Fidus (1868 - 1948): Lichtgebet (1913)
Als ich gestern Morgen vor meinem
Laptop saß, bemerkte ich, dass ich an einer Stelle auf dem Bildschirm nur einen
weißen Fleck sah. Ich nahm also einen Termin beim Augenarzt. Gestern
Nachmittag, nach dem Kurs in Sulzdorf, den ich seit Dienstag wieder aufgenommen
habe, war ich also beim Augenarzt und habe verstanden, dass meine Augen
überanstrengt sind.
Ich war erstaunt, als ich den Augenarzt sah: es war ein
junger Afrikaner. Er sprach perfekt Deutsch und machte einen vollkommen
kompetenten Eindruck. Und doch war ich im ersten Augenblick, als ich ihn sah,
von meinen eigenen Vorurteilen gefangen. Es war mir geradezu peinlich: aber
durch meine negativen Erfahrungen mit schwarzen Kursteilnehmern fällt es mir
schwer zu glauben, dass es auch ehrliche und fleißige Afrikaner gibt. In diesem
Augenarzt habe ich offenbar einen getroffen.
Im Grunde tun mir die Afrikaner
unendlich leid. Sie mussten in der Geschichte so viel Leid erdulden und die
Flüchtlinge, die versuchen, ihre Heimat, in der sie keine Chancen sehen, in
Richtung des „gelobten Landes“ zu verlassen, nehmen unendliches Leid, ja sogar
den Tod durch Ertrinken im Mittelmeer oder in den Folterkammern des von
Amerikanern, Franzosen und Engländern in die Steinzeit zurückgebombten Fail
States Libyen in Kauf, nur um aus der „Hölle“ zu entkommen, in die sie durch
Geburt geraten sind.
Auch die Afrikaner müssen
offenbar leiden, genau wie die Russen.
Ich weiß nicht, welches höhere
Geistesglied bei den Afrikanern aus dem Leid „geboren“ werden soll – ich glaube,
Rudolf Steiner hat darüber nichts mitgeteilt – aber ich weiß, dass aus dem Leid
des russischen Volkes eines Tages das Geistselbst hervorgehen wird, das nächsthöhere
Wesensglied des Menschen, das er in der sechsten nachatlantischen Kulturepoche
entwickeln kann.
Ich las gestern die Mitschrift
des Vortrages, den Peter Tradowsky am letzten Tag des Wittener Kongresses zur
Völkerverständigung am 1. November 1983 über „Das Schicksal Russlands und seine
zukünftige Kultur“ gehalten hat. Es ist der vorletzte von neun Vorträgen, die
in dem Fischer-Taschenbuch „Europa und sein Genius“, das im Januar 1986 in der
damals recht populären Reihe „Perspektiven der Anthroposophie“ erschien, veröffentlicht
wurden.
Ausgangspunkt dieser Großveranstaltung
in der Stadt, in der in jenen Jahren die Gründung der ersten freien Universität
vorbereitet wurde, war eine wichtige und wahre Aussage Rudolf Steiners, die
Heinz Eckhoff, der Herausgeber der damals gehaltenen Vorträge (und mein
Ex-Kollege an der Heidenheimer Waldorfschule), in seinem Einleitungsreferat
noch einmal wiederholt:
„Zum Kriegeführen und zu
Revolutionen braucht man keine Ideen. Um den Frieden zu halten, braucht man
Ideen, sonst kommen Kriege und Revolutionen. Das ist ein spiritueller
Zusammenhang. Und alle Deklamationen über den Frieden nutzen nichts, wenn nicht
diejenigen, die die Geschicke der Völker zu leiten haben, sich bemühen, gerade
in Friedenszeiten Ideen zu haben. Wird eine Zeit ideenarm, so schwindet aus
dieser Zeit der Friede.“ (S 10)
Natürlich meint Rudolf Steiner
hier nicht irgendwelche x-beliebigen Ideen, etwa intellektuelle Spekulationen,
sondern ganz konkrete geistig-spirituelle Wahrheiten, wie er sie zum Beispiel
in seinen Vorträgen über die „Mission der einzelnen Volksseelen“ im Jahre 1910
mitgeteilt hat.
Leider haben die meisten Menschen
heute keinen realen Begriff mehr von „Volksseelen“ und „Zeitgeistern“. Rudolf
Steiner hat als erster enthüllt, dass es sich dabei um real existierende
geistige Wesen handelt, mit denen die Menschheit zu rechnen hat. Je bewusster
sich die Staatsoberhäupter, die die „Geschicke der Völker zu leiten haben“ der
Wirksamkeit dieser geistigen Wesen sind, desto besser können sie den Frieden
bewahren.
Leider gab es auf dem letzten
Gipfeltreffen jener Männer und Frauen in dem atlantischen Badeort Biarritz – so
viel ich aus den Medien mitbekommen habe – keine solchen Ideen.
Von Männern wie Trump erwarte ich
auch nicht einmal Ideen. Er möchte nur „Deals“ machen und betreibt Politik wie
ein Westernheld: aus der Hüfte heraus oder wie ein Pokerspieler.
Die Ideen, die Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron zu Europa hatte, sind wirkungslos verklungen, weil
sie nur dem entsprachen, was Rudolf Steiner „Deklamationen“ nannte.
Und die deutsche Bundeskanzlerin?
Sie regiert seit 18 Jahren völlig
ideenlos, genau wie ihr Ziehvater Helmut Kohl. Diese Ideenlosigkeit der beiden
Lenker Deutschlands hat sich vor allem in der Behandlung der Menschen in der
ehemaligen DDR erwiesen, die einfach mit der gesamten maroden Konkursmasse
eines gescheiterten „sozialistischen Experiments“ vom kapitalistischen, mit den
USA verbündeten Westdeutschland „übernommen“ wurde.
Diese Ideenlosigkeit rächt sich
nun, indem sich überaus viele Menschen bei den eben stattgefundenen
Landtagswahlen in den neuen Bundesländern Sachsen und Brandenburg eher von der „Alternative
für Deutschland“ vertreten fühlten als von der Merkel- oder Schröderpartei. Die
Menschen im Osten fühlen sich betrogen und wachen nun auf. Dass sie zum Teil
aus Protest von einer linken auf eine rechte Ideologie umgeschwenkt sind, ist
die eigentliche Tragik.
Kaum ein Mensch macht sich heute
bewusst, welche geistige Signatur Mitteleuropa in Wirklichkeit hat, was den deutschsprechenden
Teil dieses Erdgebietes anbelangt. Dieses Mitteleuropa hat im Gegensatz zu
Frankreich und Großbritannien nie einen Einheitsstaat hervorgebracht und wo es
ihn anstrebte, wie 1871 in der Gründung des Bismarck-Reiches oder gar in der Installation
des Dritten Reiches, war es nur von kurzer Dauer. Beide „Reiche“ sind in zwei
verheerenden Weltkriegen untergegangen. Das zweite Kaiserreich war auf „Blut
und Eisen“ als tragenden „Ideen“ aufgebaut, das „Dritte Reich“ auf „Blut und Boden“
und einem übersteigerten Nationalismus: „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“
Beide Regimes verleugneten die
von den Volksgeistern intendierte Mission des deutschen Volkes.
Geistig gesehen entsprachen
Mitteleuropa und seine deutschsprechende Bevölkerung immer einer Dreigliederung:
Abgesehen von der Schweiz, die sich seit 1499 aus dem Reichsverbund herausgelöst
hatte und eine ganz eigene Entwicklung durchmachte, bestand „Großdeutschland“
immer aus drei Teilen: der eine Pol wurde bestimmt von dem vorwiegend
protestantischen Preußen, in dem die industrielle Revolution zuerst Fuß fassen
konnte. Der andere Pol war das katholische Österreich, das vorwiegend agrarisch
bestimmt war. Als vermittelnde dritte Kraft gab es die kleineren Staaten von
Sachsen bis Baden, in denen sich eine ganz eigene Struktur, die man heute
föderalistisch nennen würde, abzeichnete.
Diese organisch gewachsene Volksgemeinschaft
wurde in den vergangenen 150 Jahren aufgelöst. Dieser Prozess hält bis heute an
und wird noch durch die unkontrollierte Zuwanderung von Flüchtlingen aus ganz
anderen Volks-, Kultur- und Religionszusammenhängen verschärft.
Sicher hat auch diese historische
Entwicklung einen Sinn, aber sie birgt auch eine Gefahr in sich, wenn es an
Ideen mangelt, wie man diese Menschen integrieren kann, ohne dass die Deutschen
sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen fühlen müssen. Deutschland ist als
Exportweltmeister reich geworden und kann tatsächlich 20 Milliarden Euro
jährlich für diese gewaltige Aufgabe zur Verfügung stellen, so wie es seit 30
Jahren eine ähnlich hohe Jahressumme für die Wiedervereinigung aufgebracht hat.
Aber weil es keine tragfähigen Ideen gibt, sind Teile des Volkes unzufrieden
mit dieser Politik.
Der deutsche Staat gibt Millionen
für externe Beratungsfirmen aus und doch fehlt es an Ideen.
Das einzige Feld, auf dem die
Bundesrepublik (noch) glänzt, ist ihre starke Wirtschaft, das heißt der Fleiß
ihrer Menschen, die besonders in den mittelständigen Familienunternehmen die
Gelder erwirtschaften, die dann als Steuern wieder verteilt werden, unter andern
auch an die etwa 1,5 Millionen halb legal zugewanderten Flüchtlinge aus
afrikanischen oder asiatischen Staaten.
Diese Tatsache hat seit etwa vier
Jahren zu einer zunehmenden Spaltung innerhalb der bundesrepublikanischen Gesellschaft
geführt, in der sich zwei Gruppen – völlig ideen- und substanzlos – bekämpfen, die
beide von sich behaupten, die Mehrheit des deutschen Volkes zu repräsentieren.
In der einen Gruppe versammeln
sich die gebildeten Schichten des links-grünen Lagers. Hier sehe ich eine
Karikatur des alten militanten Preußentums am Werk. In der anderen Gruppe
versammeln sich die eher gemüthaften Konservativen, die sich auf die traditionellen
Werte berufen. Die von der ersten Gruppe als „Rechtspopulisten“ diffamierten
Menschen erinnern mich an den immer sehr traditionsbewussten
Teil des alten (ersten) Reiches, das bis 1806 noch „heilig“ genannt wurde, an
Österreich, wo es in der FPÖ eine starke konservative Strömung gibt, die mit Heinz-Christian Strache 526 Tage lang sogar den Vizekanzler stellte.
An dieser zunehmenden
Polarisierung teilzunehmen, kann nicht die Lösung sein. Es fehlt die dritte,
die vermittelnde Kraft. Diese kann aus den ehemaligen Mittelstaaten kommen, aus
denen schon die neuere Wirtschaftskraft hervorgeht, also zum Beispiel aus Baden-Württemberg. Hier bemüht sich eine schwarz-grüne Regierung unter ihrem
umsichtigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann relativ erfolgreich immer
wieder um Ausgleich zwischen den verhärteten Parteien. Aber auch bei dieser
Persönlichkeit kann ich die tragenden Ideen nicht wirklich erkennen. Immerhin
hat er sich mehrfach zu der vor 100 Jahren von dem württembergischen
Unternehmer Emil Molt gesponserten ersten Waldorfschule bekannt, auch wenn er
früher als Mitglied einer kommunistischen Splittergruppe eher wenig Sympathien
für Anthroposophie gehabt haben dürfte.
Es geht nicht um Mehrheiten,
nicht um Quantitäten. Wie ein einzelner Mensch sich mit den realen geistigen
Wesen verbindet, ist entscheidend. Hier wirkt im Verborgenen diejenige Kraft,
die dafür gesorgt hat, dass seit 75 Jahren Frieden in Mitteleuropa herrscht.
Wer hat dabei mitgewirkt?
Ich denke, dass es jene Menschen
sind, die in der Pädagogik der Waldorfschulen eine vertiefte Bildung genießen
konnten, und aus geistigen Quellen heraus die Qualität mitbringen, um die Welt
positiv zu gestalten.
Selbst in den Tagesthemen wurde
am 3. September 2019 die Pädagogik Rudolf Steiners positiv gewürdigt. Inzwischen
gibt es in Deutschland 245 Waldorfschulen, in Europa 779 und weltweit 1.149.
Das ist eine nicht zu
vernachlässigende Tatsache.
Hier sehe ich die reale Verbindung
zu den geistigen Wesen, denn ohne ihre Mithilfe wäre das Schulmodell nie so
erfolgreich geworden, wie es heute ist. Ähnliches könnte man von der
biologisch-dynamischen Landwirtschaft sagen. Wenn heute sogar eine große
Handelskette wie Lidl und Schwarz in ihren Einkaufszentren „Kaufland“ 150
Demeter-Produkte anbietet, so entspricht das einem Trend, der nicht mehr
aufzuhalten ist.
Im Hintergrund steht bei beiden
Strömungen, der Bildungsinitiative der Waldorfschule und dem Agrarimpuls der
biologisch-dynamischen Landwirtschaft, jene Individualität, die 1861 im
ehemaligen Österreich-Ungarn geboren wurde, in Wien studiert hat, in Weimar und Berlin beruflich tätig war und das Zentrum der Bewegung, die mit seiner
Hilfe entstanden ist, rechtzeitig vor dem Ersten Weltkrieg erfolgreich aus München in die
neutrale Schweiz verlegt hat: Rudolf Steiner.
Ich weiß, dass sich der Berliner
Anthroposoph, den ich als Vortragsredner immer sehr geschätzt habe (und dessen
Tochter Odilia ich in der Heidenheimer Waldorfschule unterrichten durfte), sich
nicht nur in die Biographie Kaspar Hausers vertieft und grundlegende Studien zu
dieser rätselhaften historischen Gestalt verfasst hat, sondern dass er sich
auch mit der historischen Figur des Demetrius auseinandergesetzt hat, die in
die russische Geschichte als der verschollene Sohn Iwans des Schrecklichen
einging, aber dann von dunklen Mächten ähnlich wie Kaspar Hauser mit 21 Jahren
ermordet wurde.
Nun weist Tradowsky am Ende
seines Vortrages über "das Schicksal Russlands" auf Friedrich Schillers letztes, unvollendetes Schauspiel hin,
das sich genau um diese Persönlichkeit dreht. Damit hat der Dichter ein heikles
Thema angeschnitten und es gibt die Vermutung, dass Friedrich Schiller mit 46
Jahren von eben jenen dunklen „Cliquen“ umgebracht wurde, die auch hinter dem
Mord an dem Zarewitsch standen.
Tradowsky schildert Friedrich
Schiller als eine Individualität, die viel größer als ihr Körper war. Schon zu
Lebzeiten musste er immerzu diesem störrischen physischen Leib seine geistige
Arbeit abringen, all seine die Völker Europas umfassenden Dramen (Die
Verschwörung des Fiesco zu Genua: Italien; Maria Stuart: England/Schottland; Johanna
von Orleans: Frankreich; Die Wallenstein-Trilogie: Böhmen/Österreich; Die
Räuber und Kabale und Liebe: Württemberg; Don Carlos: Spanien; Wilhelm Tell:
Schweiz) und all die Gedichte, darunter sein wohl berühmtestes, das dann von
Ludwig van Beethoven 18 Jahre nach dem Tod des Geistesheroen in seiner neunten
und letzten Symphonie vertont wurde: „An die Freude“.
Die Ode handelt von „Der Tochter
aus Elysium“, also einer geistig-himmlischen Wesenheit. Mit innerer Konsequenz
gelangt das Gedicht dann zu der Zeile: „Alle Menschen werden Brüder, wo dein
sanfter Flügel weilt.“ Das – sagt Peter Tradowsky – sei zugleich das „eigentliche
Motiv der slawischen Epoche“, die in etwa 1500 Jahren beginnt. Tradowsky fährt
fort:
„Man kann wohl ahnen, wie
Schiller weit hinausreicht über seine Zeit, auch über unsere Zeit, und nun
wirklich eine Hand reicht von der deutschen Kultur, da wo sie sich erfüllt, der
zukünftigen Kultur.“
Tradowsky geht weiter auf die
Beziehung zwischen Deutschen und Russen ein und nennt sie ein „tragisches, noch
nicht abgeschlossenes Geschick“.
Er schreibt:
„Hitler hat das, was hier gemeint
ist, dumpf geahnt, als er am Morgen des 22. Juni 1941, als der deutsche Angriff
auf Russland begann, sagte: ‚Mir ist, als ob ich die Tür zu einem dunklen, nie
gesehenen Raum aufstoße, ohne zu wissen, was sich hinter der Tür befindet:‘
Etwas Unabsehbares ist damit für die Menschheit angerichtet worden, es ist ein
Schicksal heraufbeschworen worden, dessen Konsequenzen für die Zukunft
entscheidend sein werden. Damit ist nicht nur gemeint, dass die Folgen dieses
ungeheuren Krieges auf uns Deutsche in einem gewissen Sinne zurückfallen müssen
und auch schon zurückgefallen sind. Es ist vielmehr eine andere Komponente noch
vorhanden, die Tatsache nämlich, dass die russische Kultur nicht zu früh und in
falscher Weise mit der deutschen in Beziehung treten darf, worauf Rudolf
Steiner 1915 in einem Vortrag in Berlin hinweist: ‚Man könnte sich denken, dass
Osteuropa durch brutale Kraft sich ausdehnen könnte nach Westen hin, über
Mitteleuropa… Das würde aber genau dasselbe bedeuten, wie wenn im fünfzehnten
Jahrhundert die Tat der Jeanne d’Arc nicht geschehen wäre und England damals
Frankreich annektiert hätte. Wenn es dahin gekommen wäre …, so wäre damit etwas
geschehen, was nicht nur zum Unheile Frankreichs gewesen wäre, sondern auch
England zum Unheil gereicht hätte. Und würde jetzt die deutsche Geisteskultur
beeinträchtigt werden vom Osten herüber, so würde das nicht bloß die deutsche
Geisteskultur schädigen, sondern auch den Osten mit. Das Schlimmste, was den
Osten treffen könnte, wäre, dass er zeitweilig sich ausbreiten und die deutsche
Geisteskultur schädigen könnte (…) Das größte Unglück auch für den Osten
Europas wäre es, wenn er diejenige geistige Macht (das ist Mitteleuropa)
schädigen würde, an der er sich hinaufranken muss, die er gerade verehrend,
freundschaftlich verehrend hegen und pflegen müsste.‘“ (S 161f)
Nun ist es nach 1945 tatsächlich
so gekommen, dass die Siegermacht Sowjetunion mit der ganzen Gewalt der „Großen
Vaterländischen Armee“ einen Teil Deutschlands erobert hat und dann 49 Jahre
lang besetzt hielt. Ausgerechnet der Teil Deutschlands, der einmal den Kern
Preußens bildete, fiel der Sowjetunion zu, also der Kopf. Natürlich haben die
Besatzer die dortige Kultur und Industrie ausgiebig geplündert und die Menschen
in Angst und Schrecken versetzt, wie ich es aus dem Kriegstagebuch meines
Großvaters erfahre, das ich vor kurzem gelesen habe.
Als die sechs russischen Armeen der
GSSD (Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) mit fast einer
halben Million Militärangehörigen im September 1994 die aufgelöste DDR
verließen, hinterließen sie ein trauriges Bild. Thomas Schäfer schildert in
seinem Beitrag „Ein Doswidanja mit großer Erleichterung“ (Junge Freiheit Nr. 36
vom 30. August 2019) die Situation in den russischen Kasernen der Ex-DDR vor 25
Jahren: „völlig marode Gebäude, achtlos weggeworfene Munition und defektes
Kriegsgerät sowie Müll, Müll und nochmals Müll – meist mit diversen
hochgefährlichen Schadstoffen versetzt. Die Bundesregierung erwartete deshalb 1994
Sanierungskosten in Höhe von 25 Milliarden D-Mark.“
Das dürfte allerdings noch ein
geringer Preis gegenüber den 27 Millionen Russen gewesen sein, die im Zweiten Weltkrieg
von deutschen Soldaten getötet worden sind.
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