Dienstag, 11. Dezember 2018

Streit in London, Paris und Brüssel - Vereinbarung in Marrakesch - eine Bestandsaufnahme



Gestern (10.12.2018) Abend hat Marc Kleber im Heute-Journal mit ernster Miene von den Chaostagen in London und Paris erzählt. Der Zuschauer erfährt ja in solchen Nachrichtensendungen nur kleine Ausschnitte aus den Ereignissen, die vor seinen Augen vorüberhuschen.
Was bei mir haften bleibt, sind die Gesichter von Theresa May und Emmanuel Macron. Die Abgeordneten des britischen Unterhauses weigerten sich, dem mit der EU ausgehandelten Austrittsabkommen, das ihnen ihre Premierministerin vorgeschlagen hat, anzunehmen. So musste sie wohl oder übel die Abstimmung nach fünf Tagen Debatte noch einmal verschieben. Bitter war, wie sie von ihren Parlamentariern ausgelacht wurde, wenn sie zu einer neuen Rede anheben wollte. Sie kam gar nicht zu Wort.
Der meistens etwas arrogant wirkende französische Präsident Emmanuel Macron übte sich in seiner Fernsehansprache an das französische Volk in Demut, gestand sogar eigene Fehler ein und kam den Forderungen der „Gelbwesten“ entgegen, indem er einige Punkte aufgriff und versprach, Abhilfe zu schaffen.
Damit gestand er indirekt das Scheitern seiner Reformpläne ein, die den Franzosen noch mehr soziale Härten abverlangt hätten, wie einst die Hartz IV-Reform in Deutschland.
Im Grunde erkennen die Franzosen, was mit ihnen gespielt wird: Die Reichen, die durch zahlreiche Tricks kaum Steuern bezahlen müssen, werden immer reicher, und die Armen, die von der Sozialhilfe kaum noch bis zur Mitte des Monats leben können, immer ärmer. Die Hauptlast tragen die Arbeitenden, denn sie bezahlen brav ihre Steuern.
Genauso ist es hier in Deutschland. Ich muss heute zum vierten Mal in diesem Jahr 1130 Euro ans Finanzamt überweisen. Von Weihnachtsgeld kann ich seit vier Jahren nicht einmal träumen.
Bundeskanzlerin Merkel war gestern in Marrakesch in Marokko und hat die UN-Vereinbarung zur Migration, den sogenannten „Migrationspakt“ unterschrieben. Während sonst nur zweitrangige Politiker bei dem Treffen zugegen waren, stellte sich die Kanzlerin demonstrativ an die Spitze der Befürworter dieser „Vereinbarung“.
Marrakesch bedeutet „Gottesland“ oder auch „Durchzugsland“ und ist unmittelbar verwandt mit dem Namen des Landes Marokko, dessen Namen aus dem Stadtnamen hervorging.
Warum die UNO ausgerechnet diese Stadt und nicht zum Beispiel Casablanca zur Unterzeichnung des „Paktes“ gewählt hat, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht spielt dabei auch die Tatsache eine Rolle, dass es in dieser Stadt einen berühmten Marktplatz gibt, die Djemaa el Fna, der 2001 als erster Ort der Welt in die damals neu geschaffene Liste der „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ der UNESCO aufgenommen wurde.
Der Platz, auf dem Touristen Geschichtenerzähler, Wahrsager und Schlangenbeschwörer erleben können, bedeutet auf Deutsch „Platz der Gehenkten“, weil sich hier einst die Hinrichtungsstätte der muslimischen Sultane der Almohaden befand. Diese strenggläubige Berberdynastie kann man als einen Vorläufer der radikalen Islamisten bezeichnen. Sie misstrauten der städtischen Hochkultur und schickten unter anderen den bekannten arabischen Philosophen Averroes (Ibn Ruschd) ins Exil. Ihr Reich dehnte sich zwischen 1147 bis 1269 über die nordafrikanischen Maghrebstaaten (Algerien, Tunesien, Marokko) und den Süden der iberischen Halbinsel (El Andalus) aus. Marrakesch war ihre Hauptstadt, Al Mansur ihr berühmtester Kalif (1184 – 1199). Er residierte in Sevilla und ihm gelang am 19. Juli 1195 ein großer Sieg über das christliche Ritterheer aus Kastilien.
Gestern jährte sich der Tag zum siebzigsten Mal, an dem im Palais de Chaillot in Paris vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“[1] mit 48 Ja-Stimmen und acht Enthaltungen (Sowjetunion, Ukraine, Weißrussland, Polen, Tschechoslowakei, Jugoslawien, Saudi-Arabien und Südafrika) verabschiedet wurde. Vielleicht ist das der symbolische Zusammenhang mit dem gestrigen Termin in Marrakesch.
Bei der gestrigen Abstimmung über die UN-Vereinbarung zur Migration stimmten von inzwischen 192 Mitgliedstaaten 164 Staaten zu. Folgende zehn Staaten verweigerten ihre Zustimmung: die USA, Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen, Israel, Australien, Slowakei, Bulgarien und Lettland. In Belgien zerbrach die Regierungskoalition zwischen Flamen und Wallonen darüber und stürzte das EU-Land in eine Krise.
An der Flüchtlingsfrage droht die Europäische Union zu zerbrechen. Schon die Abstimmung über den Austritt Großbritanniens aus der EU, der  Brexit, entzündete sich 2016 daran.
Wenn man die Bilder von den Verwüstungen in Paris in den letzten Tagen gesehen hat, dann fielen immer wieder die vorwiegend schwarzen Jugendlichen auf, die Schaufensterscheiben einschlugen oder Autos anzündeten. Frankreich hat sich mit den Migranten aus den ehemaligen Kolonien ein großes soziales Problem ins Land geholt, das sich bisher immer wieder in den Vorstädten von Paris durch brennende Autos in Erinnerung gebracht hat und nun – zusammen mit der Gelbwestenbewegung – auch im Zentrum der französischen Hauptstadt angekommen ist.
Auch in Deutschland ist das Thema „Migration“ jeden Tag aktuell, auch wenn es gewisse Politiker von der Agenda nehmen wollen. Gestern las ich in der Zeitung (Haller Tagblatt vom 10.12.2018, S. 5) unter der Überschrift „Härte gegen aggressive Ausländer“, dass sich der CDU-Bundesparteitag in Hamburg auf die Initiative Baden-Württembergs hin für eine Änderung des Aufenthaltsrechts ausgesprochen hat. „Danach sollen ausländische Straftäter, die Polizisten, Vollstreckungsbeamte, Feuerwehrleute oder Rettungskräfte angegriffen haben, künftig konsequent und zügig ausgewiesen werden.“ Weiter heißt es: „Die bundesweite Kriminalstatistik verzeichnet im Bereich ‚Widerstand gegen die Staatsgewalt‘ seit längerem eine Zunahme. Von 2013 bis 2017 stieg die Zahl der Verdächtigen um 11 Prozent. Zeitgleich nahm die Zahl nichtdeutscher Verdächtiger um 57 Prozent zu.“
Eben hat die neu gewählte CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer eine „Arbeitsgruppe Migration“ ins Leben gerufen. Sie will damit dem Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit entgegenkommen, denn es haben sich in den letzten Wochen und Monaten die Fälle überdurchschnittlich gehäuft, bei denen muslimische Migranten übergriffig wurden, deutsche Frauen vergewaltigten und töteten oder – wie in Chemnitz am 26. August – einen deutschen Mann ermordeten.
Die deutsche Regierung kann diesen Ereignissen nicht länger tatenlos zuschauen, sonst haben wir bald ähnliche Zustände wie in Frankreich oder England.

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