Donnerstag, 19. Januar 2017

Der personifizierte Ungeist tritt die Herrschaft an

Eben (4.50 Uhr) begegnet mir auf Facebook ein von Matthias Hesse geposteter Artikel von Friedrich Sprich aus dem Schweizer „Institut für Dreigliederung“ mit dem Titel: „Die Dreigliederung des sozialen Organismus und das Bedingungslose Grundeinkommen“ vom 1.5.2016.
Irgendwie hatte ich ja, wie so viele andere „Arme“ auch, auf die Einführung eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“ gehofft, wie es inzwischen in Finnland versucht und in Südkorea von jugendlichen Demonstranten gefordert wird. Aber Friedrich Sprich macht Argumente geltend, die in eine andere Richtung zeigen, um eine gerechtere Beziehung zwischen Arbeit und Einkommen herzustellen. Ich zitiere hier eine der Kernaussagen:

In seinem „Nationalökonomischen Kurs“ (GA 340) fasst er )Rudolf Steiner) die gesamte volkswirtschaftliche Wertbildung in zwei Formen zusammen, von denen eine die Arbeit ist, die im Wesentlichen darin besteht, die Naturgrundlage umzuwandeln, angefangen von der Rohproduktegewinnung bis hin zu den sublimsten Stufen der Veredelung. Entscheidend für diesen Arbeitsbegriff ist es, dass die so entstandenen Produkte auch real durch Verkauf und Kauf in den volkswirtschaftlichen Prozess übergehen und dadurch zur Ware werden. Jede sogenannte Arbeit, die nicht bis zu diesem Ziel gelangt, ist im Sinne Steiners reine Scheinarbeit, volkswirtschaftlich vollkommen bedeutungslos, reines „Privatvergnügen“.
In diesem Übergang von Arbeit zu Arbeitsresultat (= Ware), der von einem oberflächlichen Leser meistens nicht einmal als solcher bemerkt wird, liegen in Steiners Sozialwissenschaft aber ganze „Welten“. Jeder Mensch, der ernsthaft über diese Sache nachdenkt, wird Steiner Recht geben, dass Arbeit und Einkommen Fundamentalbegriffe unseres Rechtslebens sind, ebenso wie Ware ein Fundamentalbegriff des Wirtschaftskreislaufes ist. Arbeit und Ware gehören zwei ganz verschiedenen Gebieten, zwei absolut divergierenden Systemen, die Arbeit dem Rechtsleben und Ware dem Wirtschaftsleben an. Weil das so ist und weil Einkommen damals wie heute in der Regel als Äquivalent zur Ware aufgefasst wird, deshalb spricht Steiner davon, dass Arbeit und Einkommen getrennt werden müssen. Damit ist zunächst einmal ein Bewusstseinsprozess gemeint, der dann natürlich, sobald diese Einsicht in eine genügend grosse Zahl von Menschen Einzug gehalten hat, sich auch auf die übrige Realität ausdehnen wird.
Die Frage der Einkommensordnung ist, wie die Arbeitsfrage, ebenfalls eine grundlegende Frage unseres Rechtslebens. Sie ist ihrer unmittelbaren Bindung an wirtschaftliche Sachzwänge, wie sie in primitiveren Gesellschaftsformen naturgemäss auftritt, zu entreissen und einem zur Selbständigkeit herangereiften Rechtsleben einzugliedern. Wie die Naturgrundlage vor einem sie zerstörenden, überbordenden Wirtschaftsleben geschützt werden muss, so muss auch die menschliche Arbeit und das menschliche Leben der Eigendynamik des Wirtschaftslebens entzogen werden. Dem Wirtschaftsleben müssen von zwei Seiten strikte Grenzen gesetzt werden, einerseits muss die Natur vor ihm geschützt werden und andererseits die Menschlichkeit. Solange es der Wirtschaft freigestellt ist, den Menschen in ihr Herrschaftsgebiet hineinzuziehen, indem sie auf ihn bloss als „Rohware Mensch“, als „Ausbeutungsobjekt“, als „gekaufte Arbeitskraft“ zugreift, ist etwas in unserer Gesellschaftsordnung schief. Die Wirtschaft muss lernen, diese beiden Faktoren als die Voraussetzung für ihre Wirksamkeit zu akzeptieren, sie aus ihrer Abhängigkeit zu entlassen und selbst von ihnen abhängig gemacht zu werden. Bei Steiner findet sich ein vollständig anderes Verständnis der Trennung von Arbeit und Einkommen, als gewisse von einem modernen Schlaraffenland träumenden Grundeinkommens-Erfinder annehmen.[1]
Hier sehe ich wieder ein Beispiel dafür, wie die herrschenden Medien solche Gedanken einfach nicht erwähnen, geschweige denn, diskutieren. Es wird ein Schleier des Schweigens darüber ausgebreitet.
Genau das ist meines Erachtens der Grund, warum Leute wie Adolf Hitler oder Björn Hoecke mit einfachen Parolen die Menschen „begeistern“ können, obwohl sie von „Geist“ keine Ahnung haben. Die Dämonen werden nicht von den Nazis oder der AfD geschaffen, sondern von der offiziellen Politik selbst, wie Bernd Stegemann andeutet. Je weniger Geist in der offiziellen Politik herrscht, desto mehr Ungeist macht sich in der Welt breit.
Mit Donald Trump kommt ein Mann an die Macht, der dieses Prinzip ideal verkörpert: statt Geist regiert von nun ab das Geld.
Es ist erschreckend, wie geschmacklos protzig seine Privatwohnung im 68. Stock seines Trump-Towers – gleich neben Tiffanys – eingerichtet ist. Auch sein „Taj Mahal“, ein Casino mit Hotel in Atlantic City atmet den gleichen „Ungeist“. Es ist der Geist des Casino-Kapitalismus, der unsere „globalisierte“ Welt bereits seit fast 30 Jahren fest im Griff hat.

1 Kommentar:

  1. Wenn Du "Deinen" eigenen Text wirklich aufmerksam auf Dich würdest wirken lassen, müsste fast zwangsläufig die Erkenntnis in Dir aufsteigen, dass das BGE geradezu DAS geistige Trennungsmittel ist, um die Trennung von Arbeit und Einkommen mal wirk-lich zu be-greifen.

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