Heute vor hundert Jahren dankte
Zar Nikolaus II. in Sankt Petersburg ab, nachdem seit dem 8. März 1917 (nach
dem alten julianischen Kalender, der damals noch in Russland galt, am 23. Februar
1917) Fabrikarbeiter streikten, weil es in der Stadt kein Brot mehr gab. Diese
sogenannte Februar-Revolution mit der Parole „Brot und Frieden“ wird dieses
Jahr in Russland, wie ich einem Artikel des Haller Tagblatts („Die verdrängte
Revolution“ von Stefan Scholl) entnehme, nicht gefeiert. „Im Gegensatz zum
Gedenken an den Weltkrieg spaltet die Revolution die Gesellschaft“, sagt ein
Historiker (Boris Kolonizki). „Bei dem Thema ist es unmöglich, einen Konsens zu
finden.“
Schon vor hundert Jahren wurde
die russische Gesellschaft in zwei sich bekämpfende Gruppen gespalten, die „Menschewiki“
(Minderheitspartei) und die „Bolschewiki“ (Mehrheitspartei). Im Zeitungsartikel
lese ich:
„Am 13. März bildete die Staatsduma eine neue ‚Provisorische
Regierung‘. Auf ihr Drängen verzichtete Zar Nikolaus II. am 15. März auf den
Thron. Nun standen sich die bürgerlich-liberale ‚Provisorische Regierung‘
und proletarische Arbeiter- und Soldatenräte gegenüber. Eine wirre
Doppelherrschaft begann, die erst mit dem Handstreich der Bolschewisten im
November endete. Er ging als Oktoberrevolution in die Geschichte ein.“
In diesen Tagen wurde auch der
ehemalige russische Premierminister Boris Stürmer (1948 – 1917) von der Provisorischen
Regierung verhaftet und ins Gefängnis geworfen, wo er am 9. September 1917
starb.
Dieser interessante Mann von deutscher Herkunft hatte enge freundschaftliche
Kontakte zu Grigori Rasputin, dem Mönch, der dem Zarensohn Alexei, der an der
Bluterkrankheit litt, helfen konnte und so Einfluss auf die Zarenfamilie
gewann. Das gefiel wiederum einigen Adligen nicht, die den „Heiler“ deswegen am
16. Dezember 1916 ermorden ließen. Beide, Stürmer und Rasputin, wurden von
gewissen Kreisen als deutsche Agenten verdächtigt, wofür es allerdings keine
Beweise gab.
Das Jahr 1916, in dem Stürmer vom
2. Februar bis 23. November der 6. russische Premierminister war, war das Jahr,
in dem sich vieles entschied. Das Deutsche Reich war im Ersten Weltkrieg trotz
des Stellungskrieges an der Westfront siegreich geblieben und versuchte einen
Waffenstillstand mit seinen östlichen und westlichen Gegnern, den „Entente-Mächten“
zu schließen.
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