Eben
kam in 3SAT-Kulturzeit ein Nachruf auf Amoz Oz, den linksliberalen israelischen
Schriftsteller und Friedensaktivisten, der am 28. Dezember 2018 mit 79 Jahren
gestorben ist. Er wird in dem Portrait als „Das Gewissen Israels“ bezeichnet,
das nun fehle. Er wird auch ein moderner „Prophet“ genannt, weil er bereits mit
28 Jahren während des Sechs-Tage-Krieges davor warnte, die eroberten Gebiete
besetzt zu halten.[1] Ohne
ihn, so heißt es, würde sich Israel nicht zum besseren, sondern zum
schlechteren verändern.
Das
erinnert mich an einen anderen Beitrag, den ich heute auf Facebook fand. In
einer – mir bisher völlig unbekannten – Zeitschrift („Das Magazin“) kam eine Reportage
von Hannes Grassegger mit dem Titel „Der böse Jude“. Es geht um die
Machenschaften des im Hintergrund arbeitenden Arthur J. Finkelstein, der für
die amerikanischen Republikaner Kampagnen organisiert hatte, indem er die
Methode anwandte, den politischen Gegner schlecht zu reden. Im Jahre 2011
gipfelte seine Aktivität in einer Kampagne gegen George Soros, den er als eine
Art „Antichrist“ hinstellte, um die Wahl Victor Orbans in Ungarn zu
unterstützen. Am Ende des Artikels lese ich den Satz, den der im August 2017
gestorbene Finkelstein in seiner letzten öffentlichen Rede ausgesprochen haben
soll:
„Ich
wollte die Welt ändern. Das habe ich getan. Ich habe sie schlechter gemacht.“[2]
Dass es
unter Juden immer wieder zu Spaltungen kommt, die offenbar seit
alttestamentarischen Zeiten zu ihrer Geschichte dazu gehören, dafür kann man
viele Beispiele finden. Dass diese „Unsitte“ aber auch unter den Anthroposophen
seit Rudolf Steiners Tod massiv aufgetreten ist und heute andauert, das tut mir
tief in der Seele weh.
Natürlich
darf es geistige Auseinandersetzung geben, aber sie muss sachlich geführt
werden. Wer den anderen menschlich herabsetzt oder gar verteufelt,
disqualifiziert sich selbst.
Jeder
Konflikt ist Ausdruck einer geistigen Auseinandersetzung, die man losgelöst von
den Trägern anschauen sollte, rät Rudolf Steiner.
Das ist
für mich maßgeblich.
Wer
sich zur Diffamierung des politischen Gegners versteigt, macht die Welt nicht
besser, sondern schlechter. Deshalb mag ich auch das „Trump-Bashing“ oder auch
das beliebte „AfD-Bashing“, sobald es personalisiert wird, nicht.
Auf
eine Metaebene angesichts solcher Auseinandersetzungen stellt sich der
emeritierte Kieler Kognitionsforscher Werner Mausfeld in seinem Buch „Warum
schweigen die Lämmer?“, Westend-Verlag, 2018. Er spricht von der bewussten
Fragmentierung der Wahrnehmung durch die staatsabhängigen Medien, die im
Dienste der Eliten statt Information Propaganda liefern.
Er
führt aus:
„Die
Anwendung von ‚Hard Power‘[3]
hat aus Sicht der Herrschenden einen gewissen Nachteil, weil wir aufgrund
unserer natürlichen moralischen Sensitivitäten dazu neigen, darauf mit Empörung
und Auflehnung zu reagieren. Dies wiederum ist für die Herrschenden mit Kosten
verbunden. Der einflussreiche amerikanische Politikwissenschaftler und Propagandatheoretiker
Harold D. Lasswell hat dies 1930 in der Encyclopedia
of the Social Sciences auf den Punkt gebracht: Meinungsmanagement ist ‚kostengünstiger
als Gewalt, Bestechung oder irgendeine andere Kontrolltechnik.‘
Daher
wurde seit den historischen Anfängen versucht, Machttechniken zu entwickeln,
mit denen sich unsere moralischen Sensitivitäten gleichsam unterlaufen lassen,
die also weniger Widerstand im Volk aktivieren. Diese Machttechniken werden
heute oft als ‚Soft Power‘[4]
bezeichnet; sie umfassen das gesamte Spektrum von Techniken, die öffentliche
Meinung zu manipulieren. Vermittlungsinstanzen für diese Formen der
Machtausübung sind – unterstützt durch Stiftungen, Think-Tanks, Elitennetzwerke
und Lobbygruppen – insbesondere private und öffentliche Medien, Schulen und der
gesamte Erziehungs- und Ausbildungssektor sowie die Kulturindustrie. Die
Wirkungen von ‚Soft-Power-‚Techniken sind für die Bevölkerung weitgehend
unsichtbar; es ist also kaum mit Protesten gegen diese Formen der
Indoktrination zu rechnen. (…) Es geht also bei ‚Soft Power‘ letztlich um eine
psychologische Kriegsführung gegen die Bevölkerung …“ (S 64 f)
Zu
dieser „Soft Power“ gehört auch das machiavellistische Prinzip: „Divide et
impera“, (Teile und herrsche). Die hinter all den Spaltungen stehenden Machteliten
können das Volk, das heißt, die ‚Lämmer‘ dadurch schwächen, dass sie sich
spalten.
Als in
den Jahren 1932 bis 1935 auch in der Allgemeinen Anthroposophischen
Gesellschaft vehemente Spaltungsversuche unternommen wurden, die schließlich
zum Ausschluss von über 3000 Mitgliedern, darunter enge Schüler von Rudolf
Steiner, und von zwei durch Rudolf Steiner bei der Weihnachtstagung 1923/24
selbst eingesetzten Vorstandsvorsitzenden, fehlte in der Welt eine wichtige
moralische Instanz. Wo immer solche personalisierten Spaltungstendenzen in der
anthroposophischen Gesellschaft auch heute auftreten, sollten sich die Akteure
prüfen, welchen geistigen Mächten, vielleicht ohne es zu merken, sie dienen.
[3]
Anthroposophisch ausgedrückt: ahrimanische Mächte
[4]
Anthroposophisch ausgedrückt: luziferische Mächte
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