Gestern entschied das Nobel-Komitee in
Stockholm, dem Dichter Peter Handke den Literaturnobelpreis zu verleihen. Obwohl
ich kaum einen von seinen vielen Texten gelesen habe, erschien er mir schon
immer als eine verwandte Seele. Er ist am 6. Dezember 1942 geboren, also zehn
Jahre älter als ich.
Er wird als ein Mensch bezeichnet, „der sich selbst beim
Weltbeobachten beobachtet“.
Ähnliches könnte ich auch über meinen Schreibstil
sagen, vor allem, wenn ich an meine Tagebücher vom Ende der 60-er Jahre denke.
Sympathisch finde ich auch, dass er den Jugoslawien-Krieg immer wieder
verurteilt hat. Er hat lange dem Vielvölkerstaat nachgetrauert. Er fühlt sich
auch sehr mit der slowenischen Minderheit von Kärnten verbunden, wo er geboren wurde.
Auch
wenn er seit vielen Jahren in Paris wohnt, so scheint in ihm doch eine
slawische Seele zu leben.
Durch die gestrige Ankündigung,
neben dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke (für 2019) auch der
polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk (geboren am 29. Januar 1962, also
zehn Jahre nach mir) den Nobelpreis (für 2018) zu verleihen, habe ich Interesse
an dieser Frau gewonnen, die mir zuvor völlig unbekannt war. Immerhin hat sie
mehrere Jahre in Breslau, der Heimatstadt meiner Mutter, gelebt und 1998 mit „Taghaus,
Nachthaus“ (dom dzienny, dom nocny) einen Roman über die Vertreibung der Deutschen
aus ihrer ursprünglichen Heimat geschrieben.[2]
Schon der Vorgänger-Roman „Ur und
andere Zeiten“ (1996) scheint mir interessant zu sein: er ist aus der
Perspektive der vier Erzengel erzählt. Ich werde mir die beiden Bücher auf
jeden Fall besorgen. Ihr letzter Roman „Die Jakobsbücher“ (2014), der eben auf
Deutsch erschienen ist, ist ein Epos von 1200 Seiten, in dessen Mittelpunkt der
Jude Jakob Josef Frank (1726 – 1791) steht, der im 18. Jahrhundert gelebt hat,
sich zuerst zum Islam und dann zum Christentum konvertiert hat, um schließlich
viele Menschen als neuer Messias zu verführen.[3] Wie bekannt und
einflussreich dieser Mann, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, war, wird
mir erst bewusst, als ich eben die Wikipedia-Seite aufschlug, die sein Leben
und Wirken beschreibt.
Nun fällt die Verkündigung der
beiden Nobelpreisträger unmittelbar zusammen mit der Aufregung, die ein
27-Jähriger durch den geplanten Anschlag auf die Synagoge in der Stadt Halle an
der Saale ausgerechnet am heiligsten Tag des jüdischen Kalenders, dem Yom
Kippur-Tag, gemacht und dabei zwei
Menschen, eine 40-jährige Frau und einen 20-jährigen Mann getötet hat.
Überall in Deutschland und
natürlich auch in Israel wird nun wieder über den angeblich zunehmenden „Antisemitismus“
geredet. Wie immer wird das in den Medien breit ausgetreten ohne nach den
wahren Hintergründen zu suchen.
Diese neue Hysterie erscheint mir gerade in dem
Augenblick bewusst gefördert zu werden, wo tatsächlich breiteren Kreisen der
Bevölkerung immer mehr bewusst wird, welche entscheidende Rolle Juden im
Finanzwesen und in den Medien spielen.
Wenn Bundeskanzlerin Merkel
gestern auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall von der „Verwahrlosung“ der
Sprache redete, oder wenn man erfährt, dass der junge Mann die meiste Zeit zu
Hause am Rechner mit dem Spielen von Onlinespielen verbracht hat, seine Tat
gefilmt und live auf eine entsprechende Seite ins Internet übertragen hat, dann
muss man ein bisschen tiefer schauen, um die Ursachen für solche Entwicklungen
zu verstehen.
Aber das tun die Medien nicht.
Sie bleiben an der Oberfläche und
tun nichts anderes als wieder einmal den „Antisemitismus“ und die AfD
anzuprangern, die nun als geistige Brandstifterin hingestellt wird. Bestimmte
Leute zaubern sofort Sündenböcke aus dem Hut.
Das bringt aber niemanden weiter,
der ein bisschen weiter denkt.
Ich habe mich sofort
an das Orwell-Jahr 1984 erinnert, als das Privat-Fernsehen in Deutschland
eingeführt wurde. Überall an den Häuserfassaden in den Stadt-Vierteln, in denen
eher die Unterschichten wohnten, wurden Satelliten-Schüsseln angebracht. Oft
konnte ich auf solchen Parabol-Antennen, die die Größe einer großen Salatschüssel
hatten, den beziehungsreichen Schriftzug „Sat-An“ lesen, was für „Stelliten-Anlage“
stand.
Es war die Regierung Kohl, die
1982 mit dem Ziel einer „geistig-moralischen Wende“ an die Regierung gekommen
war und den Ausbau der Breitbandverkabelung unter ihrem Postminister
Schwarz-Schilling vorantrieb, die am 1. Januar 1984 zunächst in der BASF-Stadt
Ludwigshafen und dann in ganz West-Deutschland das Privatfernsehen einführte.
Damit war die Büchse der Pandora geöffnet
worden, die zum Niedergang nicht nur der Sprache, sondern auch der Kultur
führte.
Dieser Akt war nur der erste von drei Schritten.
Maßgeblich beteiligt
war dabei Kohls Duzfreund Leo Kirch[4], der nicht nur über ein
riesiges Archiv an Spielfilmen verfügte, das er seit 1955 kontinuierlich aufgebaut
hatte und mit dem er viel Geld verdiente, sondern auch den Privatsender Pro Sieben Sat1 besaß, der später an den internationalen Medienhändler Haim Saban[5] weiterverkauft wurde, von
dem es heißt, dass er die Hälfte der Medien weltweit kontrolliert.
Der zweite Schritt war die
Entwicklung von Videospielen (games), die im Silicon Valley zusammen mit der übrigen
IT-Technik (IBM, Apple, Microsoft) und dem worldwide web (www[6]) vorangetrieben wurde,
weil man damit ebenfalls viel Geld verdienen kann.
Wenn man untersucht, wer am
Beginn der Entwicklung solcher Videospiele steht, dann kommt man immer wieder
zu dem Namen Marc Horowitz, der im Jahre 1990 die Firma „Rambus“[7] gründete, und natürlich zum
industriell-militärischen Komplex der USA.
Diese Spiele nannte der
ostdeutsche Dramatiker Heiner Müller einmal eine „Einübung auf Auschwitz“.
Seit dem Attentat auf zwei
Moscheen im neuseeländischen Christchurch am 15. März 2019 finden es sogenannte
„Gamer“ cool, ihre realen Tötungen ins Internet zu stellen, als wären es
Ego-Shooter-Spiele.
Das ist nun der dritte bedeutsame
Schritt auf dem Weg.
Was wir eben erleben, hat weniger
mit Antisemitismus zu tun als mit den Geistern, die gewisse Leute riefen und
die sie nun nicht mehr loswerden. Dabei sind die Synagogen von Halle oder
Pittsburg[8] nur Symptome für die
dumpfen Gefühle der fehlgeleiteten Atten-Täter, die sich unbewusst gegen die
dahinterstehenden Mächte richten, die sie fatalerweise mit „den“ Juden
identifizieren.
So schrieb der Attentäter von
Halle (laut Bild-Zeitung vom 11.10.2029) in seinem „Manifest“:
„Und die Wurzel all dieser
Probleme ist der Jude.“
Der Grundirrtum dabei ist, dass
es „den“ Juden gar nicht gibt. Gemeint sind immer nur bestimmte, sehr
einflussreiche Juden, die eine solche Tat natürlich sofort instrumentalisieren, um
jede Kritik an ihnen zu immunisieren, indem sie sie mit der Antisemitismus-Keule
abwehren.
„Wehe, du kritisierst einen Juden! Dann wirst du Ziel von
Shitstürmen und mehr!"
Und da spielt eine verwahrloste Sprache plötzlich keine
Rolle mehr. Dann ist alles nur „hate-speech“ und muss ausgemerzt werden.
Adolf Hitler und seine Paladine identifizierten
einst die Juden mit dem "Bösen“ schlechthin, das sie vernichten wollten, um die Welt wieder "gut" zu machen. Heute
werden von „der Mehrheit“ die sogenannten „Rechten“ und die „Antisemiten“ als
die Bösen abgestempelt, die es zu „vernichten“ gilt.
Der neue Hashtag "Halt die Fresse!" ist nur ein erstes Zeichen dieser anderen Sprachverwahrlosung.
Der neue Hashtag "Halt die Fresse!" ist nur ein erstes Zeichen dieser anderen Sprachverwahrlosung.
Da kommt ein
computerspielgeschädigter, empathieloser, vieleicht sogar ich-loser junger Mann gerade rechtzeitig.
[2]
„Dom dzienny, dom nocny (Taghaus, Nachthaus, 1998), wenn auch
formell ein Roman, ist eher ein Flickenteppich lose miteinander verbundener
Texte, Skizzen und Essays über Gegenwart und Vergangenheit in der Wahlheimat
der Autorin, einem Dorf im Waldenburger
Bergland nahe der polnisch-tschechischen Grenze. Wenn auch
Tokarczuks schwierigstes Buch, zumindest für jene, die mit der Geschichte
Mitteleuropas nicht vertraut sind, ist es das einzige, das bislang ins
Englische übersetzt worden ist.“ (Wikipedia)
[4]
Kirch war laut Wikipedia auch Trauzeuge bei Helmuth Kohls zweiter Hochzeit am
8. Mai 2008. https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Kirch
[5]
https://de.wikipedia.org/wiki/Haim_Saban.
Er soll gesagt haben: „Ich bin ein Kerl mit nur einem einzigen Interesse und mein
einziges Interesse gilt Israel.“
[6]
Der Buchstabe Waw hat im Hebräischen den Zahlenwert „6“. Man kann also die
Buchstabenfolge „www“ auch als die biblische Zahl des Tieres „666“ lesen.
[8]
Dort fand am 27. Oktober 1918, also vor knapp einem Jahre ebenfalls ein
Anschlag auf eine Synagoge statt, bei der der Täter am Sabbat elf Menschen
tötete. https://en.wikipedia.org/wiki/Pittsburgh_synagogue_shooting
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