Die Demut präsentiert Spes (Hoffnung) den abgeschlagenen Kopf der Superbia
Psychomachia, British Library MS Cotton Cleopatra C. VIII, Canterbury, Christ Church (erste Hälfte 11. Jh., unbekannter Herkunft)
Immer wieder begegnet mir in
diesen Novembertagen eine Stadt: Worms am Rhein.
Zuerst erfuhr ich, dass sich der
ungarische Soldat Martin vor dem späteren Kaiser Julian in dieser Stadt zum
Christentum bekannt hat.[1]
Ich erinnerte in meinem Blogbeitrag daran, dass in Worms auch jener Reichstag
Karls V. stattfand, bei dem Martin Luther als Ketzer verurteilt werden sollte.
Dort sprach er die berühmten Worte: „Hier stehe ich: ich kann nicht anders.
Gott helfe mir.“
Dann erfuhr ich, dass Friedrich
II. im Wormser Dom seinen Sohn Heinrich, der seine Anweisungen nicht befolgt
hatte, gedemütigt und gefangen gesetzt hat. Der Sohn war immerhin deutscher
König.
Und gestern erinnerte mich Ernst
Uehli an die Burgunder, die in Worms am Rhein einst die Hauptstadt ihres
untergegangenen Reiches hatten.
Ich musste mich durch die ersten
Kapitel des Buches „Die drei großen Staufer“ des Schweizer Anthroposophen und
Historikers geradezu durchkämpfen. Sein Stil ist etwas langatmig und belehrend.
Andererseits zeigt er aber recht
gut auf, was er unter „Nibelungenströmung“ versteht, die sich mit der Zeit in
zwei Strömungen aufgeteilt hat, die des fränkischen Königtums und die des etwas
verwilderten Vasallentums. Ersteres hat sich später mit dem römischen Impuls
verbunden, als Papst Leo III. den fränkischen König Karl am Weihnachtsabend des Jahres 800 zum römischen Kaiser
krönte – vermutlich gegen dessen Willen – , und so den blutsmäßigen
Willensimpuls aus der alten Atlantis[2]
mit dem römischen Machtimpuls verknüpft hat. Aus den Vasallen wurden später die
Territorialfürsten, aber auch die Ministerialen und Ritter, die immer wieder
versuchten, ihre Ansprüche vor Kaiser und König durchzusetzen.
Im Papsttum erstand dem
„römischen Kaiser“ ein immer mächtiger werdender Widerpart. Eine entscheidende
Rolle im Machtzuwachs des Papstes im sogenannten Investiturstreit spielte der
Cluniazensermönch Hildebrand, der dann zum Papst (Gregor VII.) gewählt wurde. Er war es, der das
Priester-Zölibat einführte, um damit die Bischöfe und Äbte aus der
Vererbungslinie herauszunehmen und so über ihre Investitur leichter bestimmen
zu können.
Leider vergisst Ernst Uehli ganz,
zu erwähnen, was ich aus einem Vortrag Rudolf Steiners vom Mai 1912 in Norrköping ("Theosophische Moral") weiß: die nordischen Menschen, die von einer verborgenen Priesterschaft
angeführt wurden, waren jene Atlantier, die durch magische Praktiken zum
Untergang des Kontinents durch Wetterkatastrophen entscheidend beigetragen
hatten. Sie mussten nun eine Zeit der Läuterung durchmachen und entwickelten
sich im Laufe der Jahrtausende schließlich zu der nordischen Rasse, die durch
ihren Starkmut und ihre (Nibelungen-) Treue ausgezeichnet war und schließlich mit
dem „furor teutonicus“ das degenerierende römische Imperium zu Fall gebracht hat.
„In die nördlichen Gebiete
Europas wurden nun aus dem untergehenden atlantischen Kontinent gerade jene
Bevölkerungsteile geführt, welche an Leib und Seele verdorben waren. Die untersten
der sieben atlantischen Kasten, diejenigen, welche nicht nach dem Osten (Tibet,
Indien) gelangen durften, wurden in Kolonien im Norden Europas und Asiens
angesiedelt. Es sind die Stämme, welche später von den Griechen als die wilden
Skythen bezeichnet werden und die sich, weit verzweigt, bis nach Ostasien
erstreckten. Antike Geographen bezeichneten Skandinavien als „Skythia Minor‘.
Das Wort Skythen bezeichnet ‚Schützen‘, und noch im römischen Heere waren die
Legionen der Schützen meist skythischer Herkunft. Die Schotten, die Tschuden
(Bewohner Finnlands) und die Skandinavier tragen (nach Arnold Wadler)
gleichfalls ihren Namen. In Skandinavien sollte nun die Stätte sein, wo in der
reinen Ätherregion des Nordens die degenerierten atlantischen Geschlechter
geläutert und wieder emporgehoben werden sollten. Denn gerade hier bestand eine
gewisse Ähnlichkeit mit den Bedingungen der alten Atlantis: freie Lebenskräfte.
Sie konnten nun in ganz besonderer Weise zur Entwicklung eines neuen
Geschlechts benutzt werden. Skandinavien ist alter atlantischer Boden.
Jordanes, der Geschichtsschreiber der Goten aus dem 5. Jahrhundert, hatte noch
ein Wissen davon, dass alle späteren germanischen Stämme von Skandinavien
ausgegangen sind. Die Goten zum Beispiel wurden schon ca. 1400 vor Christus,
verjüngt und gesundet, nach dem heutigen Russland ausgesendet, wie er
beschreibt. Ein Stamm nach dem anderen wurde so, nachdem die Umwandlung
vollzogen war, als Kolonie ausgesandt. So sollen die Burgunder von Bornholm gekommen
sein (…) Hier also, unter dem ‚hyperboräischen‘ Himmel, sollte die Lebenskraft gereinigt,
das Böse in Gutes manichäisch umgeandelt werden. In jahrtausendelanger Abgeschiedenheit
machten sie gleichsam von neuem Kindheitsstufen der Menschheitsentwicklung durch.
Alle Weisheit wurde vor ihnen verborgen gehalten – sie sollten nicht versucht sein,
sie wiederum, wie im atlantischen Dasein, zu missbrauchen. Nur die Ich-Kraft sollten
sie entwickeln, nur sie auf das Irdische
richten. Ihre erhabenen Führer blieben ihnen unbekannt, diese wirkten von verborgenen
Stätten aus. Trotzdem wurde jede der kleinen Gemeinschaften aufs sorgfältigste gelenkt.
Die priesterlichen Führer offenbarten sich jedoch nur den Leitern der Stämme.“ (Hans Mändl, Vom Geist des Nordens, Mellinger-Verlag, Stuttgart 1991, S 22f)
Leider haben die leitenden Köpfe
des Dritten Reiches das Germanentum für ihre Zwecke missbraucht und aus dem
„nordischen Menschen“ die überlegene Rasse gemacht, die sie „Arier“ nannten.
Ich sehe darin natürlich eine Art Reaktion auf das Postulat des Judentums, das
„auserwählte Volk“ zu sein. So kam es zum tragischen „Streit der Rassen“, zum
Holocaust und schließlich zum Untergang der germanischen Kultur.
Wer heute noch von Germanen,
Edda, Thor und Odin erzählt, setzt sich dem Verdacht aus, ein Anhänger der
Nazi-Ideologie zu sein.
In diesem Zusammenhang sah ich
gestern einen interessanten und berührenden Beitrag auf Arte, der den traurigen
Fall einer Mutter berichtet, die bereits als Kind durch den Großvater, der ein
überzeugter Nazi war, konditioniert worden war und schließlich einen Neonazi
heiratete und mit ihm eine Tochter und einen behinderten Sohn bekam. In dem
Film „Kleine Germanen – Eine Kindheit in der rechten Szene“ von Mohammad Farokmanesch und Frank Geiger (Deutschland 2018)[3]
wird indirekt aufgezeigt, wie ausgerechnet der behinderte Hermann dazu
beiträgt, dass sich die Mutter Elsa schließlich aus der ideologischen
Gefangenschaft der Neonazi-Gruppe lösen kann, die ihr Leben bestimmt. Tragisch
ist dabei, dass Hermanns ältere Schwester Merrit, die den Druck des Vaters
nicht mehr aushält, Selbstmord begeht.
In dem Film kommen unter anderem auch
der rechte Publizist Götz Kubitschek (Antaios-Verlag, Schnellroda) und seine
Partnerin, der Anführer der Identitären Bewegung und eine ehemalige
NPD-Funktionärin zu Wort. Insgesamt erscheint mir der Bericht die Verhältnisse recht
objektiv darzustellen.
Er macht auch verständlich, warum
sich manche Menschen aus Ermangelung eines spirituellen Geschichtsbewusstseins
zu solchen Ideologien hingezogen fühlen, die sie angeblich zum Teil einer Elite
machen.
Aber dieses Streben, etwas
„Besseres“ sein zu wollen, ist ja nicht nur bei den Neonazis verbreitet,
sondern auch bei orthodoxen Israelis, die in den Arabern bis heute „Menschen
zweiter Klasse“ sehen.
Wer sich selbst als von Gott
„auserwählt“ betrachtet, begeht jene Sünde der „Superbia“ (Hochmut), die im
Mittelalter die Wurzel alles Bösen war. Aber, wie geht man mit dem Bösen um?
Ich schrieb heute Morgen an
meinen Freund Claude, der eben diese Frage stellte, folgende Zeilen:
„ja, ich glaube, wir haben uns über dieses Problem schon einmal
ausgetauscht. Ich bin da ganz Deiner Meinung. Wir können sogar noch weiter
gehen: jemand hat einmal gesagt: das Böse ist das Gute am falschen Platz. Also
müssen wir dem Bösen (Negativem) helfen, wieder an den richtigen Platz zu
finden. Leute wie Macron, Attali oder die Zionisten "brennen" für
etwas, sie legen viel Energie darein, dass das "auserwählte Volk"
einen eigenen Staat bekommt und ihn verteidigt. Es geht aber nicht um ein
"Reich auf dieser Welt". Auserwählen kann man sich nicht selbst,
sondern man wird es von Gott. Und dann hängt man es nicht an die große Glocke.
Das wäre Hochmut (Superbia). Auch die Deutschen sind einmal diesem Hochmut
verfallen, als sie glaubten, die "arische Rasse" stehe über allen
anderen Menschen. Alles, was mit Rassen zusammenhängt, war einmal zeitgemäß.
Jetzt aber geht es nicht mehr um Rassen, sondern um das Individuum. Und dabei
ist es wichtig, dass man sich niemals über seinen "geringsten Bruder"
erhebt (Matthäus 25,41).“
[2] Das Wort „Nibelungen“ ist abgeleitet von
jenem mythischen „Nifelheim“ (Nebelheim) aus der Edda; damit war der
untergegangene Kontinent Atlantis gemeint, der laut Rudolf Steiner über lange
Zeiten in Nebel gehüllt war, bis sich dieser kondensierte und in der sogenannten
„Sintflut“ als Regen die Erde überschwemmte.
[3] https://www.arte.tv/de/videos/066288-000-A/kleine-germanen/
verfügbar bis zum 25. 11. 2019 in der Arte-Mediathek
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