Sonntag, 26. März 2017

Drei Wochen bis Ostern

Heute Vormittag war Kirche.
Der heutige Sonntag Laetare („Freut Euch!“) steht als vierter Fastensonntag genau in der Mitte der sieben Passionssonntage. Es sind also nun noch drei Wochen bis Ostern.
Obwohl im Gottesdienstplan ein anderer Name stand, hielt Pfarrerin Ingeborg Brehmer den Gottesdienst. Die Kirche war merklich leerer als sonst. Offenbar suchen doch manche Gemeindemitglieder ihren Kirchgang nach dem Prediger aus. Ich bin trotzdem gegangen und wurde wieder mit einer hervorragenden Predigt belohnt. Es ging um Johannes 6, 52 – 65, eine überaus anstößige Rede Christi in der Synagoge von Kapernaum, die besonders die koscheren Juden empörte. Christus sagt: „Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.“ (Joh. 6, 53).  Blut zu trinken war absolut verboten bei den frommen Juden. Das taten nur die gottlosen Heiden.
Pfarrerin Brehmer kann diese Stelle auch nicht bis in die Tiefe erhellen, aber sie trägt dazu bei, dass wir sie etwas besser verstehen, ohne darauf zu verzichten, in gut evangelischer Tradition anzumerken, dass das Sakrament des Abendmahls „über den menschlichen Verstand hinausgeht“.
Ich meine das auch, aber genau an dieser Stelle setzt die Geisteswissenschaft ein. Ohne sie kann man tatsächlich nicht „verstehen“, warum im Brot Christi Leib, und im Traubensaft Christi Blut real wirken sollen, wenn die beiden Substanzen im Sakrament des Heiligen Abendmahls eingenommen werden.
Bei der Predigt sah ich alles Korn der Welt als den lebendigen Leib Christi vor mir. Dazu half mir auch der Wochenspruch, in dem es heißt: „Fiele das Korn nicht in die Erde und stürbe, so bliebe es allein. Fällt es aber in die Erde und stirbt, so bringt es viel Frucht hervor.“ (Ich zitiere aus dem Gedächtnis). In diesem Sinne sagt Christus unmittelbar nach der Speisung der Fünftausend, die im 6. Kapitel des Johannesevangeliums geschildert wird: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh.6, 35).
Dieses Wort steht geschrieben an der zur Gemeinde hin zeigenden Seite des Altars der Kreuzäckerkirche, und wir lesen es jeden Sonntag. Es ist eines der sieben „Ich-Bin-Worte“ des Johannes-Evangeliums.
Der Altar war heute so wunderschön geschmückt, wie ich es selten erlebt habe. In zwei weißen bauchigen Vasen standen helle Tulpen, darüber rote Gerbera und darüber wiederum wie Sonnenstrahlen Zweige mit den ersten gelb aufblühenden Forsythien. Die beiden Sträuße bildeten bei den Fürbitten und dem Vater-Unser-Gebet einen sehr schönen Rahmen für die Pfarrerin, die in ihrem schwarzen Talar mit den beiden weißen Beffchen vor dem Altar stand und ins Publikum schaute.

Nach dem Gottesdienst ging ich als erstes zur Mesnerin, Frau Pitter aus Siebenbürgen, die seit 25 Jahren den Blumenschmuck  für den Gottesdienst besorgt. Sie freut sich über mein Lob und sagt, dass nur zweimal im Jahr Gemeindemitglieder auf sie zukämen, weil sie den Blumenschmuck bemerkt hatten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen