Mittwoch, 28. November 2018

Rudolf Steiners Aussagen zur Russischen Revolution im Oktober 1918


Ich studiere im Augenblick wieder die „Geschichtliche Symptomatologie“.  Im dritten Vortrag nennt Rudolf Steiner die Geschichte die „große wirkliche Lehrmeisterin“ und er spricht davon, wie wichtig Rhythmen in der Geschichte sind.
Im vierten Vortrag kommt er auf die Russische Revolution zu sprechen, die damals noch nicht einmal ein Jahr vergangen war, beziehungsweise seit einem Jahr „wütete“. Er spricht vom „Wirksammachen neuer Ideen“:
„Diese neuen Ideen (…) müssen in die ganze breite Bevölkerung der osteuropäischen Bauernschaft einfließen können. Selbstverständlich hat man es da mit einem seelisch wesentlich passiven Elemente zu tun, aber mit einem Elemente, das aufnahmefähig ist gerade für Modernstes, aus dem einfachen Grunde, weil, wie Sie ja wissen, in diesem Volkselemente der Keim liegt zur Entwicklung des Geistselbstes. Während die andere Bevölkerung der Erde im wesentlichen den Impuls zur Entwicklung der Bewusstseinsseele in sich trägt, trägt die breite Masse der russischen Bevölkerung, mit einigen Anhängseln noch, den Keim in sich für die Entwicklung des Geistselbstes im sechsten nachatlantischen Zeitraum.“
Es ist interessant, dass Rudolf Steiner hier nicht von einzelnen bedeutenden Persönlichkeiten, sondern von der „breiten Masse der russischen Bevölkerung“, ja von der „osteuropäischen Bauernschaft“ spricht.
Das rührt mein Herz, denn auch mir ging es nie um die „Wichtigkeit“ einzelner Menschen, die für die Zukunft Bedeutung erlangen würden. Ich habe mich immer für die „einfachen Leute“ interessiert, für die Bauern, Fabrikarbeiter und Handwerker, deren Söhne mit mir in meiner Dorfschule die Schulbank drückten. Deshalb war ich auch gerne im Gesangsverein meines Dorfes. Obwohl wir selten gemeinsame Themen hatten, über die wir uns austauschen konnten, weil ich in ihren Augen doch immer der „Studierte“ oder der „Schulmeister“ blieb und sie wohl auch deshalb auf Distanz zu mir gingen, so bewunderte ich doch den praktischen Geist und das Engagement der einfachen Leute für ihren Verein.
Die Lieder, die wir sangen, hatten kein sehr hohes musikalisches Niveau, und doch hatte ich immer das Gefühl, dass beim Singen eine Art „Veredelung“ mit den einfachen Menschen vor sich ging. Diese feine Umwandlung faszinierte mich. Hier geschah unbewusst etwas, was bis in die nächste Inkarnation wirken würde.
Genauso muss es in der osteuropäischen Bauernschaft gewesen sein. Vor der Revolution waren es vor allem die Gesänge der Popen in der orthodoxen Kirche, die Ikonen und die kirchlichen Feste, die den einfachen Menschen Halt gaben und sie veredelten.
Aber was waren das für neue Ideen, von denen Rudolf Steiner spricht?
Er meint die Ideen des Sozialismus, die von der neuen Klasse, den Proletariern, aufgegriffen wurden und eine Lösung der sozialen Frage in Aussicht stellten. Diese Ideen bestanden im Prinzip aus drei Elementen: aus der materialistischen Geschichtsauffassung, der Theorie des Mehrwerts und dem Klassenkampf, wie Rudolf Steiner bereits im zweiten Vortrag ausführte:
„Diese dreifache Anschauung: erstens, dass dasjenige, was die Menschheit vorwärts bringt von Epoche zu Epoche, nur materielle Impulse sind, alles andere nur ideologischer Überbau ist, zweitens, dass der eigentliche Verderb der Mehrwert ist, der nur überwunden werden kann durch die gemeinsame Verwaltung der Produktionsmittel, und drittens, dass eine Möglichkeit, die Produktionsmittel gemeinschaftlich zu machen, nur die ist, die Bourgeoisie ebenso zu überwinden, wie die Bourgeoisie (in der Französischen Revolution) den alten Adel überwunden hat – das ist es, was sich allmählich als die sogenannte sozialistische Bewegung über die zivilisierte Welt verbreitet hat.“
Diese Bewegung wurde, so führt Rudolf Steiner weiter aus, von den Mitgliedern des verbliebenen Adels und den Mitgliedern der verbliebenen Bourgeoisie „verschlafen“ und fügt hinzu, sich auf die Katastrophe des Ersten Weltkrieges beziehend, der in diesen Tagen, als Rudolf Steiner seine Vorträge hielt, kurz vor seinem Ende stand:
„Es ist gar nicht auszudenken, wie unbekümmert die Leute weitergeschlafen hätten, wenn die letzten vier Jahre nicht eingetreten wären, wie unbekümmert darum, dass mit jedem Jahre neue Tausende und Tausende gewonnen wurden für die sozialistischen Anschauungen, die ich Ihnen eben charakterisiert habe, und dass endlich die Leute auf dem Vulkan tanzen.“
Hier zeigt Rudolf Steiner auf, was die tieferen Ursachen der Weltkriegskatastrophe waren: das Bürgertum hat „geschlafen“ und nicht gemerkt, wie die einfachen Leute, vom Fabrikarbeiter bis zum Dienstmädchen, von neuen Theorien ergriffen wurden, für die sich die „Gebildeten“ überhaupt nicht interessierten. So konnte es in Russland zur Revolution und nach dem Krieg auch in Deutschland zu revolutionären Zuständen kommen.
Rudolf Steiner grenzt sich klar ab von diesen „neuen Ideen“, die bei den Massen Wirkung erzielten, denn er hat ganz andere Ideen zur sozialen Frage als die kommunistischen Ideologen. Er sagt:
„Diese sozialistische Überzeugung (…) gehört zu den Symptomen der neueren Geschichte. Sie ist eine Tatsache, sie ist nicht bloß irgendeine Theorie. Sie wirkt. Ich lege keinen Wert auf das Feste der Lasalleschen oder der Marxschen Theorie, aber natürlich einen großen Wert auf das Vorhandensein von Millionen von Menschen, die zu ihrem Ideal erkoren haben, das zu tun, was sie doch erkennen können aus den drei Punkten, die ich angeführt habe. Das aber ist etwas, was radikal entgegengesetzt ist dem Nationalen, (…) Nun, was das Proletariat anstrebt, so wurde ja schon, als 1848 Karl Marx zunächst das Programm dieses Proletariats veröffentlichte, das im Wesentlichen (diese drei) Punkte enthielt, (…) es wurde da geschlossen mit dem Ruf: ‚Proletarier aller Länder, vereinigt euch!‘ Und fast keine Versammlung über die ganze Erde hin unter diesen Leuten wurde geschlossen, ohne dass sie geschlossen wurde mit einem Hoch auf die internationale revolutionäre Sozialdemokratie, auf die republikanische Sozialdemokratie. Das war ein internationales Prinzip. Und so tritt neben die römische Internationale mit ihrer Universalidee die Internationale des Sozialismus.“
Ich erkenne mit diesen Worten Rudolf Steiners in gewisser Weise die Attraktivität der sozialistischen Ideen an, insbesondere den Internationalismus, denn ich empfand mich nie als Nationalist. Ich sympathisierte sogar selbst eine Zeitlang mit den sozialistischen Ideen, bis ich durch meinen Lehrer Bertolt Hasen-Müller 1971 mit 19 Jahren die  Anthroposophie kennenlernte. Er gab mir folgenden Spruch mit, über den ich bis heute nachdenke: „Wer mit 18 Jahren Sozialist ist, ist ein guter Mensch; wer mit 30 Jahren noch Sozialist ist, ist ein dummer Mensch.“
Nun kann ich auch Lena verstehen, die bis zu ihrem 21. Lebensjahr - zuerst als stolze „Pionierin“, später als etwas skeptische "Komsolska" - diese sozialistischen Ideen in ihrer jungen Seele aufgenommen hatte und erst vollends erwachte, als das kommunistische Sowjetsystem 1990/1 zusammenbrach und Chaos und Anarchie in Russland ausbrachen. Das war für ein junges, hübsches Mädchen damals lebensgefährlich; deshalb heiratete sie auf Empfehlung ihrer kosakischen Mutter einen Russlanddeutschen und kam mit 25 Jahren ins Land der ehemaligen Feinde, der „Faschisten“.
Rudolf Steiner kehrt im vierten Vortrag zurück zu dem angeschnittenen Thema der Russischen Revolution und führt aus:
„Nun, nicht wahr, die Idee, die mehr oder weniger richtig, oder mehr oder weniger unrichtig, oder ganz unrichtig  war, aber als moderne Idee, als Idee von noch nicht Dagewesenem einfließen sollte in diese breite Masse der Bevölkerung, konnte nur kommen von denjenigen, die Gelegenheit haben im Leben, Ideen aufzunehmen, von führenden Klassen.
Nachdem der Zarismus gestürzt war, sah man zuerst aufkommen ein Element, das im Wesentlichen zusammenhängt mit einer völlig unfruchtbaren Klasse, mit der Großbourgeoisie – weiter westlich nennt man sie Schwerindustrie und so weiter –, mit einer völlig unfruchtbaren Klasse. Das konnte nur eine Episode sein (…), denn dasjenige, was aus dieser Klasse hervorgeht, das hat ja selbstverständlich (…) keine Ideen.“
Bei diesen Worten muss ich an unsere jetzige sogenannte Demokratie denken, wo die Politiker nur noch Erfüllungsgehilfen der „Schwerindustrie und so weiter“ sind und immer noch keine Ideen haben.
Rudolf Steiner fährt fort, sich auf die Anfänge der Russischen Revolution beziehend:
„Nun waren, nach links stehend, zunächst diejenigen Elemente, die aufgestiegen waren aus dem Bürgertum, mehr oder weniger vermischt mit arbeitenden Elementen. Es war die führende Bevölkerung der sogenannten Sozialrevolutionäre, zu denen sich auch die Menschewiki nach und nach geschlagen haben. Es sind diejenigen Menschen, die im Wesentlichen, rein äußerlich nach ihrer Zahl gerechnet, sehr leicht eine führende Rolle hätten spielen können innerhalb der weiteren Entwicklung der russischen Revolution. Sie wissen, es ist nicht so gekommen. Es sind die radikalen, nach links stehenden  Elemente an die Führung gekommen. (…) Nun, was liegt da eigentlich zu Grunde? Physikalisch gesprochen möchte ich sagen: Dieses Problem der Russischen Revolution vom Oktober, durch die nächsten Monate hindurch und bis heute, ist kein Druckproblem, physikalisch gesprochen, sondern ein Saugproblem. (…) Sie wissen ja, wenn man hier den Rezipienten  einer Luftpumpe hat, die Luft herausgesaugt und im Rezipienten einen luftleeren Raum geschaffen hat und öffnet den Stöpsel, so strömt pfeifend die Luft ein. Sie strömt ein, nicht weil die Luft dort hineinwill durch sich selber, sondern weil ein leerer Raum geschaffen ist. (…)
So war es auch mit Bezug auf diejenigen Elemente, die gewissermaßen in der Mitte standen zwischen Bauernschaft und den Sozialrevolutionären, den Menschewiki und eben den weiter links stehenden, den radikalen Elementen, den Bolschewiki. Was ist denn da eigentlich geschehen? Nun, was geschehen ist, war, dass die sozialrevolutionären Menschewiki absolut ideenlos waren. Sie waren in der überwiegenden Mehrzahl, aber sie waren absolut ideenlos; die hatten gar nichts zu sagen, was geschehen soll mit der Menschheit gegen die Zukunft hin. Sie hatten zwar allerlei ethische und sonstige Sentimentalitäten im Kopfe, aber mit ethischen Sentimentalitäten (…) kann man nicht die wirklichen Impulse, welche die Menschheit weiter treiben können, finden.“
Das erinnert mich an das von linksgrüner Seite angesichts der „Flüchtlingskrise“ immer wieder ins Feld geführte Argument der „Menschenrechte“. Mit diesen ethischen Grundsätzen löst man aber nicht das Problem. Die Menschenrechte geraten in ihrer wiederholten gedankenlosen Propagierung zu Sentimentalitäten. Wirklichkeit werden sie erst, wenn man alles dafür tut, dass die Menschenrechte in der Heimat der Flüchtlinge nicht durch die westliche Politik verletzt werden. Aber solche „Musterdemokratien“ wie Großbritannien, Frankreich und die USA haben durch ihre rein materialistischen geostrategischen Interessen (vor allem Öl und andere Bodenschätze) die dort herrschenden traditionellen Kulturen zerstört und den Menschen das elementare Recht auf Leben und Heimat geraubt. Wenn man immer nur mit einem Finger auf die sogenannten „Diktaturen“ im Orient oder in Afrika zeigt, dann zeigen vier Finger auf die völlig ideenlosen „Demokratien“ im Westen zurück, zu denen selbstverständlich auch die EU-Länder gehören, die durch ihre subventionierten Handelsgüter (Lebensmittel und Textilien) die Märkte in jenen Regionen zerstören.
Rudolf Steiner fährt fort:
„So ist ein luftleerer Raum, das heißt ideenleerer Raum entstanden, und da pfiff selbstverständlich dasjenige, was weiter nach links radikal steht, hinein. Man darf nicht glauben, dass es gewissermaßen durch ihr eigenes Wesen den radikalsten sozialistischen Elementen in Russland, die wenig mit Russland selbst zu tun haben, vorgezeichnet war, da besonders Fuß zu fassen. Sie hätten es nie gekonnt, wenn die Sozialrevolutionäre und andere mit ihnen Verbundene – es gibt ja die verschiedensten Gruppen – irgendwelche Ideen gehabt hätten, um Führende zu werden. Allerdings können Sie fragen: Welche Ideen hätten sie denn haben sollen? – Und da kann nur derjenige eine fruchtbringende Antwort heute finden, der nicht mehr erschrickt und nicht mehr feige wird, wenn man ihm sagt: Es gibt für diese Schichten keine anderen fruchtbaren Ideen als diejenigen, welche aus den geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen kommen. Es gibt keine andere Hilfe.“

Und diese nur scheinbar anmaßende Aussage, so meine ich, stimmt bis heute.

Samstag, 17. November 2018

Malcom McLaren (1946 - 2010) - der Inspirator des Punk


Gestern kam eine Dokumentation auf Arte, in der Campino, der Leadsänger der „Toten Hosen“[1] erzählt, wie er als 14jähriger in diesem Schlüsseljahr zum ersten Mal in London war und die Atmosphäre dieser Zeit tief verinnerlicht hat: „London’s Burning: Campino auf den Spuren des Punk“ von Hannes Rossacher und Simon Witter (Deutschland 2016).
In jenem Jahr, ein Jahr vor dem Silber-Jubiläum der Thronbesteigung von Königin Elisabeth im Jahre 1952, geriet die Wirtschaft des Landes durch zahllose Streiks, die durch die Gewerkschaften angeführt wurden, in eine ihrer schlimmsten Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil auch die Müllmänner streikten, häufte sich der Müll zum Jubiläum 1977 auf Londons Straßen zu Bergen. Von diesem „Müll“ haben die „Punks“ ihren Namen.
Die depressive Stimmung der Jugendlichen, die sich Sicherheitsnadeln ins Gesicht stachen, zerfetzte Kleider trugen und wilde Frisuren liebten, drückte sich in dem Slogan „No Future“ aus.
Ich habe diesen Musikstil nie geliebt und auch die ganze Mode war mir zuwider. Wenn ich solche Jugendliche sah, dann waren sie mir nur fremd und noch heute trennen mich Welten von ihnen. Zu einer menschlichen Begegnung kam es nie, auch wenn ich hin und wieder einen Schüler hatte, der sich als Punk fühlte. Sie repräsentieren wie die vielen anderen anschließenden Stilrichtungen wie „Gothic“ oder „Metal“ eine Welt, zu der ich keinen Zugang habe und auch keinen Zugang suche. Ich bin in der Studenten- und Hippiegeneration groß geworden und trug viele Jahre (bis 2009) lange Haare.
In einem Lied höre ich in der Dokumentation, die ich etwa bis zur Hälfte angeschaut habe zweimal ein Lied, in dem die Zeile vorkommt: „I am an Antichrist – I am an Anarchist!“ Hier erkenne ich die Entgegensetzung zu den „ich-bin“-Worten des Christus. Ich bin überzeugt, dass dieser Musikrichtung, die mit allen bisherigen Traditionen des Rock’n Roll brach, noch deutlicher als bei den Beatles und den Rolling Stones eine Inspiration Ahrimans zugrundeliegt. Was 1968 mit „Sympathy with the Devil“ als Eröffnungssong auf dem Album „Beggars Banquet“ die Tür zum Bösen aufstieß, nahm mit Black Sabbath, Alice Cooper und ACDC offen satanistische Züge an und erreichte mit den „Sex-Pistols“ acht Jahre später im Jahr 1976 seinen selbstzerstörerischen Höhepunkt.
Was Pattie Smith in dieser Szene suchte, ist mir bis jetzt unklar. Diese Frau schätze ich eigentlich, seitdem ich ein Interview mit ihr und Christoph Schlingensief anlässlich einer Ausstellung im Münchner „Haus der Kunst“ gesehen habe. Auch der Sänger Lou Reed, den ich ebenso schätze, hatte offenbar einen stilprägenden Einfluss auf die Punk-Szene, besonders sein Album „Rock’n Roll Animal“. Auf dem Cover des Albums trug er ein silbernes Halsband, das Modegeschichte schrieb.
Die „Sex Pistols“ spielten ihren ersten Gig ausgerechnet in einer Kirche, der Kirche Notre-Dame im Londoner Stadtteil Soho, wie der Fremdenführer auf den Spuren der Wurzeln des Punk, der 40 Jahre später durch London führt, erklärt. „Punk“ ist heute offenbar ein Teil der „Pop-Kultur“, oder wie Mike Clewley, der Kulturmanager Londons Campino erklärt, „Teil des britischen Nationalerbes“. Der (ahnungslose) Mann erklärt, dass Punk junge Menschen heute noch in der ganzen Welt „inspirieren“ würde. Da hat er wohl recht, aber ganz anders, als er denkt.
Obwohl die Band damals landesweit verboten war, ließ sie die katholische Kirche spielen. Merkwürdig, dass der „Antichrist“ aus einer christlichen Kirche in die Welt kam…

„London’s Burning“ (London brennt) ist ein guter Titel für die Dokumentation. Was es heißt, wenn eine Stadt wirklich brennt, konnte ich vorgestern, gestern und heute im Fernsehen sehen: es wurden in den Nachrichten Bilder von der vollkommen zerstörten Stadt Paradise in Kalifornien gezeigt. So etwas habe ich noch nie gesehen: Über 20000 Häuser bis auf die Grundmauern zerstört, über 70 verkohlte Leichen. Unglaublich!
Feuer ist immer ein Zeichen für das Wirken von Widersachermächten. Nicht umsonst wird die Hölle in der Tradition immer als Feuer-Pfuhl dargestellt. Aus dem Paradies ist so eine Art Hölle von heute geworden.
Natürlich habe ich Mitleid mit den Menschen, die dort alles verloren haben oder die in den Flammen grausam umgekommen sind. Ich stelle mir vor, ich fahre auf einer Straße und versuche zu fliehen und rechts und links brennt der Wald. Die Hitze im Auto wird immer unerträglicher und schließlich steht der Tank in Flammen. Da ist kein Entkommen mehr. Ein Alptraum.
Wenn Campino vor seinem inneren Auge die britische Hauptstadt "brennen" sieht, dann deutet er unbewusst auf einen ähnlichen Zusammenhang.
Campino scheint richtig begeistert zu sein von der Punk-Bewegung. Und doch glaubt er im Gegensatz zu den echten Punkern offensichtlich noch an eine Zukunft und ist in der Lage, die Ereignisse von vor 40 Jahren zu reflektieren. Viele sind es nicht mehr, denn sie sind im Kampf mit der Droge unterlegen wie zum Beispiel der Lead-Sänger der Sex-Pistols, Sid Viciuos. Der im Jahr 1957 in London  geborene Punk-Musiker starb erst 22-jährig am 2. Februar 1979 an einer Überdosis Heroin in New York. Mit bürgerlichem Namen hieß er Simon John Ritchie.
"Vicious" bedeutet „lasterhaft“, „böse“; ein „vicious circle“ ist ein Teufelskreis. Die englische Redewendung „to break the vicious circle“ bedeutet: den Teufelskreis durchbrechen.
Auch die New Yorker Band „Richard Hell & the Voidoids“ klingt ziemlich schräg. Was Voidoiden[2] sind, weiß ich nicht, aber was „hell“ bedeutet, schon: Hölle. Die Band sang 1977 das Lied „Blank Generation“. Das englische Wort „blank“ heißt „blass“, „leer“, „ohne Leben“, gemeint ist vermutlich die leere Seele als das perfekte Einfallstor für Dämonen. Jedenfalls wurde diese Art von Musik und Mode durch Malcolm McLaren[3], den Manager der Sex Pistols, nach London gebracht und hat dadurch das Gesicht der Stadt an der Themse für die nächsten zehn Jahre geändert, erzählt der Sänger und Autor Chris Sullivan Campino in dem Film.
Man kann hier mit Mephisto sagen, dass der Name schon verrät, wes Geistes Kind man ist: „nomen est omen“
Auch der Name der Band „The boomtown rats“ (die Boomstadtratten) mit dem Sänger Bob Geldorf deutet auf den geistigen Stand der „Musiker“ hin. Ich frage mich, wie man sich selbst solche Namen wie die „Sexpistolen“ und die „Stadtratten“ geben kann. Das wird heute gerne als Provokation gedeutet. Aber für den, der tiefer sieht, drückt sich darinnen mehr aus: diese „Musiker“ sind „inspiriert“ von einem Widersachergeist.
Bob Geldorf sagt in der Dokumentation, dass es in der wirtschaftlichen Krisenzeit Ende der 70er Jahre überall Ratten in London gab, weil der Müll nicht mehr entsorgt wurde. Das wäre immerhin eine rationale Erklärung für den Namen seiner Band.
1979 war die englische Regierung am Ende. Dann kam die „eiserne Lady“, Maggie Thatcher.
Auch Deutschland machte in jener Zeit eine heftige Krise durch. Die RAF entführte und tötete Industrielle. Im Herbst 1977 erreichte der Terror seinen Höhepunkt mit der Entführung des Passagierflugzeuges „Landshut“, der Ermordung Hans-Martin Schleyers und dem Selbstmord der Führungsriege der RAF im Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim. Ich war mitten in den Vorbereitungen auf mein Staatsexamen. Ich wohnte mit I. in einer winzigen Einzimmerwohnung im Dachgeschoss eines gründerzeitlichen Hauses in der Schwarenbergstraße im Stuttgarter Osten.
Eine weitere New Yorker Band beeinflusste den Londoner Punk maßgeblich, „The Ramones“,  von der ich zum ersten Mal von meinem Kollegen Thomas Roder gehört habe, der selbst ein begeisterter Musiker ist und immer wieder in Ellwanger Kneipen auftrat. Die beinahe schon mythischen „Ramones“ spielten im New Yorker CBGB-Club 1977 den Song „Blitzkrieg Bop“. Das ist wieder so ein provokanter Titel, der halbbewusst an die Nazi-Zeit erinnert und damit eigentlich nichts Gutes heraufbeschwört. Wer will schon „Blitzkrieg“?
New York, so wird erzählt, war eine kreative Insel in einem Riesenland. Dort entstanden die Ideen. In London wurden sie dann aufgegriffen und von Großbritannien aus über die ganze Welt ausgebreitet.
Mir kommt das Ganze so vor, als spielten sich dumme Jungs, die nicht einmal Gitarre spielen oder richtig singen konnten, zum Zentrum einer „Idee“ auf, die alle, die progressiv sein wollten, ergriff und den Rest als Nerds betrachtete. Über diese „20jährigen“, die schon fertig sein wollen und ihre Meinung überall hinausposaunen, lästert schon Rudolf Steiner in seinen Vorträgen vom Januar 1917.
Die Medien, die an dieser Antikulturrevolution mächtig verdienten, bliesen diese Möchtegern-Musiker zu Popstars auf, die sie eigentlich gar nicht sein wollten. Die teuflischen Inspirationen lebten manche bis zum bitteren Ende, ohne zu merken, wer sie da in Wirklichkeit verführt hatte. Aber zumindest war ihr Leben nicht langweilig, dank der Musik, der Mädchen und der Drogen. Was dieses schnelle Leben jedoch nachtodlich für die jungen Leute bedeutet, das kann man nur erahnen. Es dürfte für einige nicht sehr angenehm sein, sondern eher einer schrecklichen, nicht enden wollenden Achterbahn gleichen.
Der „Impresario“ Malcolm McLaren ist immerhin schon 1946 geboren und war 1976 bereits über dreißig Jahre alt. Von ihm hätte man ein wenig mehr Reife und Vernunft erwarten können. Ohne ihn wären die „Sex Pistols“ vielleicht noch eine ganz brauchbare Band geworden, wie zum Beispiel die „Pussycats“[4], die 1976 mit „Mississippi“ einen Nummer-eins-Hit in Großbritannien landeten. Aber genau gegen diese weichgespülte Pop-Musik und gegen die Kommerzialisierung des Rock rebellierten die zornigen jungen Männer und Frauen von London 1976. Als Viv Albertine von der Mädchenband „Slits“ damals Johnny Rotten[5], den Gründer der „Sex Pistols“, spielen hörte, war sie begeistert.
Julien Temple, der Filmemacher, der den ersten Musikfilm mit den Sex Pistols drehte („The great Rock’n Roll Swindle“[6]), sagte, dass sie damals wie Menschen vom Mars oder mit ihren stacheligen Haaren wie "Insektenmänner" aussahen. Sie schrien in einem “Song”  „I hate you!“ statt „I love you“ und zerstörten ihn dadurch zugleich. Der Filmemacher wurde zunächst verjagt und ging dann auf ein zweites Konzert. Dort waren nur etwa 15 Zuhörer und er sagt, sie sahen aus wie „verrückte Alptraumfiguren aus einem Cartoon“.
Die „Sex Pistols“ existierten eigentlich nur 18 Monate und nahmen nur ein Album auf.
Durch ihren Auftritt bei der Bill-Grundy-Show im britischen Fernsehen wurden sie über Nacht in ganz Großbritannien berühmt. Die Boulevardpresse tat ihr übriges, um die Empörung auszubeuten und weiter anzuheizen. Aus den harmlosen Jungs wurden die „Schädlinge“ der Nation. Von da an war die Welt für viele Jugendliche unter 25 eine andere. In Deutschland griff Nina Hagen die „Idee“ des Punk auf und sang 1979 mit dem Lied „Auf’m Bahnhof Zoo“ einen der ersten deutschen „Punksongs“. Im österreichischen Fernsehen zeigte sie zur besten Sendezeit, wie sich Frauen selbst befriedigen, und begründete das damit, dass das Leben ja ohne guten Sex doch nur „die Hölle“ sei. Auch dieser völlig unreifen Frau gelang es damals durch ihre freche Art, die guten Bürger nachhaltig zu erschrecken, was ihr ohne Fernsehen nie gelungen wäre.
McLaren, der in der Londoner Kings Road den Modeladen „Sex“ führte, hatte Wilhelm Reichs „Die Mysterien des Orgasmus“ studiert und wollte der „ultimative disraptor“ sein, der die alte Ordnung stürzt und sehen will, was dann passiert. Er hatte für sein „Punk-Paket“ vier Prinzipien: Nonkonformität, Antiautorität, Do it Yourself und Chaos.
McLaren war der „spiritus rector“ hinter der Punkbewegung.
Durch ihn wurde sie erst groß und bekannt.


[1] Mein ältester Sohn liebte früher die „Toten Hosen“ und hat sie mindestens zweimal „live“ erlebt. Einmal habe ich ihn von Pforzheim aus zu einem Konzert nach Karlsruhe gefahren. Ich mag die Band, die mit Liedern wie „Du lebst nur einmal“ zeigt, wie materialistisch sie eingestellt ist, nicht, besonders seit sie meint, sich „gegen rechts“ positionieren zu müssen. Das erscheint mir für einen Musiker wie Campino, der immerhin mit Wim Wenders zusammengearbeitet hat, ein wenig „billig“.
[2] Der Name klingt nach einer ausgestorbenen Saurier-Art.
[3] Der Schotte wurde als zweijähriger von seinem Vater verlassen und wurde von der jüdischen Großmutter (mütterlicherseits) Rose Corre Isaacs erzogen, einer Tochter von einst reichen portugiesischen Diamanten-Händlern. McLaren erzählte später, dass seine Großmutter ihm gesagt hatte: „To be bad is good … to be good is simply boring“ (schlecht sein ist gut – gut sein ist nur langweilig). Als Malcom sechs war, heiratete seine Mutter den Juden Martin Levy, und öffnete mit ihm einen Frauenkleiderladen im Londoner East End. https://en.wikipedia.org/wiki/Malcolm_McLaren. Immer wieder fällt mir auf, dass hinter den großen Pop-Gruppen jüdische Impresarios stehen. Der wohl bekannteste ist Brian Epstein, der Manager der Beatles. McLaren interessierte sich für die Philosophie von Wilhelm Reich. Das war der Grund, warum er seinen Modeladen in London „Sex“ nannte.
[4] Der Name der Band „Pussycats“ erinnert an eine erotische Komödie aus dem Jahr 1965: „What’s new, pussycat?“ von Clive Donner. In dem Film, dessen Drehbuch aus der Feder des sexbesessenen Woody Allen stammte, spielen neben Peter O’Toole und Peter Sellers auch so bekannte weibliche Schauspielerinnen wie Ursula Andress und Romy Schneider mit. Wenn man das „Pussy“ durch „Sex“ und das „Cats“ durch „Pistols“ ersetzt, dann hat man im Grunde genau die Gegenthese zur These.
[5] „rotten“ heißt „verdorben“ und klingt ein bisschen wie „Ratten“. Der Gründer von The Sex Pistols wurde  1956 als John Joseph Lydon in Irland in eine katholische Familie geboren und katholisch erzogen. Später sagte er:”I never had any godlike epiphanies or thought that God had anything to do with this dismal occurrence called life” https://en.wikipedia.org/wiki/John_Lydon
[6] Der Titel Swindel bedeutet „Schwindel“ und geht auf McLarens Grundregeln zurück, „wie man das Publikum täuscht und betrügt“ (Campino).

Donnerstag, 8. November 2018

Was ist deutsch? - Rudolf Steiners Aussagen aus den Vorträgen vom 21. und 22. Januar 1917


Gestern las ich gleich zwei Vorträge aus den „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“, die Vorträge vom 21. und 22. Januar 1917. Beide sind so berührend und erhellend! Es ist manchmal unglaublich, welche Einblicke Rudolf Steiner sowohl für das Leben nach dem Tod als auch für die irdische Geschichte und Geographie gibt. Bis in die Details der Lautverschiebung kannte er sich aus und bringt sie in einen überzeugenden Zusammenhang!
Wenn ich diese Vorträge vor dreißig Jahren gelesen hätte, dann hätte ich einen wesentlich besseren Unterricht machen können. Aber offenbar war ich erst gestern reif dafür. Im Grunde hat mich auch dazu ein Verstorbener geführt, dem ich im Leben mehrmals begegnet bin: Christoph Lindenberg, mein Geschichtslehrer während der „Ausbildung“ zum Waldorflehrer[1]. In der Einleitung zum Jahr 1917 stieß ich in seiner „Rudolf-Steiner-Chronik“, die ich vor ein paar Tagen aufschlug und las, auf den entscheidenden Hinweis, wie ich bereits weiter oben berichtet habe. Und so las ich einfach im dritten Band der „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ weiter, wenn auch nicht, wie üblich, systematisch von vorne, das heißt von Band eins an.
Im Vortrag vom 21. Januar 1917 schildert Rudolf Steiner die Stufen, die der Verstorbene nach dem Tod durchmacht, und kommt schließlich dazu, aufzuzeigen, dass sein Bewusstsein nach einer Weile, wenn er den Ätherleib abgelegt hat, viel umfassender wird. Dann vereinen sich nämlich mit seinem eigenen Engel, dem „Schutzengel“, weitere Geisteswesen aus der Angeloi-Hierarchie, die den Verstorbenen gleichsam leiten. Aber mit diesen verbinden sich schließlich auch Geistwesen aus der Hierarchie der Archangeloi, die erst dafür sorgen, dass das zuvor eher traumhafte Bewusstsein des Verstorbenen hell wird.
Rudolf Steiner erzählt dann, wie die hochgradigen „Eingeweihten“ westlicher „Bruderschaften“, die (bis heute) aus gewissen Gruppeninteressen die Menschheit noch tiefer in den Materialismus drücken wollen, durch „zeremonielle Magie“ versuchen, die Verstorbenen ausgerechnet von diesen Archangeloi zu trennen, und sie stattdessen in eine Verbindung zu den auf der Stufe der Erzengel zurückgebliebenen Archai, also ahrimanischen Geistwesen, zu bringen.
In einem weiteren Schritt zeigt Rudolf Steiner auf, dass die Verstorbenen genauso wenig, wie sie nach dem Tod die mineralische Welt wahrnehmen können, auch abstrakte Gedanken wahrnehmen können. Nur wenn der auf der Erde Lebende ihnen lebendige, bewegliche Begriffe, die mit Empfindungen verbunden sind, sendet, kann er sie wahrnehmen und sich mit ihm in Verbindung setzen, was er so gerne tun möchte, weil er ja mit seinem höheren Bewusstsein klarer sieht und den Lebenden helfen möchte.
Und dann führt Rudolf Steiner etwas aus, was ich so gerne früher gewusst hätte, bevor ich meinen Schülern Geographie und Deutsch beibrachte: Er sagt, und das kann ich vollauf bestätigen, dass nur die Deutschen in der Mitte Europas bis in die Sprache hinein sich ihre Beweglichkeit bewahrt hätten und weist in diesem Zusammenhang auf die Lautverschiebung hin, bei der die harten germanischen „Explosiv-Laute“ (Verschlusslaute) p, t und k zu den weichen deutschen Reibelauten (Affrikaten) f, s und ch  wurden.
Ich finde dazu folgende Beispiele: altsächsisch „slapan“ wird zu „schlafen“, altsächsisch „Strata“ zu „Straße“ und altsächsisch „riki“ zu „Reich“. Die englische Sprache macht diese Lautverschiebung, so zeigt Rudolf Steiner weiter auf, nicht mit, sondern beharrt bei der alten germanischen Form: Das „p“ bleibt „p“ in „to sleep“ (= schlafen), das „t“ bleibt „t“ in „street“ (= Straße) und das „k“ bleibt „k“ in dem Verb „to seek“ (= suchen).
Im Angelsächsischen, das unmittelbar aus dem altsächsischen hervorgeht, hat sich also die Sprache nicht weiterentwickelt. Besonders weit ist dagegen die Entwicklung in Süddeutschland gegangen, denn die Norddeutschen haben manche Lautverschiebungen bis heute nicht mitgemacht: So sprechen die Hamburger immer noch von der „Waterkant“ statt von der Wasserkante und die Berliner sagen „ikke“ statt „ich“. Am weitesten ging die Lautverschiebung in der Schweiz, wo aus dem „Kind“ das „Chind“ wird.
Schon allein durch diese Formbarkeit der deutschen Sprache können sich die Verstorbenen besser mit den Lebenden verbinden, wenn sie wollen. Denn nur bewegliche Begriffe, und nicht starre Definitionen können von den Toten wahrgenommen werden.
Und nun kommt Rudolf Steiner zu einer Charakterisierung Deutschlands, die überhaupt nichts Nationalistisches an sich hat, sondern den wissenschaftlich nachvollziehbaren Tatsachen entspricht. Er führt aus, dass die Nachbarländer nie den von den Deutschen für ihr eigenes Land geprägten Namen „Deutschland“ benützen, sondern in der Regel Deutschland mit Namen für Völker bezeichnen, die längst untergegangen sind. Die Engländer und die Italiener sprechen von „Germany“ oder von „Germania“, also geben damit den Deutschen uralte Namen. Die Germanen gibt es seit mindestens tausend Jahren genauso wenig wie die Teutonen oder die Alamannen. Dennoch nennen die Franzosen die Deutschen bis heute „les allemands“ und meinen, dass alle Deutschen „alemannisch“ sprechen würden. Selbst die slawischen Völker kennen das Wort „Deutsch“ nicht, sondern nennen die Deutschen die „Nemetzki“.
Kein anderes Land würde sich das gefallen lassen. Für „Frankreich“ und für die „Angelsachsen“ stimmen die Namen, weil sie eben – sprachlich gesehen – auf ihrer germanischen Stufe stehen geblieben sind: die Franzosen stammen zum Teil von den germanischen Franken, die Engländer von den germanischen Angeln und Sachsen ab. Interessant ist, dass die drei Völker, die Rudolf Steiner im Vortrag vom 15. Januar charakterisiert hat, aus dem „Urbrei“ in der Mitte Europas nach Süden, Westen und Nordwesten gezogen sind: die Priesterkaste der Germanen nach Italien, die Kriegerkaste der Germanen nach Frankreich und die Handwerker- und Händlerkaste der Germanen nach England. In diesen drei europäischen Völkern hat sich das Germanische in gewisser Weise bewahrt.[2]
In Mitteleuropa selbst haben sich die Germanen zu den „Deutschen“ weiterentwickelt. Und so erklang in den Verträgen von Verdun (749), als das Frankenreich Karls des Großen unter seinen drei Enkeln aufgeteilt wurde, zum ersten Mal die Urform des Wortes „deutsch“ in dem germanischen Ausdruck „tiudisc“. Was bedeutet aber „Deutsch“? Das Wort heißt, übersetzt, nichts anderes, als „zum Volk gehörig“ und deutet dabei auf ein Übernationales, auf ein allgemein Menschliches hin.
Diese Zusammenhänge sind heute auch jenen, die bei ihren Demonstrationen im nationalistischen Sinne „Wir sind das Volk“ rufen, in der Regel wohl eher nicht bewusst.



[1] Ich hatte eigentlich nur zwei wirkliche Geschichtslehrer, die mein Interesse an Geschichte befriedigen konnten. An den Geschichtsunterricht im Gymnasium erinnere ich mich nur mit Grausen. Während des Studiums (Germanistik, Geographie und Kunstgeschichte) habe ich auch Geschichtsvorlesungen bei August Nitschke (geboren 1926) und Wolfgang Stürner (geboren 1940) besucht (und mitgeschrieben). Aber ein vertieftes Geschichtsverständnis  habe ich erst durch die beiden Waldorfgeschichtslehrer und Autoren Christoph Lindenberg (1930 - 1999) und Johannes Tautz (1914 - 2008) bekommen. Beide hatten gegensätzliche Herangehensweisen an die Geschichte. Der im Stil eines Professors dozierende Christoph Lindenberg erschien mir durch sein enormes Wissen, seinen gewaltigen Kopf mit der hohen Stirn und seinem apodiktischen Redestil immer als unnahbar. Johannes Tautz hatte für mich durch seinen ganzen Habitus etwas Aristokratisches, war aber menschlich viel zugänglicher als sein Kollege. Auch wissenschaftlich lagen sie weit auseinander, was ihre beiden Veröffentlichungen zum Nationalsozialismus zeigen. Johannes Tautz „dämonisierte“ Adolf Hitler in seinem 1976, auf 1966 gehaltenen Vorträgen basierendem Büchlein „Der Eingriff des Widersachers – Fragen zum okkulten Aspekt des Nationalsozialismus“. Christoph Lindenberg fand einen anderen Zugang zum Nationalsozialismus und hat in seiner 1978 erschienenen Untersuchung „Die Technik des Bösen –Zur Vorgeschichte und Geschichte des Nationalsozialismus“ versucht, die Zeit von 1933 – 1945 als ein dreifaches Vakuum-Phänomen zu erklären.
Beide Historiker aber haben mich zum ersten Mal auf die Bedeutung des Jahres 1917 als Wendejahr hingewiesen.
[2] Allerdings gibt es auch ein paar andere Länder, in denen die Nachbarn nicht den Eigennamen des betreffenden Landes benützen. Ich habe in meinem Crailsheimer Deutschkurs einen Albaner, der in Mazedonien aufgewachsen ist. Er sagt, dass er Albanisch zwar als Muttersprache spricht, aber kein Albaner sei. Die Albaner nennen sich selbst „Skipetaren“, ein Ausdruck, der auf einen Volksstamm zurückgeht, den heute nur noch diejenigen kennen, die einmal Karl May gelesen haben.

Mittwoch, 7. November 2018

"Kriegsziele" - Weitere Aspekte im Vortrag von Rudolf Steiner vom 15.Januar 1917


Rudolf Steiners Vortrag vom 15. Januar 1917 beschäftigt mich weiter.
Er hat so viele interessante Aspekte und vermag die ganze nachatlantische Menschheitsgeschichte an zahlreichen Stellen wie blitzartig zu erhellen. So bietet er eine Fülle von Anregungen, denen ich gerne in der Zukunft intensiver nachgehen würde. Andererseits ist es unmöglich, alle Fäden aufzugreifen und „weiterzuspinnen“, weil es einfach zu viele sind, die in dem Vortrag gereicht werden.
Einen möchte ich aber doch heute aufgreifen, weil er in das Themengebiet fällt, das mich seit Januar 2016 beschäftigt, als ich den Film „Die Nacht der Generäle“ sah, der für mich in Bezug auf jüdische Machinationen und Manipulationen ein Schlüsselerlebnis war. Das andere Schlüsselerlebnis fiel wohl in dasselbe Jahr, als ich in meinem Sprachkurs mit den syrischen Flüchtlingen, die Grenzen ihrer Heimat besprechend, auch Israel erwähnte. Ich sehe bis heute das Gesicht eines Kursteilnehmers vor mir, der traurig den Kopf schüttelte und mich korrigierte: „Palästina“.
Israel gibt es für ihn nicht.
Gestern hörte ich in einem Bericht auf SWR2, unmittelbar vor den 7.30-Uhr-Nachrichten, von einem Angriff israelischer Drohnen auf drei Jugendliche, die auf das Feld nahe bei der israelischen Grenze gegangen waren, um dort Gemüse zu holen. Alle drei wurden getötet. Ich erfuhr auch, dass seit den Protesten der Palästinenser im Gazastreifen, die mit der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem im Frühjahr dieses Jahres begannen, über 200 Palästinenser getötet wurden. Diesen steht ein getöteter Israeli gegenüber. Evelyn Hecht-Galinski berichtet, dass in diesen Tagen ein Gesetz in der Knesseth zur Abstimmung vorliegt, das die Todesstrafe für Palästinenser wieder einführen will.
Solche Nachrichten erfährt man nur selten.
Die Geschichte des Judenstaates, der aufgrund einer Unterschrift zustande kam, ist auch das – unterschwellige – Thema einer SWR2-Sendung gewesen, die ich mir gestern Vormittag anhörte. Es ging um Lawrence von Arabien, einen der Filmhelden meiner Jugend, seit ich ihn in dem Meisterwerk von David Lean zusammen mit meinem Vater zum ersten Mal im Kino gesehen hatte.
Der Titel der Sendung von SWR2-Redakteur Gregor Papsch lautete: „Held oder Verräter – Wer war Lawrence von Arabien?“ Ausführlich kommt Peter Thorau, der erste deutsche Biograph dieses britischen Offiziers zu Wort. Der deutsche Historiker bekennt:
„Ich habe die Arbeit begonnen unter dem Eindruck des Films. Dass ich dachte, das ist ein großer Mann. Je mehr ich mich mit ihm beschäftigt habe, desto unsympathischer ist er mir geworden, umso kritischer habe ich ihn gesehen, und gegen Ende des Buches habe ich ihn immer bedauert. Es hat mir leid getan, dass dieser Mensch mit sich selbst und der Welt nicht zurechtkam.“
Der Mythos „Lawrence“ wurde von einem amerikanischen Journalisten geschaffen, Lowell Thomas[1]. „Inmitten des Kriegsgetümmels erhielt er 1917 die Erlaubnis, Lawrence einige Tage lang in Arabien zu begleiten. Und Thomas war schnell gefesselt vom exotischen Kriegsschauplatz und seinem extravaganten Helden.“[2]
Peter Thorau erzählt: „Lowell Thomas hat ja vom Schrecken des Weltkrieges an der Westfront gewusst. Dann geht er auf einen angeblichen Nebenkriegsschauplatz, und dort gibt es nun dieses Millionengemetzel nicht. Und dort trifft er in der Märchenwelt des Orients auf einen Mann, der bereit ist, ihm alle möglichen Räuberpistolen zu erzählen, das, was Lowell Thomas wohl auch hören wollte. Ein Mann, der Ideale hat, für diese Ideale in den Krieg zieht, dem es gelingt, angeblich, Araber, edle Wilde zu mobilisieren, um an der Seite Großbritanniens gegen die bösen mit den Deutschen verbündeten Türken zu kämpfen.“
Lowell zog ab 1919 durch die USA, Großbritannien und Australien  und präsentierte mit über 2000 Filmvorträgen den „ungekrönten König von Arabien“. Seine Show hatte immensen Erfolg. 1924 veröffentlichte er sein Buch „With Lawrence in Arabia“. Zusammen mit den Fotos, die er von seinem Idol machte, schuf er damit die Grundlage für den Mythos „Lawrence von Arabien“, den auch der bildgewaltige Film David Leans bedient.
Thomas versteigt sich sogar zur Heiligsprechung dieses am 16. August 1888 als unehelicher Sohn geborenen Walisers, wenn er nach seiner ersten Begegnung mit Thomas Edward Lawrence 1917 in Jerusalem ausruft: „Mein erster Gedanke war, als ich sein Gesicht sah, dass es sich bei ihm um den jüngsten wiederauferstandenen Apostel handeln müsse. Seine Erscheinung war gelassen, fast heilig in ihrer Selbstlosigkeit und Würde.“
Dieser Film verfestigte den Mythos vor allem auch durch seinen Hauptdarsteller Peter O’Toole, der in der Rolle des Lawrence schlagartig weltberühmt wurde. Insbesondere der legendäre Wüstenmarsch nach dem türkisch besetzten Akaba am Roten Meer, den T.E. Lawrence 1926 in seinem Werk „Die sieben Säulen der Weisheit“ beschrieb, ist so atemberaubend gut gefilmt, dass man ihn als Zuschauer nie wieder vergisst.
Die Sendung verschweigt auch nicht die Doppelstrategie der britischen Regierung:
„Parallel zur Absprache mit Sherif Hussein von Mekka verhandelt die britische Regierung jetzt auch mit Frankreich über die osmanische Beute. Und Paris will bei der Verteilung des arabischen Kuchens nicht leer ausgehen. 1916 vereinbaren Briten und Franzosen das nach den Verhandlungsführern benannte Sykes-Picot-Abkommen: Danach sollen nach Abzug der Osmanen die arabischen Provinzen zweigeteilt werden. Die willkürliche Grenzziehung ist als ‚Linie im Sand‘ berühmt geworden. Die Gebiete nördlich der Linie sollen an Frankreich fallen, die südlichen an Großbritannien. (…) Lawrence hat spätestens im Mai 1917 von den britischen Verhandlungen mit Frankreich erfahren.“
Und nun wird der entscheidende Zusammenhang hergestellt:
„Zusätzlich zum Sykes-Picot-Abkommen kommt es im Herbst 1917 zu einer weiteren folgenschweren Absprache, dieses Mal zwischen den Briten und europäischen Zionisten. In der nach dem britischen Außenminister benannten ‚Balfour-Declaration‘ stellt die britische Regierung den Juden die ‚Errichtung einer nationalen Heimstatt für das jüdische Volk in Palästina‘ in Aussicht.
‚Die Juden können uns mehr nutzen als die Araber‘, so die knappe Analyse des britischen Premierministers Lloyd George. Die vor Frankreich geheim gehaltene Balfour-Vereinbarung wird später zur Basis des Staates Israel.“
Lawrence von Arabien nimmt im Januar 1919 als Berater des britischen Kriegsministers Winston Churchill an den Pariser Friedensverhandlungen teil:
„Auf der Grundlage des Sykes-Picot-Abkommens werden Grenzen gezogen und neue Staatsgebilde geschaffen, die im Wesentlichen bis heute Bestand haben: Irak, Syrien, Jordanien, Libanon, Palästina. Der amerikanische Historiker David Fromkin spricht von einem ‚Frieden, der jeden Frieden beendete‘ Die Auswirkungen sind spürbar bis heute. Wie keine andere Region der Welt ist der Nahe Osten eine von Krieg und Staatenzerfall geprägte Region.“
Am Vormittag des 13. Mai 1935 verunglückt T.E. Lawrence in der Nähe seines Cottage in Südengland auf seinem Motorrad, weil er zwei hinter einer Kuppe plötzlich auftauchenden Kindern ausweichen muss. Sechs Tage darauf stirbt er.
Wenn man sensibel für Daten ist, dann kann einem auffallen, dass sich dieser schicksalsmäßige Unfall auf den Tag genau 13 Jahre vor der Gründung des Staates Israel ereignete, was für mich kein Zufall ist.
Ich hatte gestern aus dem Vortrag Rudolf Steiners vom 15. Januar 1917 eine Stelle zitiert, in der der Geisteswissenschaftler aufzeigt, dass der von Karl Marx geschilderte  „Klassenkampf“ ein Prinzip ist, das insbesondere „in der britischen Seele“ waltet.
Rudolf Steiner führt weiter aus:
„Und wenn man alles, was seit Cromwell in der britischen Seele waltet, seinen Impulsen nach studiert, so bekommt man Material für das dritte Prinzip, für den Klassenkampf.“ (S 123)
Die Herausgeber der Neuauflage der „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“, die im Jahre 2011 erschien, haben diese Impulse studiert und einiges an Material zusammengetragen, wie man in den Anmerkungen zu Seite 122 nachlesen kann (Band III der Taschenbuchausgabe, S 557ff):
Dort lese ich:
„Oliver Cromwell (1599 – 1658), englischer General und Staatsmann in der Zeit der Republik – er war von Dezember 1653 bis September 1658 Lordprotektor des ‚Commonwealth of England, Scotland and Ireland‘ –, sah die Weltmission des englischen Volkes in der Ausbreitung des Gottesreiches über die ganze Erde. Als das von Gott auserwählte Volk – ‚God’s own people‘ – war das englische Volk berufen, über die Freiheit, die Gerechtigkeit und den Frieden in der Welt zu wachen. Darin sah er die Rechtfertigung für das britische Weltmachtstreben. In seiner Eröffnungsrede vor dem englischen Parlament am 14./4. September 1654 stellte Oliver Cromwell gleich einleitend fest:
Sie haben sich hier getroffen zum wichtigsten Anlass, den, wie ich glaube, England je erlebt hat, da auf Ihren Schultern das Wohl dreier großer Nationen (England, Schottland, Irland) ruht, mitsamt den Territorien, die zu ihnen gehören. Und wahrhaftig, ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen, dass auf Ihren Schultern das Wohl aller christlichen Völker dieser Welt ruht. (…) Das Wirken Gottes an uns lässt sich nach meiner Kenntnis nur vergleichen mit dem, was heute ausführlich und einsichtsvoll vor Ihnen ausgebreitet wurde – wie Israel durch viele Zeichen und Wunder aus Ägypten durch die Wüste zu einem Ort der Ruhe geführt wurde.‘
Die Vorstellung vom englischen Volk als dem von Gott auserwähltem Volk – als dem neuen Israel – war prägend für die Vorstellungswelt der Puritaner, in deren ideellen Umkreis sich auch Oliver Cromwell bewegte. So bemerkt die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman in ihrem Buch ‚Bibel und Schwert. Palästina und der Westen‘ (Frankfurt am Main 1983) zum puritanischen Weltverständnis (Vii. Kapitel, ‚An der Schwelle der Verheißung: das puritanische England und die Hoffnung Israels‘):
Das Denken der Puritaner wurde vorwiegend vom Alten Testament bestimmt, in dem berichtet wurde von der unbeirrbaren Überzeugung eines Volkes, vom Herrn auserwählt zu sein, Sein Werk auf dieser Erde zu verrichten. Diesen Bericht bezogen sie nun auf sich selbst. Sie waren die selbsterwählten Erben des Bundes Abrahams mit Gott, die wiederverkörperten Heiligen Israels, mit den Worten Jeremias ‚Die Streitaxt des Herrn‘. Ihre Führer waren die Propheten, ihren Trost fanden sie in den Psalmen. Ihre Hingabe, ihren Gehorsam und ihre Erleuchtung schuldeten sie nicht dem Himmlischen Vater Jesu, sondern Jehova, dem Herrn der Heerscharen. Die Heilige Schrift, das Wort Gottes, Seinem auserwählten Volk offenbart, war ihr Gebot am heimischen Herd wie auf dem Schlachtfeld, im Parlament wie in der Kirche. (…) Mit den Puritanern drang der Einfluss hebräischer Sprach- und Gedankenwelt ins Land, die zwar durch das Alte Testament vermittelt, jedoch durch die Bemühung verzerrt wurde, die Sittenlehre, Gesetze und Gebräuche, die in einem Volk des Nahen Ostens vor mehr als zweitausend Jahren entstanden waren, in das England der Nachrenaissance einzuführen. In ihrer Hingabe an Kapitel und Vers der hebräischen Schriftzeugnisse übernahmen die Puritaner, ohne sich von dem Sprung über zwei Jahrtausende beirren zu lassen, die Gedankenwelt eines Hirtenvolkes, das sich zur Zeit Abrahams aus dem Götzendienst zum Monotheismus vorgetastet hatte, oder von Sklaven, die zur Zeit des Auszugs aus Ägypten über Pharao triumphiert hatten, oder von Kriegern, die zu Lebzeiten Sauls und Davids die Grenzen eines neuen Staates abgesteckt hatten. (…) Es störte sie nicht, dass diese geschichtliche Überlieferung eine Zeitspanne von nahezu anderthalb Jahrtausenden umfasste, von Abraham bis Judas Makkabäus – die Puritaner schluckten das Ganze mit dem gleichen Eifer.‘
Diese Überzeugung – das angelsächsische Britentum als das von Gott auserwählte Volkstum – bildete die Grundlage für solche Vorstellungen, die in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im angelsächsischen Kulturkreis gepflegt wurden und die von einer naturgemäßen Verwandtschaft mit dem Judentum ausgingen. So geht zum Beispiel der amerikanische Geistliche Thomas Rosling Howlett (…) in seiner Schrift ‚Anglo-Israel and the Jewish Problem. The ten lost tribes of Israel found and identified in the Anglo-Saxon Race‘ (Philadelphia 1892) von einer solchen Verwandtschaft aus, indem er das British Empire mit dem Stamm Efraim und die Vereinigten Staaten mit dem Stamm Manasse identifiziert und deshalb für eine Aufnahme der Juden in diesen Ländern eintritt (Part VII, Chapter I, ‚The Jewish Problem‘):
Gott sei Dank gibt es genug Raum in den Ländereien der Angelsachsen für die 7000000 Verwandten aus dem Hause Juda. Die vollständige Fläche des Territoriums von Efraim, wofür das Britische Imperium steht, beträgt 9416000 Quadratmeilen – und auch Manasse, verkörpert in den Vereinigten Staaten, verfügt über ein großes Stück Land, das sich vom Atlantik bis zum Pazifischen Ozean, vom Golf von Mexiko bis Alaska erstreckt und wo sie jederzeit willkommen sind. Es ist bemerkenswert, dass der Eigentümer dieser weiten Besitzungen jene Rasse ist, die mit dem Juden Umgang pflegt. Dies, zusammen mit unserer Herkunft von den verlorenen Stämmen Israels, ist der Schlüssel für die Lösung dieses gewaltigen und weltweiten Problems (der Judenfrage). Staatsbürgerschaft mit den Angelsachsen ist die Bestimmung der Juden‘“
Es gibt Juden, welche in ähnlichen Analogieschlüssen wie Howlett, der Berean Baptist aus Philadelphia, die Deutschen mit einem alttestamentarischen Volk gleichsetzen, und zwar mit den Amalekitern, dem Erzfeind der Israeliten. Diese Gleichsetzung kann man zum Beispiel in dem Holocaustdenkmal in Den Haag sehen, das einen Davidstern und die Erschlagung von Juden durch einen erbarmungslosen Deutschen zeigt. Darunter ist die Schrift auf Niederländisch und Hebräisch eingraviert, die aus dem Alten Testament (5. Buch Mose Deuteronomium 25, 17 und 19) stammt:
„Denke daran, was dir die Amalekiter taten – Das vergiss nicht!“
Der Britische Imperialismus wurde bereits vor dem Weltkrieg in der Nachfolge Israels zur „Streitaxt des Herren“ und überzog die ganze Welt mit Kriegen, von Südafrika bis zum Sudan, von China bis Mittelamerika.
Eines der Kriegsziele des British Empire im Ersten Weltkrieg war die Schwächung des reichsdeutschen Konkurrenten auf dem Kontinent, der unter Kaiser Wilhelm II. und den deutschen Ingenieuren immer stärker geworden war und in die Märkte, die damals von Großbritannien beherrscht wurden, vordrängte.
In diesem Sinne kann man durchaus von einer Art „Klassenkampf“ sprechen. Die britischen Arbeiter, die für den Weltmarkt produzieren mussten, sollten sich gegen die Aristokraten auf dem Kontinent wehren, die ihnen den Absatz ihrer Erzeugnisse erschwerten. Deshalb erfand die britische Regierung das Label „Made in Germany“, nicht, um die Qualität deutscher Waren herauszustellen, sondern im Gegenteil, um sie herabzusetzen. Dazu beschloss die britische Regierung am 23. August 1887 den „Merchandise Marks Act“[3].
Als an Weihnachten 1916 die deutsche Heeresleitung und der Kaiser den Allierten ein Friedensangebot machten, verweigerten es die führenden Persönlichkeiten in England und Frankreich, darauf einzugehen. Anknüpfend an die Aussage Rudolf Steiners zu der beliebten Methode gewisser Kreise – „zuerst zwingt man den anderen, sich zu verteidigen, und dann behandelt man ihn als Angreifer“ – verlangten die Alliierten von den Mittelmächten, dass sie ihre „Kriegsziele“ nennen.
Rudolf Steiner sagt am 15. Januar dazu:
„Man sagt: die Entente hat ihre Kriegsziele genannt, es sollen doch nun auch die Mittelmächte ihre Kriegsziele nennen, damit gleich für gleich spiele. – Überhaupt dieses Geschrei nach den mitteleuropäischen Kriegszielen, das hört man schon seit einiger Zeit. Nun, die Entente-Kriegsziele – wir haben einige von ihnen besprochen. Aber warum sollte denn Mitteleuropa seine Kriegsziele nennen? Es hatte nie welche gehabt! Es hat keine! Daher hat es sich selbstverständlich auf den Standpunkt gestellt: Wir werden verhandeln und gern verhandeln, denn dann wird sich herausstellen, was ihr eigentlich wollt, und dann lässt sich reden, aber von uns aus: Wir haben nichts Besonderes zu sagen; wir wollen nur leben.- Daher kann man natürlich auch sagen: Die sagen ihre Kriegsziele nicht, da muss also etwas Besonderes dahinterstecken. – Es steckt gar nichts anderes hinter dem, was Mitteleuropa heute will, als was es im Jahre 1913 und 1912 auch gewollt hat. Es hat schon damals nicht daran gedacht, irgendwelche Kriegsziele zu haben, und das will es heute noch so halten.“
Es gab vermutlich keinen wacheren und hellsichtigeren Beobachter der Zeitereignisse als Rudolf Steiner. Wenn er in diesem Vortrag betont, dass Mitteleuropa „keine Kriegsziele“ hatte, dann entspricht das der historischen Wahrheit.
Alles, was später (im unnötigen Fortgang des Krieges mit weiteren Millionen Toten) geschah und konstruiert wurde (die deutsche Kriegsschuld) und was wir heute noch in den Geschichtsbüchern lesen, ist Lüge oder Propaganda.


Dienstag, 6. November 2018

Militarismus, Sozialismus und Nationalismus - Gedanken zu einem Vortrag Rudolf Steiners vom 15. Januar 1917


Gestern Nachmittag stieß ich bei Christoph Lindenberg („Rudolf-Steiner-Chronik“, Einleitung zum Jahr 1917) auf den Vortrag vom 15. Januar 1917, der im dritten Band der Taschenbuchausgabe der „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ (GA 173c) veröffentlicht ist.
Dort gibt Rudolf Steiner einmal wieder einen Eindruck von seinem großen historischen und literarischen Überblickswissen und seine erstaunliche Fähigkeit, Zusammenhänge klar zu machen. Er spricht davon, wie in der vierten und fünften nachatlantischen Kulturepoche Impulse aus der dritten und zweiten wieder zum Tragen kommen und zeigt auf, dass in der neueren Geschichte drei mächtige Impulse weiterwirken, die jeweils ihren Gegenpol herausfordern: Von Italien und Spanien aus wirkt der universell-theokratische Impuls, der sich in der katholischen Kirche auslebt, bis er durch die reformatorischen Bewegungen im 14. Und 15. Jahrhundert seinen Gegenpol erfährt: John Wyclif, Johannes Hus, Martin Luther. Danach wirkt von Frankreich her das „universell-diplomatische Element“, dem in der Französischen Revolution der Gegenpart entsteht. Schließlich wirkt vom britischen Weltreich aus das „kommerziell-industrielle Element“, das seinen Widerpart in der Geisteswissenschaft findet, die eigentlich mit Lessing, Herder, Goethe und Schiller und – erstaunlicherweise – mit Shakespeare (in der Rezeption durch die deutschen Literaten des 18. Und 19. Jahrhunderts) begonnen hat.[1]
Rudolf Steiner fasst zusammen:
„Und nun haben wir dazu das Dritte, welches für den fünften nachatlantischen Zeitraum eigentlich das Entsprechende ist und welches die Bewusstseinsseelen-Kultur auszubilden hat: das Englische, das Britische. Wir haben das Element der Bewusstseinsseele. Ebenso wie das Empfindungsseelen-Element, das heraufgetragen wird durch das Italienisch-Spanische, sich ausspricht im Theokratisch-Kultusmäßigen, in dem, was aus dem Sinnlichen herausstrebt – die Empfindungsseele lebt ja selber nicht im Bewusstsein drinnen –, ebenso wie wir im Französischen das Politisch-Diplomatische haben, haben wir im Britischen das Kommerziell-Industrielle, das vollständige Ausleben der Menschenseele im Materiellen des physischen Planes, eben im Kommerziell-Industriellen.“ ( S 97)
Und dann sagt Rudolf Steiner etwas Besonderes, das er eigentlich „in einer ganzen Reihe von Vorträgen“ näher ausführen müsste, etwas, was mich im Zusammenhang mit der kapitalistisch-kommunistischen Polarität, innerhalb derer ich bis zur Wende 1989 aufgewachsen bin, seit meiner Jugend in Form einer ungeheuren Spannung zuerst empfindungsmäßig und, seitdem ich Helena kenne, auch bewusstseinsmäßig ungeheuer beschäftigt:
„Will man nämlich eine kommerziell-industrielle Weltherrschaft begründen, so muss man das Hauptgebiet, auf das es ankommt, zunächst in zwei Teile teilen. Das hängt mit der Natur des Kommerziell-Industriellen zusammen, denn das, was auf der Welt des physischen Planes geschieht, fordert immer eine ‚Zweispaltung‘. (…) So kann kein Kommerzium sein ohne ein Gebiet, das diesem Kommerzium gegenüber steht. Daher muss ebenso, wie auf der einen Seite das britische Kommerzium begründet wird, der andere Pol, der russische Pol geschaffen werden, so dass man nun die beiden Pole hat.“
Ich bin vollkommen erstaunt über die Weitsicht einer solchen Aussage, die Rudolf Steiner Mitte Januar 1917, also noch vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und noch vor der Februar- beziehungsweise Oktoberrevolution in Russland, gemacht hat. In jenem Jahr 1917 begann in der Tat die Aufspaltung der Welt in die beiden Pole: den Anglo-amerikanischen Kapitalismus und den sowjetischen Kommunismus, der – anders als der Nationalsozialismus, der Gott sei Dank nur 12 Jahre währte  –, in 70 Jahren zwei Generationen von Menschen prägte und im sogenannten „Kalten Krieg“ die ganze Welt an den Rand des Abgrundes führte, wenn man nur an die Kuba-Krise im Jahre 1962 denkt.
Ich hatte immer wieder den Eindruck, dass uns nur Gebete oder gute Geister vor diesem Abgrund bewahrt haben. Und damit komme ich zum nächsten Vortrag aus den „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“, den Rudolf Steiner am 20. Januar 1917 hielt, den ich gestern auch noch las, und in dem es vor allem um das Wirken der Verstorbenen geht. Dabei knüpft er an Aussagen an, die er noch in seinem vorherigen Vortrag gemacht hatte. Er sprach dort von einem „Nebel der Unwahrhaftigkeit“.  Weil diese „Unwahrhaftigkeiten“, die vor allem von der „Publizistik“ verbreitet würden – gemeint sind die Medien, die zur Zeit Rudolf Steiners nur aus den „Journalen“ bestanden, die schon damals meist in jüdischer Hand waren, und sich „sozusagen in die geistige Aura“ der Erde hineinstellen – fällt es den Verstorbenen schwer, sich mit den Lebenden zu verbinden.
Rudolf Steiner führt aus, warum es trotzdem wichtig ist, mit den Verstorbenen, deren Seelen in „jener feinen ätherischen Schwebe- und Webewelt“ leben, in Verbindung zu treten. Als erste Bedingung nennt er die Seelenruhe, die man in der Beziehung zu den Verstorbenen, mit denen man karmisch verbunden ist, herstellen sollte. Dann kommt es aber auch darauf an, dass man diesen oben genannten „Nebel der Unwahrhaftigkeit“ zerreißt.
Er sagt:
„Es ist auch noch etwas anderes dazu notwendig, meine lieben Freunde, und das ist, dass man wirklich schon einmal den guten Willen hat, all den Unwahrheiten zu widerstreben, von denen wir in diesen Betrachtungen gesprochen haben – diese Unwahrhaftigkeiten, die durch die Welt schwirren und sich sozusagen in die geistige Aura hineinstellen. Und das macht es den Toten unmöglich, gewissermaßen durchzudringen durch diesen dichten Nebel von all dem schwarzen Zeug, das – um nur eines zu nennen – heute etwa von unserer Publizistik ausgeht mit all den Unwahrheiten, die heute gedruckt und dann nachgesprochen werden. Durch all das, was sich da über die ganze Erde hinspannt als eine Aura des Unwahrhaftigen, hindurchzudringen, ist – wir können es geradezu mit diesen Worten sagen – für die Toten außerordentlich schwierig.“
Rudolf Steiner stellt nicht nur Behauptungen auf, wenn er von dem „Nebel der Unwahrhaftigkeit“ spricht, der die Verbindung, die „Brücke“ zwischen den Lebenden und den Toten, die in der sechsten nachatlantischen Kulturepoche wieder hergestellt werden soll[2], in unserer Zeit so schwierig macht. Er zeigt auch einige, bis heute aktuelle Beispiele auf.
Bis heute sprechen Historiker, die die Schuld für den Ersten Weltkrieg im wilhelminischen Deutschland suchen, vom preußischen Militarismus als einem wesentlichen Faktor. Wie oft habe ich diese Floskel hören müssen! Immer haben sich mein Großvater und mein Onkel, zwei wache Beobachter der Ereignisse, vehement dagegen gewendet. Ich hatte jene Phrase allerdings lange nachgeplappert. Jetzt lese ich bei Rudolf Steiner folgende Aussage, die mir die Augen für die wahren Verhältnisse schlagartig öffnet:
Er bringt in seinem Vortrag vom 15. Januar unter anderem auch eine kurze Kulturgeschichte des Militärs, indem er von drei ganz unterschiedlichen Formationen spricht: vom mittelalterlichen Ritterheer, vom neuzeitlichen Söldnerheer, mit dem die Schweizer in den Schlachten von Murten und Nancy die burgundischen Ritter in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vernichtend schlagen konnten und schließlich vom napoleonischen Volksheer.
„In Frankreich ist die Erfindung des Volksheeres gemacht worden und das hat dazu geführt, dass man in Mitteleuropa, von Preußen ausgehend, auch ein Volksheer geschaffen hat, ganz nach dem Muster des französischen Volksheeres. Und erst dadurch ist das mitteleuropäische Heer etwas geworden, weil es französischen Charakter angenommen hat.“
Man sollte die Dinge schon ein wenig differenzierter sehen und nicht einfach immer nur die altbekannten Vorurteile wiederholen.
Weiter kommt Rudolf Steiner zu einem Thema, mit dem er auch durch seine Vorträge und Kurse an der Berliner Wilhelm-Liebknecht-Arbeiterbildungsschule am Beginne des 20. Jahrhunderts eng verbunden war: zum Sozialismus.
Er sagt:
„Man muss schon wirklich Einsichten gewinnen in die Verhältnisse, wenn man die Welt verstehen will. Wenn man sich zum Beispiel die Frage stellt: Wo ist eigentlich die sozialistische Theorie am scharfsinnigsten herausgekommen? –, so ergibt sich die kuriose Antwort: unter den deutschen Sozialisten, ganz dem Prinzipe entsprechend, wie ich es charakterisiert habe, dass der Deutsche immer die Mission hat, die Begriffe rein auszuarbeiten. So haben selbst die deutschen Sozialisten die Begriffe rein ausgearbeitet, nur passt die deutsche sozialistische Idee auf die deutschen Verhältnisse wie die Faust aufs Auge. Nichts von der deutschen sozialistischen Theorie passt auf die deutschen sozialen Verhältnisse! Daher ist es ganz begreiflich, dass ich, nachdem ich eine Zeitlang in einer sozialistischen Schule gelehrt hatte, zuletzt verbannt worden bin aus dieser sozialistischen Schule. Ich vertrat nämlich die Ansicht: Aber es muss doch im Sinne des Sozialismus liegen, eine Freiheitslehre zu entfalten. – Und da wurde mir damals von seiten des Führers der Sozialdemokraten entgegengerufen: Auf Freiheit kommt es nicht an, sondern auf vernünftigen Zwang!“
Im Anschluss daran zeigt Rudolf Steiner auf, wie die Theorie des Sozialismus mit ihren drei Elementen: materialistische Geschichtsauffassung, Prinzip des Mehrwerts und Prinzip des Klassenkampfes „wunderbar auf britische Verhältnisse“ passen.
Er sagt:
„Da sind sie auch studiert worden; da war Marx und hat die Sache zuerst ausgearbeitet, da war Engels, da war Bernstein. Aus diesen britischen Verhältnissen sind sie entsprungen, darauf passen sie, weil sie sich – nehmen wir das dritte Prinzip – auf den Klassenkampf gründen. Dieser waltet aber im Grunde der britischen Seele – denken Sie nur an Cromwell.“
Ich kann an dieser Stelle nicht alles wiederholen, was Rudolf Steiner hier in klarer Begrifflichkeit ausführt. Ich kann nur abermals darauf hinweisen, was er in seinem Ulmer Vortrag ein Jahr später, also nach der Russischen Revolution, durch die das „Prinzip des Klassenkampfes“ seine mörderischste Ausprägung gefunden hat, sagte: „Noch nie sind größere Gegensätze zusammengestoßen als die Seele des europäischen Ostens und der widermenschliche Trotzkismus oder Leninismus.“
Deutschland erinnert in diesen Tagen an den Versuch der sozialistischen Spartakisten der USPD, in Berlin eine „Räterepublik“ nach dem Muster der Sowjets zu errichten, die bei manchen unverbesserlichen Marxisten bis heute auf Sympathien stößt. Dieser Versuch war zum Scheitern verurteilt, weil er auf die deutschen sozialen Verhältnisse „wie die Faust aufs Auge“ passte, um den Ausdruck von Rudolf Steiner zu wiederholen.
Konsequenter Weise holten sich die Anführer dieser „Revolution“ blutige Köpfe. Das muss bei aller Sympathie wie für eine Frau wie Rosa Luxemburg heute gesagt werden dürfen. Das sozialistische Experiment wurde mit Gewalt in Russland ausgeführt, konnte aber in Mitteleuropa erfolgreich zurückgewiesen werden – ebenfalls mit Gewalt. Die ganze Tragik Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt allerdings darin, dass diese „Klassenkämpfer“ immer wieder versuchten, eine sozialistische Räterepublik in der unstabilen jungen Weimarer Republik zu installieren. Der Nationalsozialismus konnte nur als Reaktion auf diese Versuche so stark werden.
Und damit kommen wir nach dem angeblichen preußischen Militarismus und der in Deutschland ausgearbeiteten Theorie des Sozialismus, die nicht zu Deutschland passt, zu der dritten Unwahrhaftigkeit, die Rudolf Steiner andeutet: zum angeblichen deutschen Nationalismus.
Rudolf Steiner spricht vom „urdeutschen Zug des Kosmopolitismus“ (S 124). Dass er damit der Wahrheit näher kommt, als jene, die immerzu vom deutschen Nationalismus sprechen, der wieder sein „braunes“ Haupt erheben würde, kann jeder beobachten, der wie ich täglich mit Migranten aus Osteuropa oder Flüchtlingen aus dem Orient oder aus Afrika zu tun hat, die am liebsten nach Deutschland kommen, weil sie hier die Sicherheit genießen, die sie in anderen Ländern nicht finden würden und weil sie hier in der Regel respektvoll behandelt werden. Natürlich gibt es auch die andere Seite Deutschlands. Aber sie entspricht nicht dem kosmopolitischen Wesen des Deutschen.
Dass es zu den Übergriffen von einzelnen Flüchtlingen in Deutschland kam, ist traurig. Bis zu einem gewissen Grade ist die unkontrollierte „Einwanderung“ daran schuld, für die unsere Politik verantwortlich ist.
Wenn nun die Deutschen als „nationalistisch“ und „rassistisch“ dargestellt werden, entspricht das einer Methode, die Rudolf Steiner schon 1917 anspricht, wenn er sagt:
„Wir sehen die Methode überall, wir kennen sie in unseren Reihen überall: Erst zwingt man den anderen, sich zu verteidigen, und dann behandelt man ihn als Angreifer. Es ist das ein durchaus wirksames Mittel, meine lieben Freunde – ein Mittel, das jetzt in der Welt eine ungeheuer starke Rolle spielt.“ (S 125)


[1] Rudolf Steiner erläutert: „Das dritte Glied hat noch keine wirkliche Ausgestaltung gefunden in Mitteleuropa. Das, was zur Reformation geführt hat, ist das erste – es steht dem Südlich-Hierarchischen gegenüber. Dem Westlichen, dem Zweiten, steht das gegenüber, was in Goethes Faust gipfelt. Was wir für Mitteleuropa erhoffen, ist das eigentliche Ausgestalten des geisteswissenschaftlichen Elementes. Und in Bezug auf dieses geisteswissenschaftliche Element wird sich die schärfste Opposition zwischen Mitteleuropa und dem britischen Gebiete ergeben – eine Opposition, die noch schärfer ist als diejenige, in die Goethe und seine Nachfolger, Lessing und seine Nachfolger geraten sind gegenüber dem Diplomatisch-Französischen.“ Mit diesem spirituellen Einblick in die geistigen Hintergründe der britisch-Französischen Opposition gegen die Mittelmächte, das österreichisch-ungarische Habsburger Reich und das Preußisch-Deutsche Reich, die den Ersten Weltkrieg heraufbeschworen hat, kommt man zu einer wahrheitsgemäßen Betrachtung dieser „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts.
[2] Die slawische Kulturepoche soll eine Epoche der „Brückenbauer“ sein, führt Rudolf Steiner im Ulmer Vortrag vom 30. April 1918, den ich erst kürzlich ausführlich zitiert habe, aus. Siehe: https://jzeitgeschehenkommentare.blogspot.com/2018/11/matruschka-und-die-russische-seele.html

Sonntag, 4. November 2018

"Was tut der Engel im Astralleib?" - zur Aktualität des Züricher Vortrages von Rudolf Steiner


Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. War ich bisher immer eher optimistisch gestimmt, so ergreift mich seit einiger Zeit eine Art Pessimismus.
Vielleicht hängt es mit der Ohnmacht des deutschen Staates zusammen, der gegenüber den Übergriffen von Flüchtlingen tatenlos bleibt. In der Nacht vom 14. auf den 15.  Oktober wurde in Freiburg eine 18-jährige Deutsche nach einem Disco-Besuch von acht Syrern, einem Iraker und einem Deutschen vergewaltigt, nachdem man sie erst durch eine Droge fügsam gemacht hatte.
Ich kann einfach nicht verstehen, wie Menschen, die in mein Vaterland gekommen sind, um hier Sicherheit, Unterstützung und eine Chance auf ein neues Leben zu bekommen, was dem deutschen Steuerzahler viel Geld kostet, sich in ihrem Gastland so benehmen können. Man behauptet immer, dass es „Einzelfälle“ seien. Aber wenn sich acht Syrer und ein Iraker zusammentun, und sich innerhalb von vier Stunden an einem wehrlosen Mädchen vergehen, dann kann man nicht mehr von Einzelfällen sprechen wie noch in Chemnitz, wo ein Deutscher von „nur“ vier Asylbewerbern nach einem Streit erstochen wurde.
Das ist schlimm genug.
Noch schlimmer finde ich jedoch die Art, wie manche Deutsche darauf reagieren. Es gibt in meinem Land Chaoten, die in der Meinung, zu den Besseren zu gehören, jeden, der sich kritisch zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung äußert, als „Nazi“ diffamieren. Diese „besseren“ Deutschen gehen mir so auf den Geist, dass ich mich nicht mehr mit meinem Heimatland identifizieren kann.
Was sind das für kranke Menschen!?
Wer bestimmt hier eigentlich den Diskurs? Warum darf man nur noch einer Gruppierung angehören, die „gegen rechts“ ist, worunter alles verstanden wird, was nicht links ist.
Wenn ich in einem Kultursender wie 3SAT die Berichterstattung zu dem „Konzert“ verfolge, das in den Räumen des Dessauer Bauhauses stattfinden sollte, das nächstes Jahr das hundertjährige Bestehen feiert, dann frage ich mich schon, wie ideologisch festgefahren manche Redakteure berichten dürfen. Da verteidigt Tilman Jens in der Sendung „Kulturzeit“ vom  Freitagabend (2. November 2018) die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“, die schon in Chemnitz mit der ausdrücklichen Billigung des Bundespräsidenten ihre widerlichen „Songs“ ins Publikum brüllen durfte, als „fortschrittlich“, weil sie gegen rechts ist, während er dem Bauhaus dieses Attribut abspricht, weil es seine Räume für die Chaoten verweigert. Der Redakteur nennt die Entscheidung, die „Combo“ im Brauhaus von Dessau, wenig entfernt vom Bauhaus, doch auftreten zu lassen einen „Aufbruch zu neuen Ufern“ und holt sich dafür Unterstützung bei ausgewählten Interviewpartnern, die alle seine linke Meinung teilen. Nur ein AfD-Stadtrat kommt zu Wort, der jedoch gegen Tilman Jens und seine Berichterstattung keine Chance hat.
Dieser Beitrag ist nur ein Beispiel von vielen, die uns die „öffentlich-rechtlichen“ Kultur-Sender zumuten. Im Radioprogramm des SWR2 beobachte ich schon lange solche Tendenzen. Ausgewogenheit ist etwas anderes.
Ein neues Schlagwort macht die Runde: „wegducken“. Jeder, der Verständnis für konservative Positionen hat, „duckt sich weg“, statt „klare Kante zu zeigen“. Zuhören ist keine Tugend mehr. Man hört offenbar auf beiden Seiten nur noch denen zu, die der gleichen Meinung sind. So entsteht das neue „Zugehörigkeitsgefühl“, während die anderen nicht mehr „dazugehören“.
Den linken „Antifaschisten“ scheint eine ihrer größten Unterstützerinnen wegzubrechen: die Bundeskanzlerin, an der sie, soweit ich weiß, noch nie Kritik geübt haben. Sie sind begeistert von der „Willkommenskultur“ und der Politik der „offenen Grenzen“, die Angela Merkel im September 2015 in einer spontanen Entscheidung am Parlament vorbei initiiert hat. Trotz warnender Stimmen hat sie diese Politik bis zum Schluss verteidigt und dafür Applaus von links bekommen.
Nun weicht sie dem Druck großer Teile der Bevölkerung, die ihrer Politik in zwei Landtagswahlen eine klare Absage erteilt haben und kündigt ihren Rückzug an.
Aber was kommt danach?
Eine mephistophelische Figur wie Friedrich Merz, die sich für Jahre „aus der Politik“ weggeduckt hatte und sich in dieser Zeit beim reichsten und mächtigsten Hedge-Fond-Konzern der Welt mit dem bezeichnenden Namen „Blackrock“ (Schwarzer Stein oder Schwarz-Stein) als Deutschland-Vertreter engagiert hat, erhebt ihr Haupt.[1] Solche Typen drängen an die Spitze Deutschlands!
Allein sein arrogantes Grinsen während seiner ersten Pressekonferenz verrät, wes Geistes Kind dieser Mann ist.
In gewisser Weise erinnert mich sein Auftreten an den Wahlkampf von Martin Schulz, der wie der Retter der maroden SPD erschienen war, ja, von den linken Medien („Spiegel“) sogar zum edlen Ritter „Sankt Martin“ stilisiert wurde.  Nachdem er nach monatelangem Hin- und Her in diesem Frühjahr sein Versprechen gebrochen hatte, keine große Koalition mit der CDU mehr eingehen zu wollen, ist er wieder in der Versenkung verschwunden, aus der er hervorkam.
Ich hoffe, dass es auch Herrn Merz so gehen wird, der einmal gesagt hatte, dass er nicht mehr in die Politik zurückkehren wolle.
Im Haller Tagblatt vom Samstag gab es eine hübsche Karikatur, die alles sagt: Gottvater Schäuble (im Rollstuhl im Himmel schwebend) reicht dem Adam Merz mit seiner langen Pinocchio-Nase den Finger, um ihn, frei nach Michelangelos berühmten Fresko in der Sixtinischen Kapelle, zum Leben zu erwecken.



Offenbar ist der „bösäugelnde“ Schäuble der neue „Godfather“ (Pate) der CDU.

Ich musste diesen Text eben auf Facebook veröffentlichen, um meiner Seele Luft zu verschaffen.
Ich lese seit vorgestern vor dem Schlafengehen den Vortrag „Was tut der Engel im Astralleib“, den Rudolf Steiner am 9. Oktober in Zürich gehalten hat, in der Stadt, in der Lenin bis zu seiner Rückkehr nach Russland (im plombierten Zug) abgeschieden gelebt und seine „Ideen“ ausgeheckt hat.
Ich muss hundert Jahre danach feststellen, dass Rudolf Steiner leider recht gehabt hat, als er davor warnte, dass die Menschen die Bilder, welche die Engel in ihren Astralleibern erzeugen, verschlafen könnten und dass die Angeloi dann in ihren Ätherleibern zum Unheil der Menschen wirken würden: statt Brüderlichkeit im Wollen würde sich eine hemmungslose Sexualität als Instinkt entwickeln, statt Religionsfreiheit im Fühlen würde eine krankmachende Medizin entstehen und statt Kosmologie im Denken würden die Menschen „durch Harmonisierung von gewissen Schwingungen (…) in der Welt große Maschinenkräfte entfesseln können.“
All dies ist zur Genüge eingetreten. 
Von Osten kommt das sogenannte Tantra-Yoga zu uns, dem so viele junge Menschen, die einen neuen Zugang zu ihrer Leiblichkeit suchen, verfallen.
Von Westen kommen die Geräte in die Welt, deren feine Schwingungen gigantische Maschinen irgendwo auf der Welt in Gang setzen, um Kommunikation zu ermöglichen.
In Deutschland (und anderswo) zerstören katholische Priester durch ihre unglaublichen sexuellen Übergriffe auf schutzbefohlene Minderjährige die letzten Reste eines traditionellen Glaubens.

Was ist nur los in der Menschheit!?
Rudolf Steiner führt in seinem Züricher Vortrag aus:
„Man kann durch Naturwissenschaft auf solche Dinge nicht aufmerksam machen, denn naturwissenschaftlich würde erklärbar sein, wenn die Menschen Engel werden, und würde es auch sein, wenn die Menschen Teufel werden. Über beides hat die Naturwissenschaft dasselbe zu sagen: Es ist das Folgende aus dem Früheren  hervorgegangen – die große Weisheit der Kausal-Naturerklärungen! Die Naturwissenschaft wird nichts bemerken von dem Ereignis, von dem ich Ihnen gesagt habe, denn sie wird selbstverständlich, wenn die Menschen zu halben Teufeln werden durch ihre sexuellen Instinkte, das als Notwendigkeit ansehen. Also naturwissenschaftlich kann die Sache gar nicht erklärt werden, denn, wie es auch kommt: alles ist nach der Naturwissenschaft erklärlich. Solche Dinge sind eben nur im geistigen Erkennen, im übersinnlichen Erkennen durchschaubar.“
Rudolf Steiner spricht 1918 immer wieder von einem bevorstehenden „Ereignis“, das er in früheren Vorträgen auf eine Zeit um das Jahr 1968 datiert. In der Tat ist in diesem Jahre etwas passiert, das der rechtskonservative Autor Karlheinz Weißmann in meinen Augen zu Recht einen „Kulturbruch“ nennt. Insbesondere den damals – nach dem „Summer of Love“ im Jahre 1967 – auftretenden und bei den Jugendlichen um sich greifenden „Hedonismus“ sehe ich als wesentlichen Teil dieses Kulturbruchs. Er führte direkt in die Spaß-Gesellschaft, die wir heute auf der ganzen Welt haben.
Rudolf Steiner deutet auch diese Entwicklung in seinem Vortrag bereits an, wenn er sagt:
„Sehen Sie, gewisse geistige Wesenheiten erlangen ja ihre Entwicklung durch den Menschen, indem sich der Mensch mitentwickelt. Die Engel, die in dem menschlichen astralischen Leibe ihre Bilder entwickeln, entwickeln diese Bilder natürlich nicht als Spiel, sondern damit etwas erreicht wird. Da aber das, was erreicht werden soll, gerade innerhalb der Erdenmenschheit erreicht werden soll, so würde ja die ganze Geschichte zum Spiel, wenn die Menschen, nachdem sie die Bewusstseinsseele erlangt haben, bewusst die ganze Sache außer Acht ließen. Es würde das ganze zum Spiel! Die Engel würden nur ein Spiel treiben in der Entwicklung des astralischen Leibes des Menschen. Nur dadurch, dass das sich in der Menschheit verwirklicht, dadurch ist es kein Spiel, sondern Ernst. Daraus aber werden Sie entnehmen können, dass die Arbeit der Engel unter allen Umständen ernst bleiben muss. Bedenken Sie, was das wäre hinter den Kulissen des Daseins, wenn die Menschen einfach durch ihre Schlafmützigkeit die Arbeit der Engel zum Spiel machen könnten!“
So ist Politik im Anschluss an die „sexuelle Befreiung“ unter dem Einfluss der Alt-68er zu einer Spaßveranstaltung geworden, wie es im letzten Sommer (2017), exakt 50 Jahre nach dem „Summer of Love“ zum Ausdruck kam, als der deutsche Bundestag nach einer positiven Stellungnahme der Bundeskanzlerin über die „Ehe für alle“ abstimmte, die größte begriffliche Perversion seitdem ich deutsche Politik verfolge[2], und eine Mehrheit dafür bekam. Als die Abstimmung im Parlament zu Ende war, ging ein Konfetti-Regen über unsere Volksvertreter herab. 
Seitdem Deutschland diese Möglichkeit unterstützt, kann ich diese Republik nicht mehr ernst nehmen!
Eine indirekte Folge dieses sexuellen Hedonismus ist für mich die Gruppenvergewaltigung von Freiburg.

Heute bin ich einmal wieder in der Menschenweihehandlung gewesen. 
Die Perikope dieses Sonntags steht im 3. Kapitel der Offenbarung des Johannis, jene berühmte Stelle, wo von der „Synagoge des Satans“ die Rede ist. Die Stelle steht in dem sechsten Sendschreiben, das an die Gemeinde von Philadelphia gerichtet ist. Rudolf Steiner hat die sieben Sendschreiben auf die sieben nachatlantischen Kulturepochen bezogen. Das sechste Sendschreiben entspricht also der nächsten Kulturepoche, deren Träger der slawische Volksgeist sein wird. Dann wird eine Brücke gebaut werden zwischen den Lebenden und den Toten und die Menschen werden durch die Umwandlung des Astralleibes durch das Ich das Geistselbst errungen haben.
Die Stelle lautet:
„Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia (=Bruderliebe) schreibe: das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich werde geben aus des Satans Synagoge, die da sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du bewahrt hast das Wort von meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden. Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

Hier höre ich wieder von den „Angeloi“.
Natürlich sind die Sendschreiben keine Briefe im materiellen Sinn, sondern Botschaften der Engel an die Gemeinden. Philadelphia war eine griechische Gemeinde, in der damals viele Juden lebten. Der Schreiber unterscheidet zwischen guten und bösen Juden. Schon damals gab es diese beiden Gruppen von Juden. Die guten haben das Wort Christi aufgenommen und werden die himmlische Krone erhalten, die anderen werden niederfallen vor Christus und erkennen, dass er auch sie geliebt hat.
Es ist eine ähnliche Aussage wie jenes Wort, das die Juden riefen, als sie den Jesus von Nazareth ans Kreuz wünschten: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Dass das Blut Christi eines Tages auch sie rein waschen werde und der Vater ihnen vergibt, weil sie nicht wussten, was sie taten, habe ich erst neulich gelernt.
Gott lässt auch das Böse zu, um es eines Tages zu erlösen. In diesem Sinne verstehe ich auch Lenin, Trotzki, Hitler und all die großen Diktatoren, die den „ganzen Weltkreis versuchen“ mussten.
Interessant ist, dass heute auf Facebook ein Beitrag von Thomas Klatt zum Gründer der Christengemeinschaft veröffentlicht wurde, der bereits am 23. März 2018 auf der Online-Seite des Deutschlandfunks erschienen ist: Der Titel: „Friedrich Rittelmeyer, der erste christlich-anthroposophische Bischof Deutschlands.“[3]
Auch wenn es dem Autor Thomas Klatt offenbar noch schwer fällt, die „Menschenweihehandlung“ in ihrer tiefen Spiritualität zu erfassen, so steht er ihr doch erstaunlich offen gegenüber.
Genauso ist es bei dem Autor Wolfgang Müller, der in der Wochenendausgabe der TAZ vom 20. Oktober 2018 unter dem Titel „Ein Weltbild von gestern?“ einen recht positiven Beitrag über Anthroposophie brachte.[4]
Rückt angesichts des bevorstehenden Endes der großen Volksparteien und der spürbaren Hilflosigkeit der Kultur-Eliten gegenüber den großen Problemen der Gesellschaft (Trump, Finanzmärkte, Brexit, Europa, Flüchtlingskrise, Ukraine, Putin) eine Weltanschauung wieder in den Blickpunkt, die heute noch aktueller zu sein scheint, als vor hundert Jahren?

Ich könnte angesichts solcher kleinen Zeichen fast wieder ein wenig optimistisch werden…



[2] Ich betone hier noch einmal, dass ich nicht das Geringste gegen Homosexualität habe. Alle Sexualität ist für mich als intime Angelegenheit genauso Privatsache zwischen den sich liebenden Partnern wie die Religion, zu der man sich hingezogen fühlt. Sexualität oder sexuelle Vorlieben haben meiner Meinung nach nichts in der Öffentlichkeit, also auch nichts im Kino oder auf der Straße zu suchen, wie beim „Christopher-Street-Day“. Sie gehen nur zwei Menschen etwas an.