Nun habe ich das Buch „Und immer
wieder Versailles“ von Willy Wimmer und Aleksander Sosnowski ausgelesen das in
Form eines Gesprächs den Einfluss angelsächsischer Netzwerke seit Beginn des
Ersten Weltkriegs bis heute auf die europäische Geschichte beschreibt.
Nach dem Lesen hat mich eine Art Wut
ergriffen, denn wieder einmal musste ich aus berufener Hand hören, wie diese
Zirkel an den Regierungen anderer Staaten vorbei ihre Machtpolitik konsequent
verwirklichen. Offenkundiges Ziel dabei war es, zunächst Deutschland mit Krieg
zu überziehen und es zu vernichten. Das viel wichtigere Ziel aber ist, um jeden
Preis eine Verbindung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern.
Aufschlussreich sind dabei folgende Ausführungen zum Beginn des
Jugoslawienkrieges:
„So war ganz interessant, dass sich
nach der Konferenz von Rambouillet im Frühjahr 1999, die ja den Weg zum Krieg
gegen Jugoslawien frei gemacht hat, der amerikanische Senator Bob Dole, der
ehemalige Präsidentschaftskandidat, aufgemacht hatte, um auf dem Balkan die
Unterstützung albanischer Kräfte für diesen Vertrag zu gewinnen, der nichts
anderes bedeuten würde als den Verlust der jugoslawischen Souveränität. Bob
Dole[1] war eine
Schlüsselfigur in der amerikanischen Politik der 80-/90er-Jahre. Bei ihm liefen
die Fäden für die Iran-Contra-Finanzierung[2]
zusammen, und in seinem Wahlkreis leisteten wie gesagt albanische Kräfte
offenbar einen wesentlichen Beitrag dazu, seine Wiederwahl zu sichern. (…)
Andere haben ebenfalls tatkräftige Unterstützung für die sogenannte
Befreiungsarmee[3]
im Kosovo geleistet, nicht nur iranische und israelische Sonderkräfte. Das
macht deutlich, wie die Dinge auseinandergelaufen sind. Von westlicher Seite
wurden die kosovarischen Unabhängigkeitskräfte durch staatliche Institutionen
wie die Nachrichtendienste unterstützt, auf der anderen Seite hat die regierungsamtliche
Politik eine Menge unternommen, um es nicht zum Krieg kommen zu lassen –
jedenfalls von deutscher Seite aus. (…) Das waren nicht nur der deutsche
und der amerikanische Nachrichtendienst,
sondern auch britische, französische und israelische Kräfte haben im Kosovo
aufs Engste kooperiert und dazu beigetragen, dass sich die Dinge so entwickeln,
dass es letztlich am 24. März zum Ausbruch des Krieges kam. Wir dürfen nicht
vergessen, dass selbst die Missionen der OSZE, die im Kosovo den Ausbruch von
Kampfhandlungen eigentlich nach Möglichkeit verhindern sollten, durchsetzt
waren von amerikanischen, britischen und auch deutschen Agenten. Als die
OSZE-Mission zu gefährlich wurde, hatten sie die Aufgabe, an Ort und Stelle als
Aufklärer für den kommenden NATO-Krieg zu verbleiben und Ziele zu markieren. So
ist es dann auch geschehen. Das Interessante ist, dass von den kosovarischen
Kräften um den berühmten Herrn Rugova nach Ausbruch des Krieges plötzlich Leute
in Tel Aviv aufgetaucht sind. Zuvor war über westliche Medien kolportiert
worden, diese Leute seien von den Serben erschossen worden. (…)Man muss das im
Zusammenhang mit der serbischen Organisation Otpor[4] sehen,
die mit amerikanischer Unterstützung – angeblich aus dem wissenschaftlichen
Bereich – die Grundlage für die sogenannten ‚farbigen Revolutionen‘ zwischen
der Ukraine und Teheran legte und die heute als weltweites Beratungsunternehmen
für alle diejenigen unterwegs ist, die mit amerikanischer, britischer,
möglicherweise auch anderer Unterstützung versuchen, legitime Regierungen aus
dem Amt zu jagen. (…) Das ist immer im Zusammenhang mit amerikanischen
Frontorganisationen zu sehen. Kürzlich konnte man in deutschen Zeitungen lesen,
wer unter anderem der Finanzier dieser Organisationen war. Bei all diesen in
Europa tätigen Frontorganisationen machen offenbar staatliche Einrichtungen
gemeinsame Sache mit privaten Investoren. Das Interessante ist, dass sie, wenn
es um Menschenrechte geht, immer nur bei uns in Europa sowie dem ganzen Gebiet
der Russischen Föderation wirken und nicht auf dem Territorium der USA. (…) Bei
der Konferenz in Bratislava nach Ende des Jugoslawienkrieges, organisiert von
US-Außenministerium und der Denkfabrik Enterprise Institute, legte die
US-Regierung ihr Konzept der künftigen europäischen Entwicklung gegenüber den
Gesprächspartnern aus Mittel- und Osteuropa schon sehr frühzeitig und unter
völliger Ignorierung der westeuropäischen Regierungen offen auf den Tisch.
Unter der Führung von John Bolton, Richard Perle und dem US-Botschafter bei der
NATO, Herrn Taft, wurde ebenso offen zugegeben, dass mit dem Krieg gegen die
Bundesrepublik Jugoslawien das geltende Völkerrecht missachtet worden sei. Und
dass, anders als die damalige Bundesregierung erklärt hatte, der Krieg im
Kosovo ein Präzedenzfall werden solle, auf den sich alle Staaten bei einem
etwaigen gleichgerichteten Vorgehen gegen andere berufen könnten. Das heißt,
die Nachkriegsordnung nach den Nürnberger Prozessen wurde bewusst durch die USA
mit dem Krieg gegen Jugoslawien zerstört. Sie sollte nicht mehr funktionieren.
Als Teilnehmer dieser Konferenz schrieb ich seinerzeit dem damaligen
Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Brief mit zehn bis zwölf Punkten und
machte am Ende deutlich, dass all das, was bei dieser Konferenz vorgetragen
wurde, eine Öffnung für künftige Kriege seitens der Vereinigten Staaten in
Europa bedeuten würde. Und das ist auch so eingetroffen, wie im Übrigen auch
die Ankündigung von John Bolton, Europa zwischen den baltischen Staaten und
Odessa zu teilen. Damit wurde sichergestellt, dass westlich dieser neuen
Grenzlinie der amerikanische Einfluss gewaltig anstieg, die Übernahme der
amerikanischen Rechtsordnung eingeschlossen. An einem Partner östlich dieser
Grenze hatte man kein Interesse, weder an der Russischen Föderation noch
anderen. Seither bildet das Territorium zwischen der russischen Westgrenze und
dem Atlantik den europäischen Brückenkopf der USA, und man kann darüber
nachdenken, ob Deutschland in dieser Gemengelage bereits den Status von Puerto
Rico hat oder nicht. Damit erleben wir eine Neuauflage amerikanischer Planungen,
die es seit Ende des Ersten Weltkriegs gibt (…) (S 163ff)
[1] Bob Dole
wurde am 22. Juli 1923 in Russell in Kansas geboren, wo sein Vater ein kleines
Milch-Geschäft (creamery) betrieb. Er wurde als Republikaner für den Staat
Kansas sowohl ins Repräsentantenhaus, als auch in den Senat gewählt und hat
zweimal für die Präsidentschaft kandidiert. Er verlor 1980 gegen Ronald Reagan
und 1996 gegen Bill Clinton. Trotz seiner Niederlagen wurde er als „senate
majority leader“ ein recht populärer Politiker und trat ab 1986 in Fernsehspots
auf, in denen er zum Beispiel Viagra oder Pepsi Cola (zusammen mit Britney
Spears) bewarb. Von 1998 – 2002 war er Präsident des Federal City Council in
Washington, einer einflussreichen Lobby-Organisation, die sich im Kongress für
die Ausweitung der US-amerikanischen Wirtschaft einsetzte. Wikipedia schreibt: “The group’s media
avoidance policy has been characterized in various ways. ‘The Economist’
described it in 1988 as a ‘select and shadowy gathering of some of the city’s
top business and professional people’, ‘operating on the old-boy-network. In
1997, reporter Bradford McKee called the organization ‘secretive’ and ‘a shadow
chamber of commerce and phantom government.” https://en.wikipedia.org/wiki/Federal_City_Council
[2] Dabei
ging es um geheime amerikanische Waffenlieferungen während der Reagan-Regierung
an den Iran in den Jahren 1981 – 1986. Die Lieferungen erfolgten zum Teil über
Israel. Die Einkünfte wurden zum Kampf einer der „Contras“ gegen die
Sandinisten in Nicaragua eingesetzt. Wikipedia schreibt: „Die USA wurden vom
Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen militärischer und
paramilitärischer Aktivitäten in und gegen Nicaragua schuldig gesprochen. In
einer Resolution forderte die UN-Generalversammlung die USA auf, das
Gerichtsurteil anzuerkennen. Nur die USA, Israel und El Salvador stimmten gegen
die Resolution.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Iran-Contra-Aff%C3%A4re
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