Mittwoch, 24. Mai 2017

Trumps erste Auslandreise - ein Kommentar

Was für Tage!
Am Freitag reiste der amerikanische Präsident Donald Trump zum ersten Mal (als solcher) mit seiner Familie (seiner Frau Ivanka, seiner Tochter Ivana und seinem Schwiegersohn Jared Kuschner, die vom Oberrabiner der orthodoxen Lubawitsch-Sekte einen extra Dispens für den Sabbath bekamen) und Vertretern des militärisch-industriellen Komplexes ins Ausland.
Sein erstes Ziel war Riad, die Hauptstadt Saudi Arabiens. Er traf sich mit dreißig hohen Persönlichkeiten, zum Teil Staatschefs islamischer Staaten, zu einer Islam-Konferenz. In dieser rein sunnitischen Konferenz wurde in Verdrehung der Tatsachen[1] der schiitische Staat Iran als Haupturheber des islamistischen Terrors angeklagt. Die Saudis akzeptierten, dass Frau Trump, die gebürtige Slowenin Ivanka, ihre Haare nicht mit einem Kopftuch bedeckte.
Trump machte mit den kriegslüsternen[2] saudischen Monarchen einen Waffendeal im Umfang von ca. 300 Milliarden Dollar.
Am Montag reiste der Trump-Tross weiter nach Israel. Donald Trump betete als erster amerikanischer Präsident am heiligsten Ort des Judentums, an der Klagemauer. Dabei betonte er, dass er dies als Privatmann tue. Er steckte sogar ein Briefchen an Gott in die Ritzen der Steine des Überrestes des zweiten Jerusalemer Tempels, wie es bei frommen Juden Brauch ist. Auch im mindestens ebenso wichtigen jüdischen Heiligtum Yad Vaschem verweilte er länger als geplant, nämlich nicht nur zehn, sondern (nach Kritik aus jüdischen Kreisen) ganze 30 Minuten. Mit dem Ministerpräsidenten besprach er unter Ausklammerung der illegalen, aber von der Knesseth unlängst „legalisierten“ israelischen Siedlungspolitik im Westjordanland den Friedensprozess im „Heiligen Land“ und traf dann tatsächlich trotz kritischer Stimmen von jüdischen Kreisen Palästinenserpräsident Abbas in Bethlehem.
Heute nun trifft der nicht besonders katholische amerikanische Geschäftsmann mit pfälzischen Wurzeln Papst Franziskus in Rom. Seine Bibelunkenntnis hat Donald Trump bereits dokumentiert, als er statt vom zweiten Korintherbrief von den „zwei Korinthern“ gesprochen hat.
Morgen nun wird er in die „wunderbare Stadt“ Belgien zum NATO-Gipfel reisen und sich dabei sogar ins „Höllenloch“ Brüssel wagen (Originalton Trump).
Soviel zur Karikatur eines Staatsmannes, der angetreten war, den kleinen Leuten Amerikas wieder eine Stimme zu geben, aber im Grunde nur seine eigene raue Stimme liebt und der in Wirklichkeit bis heute Geschäftsmann geblieben ist und deshalb mit allen anderen Politikern am liebsten „Deals“ machen möchte.
Während der 45. Präsident der USA heute mit Rom die dritte heilige Stätte der Welt betritt und damit seine Rundreise zu den drei monotheistischen Weltreligionen erst einmal beendet, bevor er ins „Höllenloch“ Brüssel springt, beginnt heute in Berlin der  36. Evangelische Kirchentag unter dem Motto „Du siehst mich“.
Wenn man diesem Motto aus 1. Mose 16, 13 nachspürt, so kommt man zur Magd Hagar, die mit ihrem Sohn Ismael[3] in der Wüste an einem Brunnen „zwischen Kadesch und Bered“ rastet und dort die Stimme des Engels des Herrn hörte. Sie sagt darauf hin: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Über dieses Motto räsonierte heute Morgen im „Kulturgespräch“ des Senders SWR2 auch der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa (den ich sehr schätze). Er wird auch auf dem Kirchentag auftreten. Es geht in dem Kulturgespräch um die Frage, warum sich heute so viele Menschen von der offiziellen (und „alternativlosen“) Politik abwenden, und er hat eine für mich stimmige Antwort:[4] Er behauptet, dass die „Demokratie in der Krise“ sei, weil sich die Menschen von den Politikern nicht mehr gesehen und nicht mehr gehört fühlen.
Der „Resonanzdraht zwischen Bürger/innen und Politik sei verloren gegangen“.
Wie er wieder belebt werden kann, ist die spannende Frage der Zukunft.



[1] Das wahabitische System Saudiarabiens unterstützt verschiedene terroristische „Rebellengruppen“ in Syrien
[2] Die saudische Luftwaffe bombardiert seit Monaten Ziele im Jemen und finanziert – verdeckt oder offen – Al Kaida und Al-Nusra.
[3] Ismael ist der Stammvater der semitischen Völker Arabiens, die später durch den Propheten Mohamed zum Islam „konvertiert wurden“.

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