Wenn ein guter alter Freund und Gewerkschafter in seiner Kritik meines Posts "Nahe am Mysterium des Bösen" von
„historisch so unumstrittenen Fakten“ spricht, die ich immer wieder in Frage stelle, dann erlebe ich, wie weit wir
inzwischen auseinander liegen. Er „glaubt“ tatsächlich noch an die „fable
convenu“ der Geschichtsschreibung, an der ich bereits seit langem zweifle.
Aber wie kann man einen
„Gläubigen“ überzeugen?
Ich schätze einmal: gar nicht.
Die Linksliberalen, zu denen ich lange auch gehörte, brauchen ihr
Weltbild gleichsam als letzten Glaubensinhalt. Ohne diesen würde ihr Konstrukt
zusammenbrechen.
Es war schon ein harter Schlag,
als die linken Intellektuellen nicht mehr an die Segnungen des Kommunismus
glauben konnten, zuerst, nachdem sie in den 50-er Jahren erfahren hatten, dass
Josef Stalin wegen der GULAGS, die er in den 30-er Jahren eingerichtet hatte, nicht
viel besser als Hitler war, dann, als das Sowjetreich im Jahre 1991
zusammenbrach.
Ein schönes Beispiel dafür ist
der französische Schauspieler und Sänger Yves Montand (1921 – 1991), dessen
politische Einstellung mir durch das Porträt, das Arte am 15. Januar 2017,
unmittelbar im Anschluss an den Film „I wie Ikarus“ ausstrahlte („Yves Montand
– Charme, Chanson und Schauspiel“ von Karl Zero und Daisy d’Errata, Frankreich
2015), deutlich wurde: er war lange Zeit, genau wie seine Ehefrau, die
Schauspielerin Simone Signoret, überzeugter Kommunist. Er starb im gleichen
Jahr, in dem auch das kommunistische Modell „starb“.
Im Augenblick schießen sich die
Linksliberalen gegen einen neuen Feind ein: Sie reagieren geradezu hysterisch
auf die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Dazu las ich gerade
einen gescheiten Kommentar von Ken Jebsen, den er gestern veröffentlicht hat.
Ich zitiere nur eine Passage:
„Donald Trump hat per Dekret sieben muslimischen Staaten bzw. deren Bürgern
für 90 Tage die Einreise in die USA verboten und die Medienwelt regt sich auf.
Wer sind die Länder um die es geht? Was ist das eigentliche Ziel der Aktion
und warum ist die Empörung mehr als bigott?
Nun, betroffen sind der Irak, Syrien, Sudan, Jemen, Somalia, Libyen und der
Iran. Unter diesen sieben Staaten geht es den USA vor allem um den Iran. Der
Iran wird nach Obama wieder als alter Erzfeind aktiviert und anvisiert. Ein vor
Jahren beschlossener und unter Obama nur verschobener Krieg muss her. Dahinter
steckt die Israel-Lobby in den USA und die israelische Machtclique um Benjamin
Netanjahu.
Wer Bibi´s Twitter Account verfolgt, konnte es in Echtzeit verfolgen.
Während Europa Trump ´s Politik als rassistisch geißelt, wird sie vom
israelischen Staatschef in aller Öffentlichkeit gefeiert. So schrieb Netanjahu
über dessen Pläne die Mauer zu Mexico auszubauen:
„President Trump is right. I
built a wall along Israel’s southern border. It stopped all illegal immigration.
Great success. Great idea“[1]“
Wieder einmal wird mit zweierlei
Maß gemessen.
Einer, der die Demonstrationen
gegen den demokratisch gewählten Präsidenten befürwortet (und vermutlich auch
finanziert) ist der jüdische
Börsenspekulant George Soros, 1930 als György Schwartz in Budapest
geboren, der mit seiner 1993 gegründeten „Open Society Foundation“ und ihren
Ablegern bereits andere „farbige“ Revolutionen (finanziell) unterstützt hat.
Wieder einmal erlebt die
Menschheit, wie das alte dialektische Prinzip des „Divide et Impera“ (Teile und
herrsche) aus dem „Hintergrund“ vorangetrieben wird. Hinter den Bestrebungen,
die Gesellschaften zu spalten, steckt immer die gleiche verborgene Gruppe von
Menschen, von denen Rudolf Steiner in seinen Vorträgen aus den Jahren 1916/17
in den „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ (GA 173 a, vierte kommentierte
Auflage, 2010) spricht.
Gestern las ich den dritten
Vortrag vom 10. Dezember 1916, in dem Rudolf Steiner ausführlich auf den Roman „Himmelfahrt“
des Schriftstellers Hermann Bahr (1963 – 1934)[2] eingeht und längere
Passagen aus ihm zitiert.
Die Hauptfigur
des Romans heißt Franz. Rudolf Steiner zitiert am 10. Dezember 1916 unter anderen folgende Stelle aus dem im Jahr 1916 erschienen Werk:
„Lebten nicht in allen Zeiten
einsame verborgene weise Männer, der Welt abgewendet, einander durch geheime
Zeichen verbunden, im Stillen wunderbar wirkend mit einer fast magischen Kraft,
in einer höheren Region über den Völkern, über den Bekenntnissen, im Grenzenlosen,
im Raum einer reineren, Gott näheren Menschlichkeit? Gab es nicht auch heute
noch, überall in der Welt zerstreut und versteckt eine Ritterschaft des
Heiligen Grals? Gab es nicht Jünger einer vielleicht unsichtbaren, nicht zu
betretenden, bloß empfundenen, aber überall wirkenden, alles beherrschenden,
Schicksal bestimmenden weißen Loge? Gab es nicht immer auf Erden eine sozusagen
anonyme Gemeinschaft der Heiligen, die einander nicht kennen, nichts
voneinander wissen und doch aufeinander, ja miteinander wirken, bloß durch die
Strahlen ihrer Gebete? Schon in seiner theosophischen Zeit hatten ihn (Franz)
solche Gedanken viel beschäftigt, aber er hatte offenbar immer nur falsche
Theosophen kennengelernt, vielleicht ließen sich die wahren nicht kennenlernen.
Und plötzlich fiel ihm ein, ob nicht vielleicht der Domherr einer von diesen
wahren Meistern wäre, von den verborgenen geistigen Weltregenten, von den
geheimen Hütern des Grals?“
In anderen Vorträgen spricht
Rudolf Steiner sehr positiv von der „Weißen Loge“. Ihre verborgenen Mitglieder
würden im Sinne des regulären Menschheitsfortschrittes arbeiten, während andere
„okkulte Bruderschaften“, die er „graue“ oder gar „schwarze“, manchmal auch
„von linker Hand“ nennt, gegen den Menschheitsfortschritt arbeiten und nur
daran denken würden, ihre eigenen Interessen durchzusetzen.
Damit sind meines Erachtens nach die
führenden Persönlichkeiten der „Eliten“ gemeint, die sich allerdings nicht in
die Karten schauen lassen. Das Wort „Eliten“, das seit dem Brexit Konjunktur
hat, deutet auf diese „Verbindungen“ hin. Viele vermuten, dass hier im
Hintergrund die wirkliche Politik gemacht und an der „Neuen Weltordnung“
gebastelt wird.
Man mag dazu stehen wie man will.
Schon allein, dass so viel über solche „antiemanzipatorischen“ Hintergrund-Gemeinschaften
gesprochen wird, zeigt, dass es sie geben muss. Allerdings bin ich strikt
dagegen, dass man sie dämonisiert. Rudolf Steiner hat über jene
Menschen-Gruppen immer sehr sachlich und sehr nüchtern gesprochen.
In dem genannten Vortrag vom 10.
Dezember 1916 zitiert er nun Hermann Bahr weiter. Er lässt seine Hauptfigur
Franz auf seiner Suche nach den „geheimen Menschheitsführern“ auch zu den
Freimaurern (und zu den Jesuiten) gelangen:
Der Domherr, von dem er vermutet,
dass er der „Ritterschaft vom Heiligen Gral“ angehört, wird von vielen verehrt,
aber auch gefürchtet:
„Das Ansehen, in dem dieser
Priester stand, die Scheu, ja Furcht, mit der man von ihm sprach, der Gehorsam,
den ihm auch Widerwillige bezeigten, die tiefe Einsamkeit, die ihn umgab, die
rätselhafte Macht, Freunden helfen, Feinden schaden zu können, die man ihm
nachsagte, wenn er auch lächelnd bedauerte, weder den Dank der Freunde noch den
Groll der Feinde zu verdienen – das alles ging doch weit über die Bedeutung, über
die Kraft, über die Würde seines Amts, seiner äußeren Stellung, und wenn es die
einen mit den „guten Beziehungen, die er halt hat, die anderen gar mit dem
Gerücht seiner Abstammung von einem hohen Herrn erklärten, so blieb noch immer
die magische Gewalt seines Blickes, seiner Gegenwart, ja seines bloßen Namens
unerklärt. Es gab ein Dutzend Domherren in der Stadt; er aber war der Domherr.
Wer vom Domherrn sprach, meinte ihn. (…) Er schritt im Zug hinter dem
rotprangenden Kardinal, aber alle blickten nur auf ihn. (…) Franz erinnerte
sich eines Gesprächs, vor Jahren in Rom, mit einem Engländer, der, nachdem er
die ganze Welt durchreist, sich in der Heiligen Stadt niedergelassen hatte,
weil er behauptete, nichts Geheimnisvolleres gefunden zu haben als die Monsignori.
Wer sie verstehen könnte, hätte den Schlüssel zum Schicksal der Menschheit. Es
war ein kluger Mann in reifen Jahren, von guter Familie, reich, unabhängig,
Junggeselle und ein richtiger Engländer, nüchtern, praktisch, unsentimental,
ganz unmusikalisch, unkünstlerisch, ein derber, vergnügter Sinnenmensch,
Angler, Ruderer, Segler, starker Esser, fester Zecher, ein Lebemann, den in
seinem Behagen nur eine einzige Leidenschaft störte, die Neugierde, alles zu
sehen, alles kennenzulernen, überall einmal gewesen zu sein, eigentlich in
keiner anderen Absicht als, um schließlich, von welchem Ort immer man sprach,
sagen zu können: O ja! -, das Hotel zu wissen, in dem ihn dort Cook
untergebracht, und die Sehenswürdigkeiten, die er aufgesucht, die Menschen von
Rang und Ruhm, mit denen er verkehrt hatte. Um bequemer zu reisen und überall
Zutritt zu haben, war ihm geraten worden, Freimaurer zu werden.“
Es ist bekannt, dass alle
Mitglieder der Eliten in einem Freimaurer- oder in einem freimaurerähnlichen
Orden sind. Erst dadurch haben sie, wie Hermann Bahr andeutet, „überall
Zutritt“. Ebenso verhält es sich mit den Mitgliedern der „Societas Jesu“. Erst
Mitglieder dieses katholischen Ordens haben wirklich „Zutritt“ zu den oberen
Rängen. Es ist gewiss kein Zufall, dass mit dem Argentinier Jorge Maria
Bergoglio seit 2013 unter dem Namen „Franziskus“ der erste Jesuit als 266.
Papst auf dem Thron Petri sitzt.
„(Der Engländer) lobte die
Nützlichkeit dieser Verbindung, bis er entdeckt zu haben glaubte, es müsse noch
eine ähnliche, doch besser geleitete, mächtigere Verbindung höherer Art geben,
der er nun durchaus beitreten wollte, wie er ja, wenn irgendwo noch ein
anderer, besserer Cook aufzufinden gewesen wäre, sich natürlich an diesen
gewendet hätte. Er ließ sich nicht ausreden, die Welt werde von einer ganz
kleinen Gruppe geheimer Führer beherrscht, die sogenannte Geschichte von diesen
verborgenen Männern gemacht, die selbst ihren nächsten Dienern unbekannt seien,
wie diese wieder den ihren, und er behauptete, den Spuren dieser geheimen
Weltregierung, dieser wahren Freimaurerei, von der die andere bloß eine höchst
törichte Kopie mit unzulänglichen Mitteln, folgend, ihren Sitz in Rom gefunden
zu haben, eben bei den Monsignori, von denen aber freilich auch wieder die
meisten ahnungslose Statisten wären, deren Gedränge bloß die vier oder fünf
wirklichen Herren der Welt zu verbergen hätte.“
Man muss sich bei der Lektüre
dieses Vortrages immer wieder klar machen, dass diese Zeilen im Jahre 1916 von
einem Schriftsteller geschrieben wurden, der damals als „Fixpunkt der
deutschsprachigen Kulturszene“ galt, also gewiss kein
„Verschwörungstheoretiker“ war, der in „abgelegenen kleinen Verlagen“
publizieren musste.
Ich möchte noch das Ende des
Zitates abschreiben, das Rudolf Steiner in seinem Vortrag aus dem Roman von
Hermann Bahr vorliest:
„Und Franz musste heute noch über
die komische Verzweiflung seines Engländers lachen, der nun das Pech hatte,
niemals an den richtigen zu kommen, sondern immer wieder bloß an Statisten,
aber sich dadurch nicht irremachen ließ, sondern immer nur noch mehr Respekt
vor einer so wohlbehüteten, undurchdringlichen Verbindung bekam, in die er
schließlich doch noch eingelassen zu werden wettete, und wenn er bis ans Ende
seines Lebens in Rom bleiben und wenn er die Kutte nehmen oder etwa gar sich
beschneiden lassen müsste, denn da er überall den unsichtbaren Fäden einer über
die ganze Welt gesponnenen Macht nachgespürt hatte, war er nicht abgeneigt,
auch die Juden sehr zu schätzen, und er sprach gelegentlich stockernst den
Verdacht aus, ob vielleicht im letzten innersten Kreis dieses verborgenen
Weltgewebes Rabbiner und Monsignori höchst einträchtig beisammen säßen, was ihm
übrigens gleichgültig gewesen wäre, wenn sie nur auch ihn mitzaubern ließen.“
Erst wer die Möglichkeit erwägt, dass es
solche „Verbindungen“ im Hintergrund gibt, die Einfluss auf die Politik, die
Presse und die Medien zu nehmen versuchen, kann in ein fruchtbares Gespräch über die von mir in meinen Blogs
angesprochenen Themen eintreten.
Dazu muss man an nichts glauben,
sondern einfach nur informiert sein und mit Friedrich Nietzsche den Satz für
zutreffend halten: „Wer sich tief weiß, bemüht sich um Klarheit. Wer der Menge
tief scheinen möchte, bemüht sich um die Dunkelheit.“
[2]
Über den österreichischen Schriftsteller und Literaturkritiker gibt es einen
langen Eintrag auf Wikipedia, in dem unter anderem auch folgender Satz steht:
„Spätestens mit seinem fünfzigsten Geburtstag im Juli 1913 war Bahr ein
Fixpunkt in der deutschsprachigen Kulturszene.“
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