Es könnte einem direkt Angst und
bange werden, wenn man versucht, sich die wahren Motive des derzeitigen
amerikanischen Präsidenten zu vergegenwärtigen.
Eben las ich in der
online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ein Dossier von Hubert Wetzel mit dem
Titel „Das schwarze Haus“ über den Trump-Berater Steve Bannon. Dieser ehemalige
Goldman-Sachs-Banker und Filmproduzent scheint nicht dumm zu sein. Er glaubt an einen
Zyklus von 80 Jahren in der amerikanischen Geschichte, die immer mit einem „turning“
endet, einer Krise, die einen „Wendepunkt“ bedeutet. Leider gibt Wetzel nicht
an, wie die Historiker heißen, die Ende der 90er diese Theorie verbreitet haben.
Bannon glaubt, dass wir gegenwärtig in einem „turning“ leben und er
scheint die Krise bewusst nutzen zu wollen, um die alte Ordnung zu zerschlagen.
Da stehen in dem Artikel zum
Abschluss Zeilen wie diese:
"Er glaubt fest an diese Theorie", sagt der
Historiker David Kaiser, mit dem Bannon für seinen Film "Generation
Zero" lange gesprochen hat. "Und mehr noch: Bannon glaubt nicht nur,
dass die alte Ordnung zusammenbrechen wird. Er hat auch die Absicht, sie selbst
möglichst schnell ins Grab zu befördern."
Was Kaiser bei dem Gespräch am meisten beunruhigt hat,
war Bannons Beharren darauf, dass die alte Ordnung in einem großen Krieg
untergehen müsse. "Er hat mich immer wieder gedrängt, das vor der Kamera
zu sagen", sagt Kaiser heute. "Es schien mir nicht so, dass er sich
diesen Krieg wünscht. Aber er erwartet ihn, und er würde ihn als eine
geschichtliche Notwendigkeit hinnehmen."
Ein Mann, der so denkt, ist nun also der wichtigste
Berater des amerikanischen Präsidenten. "Mir macht das Angst", sagt
Kaiser, der Europas blutige Geschichte studiert hat und sich auskennt mit den
Diktatoren dort und deren Einflüsterern. "Für Leute, die so denken, ist
die Verhinderung von Kriegen nicht die erste Priorität. Und es sollte niemand
im Weißen Haus sitzen, der sich nicht dazu verpflichtet fühlt, den Frieden zu wahren."
Und auch in Washingtons scheint sich
diese Einsicht breitzumachen. Wie sagte es der Mann, der beim Alfalfa-Dinner
mit Ivanka Trump und dem launigen Mike Pence feiern durfte? Nett war es und
auch friedlich. Aber über allem sei dieses Gefühl gewabert: "Wie ist das
deutsche Wort? Goterdamerung!"
Also: da sitzt im Weißen Haus ein
Präsidentenberater, der ganz bewusst auf die Endschlacht, das Armaggedon aus
der Apokalypse des Johannes hinarbeitet, von dem die einflussreichen
Evangelikalen des amerikanischen Bible-Belt schon lange reden und schreiben. Diese
apokalyptisch-messianischen Fanatiker sind überzeugt, dass die Menschheit derzeit
eine Krise durchläuft, an deren Ende die Wiederkunft Christi stehen wird. Das
entspricht der jüdischen Hoffnung auf das Erscheinen des Messias und auch dem Glauben
der schiitischen Moslems an das Erscheinen des letzten Imam.
Dabei ist interessant, dass der
neue US-Präsident, dessen Name ein wenig (sehr) nach Trumpet (Trompete) klingt,
schon bei einer Versammlung der mächtigen jüdischen Lobbyorganisation AJPAC im
März 2016 verkündet hat, dass er als eine seiner ersten Amts-Handlungen als
Präsident den „Iran-Deal“ aufkündigen wird. Nachdem dieser Verbündete Russlands
und Chinas vor kurzem eine Mittelstreckenrakete gezündet hat, will nun Trump
wieder Sanktionen gegen das Land einführen. Auch Israel, neben Großbritannien der einzige noch
verbliebene Verbündete der „Trompete im Weißen Haus“, wird inzwischen nervös,
wie ich der „Times of Israel“ vom 5. Februar entnehme:
Mojtaba Zonour,
a member of Iran’s National Security and Foreign Policy Commission and a former
Islamic Revolution Guards Corps official, boasted an Iranian missile could hit
Tel Aviv in under seven minutes, the semi-official Fars News Agency reported.
Zonour said
Tehran would strike the Israeli coastal city and “raze to the ground” a US
military base in Bahrain “if the enemy makes a mistake.”
“And only seven
minutes is needed for the Iranian missile to hit Tel Aviv,” he added.
Zonour’s
comments came during a Revolutionary Guard military exercise aimed at testing
its missile and radar systems. The exercise was taking place in a
35,000-square-kilometer (13,515-square-mile) area in Semnan province in
northern Iran.
The Saturday
exercise came a day after US President Donald Trump’s administration imposed
sanctions on Iran in response to a recent missile test. The sanctions target
more than two dozen people and companies from the Persian Gulf to China.[1]
Wir müssen wie Jericho, die älteste Stadt, die vom reinen Trompetenklang der Belagerer zerstört wurde, wirklich mit dem
Schlimmsten rechnen. Vieles deutet auf den "Untergang des Alten" (Ministerpräsident Netanjahu kurz vor der Amtseinführung Donald Trumps zur Begründung eines neuerlichen Siedlungsausbaus im Westjordanland) hin, um etwas Neues zu schaffen.
Was wird danach kommen?
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