Mittwoch, 13. September 2017

Partei-Meinungen und die tieferen Schichten der menschlichen Seele

Mich bewegen so viele Fragen und Einsichten, dass ich wieder einmal alles andere liegen lasse und versuche, durch das Schreiben mehr Klarheit in den „Komplex“ zu bekommen.
Gestern Abend habe ich – nach dem Kurs in Crailsheim – die Dokumentation über Billy Wilder in der Arte-Mediathek angeschaut, die am Sonntagabend nach „El Dorado“ ausgestrahlt wurde. Am Sonntag war ich so müde, dass ich nicht einmal den Western-Klassiker zu Ende angeschaut habe. Das 90-minütige Porträt von Andre Schäfer und Jascha Hannover aus dem Jahre 2016 trägt den Titel „Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder“.
Ich habe Billy Wilders Filme, angefangen mit „Ariane – Liebe am Nachmittag“ immer geliebt. Ich habe auch die meisten seiner Filme gesehen, beziehungsweise auf DVD. Einen, den ich noch nicht gesehen habe, ist „Stalag 17“, der von der Flucht von amerikanischen GIs aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg handelt. Genau dieser Film könnte aber etwas tiefer in die Seele dieses 1933 vor den Nazis geflohenen jüdischen Drehbuchautors („Ninotschka“) und Regisseurs blicken lassen.
Am Montagabend habe ich nach dem UFA-Film „Die Glückskinder“ (Deutschland 1936) – ebenfalls im Internet – die Sendung „Ken Jebsen Live“ angeschaut, in der vier ausgewiesene Experten, darunter Daniele Ganser und Matthias Bröckers,  zu den Hintergründen des 11. Septembers 2001 über zwei Stunden lang diskutierten. Dabei erfuhr ich wieder sehr viele Einzelheiten, die mir bis dahin nur halb oder gar nicht bekannt waren. 
Ich hatte ja alle meine Bücher zu diesem Komplex im August 2013 in den Altpapiercontainer geworfen, weil ich mich nicht mehr mit „Verschwörungstheorien“ beschäftigten wollte. Ich spürte damals, dass die Beschäftigung damit auch eine Gefahr für mich bedeutete. Ich konnte all diesen Dingen, die dort aufgezeigt wurden, mit meinem „Kinderglauben“ noch nicht begegnen, ohne Angst zu bekommen. Sie erzeugten in mir eine Art Verfolgungswahn und trugen dazu bei, dass ich wieder einmal in der Psychiatrie landete.
Inzwischen ist es anders.
Indem ich nun die Informationen aus dieser Literatur „dosiere“, gleichzeitig meinen Beruf ausübe und außerdem eine eher rationale Frau an meiner Seite habe, die jede Art von Aberglauben ablehnt, kann ich ruhiger und gelassener mit diesen Dingen umgehen.
Da ich nun auch Rentner bin und keine beruflichen Nachteile mehr zu befürchten habe, kann ich darüber offen nachdenken und sogar offen schreiben und veröffentlichen, ohne um meinen Ruf besorgt sein zu müssen.
Ich halte nicht das Geringste von „Hetze“ und „Verhetzung“, ich formuliere auch trotz manchmal aufsteigen wollender Empörung und sogar Wut keine „Hasspredigten“, sondern versuche die Dinge rein phänomenologisch zu betrachten, also nach goetheanistischer Methode.
Dabei ist mir durchaus bewusst, dass ich mich dabei mit dem „heikelsten“ Thema beschäftige, mit dem sich ein Deutscher nur beschäftigen kann. Deswegen meide ich auch deutsche Literatur zu diesem Komplex, sondern bevorzuge jüdische (zum Beispiel Norman G. Finkelstein, „Die Holocaust-Industrie“, Gerard Menuchin, „Tell the Truth and Shame the Devil“, Israel Schahak, „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion,  Ilan Pappe, „Die ethnische Säuberung Palästinas“ oder die Veröffentlichungen von Eva Hecht-Gallinski), britisch-amerikanische (zum Beispiel James Barr, „A Line in the Sand – Britain, France and the Struggle, that shaped the Middle East“, Alison Weir, „Against our better Judgement – The Hidden History of How the U.S. was Used to Create Israel“, John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt „Die Israel Lobby – Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird“, Robert A. Rockaway, „Meyer Lansky, Bugsy Siegel & Co – Lebensgeschichten jüdischer Gangster in den USA“, Benton L. Bradberry, „The Myth of German Villainy“ und Dennis McDougal, „The Last Mogul – Leon Wasserman, MCA and the Hidden History of Hollywood“) und seit neuestem auch russische (zum Beispiel Fjodor Dostojewski „Die Dämonen“, Wladimir Solowiev, „Kurze Erzählung vom Antichrist“, Andrej Beli „Sankt Petersburg“, Edward Radsinski, „Nikolaus II.“).
Leitfaden bei all meinen Überlegungen bleiben jedoch Rudolf Steiner und seine geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnisse, soweit sie mir bisher „zugeflogen“ sind. Ich studiere sie nicht systematisch oder krampfhaft, sondern halte es mit Rilke, der in einem seiner schönsten Gedichte sagt: „Und wie eine Braut, kommt jedem das Ding, das er will“.
Auch suche ich nicht absichtlich nach „schwarzen Schafen“, halte auch nichts von einer „jüdischen Weltverschwörung“, sondern versuche, das Phänomen von seiner spirituellen Seite her zu erfassen. Dabei steht ein Wort von Goethe aus „Faust I“ wie ein Motto über allem, was ich schreibe:
Der Dichter lässt Gottvater im „Prolog im Himmel“ sprechen:
„Ich habe deinesgleichen nie gehasst./ Von allen Geistern, die verneinen/Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last./ Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen, / er liebt sich bald die unbedingte Ruh;/ Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu,/ Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“
Vor hundert Jahren „offenbarte“ Rudolf Steiner den Mitgliedern der anthroposophischen Gesellschaft eine spirituelle Tatsache, die er geistig erforscht hatte. Vom 29. September bis zum 28. Oktober 1917 hielt er in Dornach vierzehn Vorträge, die 1966 zum ersten Mal in der Gesamtausgabe unter dem Titel „Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt – Der Sturz der Geister der Finsternis“ veröffentlicht wurden. In diesen Vorträgen „berichtete“ er, dass in den Jahren 1842 bis 1879 in der unmittelbar über der Erdenwelt angrenzenden geistigen Welt, also „im Himmel“[1] ein geistiger Kampf stattgefunden habe. Es war ein Kampf zwischen dem Erzengel Michael und seinen Scharen und dem Widersachergeist Ahriman und seinen Scharen. Der Geisteskampf endete mit dem „Sturz der Geister der Finsternis“ auf „die Erde“ im November 1879.
Seitdem vermögen die „Dämonen“, wie der feinsinnige russische Dichter Fedor Dostojewski bereits 1873 beschrieb, in den menschlichen Seelen wirken, das heißt auf der Erde wirksam werden.
Um diese Tatsache nachzuweisen, könnte man viel Material beisteuern. An dieser Aufgabe arbeite ich. Dabei sind vor allem die Biographien von Richard Wagner und Friedrich Nietzsche, ihre ursprüngliche Freundschaft und spätere Gegnerschaft zu beachten, aber auch die Biographien des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson oder des deutschen Kaisers Wilhelm II., sowie die Biographien von Karl Marx, Lenin und Trotzki[2].
Ungefähr zwei Jahre später, im Oktober, November und Dezember 1919  „enthüllt“ Rudolf Steiner eine weitere wichtige spirituelle Tatsache. In seinen Vorträgen aus dieser Zeit spricht er – auf die nicht allzu ferne Zukunft deutend – von einer bevorstehenden, einmaligen fleischlichen Inkarnation des geistigen Widersacher-Wesens Ahriman.
Seit der Veröffentlichung des Bestseller-Romans „Rosemarys Baby“ von Ira Levin am 12. März 1967, der ein Geschehen aus dem Jahre 1966 so realistisch schildert, dass nicht wenige es für Wirklichkeit nahmen, erscheint die Fiktion, dass sich „der Teufel“ in unserer Zeit inkarniert, bis heute geradezu inflationär in Romanen und Filmen, wobei die „Visionen“ immer gruseliger werden.
In seinen Vorträgen geht Rudolf Steiner auch auf die Strategien ein, deren sich Ahriman als Vorbereitung auf seine Inkarnation bedienen wird und bereits bedient.
Über eine dieser Strategien spricht er zum Beispiel in seinem Vortrag vom 27. Oktober 1919 in Zürich, der Stadt, in der noch zwei Jahre zuvor Wladimir Ilijitsch Uljanow, genannt Lenin, und einige seiner Freunde im Exil lebten. Nachdem er zuerst über die Verbreitung von „Illusionen“ als dem wichtigsten Mittel Ahrimans[3] gesprochen hat, spricht er nun über das „zweite Mittel“, das mich im Augenblick besonders „angeht“:
„Das andere Mittel, das zweite Mittel, das er hat, ist: alles das zu schüren, was die Menschen heute in Gruppen, in kleine Gruppen zerteilt, die sich gegenseitig befehden. Sie brauchen bloß in der Gegenwart auf das Parteiwesen, auf das sich befehdende Parteiwesen hinzusehen, und Sie werden finden – wenn Sie nur unbefangen sind, können Sie das anerkennen – dass diese sich befehdenden Parteien eigentlich aus der bloßen Menschennatur heraus wahrhaftig nicht zu erklären sind. Wenn die Menschen einmal ehrlich gerade diesen sogenannten Weltkrieg aus den menschlichen Disharmonien werden erklären wollen, dann werden sie eben einsehen, dass sie mit dem, was sie in der physischen Menschheit finden, ihn nicht erklären können. Gerade da zeigt es sich so deutlich, wie außersinnliche Mächte hereingewirkt haben, gerade ahrimanische Mächte.
Aber diese ahrimanischen Mächte sind ja überall wirksam, wo sich Disharmonien zwischen Menschengruppen bilden. Worauf beruht denn das Meiste, was hier in Betracht kommt? Gehen wir von einem ganz charakteristischen Beispiel aus. Das moderne Proletariat hat seinen Karl Marx gehabt. Lernen Sie genau erkennen, wie die Lehre von Karl Marx sich im modernen Proletariat ausgebreitet hat, und sehen Sie die schier ins Endlose gehende, ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus an. Die heute sonst übliche Art von wissenschaftlicher Betrachtung finden Sie darin in ausgesprochenem Maße angewendet, alles streng bewiesen, so streng bewiesen, dass auch schon manche Leute, von denen man es gar nicht angenommen hätte, auf den Marxismus hereingefallen sind.
Wie war denn eigentlich das Schicksal des Marxismus? Zunächst, nicht wahr, breitete sich der Marxismus im Proletariat aus. Von der Universitätswissenschaft wurde er streng abgewiesen. Heute sind schon eine Anzahl von Universitätswissenschaftlern da, die sich der Logik des Marxismus nicht mehr entziehen, die ihn anerkennen, die gar nicht mehr aus ihm herauskommen können, weil es sich in der Literatur allmählich herausgestellt hat, dass die Schlussfolgerungen sehr fein stimmen, dass man mit der gegenwärtigen wissenschaftlichen Gesinnung und Vorstellungsart diesen Marxismus ganz fein säuberlich beweisen kann. Die bürgerlichen Kreise haben nur keinen Karl Marx gehabt, der ihnen das Gegenteil bewiesen hätte, denn genau ebenso wie man beweisen kann den ideologischen Charakter von Recht, Sitte und so weiter, die Theorie vom Mehrwert und die materialistische Geschichtsforschung vom marxistischen Standpunkt aus, so kann man von allen diesen Dingen ganz genau ebenso exakt das Gegenteil beweisen. Es wäre durchaus möglich, dass ein bürgerlicher, ein Bourgeois-Marx genau das Gegenteil in derselben strengen Weise bewiesen hätte. Und da ist nicht einmal irgendein Humbug oder Schwindel dabei. Die Beweise würden restlos klappen. (…)
… man kann gegeneinander kämpfen mit denselben guten Standpunkten, weil der heutige Intellektualismus in einer oberen Schicht der Wirklichkeit ist und nicht in die Tiefen des Seins hinuntergeht. Und so ist es auch mit den Parteimeinungen. Wer das nicht durchschaut, sondern sich einfach aufnehmen lässt durch seine Erziehung, Vererbung, durch seine Staats- und anderen Lebensverhältnisse in einen gewissen Parteikreis, der glaubt, wie er meint, ehrlich an die Beweiskraft desjenigen, was in dieser Partei ist, in die er hineingerutscht ist, hineingeschlittert ist, wie man in der deutschen Sprache zuweilen auch sagt. Und dann, dann kämpft er gegen einen Anderen, der in eine andere Partei hineingeschlittert ist. Und der Eine hat ebenso gut recht wie der Andere.
Das ruft über die Menschheit hin ein Chaos und eine Verwirrung hervor, die nach und nach immer größer und größer werden können, wenn die Menschheit das nicht durchschaut. Und diese Verwirrung ist wiederum eine solche, die die ahrimanische Macht benützt, um den Triumph ihrer Inkarnation vorzubereiten (…)“[4]




[1] Rudolf Steiner sieht „den Himmel“ sehr differenziert. Aus seinen in sich absolut stimmigen und mit esoterischen Traditionen des Mittelalters (Dionysos Areopagita) übereinstimmenden Forschungen sind „die Himmel“, die man sich keinesfalls räumlich vorstellen sollte, belebt von unzähligen geistigen Wesen, die streng hierarchisch geordnet sind.
[2] Darüber möchte ich, ausgehend von den Mitteilungen Rudolf Steiners vor allem im neunten Vortrag seines Zyklus (vom 14. Oktober 1917), auf meinem Weblog „Johannes Stürmer Kommentare zum Zeitgeschehen“ schreiben.
[3] In diesem Zusammenhang sind all meine Beiträge zur „Traumfabrik“ Hollywood in meinem Weblog „Johannes Stürmer Filmkritik“ zu sehen.
[4] Aus „Die Vorträge über Ahrimans Inkarnation im Westen aus dem Jahre 1919“, herausgegeben von Thomas Meyer, Perseus-Verlag, Basel 2016, S 24 – 26.

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