Ich
habe das Gefühl, dass ich im Augenblick wieder eine Metamorphose in meiner
Biographie erleben darf, vielleicht vom Puppen- zum Schmetterlingsstadium, wer
weiß? Dazu mag auch das konsequente Teil-Fasten beitragen, das ich seit
vergangenem Freitag praktiziere: ich lasse einfach die Abendmahlzeit weg.
Irgendwie
hat es mir aber auch gut getan, über meine „Reinkarnationsinterpretationen“
offen zu „sprechen“. Zu verdanken habe ich diese neue Dimension der Ehrlichkeit
vor allem Wibke Reinstein, aber auch Irene Diet, die davon vielleicht gar
nichts ahnen. Aber auch an den vorvorgestrigen Traum denke ich dabei, in dem
ich einen Brief mit der Schrift von V. gesehen hatte. Seit vielen Jahren
haben wir keinen persönlichen Kontakt mehr und plötzlich sah ich deutlich ihre
charakteristische Schrift, auch wenn der Brief in dem Traum nicht an mich,
sondern an einen mir völlig unbekannten „Philippe“ (französische Schreibweise) gerichtet war.
Ich
hatte unter meinen Text im Blog in Klammern „a suivre“ gesetzt, weiß aber
nicht, ob ich mich noch weiter „hinauslehnen“ darf. Ich habe ja auch meinen
gestrigen Text überhaupt nicht in der Absicht verfasst, ihn zu veröffentlichen.
Erst in der Mittagspause verspürte ich die Möglichkeit und vielleicht sogar die
Notwendigkeit, das zu tun.
Was ich
geschrieben habe, beschäftigt mich natürlich selbst weiter und ich gehe es
immer wieder in Gedanken durch. Besonders jene Stelle, wo ich den 7. Juli 1984
beschreibe. Hier treffen mein höchstes spirituelles Erlebnis und meine
sexuellen Bedürfnisse unmittelbar aufeinander. Ich war jung und wieder einmal
verliebt. D. konnte meine Gefühle abdämpfen. Und erst dann bekam ich den
Gral zu „sehen“.
War es
im „Parzival“ nicht ähnlich? Was war es anderes als die ungeläuterte Sexualität
des Gralskönigs Amfortas, die die Gralsgemeinschaft ins Unglück gestürzt hatte?
Ich
habe den Prozess an einem Abend mit Hilfe von D. geschafft, für den Amfortas
viele Jahre gebraucht hat. Aber man sollte nicht vergessen, dass der
Artusritter Gawan, sozusagen stellvertretend für Parzival, in Chastelmarveille,
dem Gegenstück zur Gralsburg Munsalvaesche, die Tat vollbracht hat, durch
welche Klingsor schließlich besiegt und seine vierhundert gefangenen Damen aus
hoher Gesellschaft, darunter Arnive, die Mutter von König Artus, befreit wurden.
Ich sah
lange Zeit in Karl Langenstein eine ähnliche Figur wie Klingsor.
Auch
Karl Langenstein hielt sich mehrere (echte oder falsche?) Jungfrauen, darunter
meine eigene, damals noch minderjährige Tochter, die er mit seinen ungeläuterten
Kräften in geistig-spirituelle
Gefangenschaft führte. Ihm wollte ich mich 1986 ahnungslos und gutgläubig anvertrauen, um zu erfahren, ob
meine „Reinkarnations-Interpretationen“ zutreffen oder nicht. Er wurde mir als „Hellseher“
empfohlen.
Zuvor
hatte ich in Bad Dürrheim schon Dr. Johannes Tautz, den Biographen von Walter
Johannes Stein, aufgesucht und ihm zwei oder drei meiner damaligen Tagebücher
überlassen. Ich hatte ihn bei einem ersten Besuch darum gebeten, meine „Erlebnisse“
zu überprüfen. Ich glaube, er hat meine detaillierten Aufzeichnungen nicht
einmal ganz gelesen, sondern sich ziemlich schnell ein Urteil gebildet. Dieses
Urteil teilte er mir bei meinem zweiten Besuch mit: „Immer wenn Sexualität im
Spiel ist, dann gerät man in Gefahr, luziferischen Täuschungen zu erliegen.“
Diese
Antwort hat mich enttäuscht und ich merkte, dass Dr. Tautz, den ich als Lehrer
hoch verehrte, wohl selbst ein Problem mit der Sexualität hatte. Der schöne
Gentleman hatte seine Frau, mit der er Jahrzehnte verheiratet war, für eine wesentlich
jüngere verlassen, mit der er jetzt abgeschieden wie ein „Zweisiedler“ in dem
Donaustädtchen lebte. Er gehört einer anderen Generation an und hätte über
Sexualität wohl nie offen sprechen können, wie wir es damals unter der Anleitung
von D. in Einzeltherapien taten. D. ist bis heute eine hervorragende Spezialistin auf therapeutischem Gebiet.
Karl Langenstein,
der eine Tochter an der Pforzheimer Waldorfschule hatte, wurde unseren
damaligen Freunden C. und F. von Thomas Pape empfohlen, der Lehrer
von F. Langenstein war, und Karl Langenstein als Schulvater kannte. C. war nach der ungerechtfertigten Entlassung aus der französischen Tochter der anthroposophischen
Heilmittel-Firma „Weleda“ in Huninge, wo er pharmazeutischer Leiter war, krank
geworden.
Der ehemalige
Fernmeldetechniker und spätere Künstler[1]
Karl Langenstein galt damals als Heiler. Seine kleine Wohnung in der Kleinsteinbacher
Ochsenstraße wurde in den 70er und 80er Jahren von unzähligen hilfesuchenden
Menschen aufgesucht, darunter auch von Gerard Klockenbring, dessen Frau schwer
krank war. Auch C., der sich nun ganz auf die Imkerei verlegte, hoffte von
Karl Langenstein Heilung. In gewisser Weise hat er sie wohl auch erhalten. Karl
Langenstein nannte ihn immer den „Bienenkönig“.
Unter
anderem mein Kontakt zu dem „gefährlichen Guru Langenstein“ führte schließlich
dazu, dass mir die Waldorfschule in C. die weitere Zusammenarbeit aufkündigte.
Ich galt bei meinen Kollegen plötzlich als „Allemand en delir mystique“ und war
untragbar geworden, die Oberstufe der jungen Schule aufbauen zu helfen, was ich
immer als meine eigentliche Mission angesehen hatte.
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