Ich habe gestern medial zwei
interessante Persönlichkeiten „kennen gelernt“, die mich – jeder auf seine
Weise – so beeindruckt haben, dass ich heute Morgen aufwachte und nicht mehr
einschlafen konnte. Ich muss über sie schreiben.
Zuerst hörte ich auf dem Weg nach
und von Uttenhofen, wo ich Lena um 11.30 Uhr von der Arbeit abholen musste,
Ausschnitte aus der SWR1-Sendung „Leute“.[1]
An diesem 22. November war ein besonderer Mensch zu Gast: Diether Dehm. Ich
hatte noch nie etwas von diesem Mann gehört, sein Name war mir vollkommen
unbekannt. Aber wie er in der Sendung auf die Fragen des Moderators Wolfgang
Heim antwortete, hat mich beeindruckt.
Diether Dehm ist Komponist, ehemaliger
Liedermacher[2], ehemaliger
Musikmanager[3], aktueller
Buchautor[4]
und Politiker. Der 69-Jährige war früher Mitglied in der SPD und sitzt seit 14
Jahren für „Die Linke“ im Bundestag. Er hat dem Ex-RAF-Mitglied Christian Klar,
der wegen seiner terroristischen Vergangenheit 26 Jahre im Gefängnis war, nach
der Entlassung Arbeit als Webmaster verschafft, was von gewissen Leuten
kritisiert wurde, hat seine Kontakte zu Yavier Naidoo, der von manchen in die
Nähe der „Reichsbürger“ gestellt wird, nicht abgebrochen und kritisiert offen
die Siedlungspolitik Israels.
Dieser Querdenker ist deswegen im
Springer-Blatt „Die Welt“ als „Antisemit“ diffamiert worden.[5]
Nachdem er vor etwa 30 Jahren die „Deutsche Bank“ ein „Krebsgeschwür der
Demokratie und Volkswirtschaft“ und eine „Verbrecherorganisation“ genannt
hatte, kam über die Bildzeitung prompt die Retourkutsche und Diether Dehm, der
als solcher in einem Roman einer TAZ-Autorin „aufgetreten“ war, wurde auf der
Titelseite des Springer-Blattes als „Mörder“ bezeichnet.
Die Bildzeitung nannte Diether
Dehm einmal einen „Roten Millionär“. Diether Dehm wurde von Wolf Biermann fälschlicherweise
als „Stasimitarbeiter“ bezeichnet, wurde jedoch nach Biermanns Ausbürgerung von
Rudolf Bahro in einer Ehrenerklärung von diesem Vorwurf „freigesprochen“. Ich
freue mich, dass ich nach all den Sendungen, die ich über „Dreißig Jahre
Mauerfall“ gesehen habe, zum ersten Mal wieder den Namen Rudolf Bahro (1935 –
1997) höre, dessen Buch „Die Alternative“ (1977) auch Hinweise auf den „Dritten
Weg“ und die „Dreigliederung“ Rudolf Steiners enthält.[6]
Diether Dehm nennt den bürgerlich
demokratischen Rechtsstaat „den besten, der in der Weltgeschichte entstanden
ist.“ Da gilt, sagt er im Hinblick auf Christian Klar: wer seine Strafe verbüßt
hat, „hat eine Resozialisierungschance, hat eine Chance auf einen vollwertigen
Beruf“[7]
Als Diether Dehm dann gegen die
NATO, als dessen Vertreter er Außenminister Maas kritisiert („niederträchtig“),
weil er versucht, die russische Gaspipeline „Nordstream II“ zu verhindern,
argumentiert, wird er mir (und Lena, die auf dem Rückweg neben mir sitzt)
besonders sympathisch. Er sagt, dass er nicht nur für einen Frieden mit
Russland, sondern für Freundschaft mit Russland ist, und damit stimmt er mit
Leuten wie Erhard Eppler, Ken Jebsen, Willy Wimmer, Daniele Ganser und
natürlich auch mit Lena und mir vollkommen überein.
Die andere wichtige Persönlichkeit,
die ich gestern zum ersten Mal sah und insofern kennenlernte, war Thorsten
Schulte. Mein Facebook-Freund, der Schriftsteller und Filmemacher Reto Andrea
Savoldelli hat gestern einen Mitschnitt einer „Sendung“ des Alternativsenders
„Eingeschenkt TV“ vom 8. November auf seine Seite in Facebook gestellt, deren erste
40 Minuten ich mir gestern Nachmittag mit wachsendem Interesse angeschaut habe.[8]
Zu Wort kommt der 46-jährige ehemalige Banker Thorsten Schulte, der sein
neuestes Buch „Fremdbestimmt – 120 Jahre Lügen und Täuschungen bis heute“
vorstellt, das in die gleiche Kerbe schlägt wie Willy Wimmers „Und immer wieder
Versailles“.
Obwohl der smarte Mann manchmal
ein wenig fanatisch auf mich wirkt, so kann ich doch seinen Mut bewundern, wenn
er sich eindeutig gegen die derzeitige, von den Finanzmärkten bestimmte Politik
engagiert und vehement für „Aufklärung“ im Sinne von Kant eintritt, der sagt:
„Aufklärung ist der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Auch den Philosophen Karl Jaspers
zitiert er: „Frieden ist nur durch Freiheit, Freiheit nur durch Wahrheit
möglich.“ Deshalb nennt er den Verlag, den er selbst gegründet hat, weil alle
anderen Verlage sein neues Buch wegen seiner Brisanz abgelehnt haben, den
„Frieden-Freiheit-Wahrheit-Verlag“.
Beeindruckt hat mich, dass der junge
Banker schon 1999 von einer „Zeitenwende“ gesprochen hat, die notwendig sei. In
dem Augenblick, als er das Wort sagte, leuchtete in meinem Inneren etwas auf, was
ich nur schwer erklären kann. Es war mir, als sei dieser am 18. März 1973 geborene
junge Mann ein ehemaliger Schüler Rudolf Steiners, der – vielleicht ohne es zu wissen
– die wesentlichen Fragen stellt und da weiter macht, wo der Geistesforscher 1916/17
mit seinen „Zeitgeschichtlichen Betrachtungen“ geendet hatte.
Überhaupt nicht erstaunt bin ich,
als ich dann erfahre, dass Thorsten Schulte schon einmal mit Willy Wimmer auf einem
Podium saß und beide vor der Gefahr einer möglichen totalitären Weltregierung warnten,
wenn man weiter daran arbeiten würde, die Nationalstaaten abzuschaffen.
Man muss kein Nationalist sein, wenn
man so spricht.
Willy Wimmer erklärt in seinem Buch
„Und immer wieder Versailles“ an mehreren Stellen, dass er die Idee von Europa gut
finde, aber er betont dabei auch immer, dass er die ursprünglich von Adenauer und
De Gaulle propagierte Idee eines „Europas der Vaterländer“ damit meint und nicht
eine von Brüssel regierte „Europäische Union“, deren Kommissare demokratisch gar
nicht legitimiert sind, über die einzelnen Mitgliedsstaaten zu bestimmen.
[2] Zum
Beispiel den „Hit“ von Klaus Lage „Tausendmal berührt“
[3] Unter
anderem von Wolf Biermann
[4] „Meine
schönsten Skandale“
[5] Die Welt
schrieb im Jahre 2018: „Der ehemalige Stasispitzel Diether Dehm, der mit
Antisemiten und Reichsbürgern verkehrt, ist das wahre Gesicht der Linkspartei,
so wie Björn Höcke für die AfD“. Eine schlimmere Diffamierung dieses Mannes
kann man sich kaum vorstellen. Damit wäre ein weniger kämpferischer Typ
eigentlich öffentlich erledigt.
[6] Es kann
sein, dass mir hier eine Verwechslung unterläuft. Vielleicht meine ich Rolf
Henrichs Buch „Der vormundschaftliche Staat“, das 1989 erschien, und in dem der
Autor offenbar auch Ideen von Rudolf Bahro aufgreift. Jedenfalls würde es sich
lohnen, sich mit diesen beiden DDR-Autoren einmal eingehender
auseinanderzusetzen.
[7] Genau
diese Stelle hörte ich gestern während der Fahrt im Autoradio (Minute 00:21:10)
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