Gestern war ich mit einer Bekannten in Heilbronn.
Der Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser sprach dort in der"Harmonie" über zwei Stunden lang in freier Rede über "Die illegale Kriege der USA und die Antwort der Friedensbewegung" und hat sich dabei
auf ein Kapitel seines neuesten Buches ("Illegale Kriege") beschränkt: die
Kubakrise.
Den Vortrag, sagt er, habe er vor ein paar Wochen schon einmal
gehalten, und zwar im Rudolf-Steiner-Haus in Hamburg. Dort sei er aufgezeichnet
worden und er würde, mit allen „Slides“, demnächst bei KFM (Ken Jebsen)
veröffentlicht.
Dieses Mal war – was ich gut fand – keine Kamera dabei, und
Daniele Ganser konnte auch ein paar private Dinge einfügen, so zum Beispiel,
wie wichtig es ist, dass man einen Menschen an der Seite hat, der einen
versteht und einem Mut macht, wenn die Angst vor Repressalien aufkommt, weil
man Dinge erforscht, die manche stören.
Der Saal war voll. Ich weiß nicht, wie viele Menschen in die „Harmonie“
passen, aber es waren gewiss über tausend. Zum Schluss mussten sogar einige
noch stehen. Veranstaltet wurde der Vortrag von einer politischen Partei, die
sich „Die Violetten“ nennt.
Es waren neben besorgten Bürgern besonders viele junge Leute
anwesend, alles schöne Menschen, die nur eine Sehnsucht haben: Frieden auf
Erden.
Gleichzeitig mit Daniele Ganser agierte in Saudi-Arabien die Gegenseite:
Donald Trump unterzeichnete mit den Saudis einen Waffen-Deal im Wert von 110
Milliarden Dollar, den „größten einzelnen Rüstungsdeal der US-Geschichte.“[1]
Wie massiv die amerikanische Administration lügt und gelogen hat,
das wusste ich schon. Die amerikanische Geschichte ist durchsetzt von Tricks
und Lügen. Nur selten werden diese Lügen einer größeren Öffentlichkeit bekannt,
wie zum Beispiel durch die Watergate-Affäre unter Richard Nixon oder die schnell
aufgedeckte Mär von den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak als
Begründung für den Irak-Krieg.
Die Lüge ist in diesem Land seit den unzähligen Vertragsbrüchen
mit den Ureinwohnern das vorrangige politische System, gegen das sich eine
weltweite Friedensbewegung seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg bisher (äußerlich)
relativ erfolglos gewehrt hat.
Daniele Ganser weist immer wieder darauf hin, dass es laut
UN-Charta den 193 Mitgliedsstaaten verboten ist, Angriffskriege zu führen.
Die
meisten der US-Kriege der letzen 72 Jahre waren in diesem Sinne illegale, das
heißt völkerrechtswidrige Kriege. Ich kenne keinen, der legal gewesen wäre. Zu
den offiziellen Kriegen muss man auch die verdeckten Operationen der
US-Geheimdienste in aller Welt rechnen, wie zum Beispiel 1953 im Iran, 1954 in
Guatemala oder 1973 in Chile, um nur einige, inzwischen gut erforschte zu
nennen. Aber nicht nur die USA, die mit 42 Militärstützpunkten und zehn Flugzeugträgern
weltweit mit großem Abstand das mächtigste „Imperium“ der Gegenwart darstellen,
haben illegale Kriege geführt, sondern zum Beispiel auch Großbritannien und
Frankreich, die 1956 im Verbund mit Israel Ägypten angriffen. Man könnte die
Liste der illegalen Krieg, die seit dem Zweiten Weltkrieg geführt wurden,
beliebig verlängern.
Daniele Ganser macht klar, dass diese Kriege nur im Interesse von
einem Prozent der Weltbevölkerung geführt werden, während sich die meisten Mütter
und Väter nichts lieber als Frieden wünschten.
Diese „Masters of War“ (Bob Dylan) sind die eigentlichen Massenmörder auf dieser
Welt, und sie verdienen gut am Massenmord.
Daniele Gansers mutiger und durch Quellenmaterial gut fundierter
Vortrag dauerte mit Pause zweieinhalb Stunden. Keiner verließ den Saal. Trotz
der fortgeschrittenen Stunde blieben alle bis zum Schluss sitzen und hörten
interessiert zu. Es war wichtig, dass der 44-jährige Friedensforscher aus Basel
zum Schluss noch einen Eis-Kristall zeigte, um zu betonen, dass die Welt im
Großen und Ganzen doch „in Ordnung“ sei, und dass man wegen der angesprochenen Thematik nicht „schwarz“
sehen dürfe. Wenn man erst einmal, wie er, die Angst überwunden habe, dann könne
man auch von den „unordentlichen“, menschengemachten Dingen sachlich sprechen. Nur eine
starke Friedensbewegung könne das eine Prozent, das am Krieg verdient,
vielleicht noch stoppen, bevor es die Menschheit tatsächlich in einen Dritten
(und letzten) Weltkrieg lenkt.
Bei der Kubakrise, die vor 55 Jahren beinahe zu diesem Dritten
Weltkrieg geführt hätte, konnte der einsichtige US-Präsident John F. Kennedy den
Wahnsinn gerade noch stoppen, obwohl seine Generäle ein offensichtliches
Interesse an einem Schlagabtausch mit
der Sowjetunion hatten, allen voran General Lyman Lemnitzer[2]
und der CIA-Direktor Allen Dulles. Letzterer hatte auch die verdeckte Operation
„Invasion in der Schweinebucht“ 1961 zu verantworten und wurde von Kennedy vom
Dienst suspendiert. Inzwischen ist es erwiesen, dass sich dieser „Gentlemen“
dafür grausam rächte und den Präsidenten der USA am 22. November 1963 in
Dallas, Texas ermorden ließ.
Im Zusammenhang mit dem Warren-Report, der die Hintergründe des
Kennedy-Mordes aufklären sollte, wurde von der CIA der Begriff „conspiracy theory“
(Verschwörungstheorie) in die Welt
gesetzt, mit dem ausdrücklichen Ziel, alle, die an diesem „Report“ Zweifel
anmeldeten, in einen Topf zu werfen, wo sie bis heute stecken: die sogenannten „Verschwörungstheoretiker“,
zu denen seit seinen kritischen Fragen
zum dritten Gebäude, das bei den Anschlägen auf die WTC-Gebäude in New York
City am 11. September 2001 ebenfalls einstürzte, obwohl es von keinem Flugzeug
getroffen wurde, auch Daniele Ganser „offiziell“ gezählt wird.
Wegen dieser Fragen wurde er bereits 2006 auf Druck des
amerikanischen Botschafters in der Schweiz aus der ETH-Zürich entlassen, wo er
eine Karriere als Historiker angestrebt hatte. Erst kürzlich wurde er auch in
einer Sendung des Schweizer Fernsehens („Arena“) wieder vor laufenden Kameras
als „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert.
Wenn man den jungen, mutigen Forscher, wie wir gestern Abend in
der Heilbronner „Harmonie“, live erlebt, dann bricht dieser Vorwurf in sich
zusammen. Daniele Ganser versteht es, einem breiten Publikum aus vorwiegend historischen
Laien komplexe geschichtliche Zusammenhänge verständlich zu machen, ohne es zur
Gewalt gegen die Regierenden aufzuhetzen. Er lehnt jede Gewalt ab, wie er am
Ende seines Vortrages deutlich am Beispiel Che Guevaras, der auch einmal sein
Jugendidol war, erläutert. Dieser argentinische Arzt und Kämpfer für die
Gerechtigkeit zog im Jahre 1965 nach der erfolgreichen Revolution in Kuba[3]
nach Bolivien, um dort ebenfalls eine Revolution zu befördern. Eine Gruppe von
16 Green Berets, einer US-amerikanische „Special Forces“-Einheit (siehe „Rambo“),
spürte den charismatischen Revolutionär im Dschungel auf und ermordete ihn.
Seine Hände wurden abgeschnitten und dem US-Geheimdienst als
Beweis für den Erfolg der „verdeckten Operation“ vorgelegt: „Mission
accomplished“.
[2]
https://en.wikipedia.org/wiki/Lyman_Lemnitzer
Wikipedia erwähnt, dass der Vier-Sterne-General mit 14 Dienst-Jahren von allen hochrangigen Militärs am
längsten im Generalstab der US-Streitkräfte gedient hat und dass er vor eine
Untersuchungskommission zitiert wurde, die die verdeckten illegalen CIA-Operationen
aufklären sollte (https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_President%27s_Commission_on_CIA_Activities_within_the_United_States
)
[3]
Das Freundespaar Che Guevara und Fidel Castro war für meine Generation in den
60er Jahren ein ähnlich bewundertes Vorbild wie die fiktiven Figuren Winnetou
und Old Shatterhand in den gleichzeitigen Karl-May-Filmen, die das Hohelied der
Freundschaft sangen und den aussichtslosen Verteidigungskampf des „Roten Mannes“
gegen die Übermacht der weißen „Bleichgesichter“ zeigten.
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