.20 Uhr und dauerte knapp zwei Stunden. Ich hatte erst wenige ihrer Lieder im Radio gehört. Wenn ich mich recht erinnere, war „Dans ma rue“ das erste, dann „On ira“, in dem das Cafe Pouchkine in Paris erwähnt wird, das zweite, und ihr Hit „Je voeux“ das dritte.
Gestern beim Konzert waren viele Fans der Sängerin, die einige Lieder mitsingen konnten. Das Erstaunliche ist, dass es sogar bei ihrem Konzert in Moskau am 12. April diesen Jahres, das ich mir heute auf Internet ganz angeschaut habe, Menschen gab, die beim Lied „Je voeux“ mitgesungen haben. ZAZ hat aber auch immer wieder Russisch zum Publikum gesprochen. Da war wirklich eine starke gegenseitige Sympathie zwischen Moskau und Paris zu spüren. Hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=ABtff323SR0 (Minute 1:33)
Dabei stammt die Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Isabelle Geffroy heißt, gar nicht aus Paris, sondern aus Tours an der Loire, der Stadt, in dem der französische National-Patron begraben liegt: Saint Martin. Sie hat schon mit fünf Jahren beschlossen, Sängerin zu werden. Bekannt geworden ist die „neue Piaf“ mit gecoverten Chansons der großen französischen Sängerin, die mit 47 Jahren viel zu jung gestorben ist. An sie musste ich immer wieder denken, als ich ZAZ' Stimme gestern hörte. Aber die Piaf ist nicht meine französische Lieblingssängerin. Meine Favoritin war eine Zeit lang Barbara, aber seit einigen Jahren ist es Juliette Greco, die wir am 7. Februar in Paris hören und sehen durften. Jetzt also die jugendliche „Neuausgabe“, die aber viel mehr als eine „Neuauflage“ von Edith Piaf ist.
   
Diese neue Repräsentantin des in der wirtschaftlichen Agonie liegenden Frankreichs ist ein wahres Energiebündel, eine menschgewordene Note, ein Wunder. Alles an ihr ist Musik – und Poesie. Sie ist so authentisch und so gut, dass ich weinen möchte.

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