Heute Vormittag war Kirche.
Der heutige Sonntag Laetare („Freut
Euch!“) steht als vierter Fastensonntag genau in der Mitte der sieben
Passionssonntage. Es sind also nun noch drei Wochen bis Ostern.
Obwohl im Gottesdienstplan ein
anderer Name stand, hielt Pfarrerin Ingeborg Brehmer den Gottesdienst. Die
Kirche war merklich leerer als sonst. Offenbar suchen doch manche
Gemeindemitglieder ihren Kirchgang nach dem Prediger aus. Ich bin trotzdem
gegangen und wurde wieder mit einer hervorragenden Predigt belohnt. Es ging um
Johannes 6, 52 – 65, eine überaus anstößige Rede Christi in der Synagoge von
Kapernaum, die besonders die koscheren Juden empörte. Christus sagt: „Werdet
ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt
ihr kein Leben in euch.“ (Joh. 6, 53). Blut
zu trinken war absolut verboten bei den frommen Juden. Das taten nur die
gottlosen Heiden.
Pfarrerin Brehmer kann diese
Stelle auch nicht bis in die Tiefe erhellen, aber sie trägt dazu bei, dass wir
sie etwas besser verstehen, ohne darauf zu verzichten, in gut evangelischer
Tradition anzumerken, dass das Sakrament des Abendmahls „über den menschlichen
Verstand hinausgeht“.
Ich meine das auch, aber genau an
dieser Stelle setzt die Geisteswissenschaft ein. Ohne sie kann man tatsächlich nicht
„verstehen“, warum im Brot Christi Leib, und im Traubensaft Christi Blut real
wirken sollen, wenn die beiden Substanzen im Sakrament des Heiligen Abendmahls
eingenommen werden.
Bei der Predigt sah ich alles
Korn der Welt als den lebendigen Leib Christi vor mir. Dazu half mir auch der
Wochenspruch, in dem es heißt: „Fiele das Korn nicht in die Erde und stürbe, so
bliebe es allein. Fällt es aber in die Erde und stirbt, so bringt es viel
Frucht hervor.“ (Ich zitiere aus dem Gedächtnis). In diesem Sinne sagt Christus
unmittelbar nach der Speisung der Fünftausend, die im 6. Kapitel des
Johannesevangeliums geschildert wird: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh.6, 35).
Dieses Wort steht geschrieben an
der zur Gemeinde hin zeigenden Seite des Altars der Kreuzäckerkirche, und wir
lesen es jeden Sonntag. Es ist eines der sieben „Ich-Bin-Worte“ des
Johannes-Evangeliums.
Der Altar war heute so
wunderschön geschmückt, wie ich es selten erlebt habe. In zwei weißen bauchigen
Vasen standen helle Tulpen, darüber rote Gerbera und darüber wiederum wie
Sonnenstrahlen Zweige mit den ersten gelb aufblühenden Forsythien. Die beiden
Sträuße bildeten bei den Fürbitten und dem Vater-Unser-Gebet einen sehr schönen
Rahmen für die Pfarrerin, die in ihrem schwarzen Talar mit den beiden weißen Beffchen
vor dem Altar stand und ins Publikum schaute.
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