Am vergangenen Dienstag bin ich zum ersten Mal im
Kirchberger Schloss bei der neunzehnjährigen Tochter von Frau J, Massome,
gewesen, und habe ihr anderthalb Stunden kostenlose Deutsch-Nachhilfe gegeben.
Das schon sehr reif erscheinende Mädchen geht in die zehnte Klasse der
Kirchberger Schlossschule und muss drei Präsentationen machen, darunter eine
über die Universität Oxford in England auf Englisch.
Als ich erfahre, dass ihre Klasse demnächst mit der
Lektüre der „Antigone“ beginnt, erzähle ich ihr den Mythos von Ödipus. Es war
eine echte „Geistestat“, die ich da vollbringen musste, indem ich einem jungen
Mädchen, das in der iranischen Kultur aufgewachsen ist und erst seit ungefähr
einem Jahr in Deutschland lebt, einen der Ur-Mythen Europas vermittle.
Massome kannte immerhin jenes Rätsel der Sphinx von
Theben, das erst Ödipus lösen kann: „Am Morgen geht „es“ auf vier Beinen, am
Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen“.
Ich muss diesen Mythos gleichsam aus den Tiefen meines
Gedächtnisses wieder hervorholen, als ich ihn erzähle. So waren mir einige
Details nicht mehr ganz gegenwärtig, wie zum Beispiel die Namen der
tatsächlichen Eltern von Ödipus. Erst, als ich wieder weiterzog, fielen sie mir
plötzlich ein: Laios und Jokaste.
Ich habe die Tragödie von Sophokles öfters und gerne im
Deutschunterricht am Gymnasium behandelt und habe mich tief vertraut mit ihr
gemacht. Nun konnte ich erneut in sie eintauchen und vor meinem inneren Auge
stand plötzlich wieder der Grund für die grausamen Schicksalsverwirrungen, die
sie schildert. Dieser Grund wird allerdings meistens im Deutschunterricht nicht
genannt. Der Mythos erzählt, dass sich Laios in den schönen Sohn von Pelops,
Chrysippos, verliebt habe und sein Geliebter wurde.
Es war also Homosexualität
die Ursache für den Fluch, der daraufhin auf Laios lastete.
Ich halte Homosexualität für widernatürlich und geradezu
ekelhaft, würde aber niemanden deswegen anklagen. Dass viele
Hollywood-Schauspieler oder -Regisseure, angefangen von James Dean über Rock
Hudson bis zu Roland Emmerich sich mehr oder weniger offen zu ihrer
Homosexualität bekennen, sind nun einmal Tatsachen, vor denen seit etwa zwanzig
Jahren niemand mehr die Augen verschließen kann, da sie ja heute sogar auf den
Titelseiten der Boulevard-Blätter hinausposaunt werden. Erst neulich titelte
die Bildzeitung, dass der deutsche „Comedian“ und Jakobspilger Hape Kerkeling
seinen Partner geheiratet habe. Als ich das las, war mir klar, dass ich auf
einem Weg, den dieser Mann mit seinem „schrägen“ Geist und einem ebenso „schrägen“
Bestseller („Ich bin dann mal weg“) gleichsam zu einem „Highway to Hell“
verwandelt hat, nicht mehr pilgern will.
Massome erzählt mir, dass die Klasse vorher „Das Parfüm“
von Patrick Süßkind gelesen habe. Ich kann angesichts dieses „reinen“ Mädchens
nur geistig „die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“ wegen des derzeitigen Niveaus
unserer Gymnasial-Kultur. Der Roman ist für mich nicht nur pervers und ekelhaft,
sondern er hat absolut keinen Platz in den Seelen junger Menschen. Wer die Idee
hatte, dieses Machwerk in den Lektüre-Kanon der deutschen Gymnasien
aufzunehmen, macht sich gleichsam eines „seelischen Verbrechens“ an der Jugend schuldig!
Aber das merken die Menschen heute nicht, die mit der
Skandal-Sängerin Madonna der Ansicht sind, „I am a material girl, and I live in
a material world“.
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