Heute Nacht träumte ich von einem
Bild, über das viele Kunsthistoriker geschrieben haben. Immer wieder sah ich es
im Traum deutlich vor mir: „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli.
Eine Gruppe von mir völlig
unbekannten Menschen sprach in dem Traum über das Bild, das wohl in den Besitz
eines reichen Mannes gekommen war. In Wirklichkeit hängt es natürlich, zusammen
mit dem „Frühling“, nach wie vor in den Uffizien in Florenz, wo ich es vor etwa
40 Jahren im Original gesehen habe, als ich mit meiner Mutter zum ersten Mal in
Italien war.
Als ich heute Morgen aufwachte,
fragte ich mich, warum ich ausgerechnet von diesem Bild geträumt habe und
sofort fiel mir das Interview ein, das ich gestern Abend noch vor dem
Einschlafen gelesen hatte. Es ist im neuen „Stern“ (Nummer 34) abgedruckt, der
am Donnerstag erschien und auf der Titelseite ein Foto der Heldin unserer Zeit
zeigte: Am vergangenen Montag, den 12. August, gelang es drei Sternreportern,
die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg im englischen Plymouth für ein Interview
zu treffen, was offenbar gar nicht so einfach war, weil das Mädchen systematisch
von der Öffentlichkeit abgeschirmt wird. Das Interview hat mich beeindruckt.
Das Mädchen, das am 3. Januar
2003, in einer der 12 Heiligen Nächte, geboren wurde, gehört inzwischen laut
Wikipedia-Eintrag zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres
2019, wie das amerikanische Time-Magazin feststellte.
Plymouth war der letzte englische
Hafen, von dem die Mayflower nach Amerika aufbrach. Von hier aus umsegelte
Francis Drake 1577 zum ersten Mal die Welt, von der Stadt startete 1831 die
Beagle mit Charles Darwin zu ihrer ersten Weltreise. Es ist ein symbolischer
Ort.
Die erste Aktion Gretas im August
2018 wurde noch von einer Organisation unterstützt, die sich „We don’t have
time“ nannte und mit Greta Geld verdienen wollte. Inzwischen hat sich das Mädchen
von dieser Organisation gelöst und ihr Vater behauptet: „Sie hat keine
Verbindung mehr dazu. Sie will nicht mit irgendeiner Organisation in Verbindung
gebracht werden, ob ideell oder nicht. Sie will ganz frei sein.“[1]
Diesen unbedingten Freiheitswillen
nahm ich auch in dem Stern-Interview wahr. Greta glaubt an ihre Mission, bleibt
aber in dem Interview erstaunlich nüchtern. Auf die Frage des Sternreporters,
ob sie in Amerika auch mit Präsident Trump zusammenkommen würde, wenn er sie
darum bäte, sagte sie: „Nein.“ Auf die weitere Frage, ob es nicht ziemlich naiv
sei, zu glauben, die Welt verändern zu können ohne die Mächtigen der Welt,
antwortete Greta:
„Natürlich ist das naiv. Aber wie
sonst sollen wir es tun? Ich glaube, wenn wir genügend internationales
Bewusstsein für das Klima schaffen, dann öffnen wir den Menschen die Augen.
Zusammen setzen wir dann die Leute an der Macht unter Druck. Damit sie endlich
etwas tun.“
Dem kann ich nur zustimmen.
Die
Bewegung, die Greta in nicht einmal einem Jahr geschaffen hat – am 20. August
2018 begann sie vor dem schwedischen Parlament in Stockholm ganz alleine – ist
heute so groß, dass sie wahr- und ernst genommen wird. Sie hat das Potential,
die Welt zu verändern. Ich kenne keine andere Bewegung, die so viel in so kurzer
Zeit erreicht hat.
Greta Thunberg scheint ein
äußerst intelligentes und informiertes Mädchen zu sein, das auf ihre etwa
zweiwöchige Überfahrt über den Atlantik viele Bücher mitgenommen hat, um weiter
zu lernen. Wenn sie redet, trifft sie den Nerv der Zeit. Sie sieht mit ihren
Zöpfen wie eine Inkarnation von Pippi Langstrumpf aus und ist ebenso
unkonventionell wie die Romanheldin von Astrid Lindgren. Dass sie das
Aspergersyndrom hat, weiß inzwischen die ganze Welt. Diese „Behinderung“
schreckt sie aber nicht ab, für ihre Sache zu kämpfen, im Gegenteil, sie
scheint sie geradezu dazu zu prädestinieren, ihre Mission erfüllen zu können.
Mein Neffe, der ein Abitur mit dem Schnitt 1,0 gemacht hat, „leidet“
ebenfalls unter diesem Syndrom. In Gruppen oder bei Familienfeiern fühlt er
sich fehl am Platz, dafür liest er ununterbrochen Bücher, spielt in einer
fortgeschrittenen Liga seit Jahren Schach und arbeitet nach einem gescheiterten
Studium in einer Zwei-Mann-Firma im Metallbereich.
Ich bin voller Bewunderung für
ihn, auch wenn ich kaum Zugang zu seiner Seele bekomme.
Von daher kann ich nur Vertrauen
haben in die Mission der Schwedin, wie so viele andere. Ich beteilige mich
nicht an dem "Spott" aus den Gruppen, die nicht an einen menschengemachten
Klimawandel glauben. Deren Argumente haben mich (als Geographen) nie überzeugen
können.
Ich versuche, das was geschieht,
von einem höheren Gesichtspunkt aus zu sehen. Wenn ich wieder irgendwo von Greta Thunberg lese, dann muss
ich unwillkürlich daran denken, was der niederländische Anthroposoph Bernhard
Lievegoed kurz vor seinem Tod im Jahr
1992 über eine zu erwartende weltweite Bewegung ausgesprochen hat und wie es
Jan van der Meulen in dem Bändchen „Die Rettung der Seele“ im Kapitel „Der
siebte Tag – Die Aufgabe Manus in der Zukunft“ aufgeschrieben hat.
Dazu ist zu erläutern, dass Manu
jener große Eingeweihte des Sonnenorakels war, der in der Bibel Noah genannt wird und
während der Sintflut Schiffe bauen ließ, um den untergehenden Kontinent
Atlantis in Richtung Osten zu verlassen und eine neue, die erste
„nachatlantische Kultur“ im heutigen Indien zu begründen. Dan Lindholm, der
norwegische Anthroposoph, hat die indischen Sagen veröffentlicht, in denen
dieser Menschheitsführer Manu heißt.
Bernard Lievegoed sagt:
„Es ist natürlich schwierig, nun
konkret anzugeben, wie der neue Impuls des Manu aussehen wird. Was ich darüber
jetzt sagen werde, muss daher als ein vorsichtiger Versuch gewertet werden.
Doch eines scheint mir sicher: Er wird nicht erscheinen, um eine neue Religion
zu stiften. Ich habe eher den Eindruck, dass er den Impuls zu einer mächtigen
sozialen Bewegung geben wird, die große Teile der Welt umfassen wird. Es könnte
sich dabei um eine Bewegung von Menschen handeln, die der
egoistisch-materialistischen Kultur überdrüssig sind und die das Bedürfnis
haben, eine Kultur auf der Basis des Interesses für den anderen Menschen zu
begründen. (…) Doch ich vermute, dass sich jemand erheben wird, der vielleicht
nicht einmal in politischer Hinsicht so eine große Rolle spielen wird, der aber
imstande ist, große Menschengruppen für soziale Ideale zu begeistern.“
Vielleicht sind wir in diesem
Jahr 2019 Zeugen der „Geburt einer neuen Liebesgöttin“, die die Strapazen einer
Atlantikfahrt in Richtung Westen auf sich nimmt, um eine Rede vor der
Generalversammlung der UNO zu halten. Ich finde diese Geschichte genauso
spannend wie den Mauerfall vor 30 oder das Woodstockfestival vor 50 Jahren.
Heute Morgen habe ich einen
Ordner von der Bühne geholt und festgestellt, dass mein jüdischer Freund David
aus Südafrika, meine katholische Freundin Isabelle aus Südfrankreich und ich,
der Protestant aus Süddeutschland, exakt heute vor 44 Jahren, am 18. August
1975, in der galizischen Stadt Noya am Atlantischen Ozean angekommen waren,
deren Kathedrale für mich das esoterische Ziel der Pilgerfahrt nach Santiago
der Compostella ist, die wir vom 26. Juli
bis zum 24. August 1975 im Mercedes meines Vaters, dessen 32. Todestages
ich heute ebenfalls gedenke, unternommen haben. Ich schrieb damals – wie jeden
Tag zuvor – wieder eine Karte an meine Eltern und Geschwister, die letzte dieser Reise. Zum Abschluss hieß es:
„Von Padron fuhren wir nach Noya,
dem Ziel vorchristlicher Pilger. Im Friedhof der Kirche Sta. Maria del Nueve besichtigten
wir mächtige Granittafeln, die von vorchristlichen Steinmetzen mit rätselhaften
Zeichen, darunter auch eine Art Jakobsmuschel, geschmückt wurden. Das Portal
der Kathedrale von Noya erinnert an den Portico de la Gloria und strahlt reine
Freude aus. Von Noya geht es (vorbei an einer Bergkette, deren höchster Gipfel „Pico
Aro“ heißt) an der Küste des Atlantischen Ozeans entlang, bis wir bei Muros einen
schönen Sandstrand finden, der uns ganz allein „gehört“. Dort bleiben wir mit
unserem Zelt, baden und ruhen aus.“
Irgendwie war der Text, den ich
heute Morgen verfasst hatte, für mich selbst so überraschend, dass ich mich an
unsere Pilgerfahrt erinnert fühlte. Diese Reise auf dem Sternenweg, auf der uns
der Mercedesstern voranleuchtete, war etwas ganz Besonderes, Unvergessliches. Unser
Reiseführer war das Buch „Les Jacques et le Mystere de Compostelle“ (Edition
Robert Laffont, Paris 1971) von Louis Charpentier, das später auch mehrmals ins
Deutsche übersetzt wurde.
Es hat uns an die Stelle geführt,
an der vor etwa 8000 Jahren zumindest einige Schiffe der Individualität, die in
der Bibel Noah genannt wird, auf ihrer Fahrt über den Atlantik gelandet waren. Charpentier
zeigt auf, dass es auf der Nördlichen Breite 42°,46, die in Noya endet, eine
Reihe von Orten gibt, deren Namen einen Bezug zu den Sternen aufweisen. Er
erzählt in seinem Buch von einer vorchristlichen Pilgerfahrt.
Diesem Weg waren wir damals –
allerdings nicht zu Fuß, sondern mit dem Auto – gefolgt.
Es ist schon ein Unterschied, ob
man etwas denkt, oder ob man es aufschreibt und dann sogar veröffentlicht.
Was ich heute Morgen, ausgehend
von meinem nächtlichen Traum, aufgeschrieben und auf Facebook veröffentlicht
habe, hat mich – im Nachhinein – selbst überrascht. Ein Facebookfreund nannte es einen „wahrhaft großartigen
Gedanken“.
Für eine Facbookfreundin, ist das, was ich geschrieben habe, lediglich Spekulation oder gar Schwärmerei.
Für eine Facbookfreundin, ist das, was ich geschrieben habe, lediglich Spekulation oder gar Schwärmerei.
Für diejenigen, die ein bisschen tiefer
sehen, scheint die Sache deutlich: Die „Freitage für die Zukunft“ (Fridays for
Future) scheint die neue, weltweite Bewegung zu sein, die Bernard Lievegoed
kurz vor seinem Tod vorausgesagt hat.
Erst ein anderer Facebook-Freund hat mich auf den Zusammenhang zwischen meinem Traum von der Venus mit dem Freitag aufmerksam gemacht: Freitag ist Venustag und hat etwas mit der Zukunft zu tun.
Erst ein anderer Facebook-Freund hat mich auf den Zusammenhang zwischen meinem Traum von der Venus mit dem Freitag aufmerksam gemacht: Freitag ist Venustag und hat etwas mit der Zukunft zu tun.
Manchmal fügen sich die
Puzzle-Teile wunderbar von selbst zusammen, dass man nur staunen kann. Die
geistigen Wesen schalten und walten, wo Menschen für sie offen sind; und die
nach dem Jahre 2000 geborenen Kinder, die man auch schon „Indigo-Kinder“ oder „Sternenkinder“
genannt hat, scheinen für mich immer mehr die Träger neuer geistiger Impulse zu
sein.
Ja, es gibt Menschen, die im
Klima selbst geistige Wesen wirksam erleben. In Blitz und Donner sahen schon
die Alten den Göttervater Zeus oder den Gott Donar wirken. Elementare Urgewalten
lassen den Menschen klein und ehrfürchtig werden.
Mit diesen Gedanken begleite ich
das schwedische Mädchen durch den Atlantischen Ozean und wünsche ihm
günstige Winde.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenEin Nachtrag
AntwortenLöschenNoch etwas möchte ich nachtragen, auch wenn das Thema ein bisschen ausklingt, nachdem sie den Friedensnobelpreis nun doch nicht bekommen hat – was ich gut finde. Denn noch mehr „Rummel“ würde das Mädchen, das nicht nur von dem Komiker Dieter Nuhr in seiner Satire-Sendung, sondern von einer ganzen Reihe von „Besserwissern“ kritisiert wird, wohl nicht ertragen können. In einer Begegnung mit dem „spiritual Leader“ der Sioux Arvol Looking Horse, der im Gegensatz zu ihren Kritikern offenbar noch über spirituelles Wissen verfügt, wurde Greta Thunberg vor kurzem als „Die Frau, die von den Himmeln geschickt wurde“ (Maphiyata Echiyatan Hin Win – Woman who came from the Heavens) bezeichnet. Ein anderer Sioux-Indianer (Jesse taken alive) erklärte: „You have awakened the world. We stand with you.”
Solche Worte sind mir mehr wert als die Sonntagsreden eines Nobelpreis-Komitees.
Die Indianer, die einst unter der Führung des Saturn-Orakels die untergehende Atlantis nach Westen verließen und den neuen Kontinent besiedelten, dessen Existenz viele tausend Jahre nur den Eingeweihten bekannt war, haben die Abgesandte des Sonnenorakels erkannt. Jahrhunderte, so kann man sagen, haben sie auf die „Frau, die von den Himmeln kam“ gewartet. Die europäischen Siedler, die aus der uramerikanischen Natur eine technische Wüste gemacht haben, waren nicht die „weißen Götter aus dem Osten“, auf die sie – dem Mythos nach – gewartet hatten, obwohl sie „weiß“ waren.
„ Quetzalcoatl war ein weiser Fürst. Er galt als Schöpfer der Zivilisation und der Kultur und lebte in der ersten Stadt der Menschen, Tollan. Er wurde jedoch eines Tages von seinem Widersacher, dem bösen Zauberer Tezcatlipoca, aus der Stadt vertrieben. Quetzalcoatl floh nach Osten an die Gestade des Meeres. Dort verwandelte er sich nach dem urtümlichen Mythus in den Morgenstern, den Planeten Venus. Dieser Vorbote des Lichts, der Sonne, wurde bei vielen Völkern Mesoamerikas als Kulturheros verehrt. Tlahuizcalpantecutli, der «Herr der Morgenröte» – wie der Planet von den Azteken genannt wurde –, ist ein Sinnbild des «Mythus der ewigen Wiederkehr», wie ihn Mircea Eliade formulierte.
AntwortenLöschen(…) In einem weiteren frühkolonialzeitlichen Geschichtswerk von Diego Duran werden sowohl Cortés als auch seine indianische Geliebte und Dolmetscherin Malinche blondhaarig dargestellt. Die «weissen Götter» aus Spanien lehnen wohl an Idealvorstellungen aus Europa an, wie sie zu damaliger Zeit z. B. in der Venus von Botticelli und der Maria von Raphael zu erkennen sind.“
Dr. Peter Hassler (Altamerikanist) in der NZZ vom 15.09.2007