Gestern Abend sah ich – teilweise
mit Lena – auf Arte den ersten US-Film, der im Jahre 1990 eine Drehgenehmigung
in der damals noch bestehenden Sowjetunion erhalten hat: „The Russia-House“ von
Fred Shepisi mit einem sympathischen Sean Connery und der „falschen“ (Lena)
Russin Michelle Pfeiffer als Katja Orlova.
Der Film wurde nach dem
gleichnamigen Roman von John Le Carre gedreht, der 1989 erschienen war. Man hat
daraufhin dem Autor Antiamerikanismus vorgeworfen, weil er in dem Buch so viel
Sympathie für die Russen zeigte, insbesondere für den fiktiven russischen
Dissidenten Saweljew, einem Physiker mit Zugang zu den sowjetischen Rüstungsprogrammen,
der im Film unter dem Pseudonym „Dante“, im Roman unter dem Pseudonym „Goethe“
auftritt[1]. John le Carre hat sich
daraufhin in einer Rede, die er in New York gehalten hat, und die am 29. September
1989 auszugsweise in der „Zeit“ veröffentlicht wurde, gerechtfertigt:[2]
John Le Carre zeigt in seinem
Roman klar auf, dass „Perestroika“ und „Glasnost“ überhaupt nicht im Interesse
der amerikanischen und britischen Geheimdienste waren, die im sogenannten
Londoner (fiktiven) „Russlandhaus“ zusammenarbeiteten. Als sie durch den
Dissidenten Saweljew, der seine Aufzeichnungen in den Westen schmuggeln konnte,
erfahren, dass die sowjetische Militärmaschinerie marode ist und keine
wirkliche Bedrohung für das westliche Bündnis darstellt, glauben sie es nicht
oder wollen es nicht glauben. In diesem Falle hätte das US-amerikanische Militär
keinen Grund mehr, weitere Gelder von den Steuerzahlern zu erhalten, um die
Sicherheit des Westens zu verteidigen. Bisher war es für Amerika wichtig, einen
mächtigen Feind zu haben. Wenn dieser Feind nun wegfällt, verdienen die
Rüstungskonzerne, die von den amerikanischen „Falken“ bei Laune gehalten
wurden, nicht mehr an der Aufrüstung. Abrüstung, wie sie „die Tauben“
verlangen, ist für ihren Profit Gift.
Hier kommt die ganze Verlogenheit
des kapitalistischen Systems zum Vorschein, welches den Kommunismus geradezu
brauchte, um zu funktionieren. Der militärisch-industrielle Komplex ist, wie
schon Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede[3] sagte, der eigentliche
Gegner des Friedens. Und er ist das Herz des westlichen Kapitalismus.
Das ist der komplexe Hintergrund
des Romans und des Films. Was Buch und Film 1989 bzw. 1990 noch nicht wissen
konnten, ist, dass der amerikanische militärisch-industrielle Komplex nach dem
Ende des „Reichs des Bösen“ (Ronald Reagan über die Sowjetunion) dringend einen
neuen Feind brauchte. Den lieferten die 19 arabischen „Highjacker“ am 11.
September 2001.
Seit nunmehr 16 Jahren hat die
westliche Welt wieder einen Feind: die islamischen „Schurkenstaaten“ in der „Achse
des Bösen“ (George W. Bush). Am „War on Terror“ verdienen diese „Händler des
Todes“, oder wie Bob Dylan sagt, diese „Masters of War“[4] blendend.
[1]
Le Carre hatte in dem Dissidenten „Goethe“ den sowjetischen Physiker und
Dissidenten Andrej Sacharow, den er bei seinen Russlandreisen persönlich
getroffen hatte, zum Vorbild.
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