Samstag, 20. Mai 2017

"Illegale Kriege" - ein Vortrag von Daniele Ganser in Heilbronn am 20. Mai 2017

Gestern war ich mit einer Bekannten in Heilbronn. 
Der Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser sprach dort in der"Harmonie" über zwei Stunden lang in freier Rede über "Die illegale Kriege der USA und die Antwort der Friedensbewegung" und hat sich dabei auf ein Kapitel seines neuesten Buches ("Illegale Kriege") beschränkt: die Kubakrise.
Den Vortrag, sagt er, habe er vor ein paar Wochen schon einmal gehalten, und zwar im Rudolf-Steiner-Haus in Hamburg. Dort sei er aufgezeichnet worden und er würde, mit allen „Slides“, demnächst bei KFM (Ken Jebsen) veröffentlicht. 
Dieses Mal war – was ich gut fand – keine Kamera dabei, und Daniele Ganser konnte auch ein paar private Dinge einfügen, so zum Beispiel, wie wichtig es ist, dass man einen Menschen an der Seite hat, der einen versteht und einem Mut macht, wenn die Angst vor Repressalien aufkommt, weil man Dinge erforscht, die manche stören.
Der Saal war voll. Ich weiß nicht, wie viele Menschen in die „Harmonie“ passen, aber es waren gewiss über tausend. Zum Schluss mussten sogar einige noch stehen. Veranstaltet wurde der Vortrag von einer politischen Partei, die sich „Die Violetten“ nennt.
Es waren neben besorgten Bürgern besonders viele junge Leute anwesend, alles schöne Menschen, die nur eine Sehnsucht haben: Frieden auf Erden. 
Gleichzeitig mit Daniele Ganser agierte in Saudi-Arabien die Gegenseite: Donald Trump unterzeichnete mit den Saudis einen Waffen-Deal im Wert von 110 Milliarden Dollar, den „größten einzelnen Rüstungsdeal der US-Geschichte.“[1]
Wie massiv die amerikanische Administration lügt und gelogen hat, das wusste ich schon. Die amerikanische Geschichte ist durchsetzt von Tricks und Lügen. Nur selten werden diese Lügen einer größeren Öffentlichkeit bekannt, wie zum Beispiel durch die Watergate-Affäre unter Richard Nixon oder die schnell aufgedeckte Mär von den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak als Begründung für den Irak-Krieg.
Die Lüge ist in diesem Land seit den unzähligen Vertragsbrüchen mit den Ureinwohnern das vorrangige politische System, gegen das sich eine weltweite Friedensbewegung seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg bisher (äußerlich) relativ erfolglos gewehrt hat.
Daniele Ganser weist immer wieder darauf hin, dass es laut UN-Charta den 193 Mitgliedsstaaten verboten ist, Angriffskriege zu führen. 
Die meisten der US-Kriege der letzen 72 Jahre waren in diesem Sinne illegale, das heißt völkerrechtswidrige Kriege. Ich kenne keinen, der legal gewesen wäre. Zu den offiziellen Kriegen muss man auch die verdeckten Operationen der US-Geheimdienste in aller Welt rechnen, wie zum Beispiel 1953 im Iran, 1954 in Guatemala oder 1973 in Chile, um nur einige, inzwischen gut erforschte zu nennen. Aber nicht nur die USA, die mit 42 Militärstützpunkten und zehn Flugzeugträgern weltweit mit großem Abstand das mächtigste „Imperium“ der Gegenwart darstellen, haben illegale Kriege geführt, sondern zum Beispiel auch Großbritannien und Frankreich, die 1956 im Verbund mit Israel Ägypten angriffen. Man könnte die Liste der illegalen Krieg, die seit dem Zweiten Weltkrieg geführt wurden, beliebig verlängern.
Daniele Ganser macht klar, dass diese Kriege nur im Interesse von einem Prozent der Weltbevölkerung geführt werden, während sich die meisten Mütter und Väter nichts lieber als Frieden wünschten.
Diese „Masters of War“ (Bob Dylan) sind die eigentlichen Massenmörder auf dieser Welt, und sie verdienen gut am Massenmord.


Daniele Gansers mutiger und durch Quellenmaterial gut fundierter Vortrag dauerte mit Pause zweieinhalb Stunden. Keiner verließ den Saal. Trotz der fortgeschrittenen Stunde blieben alle bis zum Schluss sitzen und hörten interessiert zu. Es war wichtig, dass der 44-jährige Friedensforscher aus Basel zum Schluss noch einen Eis-Kristall zeigte, um zu betonen, dass die Welt im Großen und Ganzen doch „in Ordnung“ sei, und dass man wegen der angesprochenen Thematik nicht „schwarz“ sehen dürfe. Wenn man erst einmal, wie er, die Angst überwunden habe, dann könne man auch von den „unordentlichen“, menschengemachten Dingen sachlich sprechen. Nur eine starke Friedensbewegung könne das eine Prozent, das am Krieg verdient, vielleicht noch stoppen, bevor es die Menschheit tatsächlich in einen Dritten (und letzten) Weltkrieg lenkt.
Bei der Kubakrise, die vor 55 Jahren beinahe zu diesem Dritten Weltkrieg geführt hätte, konnte der einsichtige US-Präsident John F. Kennedy den Wahnsinn gerade noch stoppen, obwohl seine Generäle ein offensichtliches Interesse an einem  Schlagabtausch mit der Sowjetunion hatten, allen voran General Lyman Lemnitzer[2] und der CIA-Direktor Allen Dulles. Letzterer hatte auch die verdeckte Operation „Invasion in der Schweinebucht“ 1961 zu verantworten und wurde von Kennedy vom Dienst suspendiert. Inzwischen ist es erwiesen, dass sich dieser „Gentlemen“ dafür grausam rächte und den Präsidenten der USA am 22. November 1963 in Dallas, Texas ermorden ließ.
Im Zusammenhang mit dem Warren-Report, der die Hintergründe des Kennedy-Mordes aufklären sollte, wurde von der CIA der Begriff „conspiracy theory“  (Verschwörungstheorie) in die Welt gesetzt, mit dem ausdrücklichen Ziel, alle, die an diesem „Report“ Zweifel anmeldeten, in einen Topf zu werfen, wo sie bis heute stecken: die sogenannten „Verschwörungstheoretiker“,  zu denen seit seinen kritischen Fragen zum dritten Gebäude, das bei den Anschlägen auf die WTC-Gebäude in New York City am 11. September 2001 ebenfalls einstürzte, obwohl es von keinem Flugzeug getroffen wurde, auch Daniele Ganser „offiziell“ gezählt wird.
Wegen dieser Fragen wurde er bereits 2006 auf Druck des amerikanischen Botschafters in der Schweiz aus der ETH-Zürich entlassen, wo er eine Karriere als Historiker angestrebt hatte. Erst kürzlich wurde er auch in einer Sendung des Schweizer Fernsehens („Arena“) wieder vor laufenden Kameras als „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert.
Wenn man den jungen, mutigen Forscher, wie wir gestern Abend in der Heilbronner „Harmonie“, live erlebt, dann bricht dieser Vorwurf in sich zusammen. Daniele Ganser versteht es, einem breiten Publikum aus vorwiegend historischen Laien komplexe geschichtliche Zusammenhänge verständlich zu machen, ohne es zur Gewalt gegen die Regierenden aufzuhetzen. Er lehnt jede Gewalt ab, wie er am Ende seines Vortrages deutlich am Beispiel Che Guevaras, der auch einmal sein Jugendidol war, erläutert. Dieser argentinische Arzt und Kämpfer für die Gerechtigkeit zog im Jahre 1965 nach der erfolgreichen Revolution in Kuba[3] nach Bolivien, um dort ebenfalls eine Revolution zu befördern. Eine Gruppe von 16 Green Berets, einer US-amerikanische „Special Forces“-Einheit (siehe „Rambo“), spürte den charismatischen Revolutionär im Dschungel auf und ermordete ihn.
Seine Hände wurden abgeschnitten und dem US-Geheimdienst als Beweis für den Erfolg der „verdeckten Operation“ vorgelegt: „Mission accomplished“.




[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Lyman_Lemnitzer Wikipedia erwähnt, dass der Vier-Sterne-General mit 14 Dienst-Jahren von allen hochrangigen Militärs am längsten im Generalstab der US-Streitkräfte gedient hat und dass er vor eine Untersuchungskommission zitiert wurde, die die verdeckten illegalen CIA-Operationen aufklären sollte (https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_President%27s_Commission_on_CIA_Activities_within_the_United_States )
[3] Das Freundespaar Che Guevara und Fidel Castro war für meine Generation in den 60er Jahren ein ähnlich bewundertes Vorbild wie die fiktiven Figuren Winnetou und Old Shatterhand in den gleichzeitigen Karl-May-Filmen, die das Hohelied der Freundschaft sangen und den aussichtslosen Verteidigungskampf des „Roten Mannes“ gegen die Übermacht der weißen „Bleichgesichter“ zeigten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen