Dienstag, 22. Januar 2019

In Klingsors Reich?


Ich habe das Gefühl, dass ich im Augenblick wieder eine Metamorphose in meiner Biographie erleben darf, vielleicht vom Puppen- zum Schmetterlingsstadium, wer weiß? Dazu mag auch das konsequente Teil-Fasten beitragen, das ich seit vergangenem Freitag praktiziere: ich lasse einfach die Abendmahlzeit weg. 
Irgendwie hat es mir aber auch gut getan, über meine „Reinkarnationsinterpretationen“ offen zu „sprechen“. Zu verdanken habe ich diese neue Dimension der Ehrlichkeit vor allem Wibke Reinstein, aber auch Irene Diet, die davon vielleicht gar nichts ahnen. Aber auch an den vorvorgestrigen Traum denke ich dabei, in dem ich einen Brief mit der Schrift von V. gesehen hatte. Seit vielen Jahren haben wir keinen persönlichen Kontakt mehr und plötzlich sah ich deutlich ihre charakteristische Schrift, auch wenn der Brief in dem Traum nicht an mich, sondern an einen mir völlig unbekannten „Philippe“ (französische Schreibweise)  gerichtet war.
Ich hatte unter meinen Text im Blog in Klammern „a suivre“ gesetzt, weiß aber nicht, ob ich mich noch weiter „hinauslehnen“ darf. Ich habe ja auch meinen gestrigen Text überhaupt nicht in der Absicht verfasst, ihn zu veröffentlichen. Erst in der Mittagspause verspürte ich die Möglichkeit und vielleicht sogar die Notwendigkeit, das zu tun.
Was ich geschrieben habe, beschäftigt mich natürlich selbst weiter und ich gehe es immer wieder in Gedanken durch. Besonders jene Stelle, wo ich den 7. Juli 1984 beschreibe. Hier treffen mein höchstes spirituelles Erlebnis und meine sexuellen Bedürfnisse unmittelbar aufeinander. Ich war jung und wieder einmal verliebt. D. konnte meine Gefühle abdämpfen. Und erst dann bekam ich den Gral zu „sehen“.
War es im „Parzival“ nicht ähnlich? Was war es anderes als die ungeläuterte Sexualität des Gralskönigs Amfortas, die die Gralsgemeinschaft ins Unglück gestürzt hatte?
Ich habe den Prozess an einem Abend mit Hilfe von D. geschafft, für den Amfortas viele Jahre gebraucht hat. Aber man sollte nicht vergessen, dass der Artusritter Gawan, sozusagen stellvertretend für Parzival, in Chastelmarveille, dem Gegenstück zur Gralsburg Munsalvaesche, die Tat vollbracht hat, durch welche Klingsor schließlich besiegt und seine vierhundert gefangenen Damen aus hoher Gesellschaft, darunter Arnive, die Mutter von König Artus, befreit wurden.
Ich sah lange Zeit in Karl Langenstein eine ähnliche Figur wie Klingsor.
Auch Karl Langenstein hielt sich mehrere (echte oder falsche?) Jungfrauen, darunter meine eigene, damals noch minderjährige Tochter, die er mit seinen ungeläuterten Kräften  in geistig-spirituelle Gefangenschaft führte. Ihm wollte ich mich 1986 ahnungslos und gutgläubig anvertrauen, um zu erfahren, ob meine „Reinkarnations-Interpretationen“ zutreffen oder nicht. Er wurde mir als „Hellseher“ empfohlen.
Zuvor hatte ich in Bad Dürrheim schon Dr. Johannes Tautz, den Biographen von Walter Johannes Stein, aufgesucht und ihm zwei oder drei meiner damaligen Tagebücher überlassen. Ich hatte ihn bei einem ersten Besuch darum gebeten, meine „Erlebnisse“ zu überprüfen. Ich glaube, er hat meine detaillierten Aufzeichnungen nicht einmal ganz gelesen, sondern sich ziemlich schnell ein Urteil gebildet. Dieses Urteil teilte er mir bei meinem zweiten Besuch mit: „Immer wenn Sexualität im Spiel ist, dann gerät man in Gefahr, luziferischen Täuschungen zu erliegen.“
Diese Antwort hat mich enttäuscht und ich merkte, dass Dr. Tautz, den ich als Lehrer hoch verehrte, wohl selbst ein Problem mit der Sexualität hatte. Der schöne Gentleman hatte seine Frau, mit der er Jahrzehnte verheiratet war, für eine wesentlich jüngere verlassen, mit der er jetzt abgeschieden wie ein „Zweisiedler“ in dem Donaustädtchen lebte. Er gehört einer anderen Generation an und hätte über Sexualität wohl nie offen sprechen können, wie wir es damals unter der Anleitung von D. in Einzeltherapien taten. D. ist bis heute eine hervorragende Spezialistin auf therapeutischem Gebiet.
Karl Langenstein, der eine Tochter an der Pforzheimer Waldorfschule hatte, wurde unseren damaligen Freunden C. und F. von Thomas Pape empfohlen, der Lehrer von F. Langenstein war, und Karl Langenstein als Schulvater kannte. C. war nach der ungerechtfertigten Entlassung aus der französischen Tochter der anthroposophischen Heilmittel-Firma „Weleda“ in Huninge, wo er pharmazeutischer Leiter war, krank geworden.
Der ehemalige Fernmeldetechniker und spätere Künstler[1] Karl Langenstein galt damals als Heiler. Seine kleine Wohnung in der Kleinsteinbacher Ochsenstraße wurde in den 70er und 80er Jahren von unzähligen hilfesuchenden Menschen aufgesucht, darunter auch von Gerard Klockenbring, dessen Frau schwer krank war. Auch C., der sich nun ganz auf die Imkerei verlegte, hoffte von Karl Langenstein Heilung. In gewisser Weise hat er sie wohl auch erhalten. Karl Langenstein nannte ihn immer den „Bienenkönig“.
Unter anderem mein Kontakt zu dem „gefährlichen Guru Langenstein“ führte schließlich dazu, dass mir die Waldorfschule in C. die weitere Zusammenarbeit aufkündigte. Ich galt bei meinen Kollegen plötzlich als „Allemand en delir mystique“ und war untragbar geworden, die Oberstufe der jungen Schule aufbauen zu helfen, was ich immer als meine eigentliche Mission angesehen hatte.

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