Sonntag, 16. April 2017

Ostern 2017

Ich komme gerade vom Ostergottesdienst in der Kreuzäcker-Kirche zurück. Es war mein erstes Ostern in Schwäbisch Hall. Daran erinnerte mich Pfarrerin Brehmer beim Abschied  an der Kirchentür.
Heute wurde im Ostergottesdienst auch ein kleiner Junge (auf den Namen Johann) getauft. Frau Brehmer sagte, dass es im Urchristentum üblich war, dass sich erwachsene Christen am liebsten an Ostern taufen ließen, nachdem sie sich ein Jahr lang auf diesen Akt vorbereitet haben.
Ich meine, dass es sich dabei mit Sicherheit um eine Art Einweihung gehandelt hat, denn die Erwachsenen wurden ganz unter Wasser getaucht, und zwar nicht nur kurz, sondern solange, dass sie beinahe das Bewusstsein verlieren. Ich habe das als Knabe einmal beim Tauchen im Orrotsee erlebt. Damals hatten wir Kinder Spaß daran, um die Wette zu tauchen. Es ging darum, wer am längsten unter Wasser bleiben konnte. So war es ein gewisser Ehrgeiz in mir, die anderen zu übertreffen und ich habe es wohl übertrieben. Plötzlich wurde es nämlich immer heller um mich und ich hatte das Gefühl, dass ich ewig so weiter schwimmen könnte. Es war ein wunderbares Gefühl. Aber da merkte ich, dass ich auftauchen musste, wenn ich nicht sterben wollte. So zwang ich mich geradezu, wieder aufzutauchen. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen. Es war mein „Nah-Todes-Erlebnis“.

In der Predigt zu Johannes 20, 11 – 18 ging es wieder um Maria Magdalena. Sie weint am Grabe und sieht plötzlich einen Mann, ohne Christus zu erkennen, nicht seine Gestalt und nicht seine Stimme, wie Pfarrerin Brehmer ausführt. Erst als er sie mit Namen anspricht, erkennt sie ihn. Christus kennt sie, so wie er jeden kennt und bei seinem Namen ruft. Dieses Christuswort sprach die Pfarrerin beim Akt der Taufe: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen!“

Ich schneide zum Tee, den wir nach dem Ostermahl zusammen trinken, den Osterkuchen, den wir im russischen Laden „Kalinka“ in Hessental gekauft haben, an. Sein Teig und seine Form erinnern mich ein wenig an einen elsässischen Gugelhupf. Seine Oberseite ist bedeckt mit lauter kleinen, bunten Zuckerperlen. Lena sagt, dass es früher nur rote waren, die an das Blut Christi erinnern sollten. Die orthodoxen Christen haben diesen Kuchen am Ostersonntag nach dem Gottesdienst, wo er vom Priester „geweiht“ wurde, gegessen. Dabei haben sie sich mit dem urchristlichen Ostergruß begrüßt, indem sie auf Russisch drei Mal sagten: „Christus ist auferstanden“ (Christos waskres) und zur Antwort bekamen: „Ja, er ist wahrhaft auferstanden!“ (Neiweistu waskres).
Auch Pfarrerin Brehmer grüßt die Gemeinde in ihrem Gottesdienst mit diesem alten Ostergruß.


Ich lebe dieses Jahr Ostern besonders stark mit. Vielleicht liegt es auch daran, dass es gerade dieses Jahr von allen christlichen Kirchen, also der katholischen, der protestantischen und auch der russisch-orthodoxen gleichzeitig gefeiert wird und ich von Lena, die trotz Kommunismus über ihre Oma mit dem orthodoxen Christentum auf eine tiefe Weise verbunden ist, so viel von dieser östlichen Kirche erfahren darf, was ich vorher nicht wusste. 
Dass ich auch wieder zur Christengemeinschaft und ihrem an die alte Messe anknüpfenden Kultus gefunden habe, ist auch etwas Besonderes. Am meisten berührt mich dabei der Umstand, dass die Menschenweihehandlung von einer Halb-Griechin zelebriert wird, die über ihren Vater das erneuerte ursprüngliche Christentum nach Schwäbisch Hall bringt. 
Denn es ist ja bekannt, dass Griechen die ersten Heidenchristen waren, zu denen Paulus die frohe Botschaft von Tod und Auferstehung brachte.

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