Donnerstag, 7. März 2019

Im Netz des Antichristen


Unter dem Eindruck der Lektüre von Solowjews „Kurzer Erzählung vom Antichrist“ – zunächst in der Ausgabe von Ludolf Müller im Erich Wewel Verlag, München aus dem Jahre 1968 (3. Auflage 1977, am 3. 9.1979 in Stuttgart gekauft) – wird mir bewusst, dass ich auch mein ganzes Schreiben „sub specie antichristi venturi“ stelle.
Wenn es im neuen Testament an vielen Stellen heißt, seid wachsam, denn ihr wisset nicht, wann der Dieb kommt, so ist mir klar, wer der Dieb sein wird. In der Offenbarung des Johannes (Kapitel 13) wird er „der Antichrist“ genannt:
„Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie eines Löwen Rachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und seine Macht. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund, und seine tödliche Wunde ward heil. Und die ganze Erde verwunderte sich des Tieres, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: wer ist dem Tier gleich, und wer kann wider es streiten? Und es ward ihm gegeben ein Maul, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben zu streiten wider die Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind von Anfang der Welt in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürget ist. Hat jemand Ohren, der höre! Wenn jemand andere ins Gefängnis führt, der wird selber in das Gefängnis gehen; wenn jemand mit dem Schwert tötet, der muss mit dem Schwert getötet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen!
Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen von der Erde, das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm, und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war. Und es tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer vom Himmel fallen auf die Erde vor den Menschen; und verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die ihm gegeben sind, zu tun vor dem Tier; und sagt denen , die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tieres Geist gab, damit des Tieres Bild redete und machte, dass alle, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, dass niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn dieses Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.“
Es sind in diesem 13. Kapitel aus der „Apokalypse“ so viele rätselhafte Bilder enthalten, dass Generationen von Interpreten in den vergangenen 2000 Jahren versucht haben, sie zu entschlüsseln. Auch heute gibt es überall auf der Welt „Weltuntergangspropheten“, welche die Bilder wörtlich nehmen und auf unsere Zeit übertragen. Viele davon habe ich kennen gelernt, aber nicht wirklich ernst genommen.
Anders geht es mir mit der „Kurzen Erzählung vom Antichrist“, die Wladimir Solowjew am 26. Februar 1900 in der Duma in Sankt Petersburg vorgelesen und am nächsten Tag (Rudolf Steiners 39. Tauftag) in der Zeitschrift „Knishki Nedeli“ veröffentlicht hat.
Ich will und kann hier den Inhalt nicht zusammenfassen. Aber mir erscheint vieles, was dort geschildert ist, auf die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts zuzutreffen. Vieles aber konnte Wladimir Solowjew noch nicht voraussehen: Die Entwicklung der Technik ist seitdem so weit fortgeschritten, dass es auch seine Vorstellungskraft übertraf. Inzwischen „hängen“ weltweit Millionen von „Usern“ an ihren Mobil-Telefonen und beten sie geradezu an. Wissenschaftler auf aller Welt arbeiten an „autonom“ fahrenden Autos und an der „künstlichen Intelligenz“. Es ist heutzutage durchaus vorstellbar, dass Menschen an der Hand oder am Kopf Chips eingebaut haben, mit denen sie bargeldlos bezahlen können. Die deutsche Sprache jedenfalls ist dieser Möglichkeit schon vorausgeeilt, wenn sie die „Smart-Phones“ die „kleinen intelligenten Telefone“ in den Händen „Handys“ nennt.
Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten schritt in den vergangenen ca. 33 Jahren rasant voran – seitdem die Firma IBM 1985/86 Millionen von Personalcomputern auf den Markt „werfen“ konnte, welche die Firma erst sechs Jahre (1980/81) zuvor entwickelt hatte.
Es ist von zwei Tieren die Rede, einem zehnhörnigen aus dem Meer und einem zweihörnigen von der Erde.
Auch Solowjew redet von zwei Herrschern, dem Weltmonarchen und seinem Ratgeber Apollonius, der Feuer vom Himmel regnen lassen und die Menschen mit allerlei Zauberkünsten blenden kann.
Was ist das Internet und all seine Möglichkeiten anderes als zauberartiges Blendwerk, das in sich zusammenfällt, sobald man sich seiner eigenen Sinne wieder bedient und zum Beispiel am Morgen, statt im Computer ein Fenster zu öffnen, ein reales Fenster öffnet und auf den Gesang der Vögel lauscht!?
Millionen von Menschen tummeln sich heute stundenlang im Netz und merken nicht, dass sie das „Tier“ (oder den Drachen) anbeten. Der Ausdruck „worldwide web“ (www) basiert auf dem hebräischen Buchstaben „Waw“, der, wie alle hebräischen Buchstaben, gleichzeitig einen Zahlenwert hat. Der Zahlenwert des „Waw“ ist 6.
So huldigen wir der Zahl des Tieres, der 666, jedes Mal, wenn wir den beiden Tieren ins „Netz“ gehen.

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