Rudolf Steiners Vortrag vom 15.
Januar 1917 beschäftigt mich weiter.
Er hat so viele interessante
Aspekte und vermag die ganze nachatlantische Menschheitsgeschichte an
zahlreichen Stellen wie blitzartig zu erhellen. So bietet er eine Fülle von
Anregungen, denen ich gerne in der Zukunft intensiver nachgehen würde. Andererseits
ist es unmöglich, alle Fäden aufzugreifen und „weiterzuspinnen“, weil es
einfach zu viele sind, die in dem Vortrag gereicht werden.
Einen möchte ich aber doch heute
aufgreifen, weil er in das Themengebiet fällt, das mich seit Januar 2016
beschäftigt, als ich den Film „Die Nacht der Generäle“ sah, der für mich in
Bezug auf jüdische Machinationen und Manipulationen ein Schlüsselerlebnis war. Das
andere Schlüsselerlebnis fiel wohl in dasselbe Jahr, als ich in meinem
Sprachkurs mit den syrischen Flüchtlingen, die Grenzen ihrer Heimat besprechend,
auch Israel erwähnte. Ich sehe bis heute das Gesicht eines Kursteilnehmers vor mir,
der traurig den Kopf schüttelte und mich korrigierte: „Palästina“.
Israel gibt es für ihn nicht.
Gestern hörte ich in einem
Bericht auf SWR2, unmittelbar vor den 7.30-Uhr-Nachrichten, von einem Angriff
israelischer Drohnen auf drei Jugendliche, die auf das Feld nahe bei der
israelischen Grenze gegangen waren, um dort Gemüse zu holen. Alle drei wurden
getötet. Ich erfuhr auch, dass seit den Protesten der Palästinenser im
Gazastreifen, die mit der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem im Frühjahr
dieses Jahres begannen, über 200 Palästinenser getötet wurden. Diesen steht ein
getöteter Israeli gegenüber. Evelyn Hecht-Galinski berichtet, dass in diesen
Tagen ein Gesetz in der Knesseth zur Abstimmung vorliegt, das die Todesstrafe
für Palästinenser wieder einführen will.
Solche Nachrichten erfährt man
nur selten.
Die Geschichte des Judenstaates,
der aufgrund einer Unterschrift zustande kam, ist auch das – unterschwellige –
Thema einer SWR2-Sendung gewesen, die ich mir gestern Vormittag anhörte. Es
ging um Lawrence von Arabien, einen der Filmhelden meiner Jugend, seit ich ihn
in dem Meisterwerk von David Lean zusammen mit meinem Vater zum ersten Mal im
Kino gesehen hatte.
Der Titel der Sendung von
SWR2-Redakteur Gregor Papsch lautete: „Held oder Verräter – Wer war Lawrence
von Arabien?“ Ausführlich kommt Peter Thorau, der erste deutsche Biograph
dieses britischen Offiziers zu Wort. Der deutsche Historiker bekennt:
„Ich habe die Arbeit begonnen
unter dem Eindruck des Films. Dass ich dachte, das ist ein großer Mann. Je mehr
ich mich mit ihm beschäftigt habe, desto unsympathischer ist er mir geworden,
umso kritischer habe ich ihn gesehen, und gegen Ende des Buches habe ich ihn
immer bedauert. Es hat mir leid getan, dass dieser Mensch mit sich selbst und
der Welt nicht zurechtkam.“
Der Mythos „Lawrence“ wurde von
einem amerikanischen Journalisten geschaffen, Lowell Thomas[1]. „Inmitten des
Kriegsgetümmels erhielt er 1917 die Erlaubnis, Lawrence einige Tage lang in
Arabien zu begleiten. Und Thomas war schnell gefesselt vom exotischen
Kriegsschauplatz und seinem extravaganten Helden.“[2]
Peter Thorau erzählt: „Lowell
Thomas hat ja vom Schrecken des Weltkrieges an der Westfront gewusst. Dann geht
er auf einen angeblichen Nebenkriegsschauplatz, und dort gibt es nun dieses Millionengemetzel
nicht. Und dort trifft er in der Märchenwelt des Orients auf einen Mann, der
bereit ist, ihm alle möglichen Räuberpistolen zu erzählen, das, was Lowell
Thomas wohl auch hören wollte. Ein Mann, der Ideale hat, für diese Ideale in
den Krieg zieht, dem es gelingt, angeblich, Araber, edle Wilde zu mobilisieren,
um an der Seite Großbritanniens gegen die bösen mit den Deutschen verbündeten
Türken zu kämpfen.“
Lowell zog ab 1919 durch die USA,
Großbritannien und Australien und
präsentierte mit über 2000 Filmvorträgen den „ungekrönten König von Arabien“. Seine
Show hatte immensen Erfolg. 1924 veröffentlichte er sein Buch „With Lawrence in
Arabia“. Zusammen mit den Fotos, die er von seinem Idol machte, schuf er damit
die Grundlage für den Mythos „Lawrence von Arabien“, den auch der bildgewaltige
Film David Leans bedient.
Thomas versteigt sich sogar zur Heiligsprechung
dieses am 16. August 1888 als unehelicher Sohn geborenen Walisers, wenn er nach
seiner ersten Begegnung mit Thomas Edward Lawrence 1917 in Jerusalem ausruft: „Mein
erster Gedanke war, als ich sein Gesicht sah, dass es sich bei ihm um den
jüngsten wiederauferstandenen Apostel handeln müsse. Seine Erscheinung war
gelassen, fast heilig in ihrer Selbstlosigkeit und Würde.“
Dieser Film verfestigte den
Mythos vor allem auch durch seinen Hauptdarsteller Peter O’Toole, der in der
Rolle des Lawrence schlagartig weltberühmt wurde. Insbesondere der legendäre
Wüstenmarsch nach dem türkisch besetzten Akaba am Roten Meer, den T.E. Lawrence
1926 in seinem Werk „Die sieben Säulen der Weisheit“ beschrieb, ist so
atemberaubend gut gefilmt, dass man ihn als Zuschauer nie wieder vergisst.
Die Sendung verschweigt auch
nicht die Doppelstrategie der britischen Regierung:
„Parallel zur Absprache mit
Sherif Hussein von Mekka verhandelt die britische Regierung jetzt auch mit
Frankreich über die osmanische Beute. Und Paris will bei der Verteilung des
arabischen Kuchens nicht leer ausgehen. 1916 vereinbaren Briten und Franzosen das
nach den Verhandlungsführern benannte Sykes-Picot-Abkommen: Danach sollen nach
Abzug der Osmanen die arabischen Provinzen zweigeteilt werden. Die willkürliche
Grenzziehung ist als ‚Linie im Sand‘ berühmt geworden. Die Gebiete nördlich der
Linie sollen an Frankreich fallen, die südlichen an Großbritannien. (…)
Lawrence hat spätestens im Mai 1917 von den britischen Verhandlungen mit
Frankreich erfahren.“
Und nun wird der entscheidende
Zusammenhang hergestellt:
„Zusätzlich zum
Sykes-Picot-Abkommen kommt es im Herbst 1917 zu einer weiteren folgenschweren
Absprache, dieses Mal zwischen den Briten und europäischen Zionisten. In der
nach dem britischen Außenminister benannten ‚Balfour-Declaration‘ stellt die
britische Regierung den Juden die ‚Errichtung einer nationalen Heimstatt für
das jüdische Volk in Palästina‘ in Aussicht.
‚Die Juden können uns mehr nutzen
als die Araber‘, so die knappe Analyse des britischen Premierministers Lloyd
George. Die vor Frankreich geheim gehaltene Balfour-Vereinbarung wird später
zur Basis des Staates Israel.“
Lawrence von Arabien nimmt im
Januar 1919 als Berater des britischen Kriegsministers Winston Churchill an den
Pariser Friedensverhandlungen teil:
„Auf der Grundlage des
Sykes-Picot-Abkommens werden Grenzen gezogen und neue Staatsgebilde geschaffen,
die im Wesentlichen bis heute Bestand haben: Irak, Syrien, Jordanien, Libanon,
Palästina. Der amerikanische Historiker David Fromkin spricht von einem ‚Frieden,
der jeden Frieden beendete‘ Die Auswirkungen sind spürbar bis heute. Wie keine
andere Region der Welt ist der Nahe Osten eine von Krieg und Staatenzerfall
geprägte Region.“
Am Vormittag des 13. Mai 1935 verunglückt
T.E. Lawrence in der Nähe seines Cottage in Südengland auf seinem Motorrad,
weil er zwei hinter einer Kuppe plötzlich auftauchenden Kindern ausweichen muss.
Sechs Tage darauf stirbt er.
Wenn man sensibel für Daten ist,
dann kann einem auffallen, dass sich dieser schicksalsmäßige Unfall auf den Tag
genau 13 Jahre vor der Gründung des Staates Israel ereignete, was für mich kein
Zufall ist.
Ich hatte gestern aus dem Vortrag
Rudolf Steiners vom 15. Januar 1917 eine Stelle zitiert, in der der
Geisteswissenschaftler aufzeigt, dass der von Karl Marx geschilderte „Klassenkampf“ ein Prinzip ist, das
insbesondere „in der britischen Seele“ waltet.
Rudolf Steiner führt weiter aus:
„Und wenn man alles, was seit
Cromwell in der britischen Seele waltet, seinen Impulsen nach studiert, so
bekommt man Material für das dritte Prinzip, für den Klassenkampf.“ (S 123)
Die Herausgeber der Neuauflage
der „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“, die im Jahre 2011 erschien, haben
diese Impulse studiert und einiges an Material zusammengetragen, wie man in den
Anmerkungen zu Seite 122 nachlesen kann (Band III der Taschenbuchausgabe, S 557ff):
Dort lese ich:
„Oliver Cromwell (1599 – 1658),
englischer General und Staatsmann in der Zeit der Republik – er war von
Dezember 1653 bis September 1658 Lordprotektor des ‚Commonwealth of England,
Scotland and Ireland‘ –, sah die Weltmission des englischen Volkes in der Ausbreitung
des Gottesreiches über die ganze Erde. Als das von Gott auserwählte Volk – ‚God’s
own people‘ – war das englische Volk berufen, über die Freiheit, die
Gerechtigkeit und den Frieden in der Welt zu wachen. Darin sah er die
Rechtfertigung für das britische Weltmachtstreben. In seiner Eröffnungsrede vor
dem englischen Parlament am 14./4. September 1654 stellte Oliver Cromwell
gleich einleitend fest:
‚Sie haben sich hier getroffen zum wichtigsten Anlass, den, wie ich
glaube, England je erlebt hat, da auf Ihren Schultern das Wohl dreier großer
Nationen (England, Schottland, Irland) ruht, mitsamt den Territorien, die zu
ihnen gehören. Und wahrhaftig, ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen,
dass auf Ihren Schultern das Wohl aller christlichen Völker dieser Welt ruht. (…)
Das Wirken Gottes an uns lässt sich nach meiner Kenntnis nur vergleichen mit
dem, was heute ausführlich und einsichtsvoll vor Ihnen ausgebreitet wurde – wie
Israel durch viele Zeichen und Wunder aus Ägypten durch die Wüste zu einem Ort
der Ruhe geführt wurde.‘
Die Vorstellung vom englischen
Volk als dem von Gott auserwähltem Volk – als dem neuen Israel – war prägend
für die Vorstellungswelt der Puritaner, in deren ideellen Umkreis sich auch
Oliver Cromwell bewegte. So bemerkt die amerikanische Historikerin Barbara
Tuchman in ihrem Buch ‚Bibel und Schwert. Palästina und der Westen‘ (Frankfurt
am Main 1983) zum puritanischen Weltverständnis (Vii. Kapitel, ‚An der Schwelle
der Verheißung: das puritanische England und die Hoffnung Israels‘):
‚Das Denken der Puritaner wurde vorwiegend vom Alten Testament bestimmt,
in dem berichtet wurde von der unbeirrbaren Überzeugung eines Volkes, vom Herrn
auserwählt zu sein, Sein Werk auf dieser Erde zu verrichten. Diesen Bericht
bezogen sie nun auf sich selbst. Sie waren die selbsterwählten Erben des Bundes
Abrahams mit Gott, die wiederverkörperten Heiligen Israels, mit den Worten Jeremias
‚Die Streitaxt des Herrn‘. Ihre Führer waren die Propheten, ihren Trost fanden
sie in den Psalmen. Ihre Hingabe, ihren Gehorsam und ihre Erleuchtung schuldeten
sie nicht dem Himmlischen Vater Jesu, sondern Jehova, dem Herrn der
Heerscharen. Die Heilige Schrift, das Wort Gottes, Seinem auserwählten Volk
offenbart, war ihr Gebot am heimischen Herd wie auf dem Schlachtfeld, im
Parlament wie in der Kirche. (…) Mit den Puritanern drang der Einfluss hebräischer
Sprach- und Gedankenwelt ins Land, die zwar durch das Alte Testament
vermittelt, jedoch durch die Bemühung verzerrt wurde, die Sittenlehre, Gesetze
und Gebräuche, die in einem Volk des Nahen Ostens vor mehr als zweitausend Jahren
entstanden waren, in das England der Nachrenaissance einzuführen. In ihrer
Hingabe an Kapitel und Vers der hebräischen Schriftzeugnisse übernahmen die
Puritaner, ohne sich von dem Sprung über zwei Jahrtausende beirren zu lassen,
die Gedankenwelt eines Hirtenvolkes, das sich zur Zeit Abrahams aus dem
Götzendienst zum Monotheismus vorgetastet hatte, oder von Sklaven, die zur Zeit
des Auszugs aus Ägypten über Pharao triumphiert hatten, oder von Kriegern, die
zu Lebzeiten Sauls und Davids die Grenzen eines neuen Staates abgesteckt
hatten. (…) Es störte sie nicht, dass diese geschichtliche Überlieferung eine
Zeitspanne von nahezu anderthalb Jahrtausenden umfasste, von Abraham bis Judas
Makkabäus – die Puritaner schluckten das Ganze mit dem gleichen Eifer.‘
Diese Überzeugung – das angelsächsische
Britentum als das von Gott auserwählte Volkstum – bildete die Grundlage für
solche Vorstellungen, die in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im
angelsächsischen Kulturkreis gepflegt wurden und die von einer naturgemäßen
Verwandtschaft mit dem Judentum ausgingen. So geht zum Beispiel der
amerikanische Geistliche Thomas Rosling Howlett (…) in seiner Schrift ‚Anglo-Israel
and the Jewish Problem. The ten lost tribes of Israel found and identified in
the Anglo-Saxon Race‘ (Philadelphia 1892) von einer solchen Verwandtschaft aus,
indem er das British Empire mit dem Stamm Efraim und die Vereinigten Staaten
mit dem Stamm Manasse identifiziert und deshalb für eine Aufnahme der Juden in
diesen Ländern eintritt (Part VII, Chapter I, ‚The Jewish Problem‘):
‚Gott sei Dank gibt es genug Raum in den Ländereien der Angelsachsen für
die 7000000 Verwandten aus dem Hause Juda. Die vollständige Fläche des
Territoriums von Efraim, wofür das Britische Imperium steht, beträgt 9416000 Quadratmeilen
– und auch Manasse, verkörpert in den Vereinigten Staaten, verfügt über ein
großes Stück Land, das sich vom Atlantik bis zum Pazifischen Ozean, vom Golf
von Mexiko bis Alaska erstreckt und wo sie jederzeit willkommen sind. Es ist
bemerkenswert, dass der Eigentümer dieser weiten Besitzungen jene Rasse ist,
die mit dem Juden Umgang pflegt. Dies, zusammen mit unserer Herkunft von den
verlorenen Stämmen Israels, ist der Schlüssel für die Lösung dieses gewaltigen
und weltweiten Problems (der Judenfrage). Staatsbürgerschaft mit den
Angelsachsen ist die Bestimmung der Juden‘“
Es gibt Juden, welche in
ähnlichen Analogieschlüssen wie Howlett, der Berean Baptist aus Philadelphia,
die Deutschen mit einem alttestamentarischen Volk gleichsetzen, und zwar mit
den Amalekitern, dem Erzfeind der Israeliten. Diese Gleichsetzung kann man zum
Beispiel in dem Holocaustdenkmal in Den Haag sehen, das einen Davidstern und
die Erschlagung von Juden durch einen erbarmungslosen Deutschen zeigt. Darunter
ist die Schrift auf Niederländisch und Hebräisch eingraviert, die aus dem Alten
Testament (5. Buch Mose Deuteronomium 25, 17 und 19) stammt:
„Denke daran, was dir die Amalekiter
taten – Das vergiss nicht!“
Der Britische Imperialismus wurde
bereits vor dem Weltkrieg in der Nachfolge Israels zur „Streitaxt des Herren“
und überzog die ganze Welt mit Kriegen, von Südafrika bis zum Sudan, von China
bis Mittelamerika.
Eines der Kriegsziele des British
Empire im Ersten Weltkrieg war die Schwächung des reichsdeutschen Konkurrenten
auf dem Kontinent, der unter Kaiser Wilhelm II. und den deutschen Ingenieuren
immer stärker geworden war und in die Märkte, die damals von Großbritannien
beherrscht wurden, vordrängte.
In diesem Sinne kann man durchaus
von einer Art „Klassenkampf“ sprechen. Die britischen Arbeiter, die für den
Weltmarkt produzieren mussten, sollten sich gegen die Aristokraten auf dem
Kontinent wehren, die ihnen den Absatz ihrer Erzeugnisse erschwerten. Deshalb
erfand die britische Regierung das Label „Made in Germany“, nicht, um die
Qualität deutscher Waren herauszustellen, sondern im Gegenteil, um sie
herabzusetzen. Dazu beschloss die britische Regierung am 23. August 1887 den „Merchandise
Marks Act“[3].
Als an Weihnachten 1916 die deutsche
Heeresleitung und der Kaiser den Allierten ein Friedensangebot machten, verweigerten
es die führenden Persönlichkeiten in England und Frankreich, darauf einzugehen.
Anknüpfend an die Aussage Rudolf Steiners zu der beliebten Methode gewisser
Kreise – „zuerst zwingt man den anderen, sich zu verteidigen, und dann
behandelt man ihn als Angreifer“ – verlangten die Alliierten von den
Mittelmächten, dass sie ihre „Kriegsziele“ nennen.
Rudolf Steiner sagt am 15. Januar
dazu:
„Man sagt: die Entente hat ihre
Kriegsziele genannt, es sollen doch nun auch die Mittelmächte ihre Kriegsziele
nennen, damit gleich für gleich spiele. – Überhaupt dieses Geschrei nach den
mitteleuropäischen Kriegszielen, das hört man schon seit einiger Zeit. Nun, die
Entente-Kriegsziele – wir haben einige von ihnen besprochen. Aber warum sollte
denn Mitteleuropa seine Kriegsziele nennen? Es hatte nie welche gehabt! Es hat
keine! Daher hat es sich selbstverständlich auf den Standpunkt gestellt: Wir
werden verhandeln und gern verhandeln, denn dann wird sich herausstellen, was
ihr eigentlich wollt, und dann lässt sich reden, aber von uns aus: Wir haben nichts
Besonderes zu sagen; wir wollen nur leben.- Daher kann man natürlich auch
sagen: Die sagen ihre Kriegsziele nicht, da muss also etwas Besonderes
dahinterstecken. – Es steckt gar nichts anderes hinter dem, was Mitteleuropa
heute will, als was es im Jahre 1913 und 1912 auch gewollt hat. Es hat schon
damals nicht daran gedacht, irgendwelche Kriegsziele zu haben, und das will es
heute noch so halten.“
Es gab vermutlich keinen wacheren
und hellsichtigeren Beobachter der Zeitereignisse als Rudolf Steiner. Wenn er in
diesem Vortrag betont, dass Mitteleuropa „keine Kriegsziele“ hatte, dann
entspricht das der historischen Wahrheit.
Alles, was später (im unnötigen
Fortgang des Krieges mit weiteren Millionen Toten) geschah und konstruiert
wurde (die deutsche Kriegsschuld) und was wir heute noch in den Geschichtsbüchern
lesen, ist Lüge oder Propaganda.
[2]
Zitiert nach dem Manuskript der Sendung: https://www.swr.de/-/id=22553424/property=download/nid=660374/1qyo1sz/swr2-wissen-20181106.pdf
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