Mich bewegen so viele Fragen und
Einsichten, dass ich wieder einmal alles andere liegen lasse und versuche,
durch das Schreiben mehr Klarheit in den „Komplex“ zu bekommen.
Gestern Abend habe ich – nach dem
Kurs in Crailsheim – die Dokumentation über Billy Wilder in der Arte-Mediathek angeschaut,
die am Sonntagabend nach „El Dorado“ ausgestrahlt wurde. Am Sonntag war ich so
müde, dass ich nicht einmal den Western-Klassiker zu Ende angeschaut habe. Das
90-minütige Porträt von Andre Schäfer und Jascha Hannover aus dem Jahre 2016
trägt den Titel „Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder“.
Ich habe Billy Wilders Filme,
angefangen mit „Ariane – Liebe am Nachmittag“ immer geliebt. Ich habe auch die
meisten seiner Filme gesehen, beziehungsweise auf DVD. Einen, den ich noch
nicht gesehen habe, ist „Stalag 17“, der von der Flucht von amerikanischen GIs
aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg handelt. Genau
dieser Film könnte aber etwas tiefer in die Seele dieses 1933 vor den Nazis
geflohenen jüdischen Drehbuchautors („Ninotschka“) und Regisseurs blicken
lassen.
Am Montagabend habe ich nach dem UFA-Film „Die
Glückskinder“ (Deutschland 1936) – ebenfalls im Internet – die Sendung „Ken Jebsen Live“
angeschaut, in der vier ausgewiesene Experten, darunter Daniele Ganser und
Matthias Bröckers, zu den Hintergründen
des 11. Septembers 2001 über zwei Stunden lang diskutierten. Dabei erfuhr ich
wieder sehr viele Einzelheiten, die mir bis dahin nur halb oder gar nicht
bekannt waren.
Ich hatte ja alle meine Bücher zu diesem Komplex im August 2013 in den Altpapiercontainer geworfen, weil ich mich nicht mehr mit
„Verschwörungstheorien“ beschäftigten wollte. Ich spürte damals, dass die
Beschäftigung damit auch eine Gefahr für mich bedeutete. Ich konnte all diesen
Dingen, die dort aufgezeigt wurden, mit meinem „Kinderglauben“ noch nicht
begegnen, ohne Angst zu bekommen. Sie erzeugten in mir eine Art Verfolgungswahn
und trugen dazu bei, dass ich wieder einmal in der Psychiatrie landete.
Inzwischen ist es anders.
Indem ich nun die Informationen
aus dieser Literatur „dosiere“, gleichzeitig meinen Beruf ausübe und außerdem
eine eher rationale Frau an meiner Seite habe, die jede Art von Aberglauben
ablehnt, kann ich ruhiger und gelassener mit diesen Dingen umgehen.
Da ich nun auch Rentner bin und
keine beruflichen Nachteile mehr zu befürchten habe, kann ich darüber offen
nachdenken und sogar offen schreiben und veröffentlichen, ohne um meinen Ruf
besorgt sein zu müssen.
Ich halte nicht das Geringste von
„Hetze“ und „Verhetzung“, ich formuliere auch trotz manchmal aufsteigen wollender
Empörung und sogar Wut keine „Hasspredigten“, sondern versuche die Dinge rein
phänomenologisch zu betrachten, also nach goetheanistischer Methode.
Dabei ist mir durchaus bewusst,
dass ich mich dabei mit dem „heikelsten“ Thema beschäftige, mit dem sich ein
Deutscher nur beschäftigen kann. Deswegen meide ich auch deutsche Literatur zu
diesem Komplex, sondern bevorzuge jüdische (zum Beispiel Norman G. Finkelstein,
„Die Holocaust-Industrie“, Gerard Menuchin, „Tell the Truth and Shame the
Devil“, Israel Schahak, „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion, Ilan Pappe, „Die ethnische Säuberung
Palästinas“ oder die Veröffentlichungen von Eva Hecht-Gallinski), britisch-amerikanische
(zum Beispiel James Barr, „A Line in the Sand – Britain, France and the Struggle,
that shaped the Middle East“, Alison Weir, „Against our better Judgement – The Hidden
History of How the U.S. was Used to Create Israel“, John J. Mearsheimer und
Stephen M. Walt „Die Israel Lobby – Wie die amerikanische Außenpolitik
beeinflusst wird“, Robert A. Rockaway, „Meyer Lansky, Bugsy Siegel & Co –
Lebensgeschichten jüdischer Gangster in den USA“, Benton L. Bradberry, „The
Myth of German Villainy“ und Dennis McDougal, „The Last Mogul – Leon Wasserman,
MCA and the Hidden History of Hollywood“) und seit neuestem auch russische (zum
Beispiel Fjodor Dostojewski „Die Dämonen“, Wladimir Solowiev, „Kurze Erzählung
vom Antichrist“, Andrej Beli „Sankt Petersburg“, Edward Radsinski, „Nikolaus
II.“).
Leitfaden bei all meinen Überlegungen
bleiben jedoch Rudolf Steiner und seine geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnisse,
soweit sie mir bisher „zugeflogen“ sind. Ich studiere sie nicht systematisch
oder krampfhaft, sondern halte es mit Rilke, der in einem seiner schönsten Gedichte sagt: „Und wie eine Braut, kommt jedem
das Ding, das er will“.
Auch suche ich nicht absichtlich
nach „schwarzen Schafen“, halte auch nichts von einer „jüdischen
Weltverschwörung“, sondern versuche, das Phänomen von seiner spirituellen Seite
her zu erfassen. Dabei steht ein Wort von Goethe aus „Faust I“ wie ein Motto
über allem, was ich schreibe:
Der Dichter lässt Gottvater im
„Prolog im Himmel“ sprechen:
„Ich habe deinesgleichen nie
gehasst./ Von allen Geistern, die verneinen/Ist mir der Schalk am wenigsten zur
Last./ Des Menschen Tätigkeit kann allzuleicht erschlaffen, / er liebt sich bald
die unbedingte Ruh;/ Drum geb‘ ich gern ihm den Gesellen zu,/ Der reizt und
wirkt und muss als Teufel schaffen.“
Vor hundert Jahren „offenbarte“
Rudolf Steiner den Mitgliedern der anthroposophischen Gesellschaft eine
spirituelle Tatsache, die er geistig erforscht hatte. Vom 29. September bis zum
28. Oktober 1917 hielt er in Dornach vierzehn Vorträge, die 1966 zum ersten Mal
in der Gesamtausgabe unter dem Titel „Die spirituellen Hintergründe der äußeren
Welt – Der Sturz der Geister der Finsternis“ veröffentlicht wurden. In diesen
Vorträgen „berichtete“ er, dass in den Jahren 1842 bis 1879 in der unmittelbar
über der Erdenwelt angrenzenden geistigen Welt, also „im Himmel“[1] ein
geistiger Kampf stattgefunden habe. Es war ein Kampf zwischen dem Erzengel
Michael und seinen Scharen und dem Widersachergeist Ahriman und seinen Scharen.
Der Geisteskampf endete mit dem „Sturz der Geister der Finsternis“ auf „die
Erde“ im November 1879.
Seitdem vermögen die „Dämonen“,
wie der feinsinnige russische Dichter Fedor Dostojewski bereits 1873 beschrieb,
in den menschlichen Seelen wirken, das heißt auf der Erde wirksam werden.
Um diese Tatsache nachzuweisen,
könnte man viel Material beisteuern. An dieser Aufgabe arbeite ich. Dabei sind
vor allem die Biographien von Richard Wagner und Friedrich Nietzsche, ihre
ursprüngliche Freundschaft und spätere Gegnerschaft zu beachten, aber auch die
Biographien des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson oder des deutschen
Kaisers Wilhelm II., sowie die Biographien von Karl Marx, Lenin und Trotzki[2].
Ungefähr zwei Jahre später, im
Oktober, November und Dezember 1919 „enthüllt“
Rudolf Steiner eine weitere wichtige spirituelle Tatsache. In seinen Vorträgen
aus dieser Zeit spricht er – auf die nicht allzu ferne Zukunft deutend – von
einer bevorstehenden, einmaligen fleischlichen Inkarnation des geistigen Widersacher-Wesens
Ahriman.
Seit der Veröffentlichung des
Bestseller-Romans „Rosemarys Baby“ von Ira Levin am 12. März 1967, der ein
Geschehen aus dem Jahre 1966 so realistisch schildert, dass nicht wenige es für
Wirklichkeit nahmen, erscheint die Fiktion, dass sich „der Teufel“ in unserer
Zeit inkarniert, bis heute geradezu inflationär in Romanen und Filmen, wobei
die „Visionen“ immer gruseliger werden.
In seinen Vorträgen geht Rudolf
Steiner auch auf die Strategien ein, deren sich Ahriman als Vorbereitung auf
seine Inkarnation bedienen wird und bereits bedient.
Über eine dieser Strategien
spricht er zum Beispiel in seinem Vortrag vom 27. Oktober 1919 in Zürich, der
Stadt, in der noch zwei Jahre zuvor Wladimir Ilijitsch Uljanow, genannt Lenin,
und einige seiner Freunde im Exil lebten. Nachdem er zuerst über die
Verbreitung von „Illusionen“ als dem wichtigsten Mittel Ahrimans[3]
gesprochen hat, spricht er nun über das „zweite Mittel“, das mich im Augenblick
besonders „angeht“:
„Das andere Mittel, das zweite
Mittel, das er hat, ist: alles das zu schüren, was die Menschen heute in
Gruppen, in kleine Gruppen zerteilt, die sich gegenseitig befehden. Sie
brauchen bloß in der Gegenwart auf das Parteiwesen, auf das sich befehdende Parteiwesen
hinzusehen, und Sie werden finden – wenn Sie nur unbefangen sind, können Sie
das anerkennen – dass diese sich befehdenden Parteien eigentlich aus der bloßen
Menschennatur heraus wahrhaftig nicht zu erklären sind. Wenn die Menschen
einmal ehrlich gerade diesen sogenannten Weltkrieg aus den menschlichen
Disharmonien werden erklären wollen, dann werden sie eben einsehen, dass sie
mit dem, was sie in der physischen Menschheit finden, ihn nicht erklären
können. Gerade da zeigt es sich so deutlich, wie außersinnliche Mächte
hereingewirkt haben, gerade ahrimanische Mächte.
Aber diese ahrimanischen Mächte
sind ja überall wirksam, wo sich Disharmonien zwischen Menschengruppen bilden.
Worauf beruht denn das Meiste, was hier in Betracht kommt? Gehen wir von einem
ganz charakteristischen Beispiel aus. Das moderne Proletariat hat seinen Karl
Marx gehabt. Lernen Sie genau erkennen, wie die Lehre von Karl Marx sich im
modernen Proletariat ausgebreitet hat, und sehen Sie die schier ins Endlose
gehende, ins Unermessliche gehende Literatur des Marxismus an. Die heute sonst
übliche Art von wissenschaftlicher Betrachtung finden Sie darin in
ausgesprochenem Maße angewendet, alles streng bewiesen, so streng bewiesen,
dass auch schon manche Leute, von denen man es gar nicht angenommen hätte, auf
den Marxismus hereingefallen sind.
Wie war denn eigentlich das
Schicksal des Marxismus? Zunächst, nicht wahr, breitete sich der Marxismus im
Proletariat aus. Von der Universitätswissenschaft wurde er streng abgewiesen.
Heute sind schon eine Anzahl von Universitätswissenschaftlern da, die sich der
Logik des Marxismus nicht mehr entziehen, die ihn anerkennen, die gar nicht
mehr aus ihm herauskommen können, weil es sich in der Literatur allmählich
herausgestellt hat, dass die Schlussfolgerungen sehr fein stimmen, dass man mit
der gegenwärtigen wissenschaftlichen Gesinnung und Vorstellungsart diesen
Marxismus ganz fein säuberlich beweisen kann. Die bürgerlichen Kreise haben nur
keinen Karl Marx gehabt, der ihnen das Gegenteil bewiesen hätte, denn genau
ebenso wie man beweisen kann den ideologischen Charakter von Recht, Sitte und
so weiter, die Theorie vom Mehrwert und die materialistische
Geschichtsforschung vom marxistischen Standpunkt aus, so kann man von allen
diesen Dingen ganz genau ebenso exakt das Gegenteil beweisen. Es wäre durchaus
möglich, dass ein bürgerlicher, ein Bourgeois-Marx genau das Gegenteil in
derselben strengen Weise bewiesen hätte. Und da ist nicht einmal irgendein
Humbug oder Schwindel dabei. Die Beweise würden restlos klappen. (…)
… man kann gegeneinander kämpfen
mit denselben guten Standpunkten, weil der heutige Intellektualismus in einer
oberen Schicht der Wirklichkeit ist und nicht in die Tiefen des Seins
hinuntergeht. Und so ist es auch mit den Parteimeinungen. Wer das nicht
durchschaut, sondern sich einfach aufnehmen lässt durch seine Erziehung,
Vererbung, durch seine Staats- und anderen Lebensverhältnisse in einen gewissen
Parteikreis, der glaubt, wie er meint, ehrlich an die Beweiskraft desjenigen,
was in dieser Partei ist, in die er hineingerutscht ist, hineingeschlittert ist,
wie man in der deutschen Sprache zuweilen auch sagt. Und dann, dann kämpft er
gegen einen Anderen, der in eine andere Partei hineingeschlittert ist. Und der
Eine hat ebenso gut recht wie der Andere.
Das ruft über die Menschheit hin
ein Chaos und eine Verwirrung hervor, die nach und nach immer größer und größer
werden können, wenn die Menschheit das nicht durchschaut. Und diese Verwirrung
ist wiederum eine solche, die die ahrimanische Macht benützt, um den Triumph
ihrer Inkarnation vorzubereiten (…)“[4]
[1] Rudolf
Steiner sieht „den Himmel“ sehr differenziert. Aus seinen in sich absolut
stimmigen und mit esoterischen Traditionen des Mittelalters (Dionysos
Areopagita) übereinstimmenden Forschungen sind „die Himmel“, die man sich
keinesfalls räumlich vorstellen sollte, belebt von unzähligen geistigen Wesen,
die streng hierarchisch geordnet sind.
[2] Darüber möchte ich, ausgehend von den
Mitteilungen Rudolf Steiners vor allem im neunten Vortrag seines Zyklus (vom
14. Oktober 1917), auf meinem Weblog „Johannes Stürmer Kommentare zum
Zeitgeschehen“ schreiben.
[3] In
diesem Zusammenhang sind all meine Beiträge zur „Traumfabrik“ Hollywood in
meinem Weblog „Johannes Stürmer Filmkritik“ zu sehen.
[4] Aus „Die
Vorträge über Ahrimans Inkarnation im Westen aus dem Jahre 1919“, herausgegeben
von Thomas Meyer, Perseus-Verlag, Basel 2016, S 24 – 26.
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