Je mehr ich nachdenke und lese,
desto mehr wird mir bewusst, dass wir durch die Wahl des neuen US-Präsidenten
in ein neues Zeitalter eingetreten sind, das apokalyptische Züge anzunehmen
scheint. Immer mehr bin ich der Überzeugung, dass es das „Karma der
Unwahrhaftigkeit“, von dem Rudolf Steiner vor exakt 100 Jahren sprach, ist, das
nun über die Menschheit hereinbricht. Dabei verdichtet sich in mir immer mehr
der Verdacht, dass es vor allem einflussreiche Juden sind, die dieses Karma zu
verantworten haben, so wie einst Juden für den Tod des Messias verantwortlich
waren und dann 2000 Jahre lang das erfahren mussten, was sie sich selbst herbei „gewünscht“
hatten: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ (Matth. 25,27)
Wir sind Zeugen von
geschichtlichen Prozessen von biblischem Ausmaß. Immer mehr wird mir bewusst,
dass alles, was in diesem Jahr viele Menschen beunruhigt, Teil der
Heilsgeschichte ist. Auch wenn der israelische Ministerpräsident unmittelbar
vor der Amtseinführung Donald Trumps davon sprach, dass die „alte Welt
untergehen wird“, so glaube ich doch fest daran, dass aus dieser
Menschheitskrise schlussendlich etwas Positives hervorgehen wird. Nach der „Zerstörung
der jetzigen Gesellschaft“ (Steve Bannon) wird eine neue Welt entstehen, vermutlich
allerdings zuerst nur die „Schöne neue Welt“, die Aldous Huxley in seinem gleichnamigen Roman beschrieben hat. Der Zukunfts-Roman
seines Kollegen George Orwell, „1984“, erfährt in diesen Tagen neues Interesse
und klettert erstaunlicherweise auf die ersten Plätze der Bestseller-Listen.
Gestern Abend zeigte 3SAT im
Rahmen einer Filmreihe, die im Zusammenhang mit der am Donnerstag eröffneten
67. Berlinale, dem nach Cannes zweitwichtigstem Kino-Filmfestival, steht, einen
Berlinale-Filmbeitrag aus dem Jahre 2010: „Howl“ von Rob Epstein (Regie) und
Jeffrey Fiedman (Drehbuch).
Der „experimentellle“,
biografische Film spielt auf zwei Ebenen: in Schwarz-weiß-Bildern sieht man,
wie Allen Ginsberg sein langes, vierteiliges Gedicht „Howl“ vorträgt. Das war am
7. Oktober 1955 in einem Club in San Francisco und die „Performance“ ist
bekannt geworden unter dem Namen „Six Gallery Reading“. In der zweiten Ebene
wird in farbigen Bildern der Prozess gezeigt, der zwei Jahre später, also 1957,
wegen „Obszönitäten“, die das Gedicht enthielt, exemplarisch vor einem Gericht
in San Francisco gegen den Verleger Lawrence Ferlinghetti geführt wurde.
Der jüdische Autor Allen Ginsberg
(1926 – 1997) gilt zusammen mit seinen Freunden Jack Kerouac (1922 – 1969) und
Neal Cassady (1926 – 1968)als Inspirator der sogenannten „Beat Generation“,
also auch meiner Generation. Ich denke hier besonders an ein Plakat, das die Teilnahme des
Poeten, der auch meine Lieblingsmusiker Grateful Dead, Bob Dylan und Leonard
Cohen inspiriert hat, im Jahr 1967 in einer Veranstaltung im Avalon Ballroom in
San Francisco ankündigt:
Das Plakat zeigt, dass der Jude
inzwischen, einer Mode der Zeit folgend, zum Buddhismus "konvertiert" war. Zur
Zeit der Entstehung von „Howl“ lebte er aber noch ganz in jüdisch-religiösen Vorstellungen.
Besonders die Zeilen, die dem Gott „Moloch“ gewidmet sind, beziehen sich auf das
Alte Testament beziehungsweise auf die Thora, wo dieser Gott namentlich
siebenmal erwähnt wird. Der alles verschlingende Gott spielt auch eine wichtige Rolle in der
dritten Ebene des Films, in der farbige, animierte Bilder gezeigt werden, die
auf die Drogenerfahrungen des Autors zurückzugehen scheinen.
Der Film, den ich mit großem
Interesse anschaue, macht mir einmal wieder bewusst, wie sehr jüdische
Intellektuelle das Denken, Fühlen und Wollen der damaligen Jugend weltweit
beeinflussten. Die Beat Generation war die erste, die die traditionellen
christlichen Werte, die nicht mehr zu tragen vermochten, radikal in Frage
stellte. Das Wort „Beat“ bedeutet „Schlagen“. Insofern kann man den
aufkommenden Protest durchaus metaphorisch als ein Schlagen an die Pforten der
christlichen Kirchentradition sehen. Nur so ist zu begreifen, dass sich das
damals noch christliche Amerika 1957 durch einen Prozess gegen den „neuen Geist“
zu verteidigen versuchte – und unterlag. Die „Freiheit der Kunst“ steht seitdem
über den „Geboten“ des Christentums und hat schließlich zu dem Zustand geführt,
in dem sich die „permissive Gesellschaft“ heute befindet: „anything goes“.
Daran ist nichts zu kritisieren.
Es ist der Gang der Geschichte und dieser hat ebenfalls einen höheren Sinn,
auch wenn es nicht jedem gefällt.
Zehn Jahre nach dem „Prozess
wegen Obszönität“ feierte die Jugend den „Summer of Love“ und im gleichen Jahr verschärfte
sich mit dem Mord an Benno Ohnesorg am 2. Juni der Protest der deutschen
Studenten und radikalisierte sich.
Die Hippies von San Francisco und
die APO von Berlin waren zwei Seiten der gleichen Medaille. Die Jugendbewegung
der Hippies war hauptsächlich inspiriert von Allen Ginsberg, einem jüdischen
Poeten, und seinen Freunden, die Studentenbewegung, die sich als Außerparlamentarische
Opposition (APO) verstand, von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse, drei jüdischen Denkern aus der sogenannten "Frankfurter Schule".
Dabei wäre das Jahr 1967 die
Chance gewesen, die Ideen Rudolf Steiners zur „Dreigliederung des sozialen
Organismus“, die er 50 Jahre zuvor, im Jahr 1917, zum ersten Mal formuliert
hat, wieder ins Blickfeld zu nehmen und zu diskutieren.
Immerhin hat sich einer der
Studentenführer, Rudi Dutschke, auch damit auseinandergesetzt und bisweilen von
einem „dritten Weg“ zwischen Kommunismus und Kapitalismus gesprochen.
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