Freitag, 15. November 2019

Der Sündenfall (Fortsetzung)



Nun habe ich das Buch „Und immer wieder Versailles“ von Willy Wimmer und Aleksander Sosnowski ausgelesen das in Form eines Gesprächs den Einfluss angelsächsischer Netzwerke seit Beginn des Ersten Weltkriegs bis heute auf die europäische Geschichte beschreibt.
Nach dem Lesen hat mich eine Art Wut ergriffen, denn wieder einmal musste ich aus berufener Hand hören, wie diese Zirkel an den Regierungen anderer Staaten vorbei ihre Machtpolitik konsequent verwirklichen. Offenkundiges Ziel dabei war es, zunächst Deutschland mit Krieg zu überziehen und es zu vernichten. Das viel wichtigere Ziel aber ist, um jeden Preis eine Verbindung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Aufschlussreich sind dabei folgende Ausführungen zum Beginn des Jugoslawienkrieges:
„So war ganz interessant, dass sich nach der Konferenz von Rambouillet im Frühjahr 1999, die ja den Weg zum Krieg gegen Jugoslawien frei gemacht hat, der amerikanische Senator Bob Dole, der ehemalige Präsidentschaftskandidat, aufgemacht hatte, um auf dem Balkan die Unterstützung albanischer Kräfte für diesen Vertrag zu gewinnen, der nichts anderes bedeuten würde als den Verlust der jugoslawischen Souveränität. Bob Dole[1] war eine Schlüsselfigur in der amerikanischen Politik der 80-/90er-Jahre. Bei ihm liefen die Fäden für die Iran-Contra-Finanzierung[2] zusammen, und in seinem Wahlkreis leisteten wie gesagt albanische Kräfte offenbar einen wesentlichen Beitrag dazu, seine Wiederwahl zu sichern. (…) Andere haben ebenfalls tatkräftige Unterstützung für die sogenannte Befreiungsarmee[3] im Kosovo geleistet, nicht nur iranische und israelische Sonderkräfte. Das macht deutlich, wie die Dinge auseinandergelaufen sind. Von westlicher Seite wurden die kosovarischen Unabhängigkeitskräfte durch staatliche Institutionen wie die Nachrichtendienste unterstützt, auf der anderen Seite hat die regierungsamtliche Politik eine Menge unternommen, um es nicht zum Krieg kommen zu lassen – jedenfalls von deutscher Seite aus. (…) Das waren nicht nur der deutsche und  der amerikanische Nachrichtendienst, sondern auch britische, französische und israelische Kräfte haben im Kosovo aufs Engste kooperiert und dazu beigetragen, dass sich die Dinge so entwickeln, dass es letztlich am 24. März zum Ausbruch des Krieges kam. Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst die Missionen der OSZE, die im Kosovo den Ausbruch von Kampfhandlungen eigentlich nach Möglichkeit verhindern sollten, durchsetzt waren von amerikanischen, britischen und auch deutschen Agenten. Als die OSZE-Mission zu gefährlich wurde, hatten sie die Aufgabe, an Ort und Stelle als Aufklärer für den kommenden NATO-Krieg zu verbleiben und Ziele zu markieren. So ist es dann auch geschehen. Das Interessante ist, dass von den kosovarischen Kräften um den berühmten Herrn Rugova nach Ausbruch des Krieges plötzlich Leute in Tel Aviv aufgetaucht sind. Zuvor war über westliche Medien kolportiert worden, diese Leute seien von den Serben erschossen worden. (…)Man muss das im Zusammenhang mit der serbischen Organisation Otpor[4] sehen, die mit amerikanischer Unterstützung – angeblich aus dem wissenschaftlichen Bereich – die Grundlage für die sogenannten ‚farbigen Revolutionen‘ zwischen der Ukraine und Teheran legte und die heute als weltweites Beratungsunternehmen für alle diejenigen unterwegs ist, die mit amerikanischer, britischer, möglicherweise auch anderer Unterstützung versuchen, legitime Regierungen aus dem Amt zu jagen. (…) Das ist immer im Zusammenhang mit amerikanischen Frontorganisationen zu sehen. Kürzlich konnte man in deutschen Zeitungen lesen, wer unter anderem der Finanzier dieser Organisationen war. Bei all diesen in Europa tätigen Frontorganisationen machen offenbar staatliche Einrichtungen gemeinsame Sache mit privaten Investoren. Das Interessante ist, dass sie, wenn es um Menschenrechte geht, immer nur bei uns in Europa sowie dem ganzen Gebiet der Russischen Föderation wirken und nicht auf dem Territorium der USA. (…) Bei der Konferenz in Bratislava nach Ende des Jugoslawienkrieges, organisiert von US-Außenministerium und der Denkfabrik Enterprise Institute, legte die US-Regierung ihr Konzept der künftigen europäischen Entwicklung gegenüber den Gesprächspartnern aus Mittel- und Osteuropa schon sehr frühzeitig und unter völliger Ignorierung der westeuropäischen Regierungen offen auf den Tisch. Unter der Führung von John Bolton, Richard Perle und dem US-Botschafter bei der NATO, Herrn Taft, wurde ebenso offen zugegeben, dass mit dem Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien das geltende Völkerrecht missachtet worden sei. Und dass, anders als die damalige Bundesregierung erklärt hatte, der Krieg im Kosovo ein Präzedenzfall werden solle, auf den sich alle Staaten bei einem etwaigen gleichgerichteten Vorgehen gegen andere berufen könnten. Das heißt, die Nachkriegsordnung nach den Nürnberger Prozessen wurde bewusst durch die USA mit dem Krieg gegen Jugoslawien zerstört. Sie sollte nicht mehr funktionieren. Als Teilnehmer dieser Konferenz schrieb ich seinerzeit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Brief mit zehn bis zwölf Punkten und machte am Ende deutlich, dass all das, was bei dieser Konferenz vorgetragen wurde, eine Öffnung für künftige Kriege seitens der Vereinigten Staaten in Europa bedeuten würde. Und das ist auch so eingetroffen, wie im Übrigen auch die Ankündigung von John Bolton, Europa zwischen den baltischen Staaten und Odessa zu teilen. Damit wurde sichergestellt, dass westlich dieser neuen Grenzlinie der amerikanische Einfluss gewaltig anstieg, die Übernahme der amerikanischen Rechtsordnung eingeschlossen. An einem Partner östlich dieser Grenze hatte man kein Interesse, weder an der Russischen Föderation noch anderen. Seither bildet das Territorium zwischen der russischen Westgrenze und dem Atlantik den europäischen Brückenkopf der USA, und man kann darüber nachdenken, ob Deutschland in dieser Gemengelage bereits den Status von Puerto Rico hat oder nicht. Damit erleben wir eine Neuauflage amerikanischer Planungen, die es seit Ende des Ersten Weltkriegs gibt (…) (S 163ff)



[1] Bob Dole wurde am 22. Juli 1923 in Russell in Kansas geboren, wo sein Vater ein kleines Milch-Geschäft (creamery) betrieb. Er wurde als Republikaner für den Staat Kansas sowohl ins Repräsentantenhaus, als auch in den Senat gewählt und hat zweimal für die Präsidentschaft kandidiert. Er verlor 1980 gegen Ronald Reagan und 1996 gegen Bill Clinton. Trotz seiner Niederlagen wurde er als „senate majority leader“ ein recht populärer Politiker und trat ab 1986 in Fernsehspots auf, in denen er zum Beispiel Viagra oder Pepsi Cola (zusammen mit Britney Spears) bewarb. Von 1998 – 2002 war er Präsident des Federal City Council in Washington, einer einflussreichen Lobby-Organisation, die sich im Kongress für die Ausweitung der US-amerikanischen Wirtschaft einsetzte. Wikipedia schreibt: “The group’s media avoidance policy has been characterized in various ways. ‘The Economist’ described it in 1988 as a ‘select and shadowy gathering of some of the city’s top business and professional people’, ‘operating on the old-boy-network. In 1997, reporter Bradford McKee called the organization ‘secretive’ and ‘a shadow chamber of commerce and phantom government.” https://en.wikipedia.org/wiki/Federal_City_Council
[2] Dabei ging es um geheime amerikanische Waffenlieferungen während der Reagan-Regierung an den Iran in den Jahren 1981 – 1986. Die Lieferungen erfolgten zum Teil über Israel. Die Einkünfte wurden zum Kampf einer der „Contras“ gegen die Sandinisten in Nicaragua eingesetzt. Wikipedia schreibt: „Die USA wurden vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen militärischer und paramilitärischer Aktivitäten in und gegen Nicaragua schuldig gesprochen. In einer Resolution forderte die UN-Generalversammlung die USA auf, das Gerichtsurteil anzuerkennen. Nur die USA, Israel und El Salvador stimmten gegen die Resolution.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Iran-Contra-Aff%C3%A4re

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