Als ich gestern (Samstag, der 14. Januar 2017) kurz vor halb
neun ins Auto stieg, um nach Ellwangen zu fahren, begann gerade auf SWR2 die
Sendung „Wissen“ mit einer Wiederholung eines Beitrages von Christoph König vom
25.03. 2006 über Jan Amos Comenius: „Schule als Spiel – Leben als Schule“.http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/schule-als-spiel-leben-als-schule/-/id=660374/did=18791454/nid=660374/1oe5a3x/index.html
Mit zunehmend sich steigerndem
Interesse lauschte ich der Sendung und bekam immer mehr das Gefühl, dass ich
selbst unbewusst in meinem Unterricht ein „Anhänger“ dieses Pädagogen und
Pansophen war und bin.
Ich kann gar nicht beschreiben,
wie beglückt ich war, als ich manche der Zitate aus seinen Schriften hörte, wie
zum Beispiel folgende: Comenius fordert in seiner „Großen Didaktik“, dass die
Schüler „alles“ lernen sollten, wobei er genauer ausführt: „Das ist jedoch
nicht so zu verstehen, dass wir von allen die Kenntnis aller Wissenschaften und
Künste verlangten. Das ist weder an sich nützlich, noch bei der Kürze unseres
Lebens überhaupt möglich. Aber über die Grundlagen, Ursachen und Zwecke der
wichtigsten Tatsachen und Ereignisse müssen alle belehrt werden, die als
künftig Handelnde in die Welt eintreten.“
„Alles“ bedeutet für Comenius vor
allem, dass seine Schüler „weise im Verstand, umsichtig und sittlich im Handeln
und fromm im Herzen“ gemacht werden, damit sie „Gott, den Geschöpfen und uns“
dienen können. Comenius ergänzt: „Unselig wäre die Trennung dieser drei Dinge,
unselig die Gelehrsamkeit, die nicht in Tugend und Frömmigkeit mündet.“
Wie weit sind wir heute von so
einer Anschauung, ja von so einer Pädagogik entfernt!
Es gab zwar im Peutinger Gymnasium
ein Projekt, das den Namen des großen Barock-Pädagogen trug, das sogenannte „Comenius-Projekt“,
aber das hatte eher eine Alibi-Funktion, denn die täglich praktizierte
Pädagogik hatte bei meinen meisten Kollegen kaum „diese drei Dinge“ im Blick
und schon gar nicht so „altmodische“ Dinge wie „Tugend und Frömmigkeit“.
Ich zitiere eine weitere Stelle
aus Comenius „Großer Didaktik“ (Didactica Magna, 1657), die in der Sendung
wiedergegeben wurde:
„Die Menschen müssen so viel wie
möglich ihre Weisheit nicht aus Büchern schöpfen, sondern aus Himmel und Erde,
aus Eichen und Buchen, das heißt, sie müssen die Dinge selbst kennen und
erforschen und nicht nur fremde Beobachtungen und Zeugnisse darüber. Denn wenn
ich nur einmal Zucker gekostet, einmal ein Kamel gesehen, einmal den Gesang der
Nachtigall gehört habe, so haftet all das fest in meinem Gedächtnis und kann
mir nicht wieder entfallen.“
In der Sendung kommt auch ein
moderner Pädagoge und Theologe zu Wort, der emeritierte Tübinger Professor Karl
Ernst Nipkow, der auf die Aktualität von Comenius hinweist und mit Comenius meint,
dass die Lehrer lieber „weniger“, dafür aber das „wenige“ „gründlicher“ unterrichten
sollten. Er plädiert für ein „Orientierungswissen“ und lehnt das übliche „Verfügungswissen“
ab.
Es gibt offenbar noch „vernünftige“
Gelehrte. Allerdings erwähnt auch dieser „Interpret“ den einzigen gelungenen
Umsetzungsversuch der „pansophischen“ Pädagogik in der Sendung mit keinem Wort,
obwohl er wie durch eine hauchdünne Wand ständig mitschwingt: die
Waldorfpädagogik Rudolf Steiners.
Das entspricht genau dem, was mir
vor kurzem auffiel: Jüdische Themen sind fast täglich im Radio oder Fernsehen
präsent, die moderne „Pansophie“, die unter dem Namen „Anthroposophie“ seit
über hundert Jahren „in der Welt“ ist, wird „ausgeklammert“.
Wenn Professor Nipkow meint, dass
Comenius‘ Pädagogik in einen viel größeren Zusammenhang gestellt werden müsse,
dann geht er in die gleiche Richtung, in die auch Rudolf Steiner ging: „Er litt
an der Verfassung der Gesellschaft und wollte eine von Grund auf erneuerte
Gesellschaft. Und diese didaktischen Schriften waren Hilfsmittel. Es ist leider
so, dass in der Geschichte der deutschen Pädagogik von den Pädagogen nur der
Didaktiker und Methodiker aufgenommen worden ist. Im comenianischen Sinn müsste
die Schule und ihre Reform eingebettet werden in eine Gesellschaftsreform, er
ist in dem Sinne ein politisch orientierter Gesellschaftsreformer und Pädagoge.“
Genau das war Rudolf Steiner
auch. Sein eigentliches Anliegen war seit 1917, als er zum ersten Mal seine
Gedanken zur „Dreigliederung des sozialen Organismus“ öffentlich aussprach,
eine Reform der Gesellschaft im christlich-trinitarischen Sinne. Weil er
erkannte, dass die Deutschen nach dem Zusammenbruch der Monarchie am Ende des
Ersten Weltkrieges noch nicht reif für eine dreigegliederte Gesellschaft waren,
sondern lieber die chaotischen bis tödlichen Erfahrungen der Weimarer Republik
und des Dritten Reiches machen „wollten“, hat er seine Reformideen
zurückgestellt und dafür mit Hilfe des Unternehmers Emil Molt 1919 die erste
Waldorfschule gegründet.
Schon Comenius wusste, dass das
Heil nur in einer dreigegliederten menschlichen und gesellschaftlichen
Organisation liegen kann, wenn er von der Weisheit des Verstandes, der
Umsichtigkeit des Handelns und der Frömmigkeit des Herzens spricht. Genau aus
diesem Grunde polemisiert er in seinen Schriften, wie in der Sendung ebenfalls
bezeugt wird, gegen „Ungläubige, Türken und Juden“, also diejenigen, „die die
Dreieinigkeitslehre ablehnen“.
Und genau hier scheint mir der
wesentliche Unterschied zwischen Juden und Christen zu liegen, der zu dem
untergründigen Geisteskampf geführt hat, dessen Zeugen wir heute sind. Die
Juden wollen in ihrer „Ethnozentrizität“ die alleinigen „Beherrscher“ der Welt
sein. Das Bewusstsein der „Auserwähltheit“ scheint ihnen das Recht dazu zu
geben. Deshalb haben sie sich besonders Amerika zugewandt, das die Amerikaner
ebenso als „auserwählt“ ansehen, indem sie es „Gods own Country“ nennen. Die Dreieinigkeit
müssen die Juden natürlicherweise ablehnen, weil sie Jesus Christus als Gottes
Sohn ablehnen, genau wie die Moslems es tun. Dadurch haben sie aber keinen
Zugang zu der „Frömmigkeit des Herzens“ im Sinne von Comenius, genauso wenig,
wie sie zu der „Weisheit“ des Verstandes, die vom „Heiligen Geist“ oder der „Sophia“
vermittelt wird, wirklichen Zugang
finden. Die Juden waren schon zur Zeit Christi vor allem „Schriftgelehrte“, im
heutigen Sinne „Intellektuelle“. Von Geist und von Weisheit erlebe ich nur bei
ganz wenigen hervorragenden jüdischen Geistern etwas. Und diese standen der
Anthroposophie oder Rudolf Steiner auch in ihrem persönlichen Leben nahe.
Über die Nutzlosigkeit solcher „Schriftgelehrsamkeit“
spricht Rudolf Steiner zum Beispiel im zweiten Vortrag seiner „Zeitgeschichtlichen
Betrachtungen“ vom 9. Dezember 1916, den ich gestern gelesen habe:
„Ich will Sie durch die Anführung
dieser elementaren Dinge nur hinweisen auf das, worauf man aufmerksam sein muss,
wenn man die Dinge beurteilen will, denn durch die Art und Weise, wie
Geschichte geschrieben wird, wird die Welt vielfach irregeführt – ganz irregeführt.
Es handelt sich nämlich bei der Geschichtsschreibung wirklich um etwas
Tieferes. So an der alleräußersten Oberfläche des physischen Daseins, in der
alleräußersten Maja wird man sagen: nun ja, wenn der oder jener Professor ein
tüchtiger Mann ist und die historischen Methoden kennt, so weiß er das Richtige
geschichtlich darzustellen. – Das muss aber durchaus nicht sein.
Ob man als Geschichtsschreiber
das Richtige darzustellen vermag oder nicht, das hängt davon ab, ob einen sein
Karma dazu führt, das Richtige kennenzulernen oder nicht. Das ist sehr wichtig.
Und das Richtige drückt sich oftmals nicht aus in dem, worauf man beliebig den
Blick wendet, sondern das Richtige drückt sich sehr häufig nur für den aus, der
an die richtigen Stellen den Blick wenden kann – ich könnte auch sagen, der
durch sein Karma dahin geführt wird, das Richtige im richtigen Augenblick da zu
sehen, wo sich an einer einzelnen Erscheinung etwas Bedeutsames ausspricht. Oftmals
drückt sich nämlich in einer einzelnen Erscheinung etwas aus, was ein
Licht auf dasjenige wirft, was sich
eigentlich in Jahrzehnten vollzieht – aber nur in der Art eines Blitzschlages,
der schnell etwas beleuchtet.“ (Rudolf Steiner, Zeitgeschichtliche Betrachtungen,
GA 173 a, 4. Auflage 2010, S 64f)
Trinität ist ja nun der erste Zankapfel der frühen und jungen Kirche. Schaut aus, wie ein Verteilungskampf, so manche Strömung wurde ausgeschlossen. Offensichtlich, wie Zucker, ein Kamel, oder der Gesang einer Nachtigal, ist keine der vielen Dreifaltigkeitslehren.
AntwortenLöschennichts ist offensichtlich, aber manches ist evident.
LöschenOffensichtliches:
LöschenWenn Sie zunächst nicht von Religion zu Religion springen, lösen sich Ihre Vorbehalte gegen eine Einstellung der Schriftgelehrten und der sehr jungen arabischen Weltreligion vielleicht auf. Tatsächlich traf ein sehr junger und tempramentvoller arabischer Dichter auf die jüdische und die christliche Religion. Er war fasziniert, einer monotheistischen Religiösität aufgeschlossen,... und das Maria als Jungfrau einen Propheten zur Welt bringt, damit konnte er leben. Aber das dieser Prophet Gott Sohn ist und in seinem Wesen gottgleich, und dazu auch noch am Kreuz starb..... das war ihm unerträglich.
Wenn wir dazu in die Zeit des Neuen Testaments gehen, dann sehen wir ein besetztes zur römischen Provice herabgewürdigtes Königreich.
So wir diese besondere Lage mit alttestamentlichen Recht wie Mathematik "durchdeklinieren", dann kommen wir zu folgendem Ergebnis:
das Christentum ist Zweig der jüdischen Schöpfergott-Religion und in einer besonderen historischen Widerstandslage. Nun da sind alle notwendig und in die Nachfolge eingeladen und werden besonders belohnt.
"Der König der Juden" ist eine Kategorie des jüdischen Rechts (vgl AT zb ein Geistlicher sucht den neuen König aus - Johannes der Täufer, und kündigt ihn an). Das alttestamentliche Recht wurde teilweise ausgesetzt und modifiziert, um es zu erfüllen:
Feindesliebe vor
Auge um Auge:
"Errichtet der römische Kaiser einen Statthalterpalst in Jerusalem (ca 55 v.Chr), dann errichtet der König der Juden einen Statthalterpalast in Rom (ca 320 n Chr).
Natürlich geht Jesus den Seinen voran, der König mutet sich genau das zu, was er auch seinen Getreuen abverlangen muß oder befürchtet. Jesus ist das Haupt der Männer der Gemeinde, stirbt für die Seinen (plus Auferstehung), auch Johannes der Täufer mußte sterben.
Gottessohnschaft, Kreuz und Auferstehung gehen also die arabische Welt im Eigentlichen nichts an.
Wir kennen die "Handschrift" der Schöpfergottheit in Notlagen, nicht wahr? Sie endete immer im Regierungspalast des übermächtigen Gegners:
Moses, Daniel, Jesus. <- das fällt auf.
Und wenn man dann zu eben dieser Tatsache nirgends in der Theologie eine Anmerkung findet, dann wird es interessant und aufregend. Dann ist es eine möglicherweise beglückende Neuigkeit.
Viele Grüße aus Sachsen Anhalt,
Ihr Werner Hellwich
Lieber Herr Stürmer, ich habe da noch etwas Bedenken, die möchte ich noch daran fügen. Es mag zunächst wild aussehen, doch es kann unsere Sicht auf die Rolle der jüdischen Gelehrten zur Zeit Jesu vielleicht verfeinern. Ich stelle mir vor, das Johannes und Jesus, die Jünger, aber auch die Schriftgelehrten im Grunde in einer Gruppe spielen. Der Gegenspieler ist der römische Kaiser in Form seines Statthalters und möglich noch das Königshaus Herodes. Und es geht darum, diesen Statthalter völlig auf den falschen Fuß zu bringen: Erfällt ein Urteil über einen unschuldigen Rabbi, um die Lage in der Province zu beruhigen. Und genau da aber beginnt der Untergang des römischen Diktats. Wenn erst die Christen verkaufen und an die Armen verteilen, sind es die gebrochenen jüdischen Tagelöhner, die sich das erste Mal eine Auszeit gönnen. Wenn die Dienerschaft der Paläste schon bald vielleicht Probleme hat, ordentliches für das Frühstücksbuffet der Damen und Herren einzukaufen, in Cesarea die Weizenkähne nicht mehr zügig beladen werden und auslaufen können,....
AntwortenLöschendann macht die Feier der Christen, die Pfingsten losbricht ein besonderen Sinn, nicht wahr? Natürlich war Kaifas sauer, er mußte das nicht spielen,... Johannes und Jesus hatte natürlich für ihn keine Traumrolle ausgesucht :-) Viele Grüße, Ihr Werner Hellwich