Donnerstag, 5. September 2019

Ideen für den Frieden in einer ideenlosen Zeit


Fidus (1868 - 1948): Lichtgebet (1913)

Als ich gestern Morgen vor meinem Laptop saß, bemerkte ich, dass ich an einer Stelle auf dem Bildschirm nur einen weißen Fleck sah. Ich nahm also einen Termin beim Augenarzt. Gestern Nachmittag, nach dem Kurs in Sulzdorf, den ich seit Dienstag wieder aufgenommen habe, war ich also beim Augenarzt und habe verstanden, dass meine Augen überanstrengt sind. 
Ich war erstaunt, als ich den Augenarzt sah: es war ein junger Afrikaner. Er sprach perfekt Deutsch und machte einen vollkommen kompetenten Eindruck. Und doch war ich im ersten Augenblick, als ich ihn sah, von meinen eigenen Vorurteilen gefangen. Es war mir geradezu peinlich: aber durch meine negativen Erfahrungen mit schwarzen Kursteilnehmern fällt es mir schwer zu glauben, dass es auch ehrliche und fleißige Afrikaner gibt. In diesem Augenarzt habe ich offenbar einen getroffen.
Im Grunde tun mir die Afrikaner unendlich leid. Sie mussten in der Geschichte so viel Leid erdulden und die Flüchtlinge, die versuchen, ihre Heimat, in der sie keine Chancen sehen, in Richtung des „gelobten Landes“ zu verlassen, nehmen unendliches Leid, ja sogar den Tod durch Ertrinken im Mittelmeer oder in den Folterkammern des von Amerikanern, Franzosen und Engländern in die Steinzeit zurückgebombten Fail States Libyen in Kauf, nur um aus der „Hölle“ zu entkommen, in die sie durch Geburt geraten sind.
Auch die Afrikaner müssen offenbar leiden, genau wie die Russen.
Ich weiß nicht, welches höhere Geistesglied bei den Afrikanern aus dem Leid „geboren“ werden soll – ich glaube, Rudolf Steiner hat darüber nichts mitgeteilt – aber ich weiß, dass aus dem Leid des russischen Volkes eines Tages das Geistselbst hervorgehen wird, das nächsthöhere Wesensglied des Menschen, das er in der sechsten nachatlantischen Kulturepoche entwickeln kann.
Ich las gestern die Mitschrift des Vortrages, den Peter Tradowsky am letzten Tag des Wittener Kongresses zur Völkerverständigung am 1. November 1983 über „Das Schicksal Russlands und seine zukünftige Kultur“ gehalten hat. Es ist der vorletzte von neun Vorträgen, die in dem Fischer-Taschenbuch „Europa und sein Genius“, das im Januar 1986 in der damals recht populären Reihe „Perspektiven der Anthroposophie“ erschien, veröffentlicht wurden.
Ausgangspunkt dieser Großveranstaltung in der Stadt, in der in jenen Jahren die Gründung der ersten freien Universität vorbereitet wurde, war eine wichtige und wahre Aussage Rudolf Steiners, die Heinz Eckhoff, der Herausgeber der damals gehaltenen Vorträge (und mein Ex-Kollege an der Heidenheimer Waldorfschule), in seinem Einleitungsreferat noch einmal wiederholt:
„Zum Kriegeführen und zu Revolutionen braucht man keine Ideen. Um den Frieden zu halten, braucht man Ideen, sonst kommen Kriege und Revolutionen. Das ist ein spiritueller Zusammenhang. Und alle Deklamationen über den Frieden nutzen nichts, wenn nicht diejenigen, die die Geschicke der Völker zu leiten haben, sich bemühen, gerade in Friedenszeiten Ideen zu haben. Wird eine Zeit ideenarm, so schwindet aus dieser Zeit der Friede.“ (S 10)
Natürlich meint Rudolf Steiner hier nicht irgendwelche x-beliebigen Ideen, etwa intellektuelle Spekulationen, sondern ganz konkrete geistig-spirituelle Wahrheiten, wie er sie zum Beispiel in seinen Vorträgen über die „Mission der einzelnen Volksseelen“ im Jahre 1910 mitgeteilt hat.
Leider haben die meisten Menschen heute keinen realen Begriff mehr von „Volksseelen“ und „Zeitgeistern“. Rudolf Steiner hat als erster enthüllt, dass es sich dabei um real existierende geistige Wesen handelt, mit denen die Menschheit zu rechnen hat. Je bewusster sich die Staatsoberhäupter, die die „Geschicke der Völker zu leiten haben“ der Wirksamkeit dieser geistigen Wesen sind, desto besser können sie den Frieden bewahren.
Leider gab es auf dem letzten Gipfeltreffen jener Männer und Frauen in dem atlantischen Badeort Biarritz – so viel ich aus den Medien mitbekommen habe – keine solchen Ideen.
Von Männern wie Trump erwarte ich auch nicht einmal Ideen. Er möchte nur „Deals“ machen und betreibt Politik wie ein Westernheld: aus der Hüfte heraus oder wie ein Pokerspieler.
Die Ideen, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Europa hatte, sind wirkungslos verklungen, weil sie nur dem entsprachen, was Rudolf Steiner „Deklamationen“ nannte.
Und die deutsche Bundeskanzlerin?
Sie regiert seit 18 Jahren völlig ideenlos, genau wie ihr Ziehvater Helmut Kohl. Diese Ideenlosigkeit der beiden Lenker Deutschlands hat sich vor allem in der Behandlung der Menschen in der ehemaligen DDR erwiesen, die einfach mit der gesamten maroden Konkursmasse eines gescheiterten „sozialistischen Experiments“ vom kapitalistischen, mit den USA verbündeten Westdeutschland „übernommen“ wurde.
Diese Ideenlosigkeit rächt sich nun, indem sich überaus viele Menschen bei den eben stattgefundenen Landtagswahlen in den neuen Bundesländern Sachsen und Brandenburg eher von der „Alternative für Deutschland“ vertreten fühlten als von der Merkel- oder Schröderpartei. Die Menschen im Osten fühlen sich betrogen und wachen nun auf. Dass sie zum Teil aus Protest von einer linken auf eine rechte Ideologie umgeschwenkt sind, ist die eigentliche Tragik.
Kaum ein Mensch macht sich heute bewusst, welche geistige Signatur Mitteleuropa in Wirklichkeit hat, was den deutschsprechenden Teil dieses Erdgebietes anbelangt. Dieses Mitteleuropa hat im Gegensatz zu Frankreich und Großbritannien nie einen Einheitsstaat hervorgebracht und wo es ihn anstrebte, wie 1871 in der Gründung des Bismarck-Reiches oder gar in der Installation des Dritten Reiches, war es nur von kurzer Dauer. Beide „Reiche“ sind in zwei verheerenden Weltkriegen untergegangen. Das zweite Kaiserreich war auf „Blut und Eisen“ als tragenden „Ideen“ aufgebaut, das „Dritte Reich“ auf „Blut und Boden“ und einem übersteigerten Nationalismus: „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“
Beide Regimes verleugneten die von den Volksgeistern intendierte Mission des deutschen Volkes.
Geistig gesehen entsprachen Mitteleuropa und seine deutschsprechende Bevölkerung immer einer Dreigliederung: Abgesehen von der Schweiz, die sich seit 1499 aus dem Reichsverbund herausgelöst hatte und eine ganz eigene Entwicklung durchmachte, bestand „Großdeutschland“ immer aus drei Teilen: der eine Pol wurde bestimmt von dem vorwiegend protestantischen Preußen, in dem die industrielle Revolution zuerst Fuß fassen konnte. Der andere Pol war das katholische Österreich, das vorwiegend agrarisch bestimmt war. Als vermittelnde dritte Kraft gab es die kleineren Staaten von Sachsen bis Baden, in denen sich eine ganz eigene Struktur, die man heute föderalistisch nennen würde, abzeichnete.
Diese organisch gewachsene Volksgemeinschaft wurde in den vergangenen 150 Jahren aufgelöst. Dieser Prozess hält bis heute an und wird noch durch die unkontrollierte Zuwanderung von Flüchtlingen aus ganz anderen Volks-, Kultur- und Religionszusammenhängen verschärft.
Sicher hat auch diese historische Entwicklung einen Sinn, aber sie birgt auch eine Gefahr in sich, wenn es an Ideen mangelt, wie man diese Menschen integrieren kann, ohne dass die Deutschen sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen fühlen müssen. Deutschland ist als Exportweltmeister reich geworden und kann tatsächlich 20 Milliarden Euro jährlich für diese gewaltige Aufgabe zur Verfügung stellen, so wie es seit 30 Jahren eine ähnlich hohe Jahressumme für die Wiedervereinigung aufgebracht hat. Aber weil es keine tragfähigen Ideen gibt, sind Teile des Volkes unzufrieden mit dieser Politik.
Der deutsche Staat gibt Millionen für externe Beratungsfirmen aus und doch fehlt es an Ideen.
Das einzige Feld, auf dem die Bundesrepublik (noch) glänzt, ist ihre starke Wirtschaft, das heißt der Fleiß ihrer Menschen, die besonders in den mittelständigen Familienunternehmen die Gelder erwirtschaften, die dann als Steuern wieder verteilt werden, unter andern auch an die etwa 1,5 Millionen halb legal zugewanderten Flüchtlinge aus afrikanischen oder asiatischen Staaten.
Diese Tatsache hat seit etwa vier Jahren zu einer zunehmenden Spaltung innerhalb der bundesrepublikanischen Gesellschaft geführt, in der sich zwei Gruppen – völlig ideen- und substanzlos – bekämpfen, die beide von sich behaupten, die Mehrheit des deutschen Volkes zu repräsentieren.
In der einen Gruppe versammeln sich die gebildeten Schichten des links-grünen Lagers. Hier sehe ich eine Karikatur des alten militanten Preußentums am Werk. In der anderen Gruppe versammeln sich die eher gemüthaften Konservativen, die sich auf die traditionellen Werte berufen. Die von der ersten Gruppe als „Rechtspopulisten“ diffamierten Menschen erinnern mich an den immer sehr traditionsbewussten Teil des alten (ersten) Reiches, das bis 1806 noch „heilig“ genannt wurde, an Österreich, wo es in der FPÖ eine starke konservative Strömung gibt, die mit Heinz-Christian Strache 526 Tage lang sogar den Vizekanzler stellte.
An dieser zunehmenden Polarisierung teilzunehmen, kann nicht die Lösung sein. Es fehlt die dritte, die vermittelnde Kraft. Diese kann aus den ehemaligen Mittelstaaten kommen, aus denen schon die neuere Wirtschaftskraft hervorgeht, also zum Beispiel aus Baden-Württemberg. Hier bemüht sich eine schwarz-grüne Regierung unter ihrem umsichtigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann relativ erfolgreich immer wieder um Ausgleich zwischen den verhärteten Parteien. Aber auch bei dieser Persönlichkeit kann ich die tragenden Ideen nicht wirklich erkennen. Immerhin hat er sich mehrfach zu der vor 100 Jahren von dem württembergischen Unternehmer Emil Molt gesponserten ersten Waldorfschule bekannt, auch wenn er früher als Mitglied einer kommunistischen Splittergruppe eher wenig Sympathien für Anthroposophie gehabt haben dürfte.
Es geht nicht um Mehrheiten, nicht um Quantitäten. Wie ein einzelner Mensch sich mit den realen geistigen Wesen verbindet, ist entscheidend. Hier wirkt im Verborgenen diejenige Kraft, die dafür gesorgt hat, dass seit 75 Jahren Frieden in Mitteleuropa herrscht.
Wer hat dabei mitgewirkt?
Ich denke, dass es jene Menschen sind, die in der Pädagogik der Waldorfschulen eine vertiefte Bildung genießen konnten, und aus geistigen Quellen heraus die Qualität mitbringen, um die Welt positiv zu gestalten.
Selbst in den Tagesthemen wurde am 3. September 2019 die Pädagogik Rudolf Steiners positiv gewürdigt. Inzwischen gibt es in Deutschland 245 Waldorfschulen, in Europa 779 und weltweit 1.149.
Das ist eine nicht zu vernachlässigende Tatsache.
Hier sehe ich die reale Verbindung zu den geistigen Wesen, denn ohne ihre Mithilfe wäre das Schulmodell nie so erfolgreich geworden, wie es heute ist. Ähnliches könnte man von der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sagen. Wenn heute sogar eine große Handelskette wie Lidl und Schwarz in ihren Einkaufszentren „Kaufland“ 150 Demeter-Produkte anbietet, so entspricht das einem Trend, der nicht mehr aufzuhalten ist.
Im Hintergrund steht bei beiden Strömungen, der Bildungsinitiative der Waldorfschule und dem Agrarimpuls der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, jene Individualität, die 1861 im ehemaligen Österreich-Ungarn geboren wurde, in Wien studiert hat, in Weimar und Berlin beruflich tätig war und das Zentrum der Bewegung, die mit seiner Hilfe entstanden ist, rechtzeitig vor dem Ersten Weltkrieg erfolgreich aus München in die neutrale Schweiz verlegt hat: Rudolf Steiner.

Ich weiß, dass sich der Berliner Anthroposoph, den ich als Vortragsredner immer sehr geschätzt habe (und dessen Tochter Odilia ich in der Heidenheimer Waldorfschule unterrichten durfte), sich nicht nur in die Biographie Kaspar Hausers vertieft und grundlegende Studien zu dieser rätselhaften historischen Gestalt verfasst hat, sondern dass er sich auch mit der historischen Figur des Demetrius auseinandergesetzt hat, die in die russische Geschichte als der verschollene Sohn Iwans des Schrecklichen einging, aber dann von dunklen Mächten ähnlich wie Kaspar Hauser mit 21 Jahren ermordet wurde.
Nun weist Tradowsky am Ende seines Vortrages über "das Schicksal Russlands" auf Friedrich Schillers letztes, unvollendetes Schauspiel hin, das sich genau um diese Persönlichkeit dreht. Damit hat der Dichter ein heikles Thema angeschnitten und es gibt die Vermutung, dass Friedrich Schiller mit 46 Jahren von eben jenen dunklen „Cliquen“ umgebracht wurde, die auch hinter dem Mord an dem Zarewitsch standen.
Tradowsky schildert Friedrich Schiller als eine Individualität, die viel größer als ihr Körper war. Schon zu Lebzeiten musste er immerzu diesem störrischen physischen Leib seine geistige Arbeit abringen, all seine die Völker Europas umfassenden Dramen (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua: Italien; Maria Stuart: England/Schottland; Johanna von Orleans: Frankreich; Die Wallenstein-Trilogie: Böhmen/Österreich; Die Räuber und Kabale und Liebe: Württemberg; Don Carlos: Spanien; Wilhelm Tell: Schweiz) und all die Gedichte, darunter sein wohl berühmtestes, das dann von Ludwig van Beethoven 18 Jahre nach dem Tod des Geistesheroen in seiner neunten und letzten Symphonie vertont wurde: „An die Freude“.
Die Ode handelt von „Der Tochter aus Elysium“, also einer geistig-himmlischen Wesenheit. Mit innerer Konsequenz gelangt das Gedicht dann zu der Zeile: „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ Das – sagt Peter Tradowsky – sei zugleich das „eigentliche Motiv der slawischen Epoche“, die in etwa 1500 Jahren beginnt. Tradowsky fährt fort:
„Man kann wohl ahnen, wie Schiller weit hinausreicht über seine Zeit, auch über unsere Zeit, und nun wirklich eine Hand reicht von der deutschen Kultur, da wo sie sich erfüllt, der zukünftigen Kultur.“
Tradowsky geht weiter auf die Beziehung zwischen Deutschen und Russen ein und nennt sie ein „tragisches, noch nicht abgeschlossenes Geschick“.
Er schreibt:
„Hitler hat das, was hier gemeint ist, dumpf geahnt, als er am Morgen des 22. Juni 1941, als der deutsche Angriff auf Russland begann, sagte: ‚Mir ist, als ob ich die Tür zu einem dunklen, nie gesehenen Raum aufstoße, ohne zu wissen, was sich hinter der Tür befindet:‘ Etwas Unabsehbares ist damit für die Menschheit angerichtet worden, es ist ein Schicksal heraufbeschworen worden, dessen Konsequenzen für die Zukunft entscheidend sein werden. Damit ist nicht nur gemeint, dass die Folgen dieses ungeheuren Krieges auf uns Deutsche in einem gewissen Sinne zurückfallen müssen und auch schon zurückgefallen sind. Es ist vielmehr eine andere Komponente noch vorhanden, die Tatsache nämlich, dass die russische Kultur nicht zu früh und in falscher Weise mit der deutschen in Beziehung treten darf, worauf Rudolf Steiner 1915 in einem Vortrag in Berlin hinweist: ‚Man könnte sich denken, dass Osteuropa durch brutale Kraft sich ausdehnen könnte nach Westen hin, über Mitteleuropa… Das würde aber genau dasselbe bedeuten, wie wenn im fünfzehnten Jahrhundert die Tat der Jeanne d’Arc nicht geschehen wäre und England damals Frankreich annektiert hätte. Wenn es dahin gekommen wäre …, so wäre damit etwas geschehen, was nicht nur zum Unheile Frankreichs gewesen wäre, sondern auch England zum Unheil gereicht hätte. Und würde jetzt die deutsche Geisteskultur beeinträchtigt werden vom Osten herüber, so würde das nicht bloß die deutsche Geisteskultur schädigen, sondern auch den Osten mit. Das Schlimmste, was den Osten treffen könnte, wäre, dass er zeitweilig sich ausbreiten und die deutsche Geisteskultur schädigen könnte (…) Das größte Unglück auch für den Osten Europas wäre es, wenn er diejenige geistige Macht (das ist Mitteleuropa) schädigen würde, an der er sich hinaufranken muss, die er gerade verehrend, freundschaftlich verehrend hegen und pflegen müsste.‘“ (S 161f)
Nun ist es nach 1945 tatsächlich so gekommen, dass die Siegermacht Sowjetunion mit der ganzen Gewalt der „Großen Vaterländischen Armee“ einen Teil Deutschlands erobert hat und dann 49 Jahre lang besetzt hielt. Ausgerechnet der Teil Deutschlands, der einmal den Kern Preußens bildete, fiel der Sowjetunion zu, also der Kopf. Natürlich haben die Besatzer die dortige Kultur und Industrie ausgiebig geplündert und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, wie ich es aus dem Kriegstagebuch meines Großvaters erfahre, das ich vor kurzem gelesen habe.
Als die sechs russischen Armeen der GSSD (Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) mit fast einer halben Million Militärangehörigen im September 1994 die aufgelöste DDR verließen, hinterließen sie ein trauriges Bild. Thomas Schäfer schildert in seinem Beitrag „Ein Doswidanja mit großer Erleichterung“ (Junge Freiheit Nr. 36 vom 30. August 2019) die Situation in den russischen Kasernen der Ex-DDR vor 25 Jahren: „völlig marode Gebäude, achtlos weggeworfene Munition und defektes Kriegsgerät sowie Müll, Müll und nochmals Müll – meist mit diversen hochgefährlichen Schadstoffen versetzt. Die Bundesregierung erwartete deshalb 1994 Sanierungskosten in Höhe von 25 Milliarden D-Mark.“

Das dürfte allerdings noch ein geringer Preis gegenüber den 27 Millionen Russen gewesen sein, die im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten getötet worden sind.

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