Ich habe vorgestern, am
Sankt-Lucia-Tag, das neueste
„Karl-May-Magazin“ (Nr. 150) mit der Post bekommen und eben ein wenig darin
gelesen. Michael Petzel beschreibt in der Serie „Alle meine Karl-May-Filme“ den
Film „Der Schatz im Silbersee“, der 1962 die Karl-May-Film-Welle auslöste. Er
setzt den Film auf seiner Rangliste von 17 Filmen auf den ersten Platz. Ich
finde, völlig zu Recht.
Inzwischen beschäftigen sich
offenbar sogar wissenschaftliche Tagungen mit dem Phänomen der
Karl-May-Film-Welle der 60er Jahre. Gerade ist der Band mit den Vorträgen zu dem
Symposium der Karl-May-Gesellschaft im Herbst 2016 im Bonner Haus der
Geschichte unter dem Titel „Abenteuer zwischen Wirtschaftswunder und Rebellion.
Karl May in den 60er Jahren“ beim Hansa-Verlag in Husum erschienen, wie ich aus
dem Magazin, in dem auch mein Freund Rolf Dernen veröffentlicht, auf S 82
erfahre.
Wie nah ich in meiner Biographie
dieser Epoche stand, wird mir gerade wieder durch die Lektüre meines Tagebuches
aus dem Jahre 1967 klar. In diesem habe ich im Grunde den Einfluss der
Karl-May-Filme auf meine Filmbegeisterung täglich beschrieben: zunächst schaute
ich vor allem Filme an, in denen der eine oder andere Darsteller aus den
Karl-May-Filmen mitspielte, bis ich dann, angeregt vor allem durch den Bezug
der Zeitschrift „Filmkritik“, zu anspruchsvolleren Filmen fand.
Rolf Dernen entwirft in seiner
das neue „Karl-May-Magazin“ abschließenden Kolumne „Pshaw!“ eine „Anstalt“ für
Karl-May-Fans, in denen sich all die von dem Virus jener Zeit Infizierten, zu
denen er und ich natürlich auch gehören, versammelt sind: zum Beispiel die
Büchersammler, die alle Erstausgaben der Kolportage-Romane des sächsischen
Schriftstellers mit Originalumschlag besitzen müssen. die Bühnenfans, die jedes
Karl-May-Freilichtspiel von Bad Segeberg bis Köthen oder Dasing besuchen müssen
und sogar die Namen der verwendeten Pferde, auf denen der Winnetou- oder
Old-Shatterhand-Darsteller gesessen haben, kennen, oder die Kroatienfans, die
von jeder Stelle, den der Winnetou-Darsteller Pierre Brice mit seinen
perlenbestickten Mokassins berührt haben konnte, einen Stein mit nach Hause
bringen und im heimischen Garten ablegen, wo gleichsam das Kroatien der Filme
nachgebildet werden soll.
Ach ja, Kroatien. Leider war ich
bisher nie in diesem einst zu Jugoslawien gehörenden Land, das so viele
Menschen aus meiner Bekanntschaft als Touristen besuchen, nicht zuletzt, um die
großartigen Landschaften aus den Winnetou-Filmen live zu erleben. Petzel
schreibt, dass diese Landschaft neben der Musik und den Hauptdarstellern der
dritte wesentliche Bestandteil der Karl-May-Filme der 60er Jahre war, die zum
sensationellen Erfolg der Reihe beitrugen, die 1968 mit dem letzten
Harald-Reinl-Film „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ nach insgesamt 17
Abenteuern ein Ende fand.
Immerhin habe ich jetzt in meinem
Crailsheimer Deutschkurs drei junge Leute aus Kroatien als Teilnehmer: ein
junges Ehepaar, das seit sieben Monaten in einer hiesigen Firma „Drecksarbeit“
machen muss und eine junge Frau, die seit drei Monaten als Kellnerin im
Kirchberger Schlosscafe arbeitet.
Ich muss gar nicht nach Kroatien
reisen, wozu ich im Augenblick sowieso nicht das nötige Kleingeld hätte;
Kroatien kommt in Form von lebendigen Menschen zu mir!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen