Was für Tage!
Am Freitag reiste der amerikanische Präsident Donald Trump zum
ersten Mal (als solcher) mit seiner Familie (seiner Frau Ivanka, seiner Tochter
Ivana und seinem Schwiegersohn Jared Kuschner, die vom Oberrabiner der orthodoxen
Lubawitsch-Sekte einen extra Dispens für den Sabbath bekamen) und Vertretern
des militärisch-industriellen Komplexes ins Ausland.
Sein erstes Ziel war Riad, die Hauptstadt Saudi Arabiens. Er traf
sich mit dreißig hohen Persönlichkeiten, zum Teil Staatschefs islamischer
Staaten, zu einer Islam-Konferenz. In dieser rein sunnitischen Konferenz wurde in
Verdrehung der Tatsachen[1]
der schiitische Staat Iran als Haupturheber des islamistischen Terrors
angeklagt. Die Saudis akzeptierten, dass Frau Trump, die gebürtige Slowenin
Ivanka, ihre Haare nicht mit einem Kopftuch bedeckte.
Trump machte mit den kriegslüsternen[2]
saudischen Monarchen einen Waffendeal im Umfang von ca. 300 Milliarden Dollar.
Am Montag reiste der Trump-Tross weiter nach Israel. Donald Trump betete als
erster amerikanischer Präsident am heiligsten Ort des Judentums, an der
Klagemauer. Dabei betonte er, dass er dies als Privatmann tue. Er steckte sogar
ein Briefchen an Gott in die Ritzen der Steine des Überrestes des zweiten Jerusalemer
Tempels, wie es bei frommen Juden Brauch ist. Auch im mindestens ebenso
wichtigen jüdischen Heiligtum Yad Vaschem verweilte er länger als geplant,
nämlich nicht nur zehn, sondern (nach Kritik aus jüdischen Kreisen) ganze 30
Minuten. Mit dem Ministerpräsidenten besprach er unter Ausklammerung der illegalen,
aber von der Knesseth unlängst „legalisierten“ israelischen Siedlungspolitik im
Westjordanland den Friedensprozess im „Heiligen Land“ und traf dann tatsächlich
trotz kritischer Stimmen von jüdischen Kreisen Palästinenserpräsident Abbas in
Bethlehem.
Heute nun trifft der nicht besonders katholische amerikanische
Geschäftsmann mit pfälzischen Wurzeln Papst Franziskus in Rom. Seine
Bibelunkenntnis hat Donald Trump bereits dokumentiert, als er statt vom zweiten
Korintherbrief von den „zwei Korinthern“ gesprochen hat.
Morgen nun wird er in die „wunderbare Stadt“ Belgien zum
NATO-Gipfel reisen und sich dabei sogar ins „Höllenloch“ Brüssel wagen
(Originalton Trump).
Soviel zur Karikatur eines Staatsmannes, der angetreten war, den
kleinen Leuten Amerikas wieder eine Stimme zu geben, aber im Grunde nur seine
eigene raue Stimme liebt und der in Wirklichkeit bis heute Geschäftsmann
geblieben ist und deshalb mit allen anderen Politikern am liebsten „Deals“
machen möchte.
Während der 45. Präsident der USA heute mit Rom die dritte heilige
Stätte der Welt betritt und damit seine Rundreise zu den drei monotheistischen
Weltreligionen erst einmal beendet, bevor er ins „Höllenloch“ Brüssel springt,
beginnt heute in Berlin der 36. Evangelische
Kirchentag unter dem Motto „Du siehst mich“.
Wenn man diesem Motto aus 1. Mose 16, 13 nachspürt, so kommt man
zur Magd Hagar, die mit ihrem Sohn Ismael[3]
in der Wüste an einem Brunnen „zwischen Kadesch und Bered“ rastet und dort die
Stimme des Engels des Herrn hörte. Sie sagt darauf hin: „Du bist ein Gott, der
mich sieht.“
Über dieses Motto räsonierte heute Morgen im „Kulturgespräch“ des
Senders SWR2 auch der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa (den ich sehr schätze). Er
wird auch auf dem Kirchentag auftreten. Es geht in dem Kulturgespräch um die
Frage, warum sich heute so viele Menschen von der offiziellen (und „alternativlosen“)
Politik abwenden, und er hat eine für mich stimmige Antwort:[4]
Er behauptet, dass die „Demokratie in der Krise“ sei, weil sich die Menschen
von den Politikern nicht mehr gesehen und nicht mehr gehört fühlen.
Der „Resonanzdraht zwischen Bürger/innen und Politik sei verloren
gegangen“.
Wie er wieder belebt werden kann, ist die spannende Frage der
Zukunft.
[1]
Das wahabitische System Saudiarabiens unterstützt verschiedene terroristische „Rebellengruppen“
in Syrien
[2]
Die saudische Luftwaffe bombardiert seit Monaten Ziele im Jemen und finanziert –
verdeckt oder offen – Al Kaida und Al-Nusra.
[3]
Ismael ist der Stammvater der semitischen Völker Arabiens, die später durch den
Propheten Mohamed zum Islam „konvertiert wurden“.