Dienstag, 6. Juni 2017

Israels Sechstagekrieg - in größeren Zusammenhängen gesehen

Eben stelle ich fest, dass gestern vor 50 Jahren der „Sechstagekrieg“ begonnen hat. Er dauerte vom 5. bis zum 10. Juni 1967. 
Dieser Krieg ist unter anderem der Ursprung für den Hass der Palästinenser und anderer Araber auf Israel, den gewisse jüdische Organisationen zur Zeit besonders beklagen. Damals hat Israel zum Beispiel auch die syrischen Golan-Höhen besetzt, die es bis heute nicht zurückgegeben hat. 
Israel muss sich nicht wundern, wenn in den sozialen Netzwerken, insbesondere von arabischer Seite, sogenannte „antisemitische“ Posts verbreitet werden. Irgendwie müssen die gedemütigten Araber ihren Gefühlen ja Luft machen. Das als „antisemitisch“ zu brandmarken, ist die beliebte Methode der jüdischen Organisationen, die schon vor hundert Jahren über den angeblichen „Antisemitismus“ der Deutschen klagten. Damals waren es die Deutschen, heute sind es die Araber.
Was den deutschen Antisemitismus anbelangt, so möchte ich hier einige Stellen aus dem Werk „Die Deutschen in ihrem Jahrhundert“ von Christian Graf von Krockow (Rowohlt-Taschenbuch, Reinbeck bei Hamburg 1994) zitieren.
Der im Jahre 1927 geborene Autor war von 1961 bis 1968 Professor für Politikwissenschaft und danach Honorarprofessor an der Universität Göttingen.
Er zitiert im achten Kapitel („Das Heilsverbrechen“) den Stuttgarter Historiker Eberhard Jäckel, den ich selbst noch gehört habe: „Nichts schien nach 1945 selbstverständlicher, als die nationalsozialistische Judenverfolgung auf einen besonders ausgeprägten Antisemitismus zurückzuführen. Die Historiker suchten nach Belegen und fanden sie. Inzwischen haben neuere und auch vergleichende Forschungen das Bild relativiert. Gewiss gab es in der wirtschaftlichen Depression nach der Reichsgründung, besonders zwischen 1878 und 1887, antisemitische Bewegungen und Parteien. Doch erfuhren sie zwischen 1903 und 1914 einen Niedergang und waren am Vorabend des Esten Weltkrieges fast verschwunden. Der Grundsatz der gesetzlichen Gleichberechtigung der Juden war trotz mancher gesellschaftlicher Diskriminierung zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet. In Deutschland gab es keine Pogrome wie in Russland, keine Affäre wie die um Dreyfus in Frankreich, und auch der österreichische Antisemitismus schien ausgeprägter als der deutsche. – Der amerikanische Historiker George L. Mosse hat 1975 diesen Befund einmal mit einer zugespitzten Hypothese zu verdeutlichen versucht. Wenn man, so sagte er, Leuten im Jahre 1914 erzählt hätte, dass innerhalb einer Generation die meisten europäischen Juden ermordet sein würden, wäre ihre Antwort wahrscheinlich gewesen: Die Franzosen sind zu jedem Verbrechen fähig. Man könnte sich auch vorstellen, dass die Leute die Russen, die Polen oder die Österreicher verdächtigt hätten. Die Deutschen wären ihnen wohl zuletzt eingefallen.“
Dass es in der deutschen Gesellschaft zu einem Umschwung kam, hat seine tieferen Gründe. Und die hängen mit dem Entschluss des US-amerikanischen Präsidenten zusammen, in den Ersten Weltkrieg einzugreifen.
Das war am 6. April 1917, also vor genau 100 Jahre. Im neuesten Heft „ZEIT-Geschichte“ („1917 – Revolution in Russland, Kriegseintritt der USA – ein Jahr, das die Welt verändert“) lese ich im ersten Beitrag mit dem Titel „Der globale Moment“ von Jörn Leonard (Professor für neuere und neueste Geschichte an der Universität Freiburg und Autor des schon erwähnten Buches „Die Büchse der Pandora. Geschichte des ersten Weltkrieges“): „Silvester 1916 hoffte der Heidelberger Geschichtsprofessor Karl Hampe auf Frieden. Nach Verdun und den anderen verlustreichen Schlachten des Jahres und angesichts der erkennbaren Erschöpfung aller Kriegsparteien fiel es schwer, sich für 1917 etwas anderes vorzustellen: ‚Man hält doch, auch wenn man, wie ich die Friedensaussichten sehr gering einschätzt, für sehr wahrscheinlich, dass das kommende Jahr uns den Frieden zuführen wird.‘ Das sollte in gewisser Weise zutreffen – und auch wieder nicht. Denn 1917 zeichnete sich tatsächlich ein Ende des Krieges im Osten ab. Doch der Krieg war damit noch lange nicht beendet, im Gegenteil: Erst durch den Eintritt der USA wurde aus dem europäischen Konflikt endgültig ein Weltkrieg.“
Wenn man also wissen will, wieso es nicht zu einem Frieden kam, obwohl einiges dafür sprach, dann muss man die wahren Gründe für den Eintritt der USA in den Krieg untersuchen.
Da gelangt man zum Jahre 1916, als die ursprünglich deutschfreundliche Stimmung in Amerika mit Hilfe von Gräuelpropaganda umschlug, von gewissen Leuten und Medien ganz bewusst gesteuert, zum Beispiel durch Propaganda-Filme aus Hollywood wie „The Kaiser – the Beast of Berlin“ oder „Heart of Humanity“ (beide 1917)[1] aus den Universal-Studios des ehemals deutschen Juden Carl Lämmle.[2]
Das alles kann man heute nachlesen, wenn man Geschichte ohne Scheuklappen anschaut. Und dann kommt man auf einen interessanten Zusammenhang:
Es waren jüdische Organisationen, die den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson über den Bankier Bernard Baruch, der im Wesentlichen Wilsons Wahlkampf finanziert hatte, überredeten, den Briten zu helfen, und von ihnen dafür in einem Geheim-Gespräch im Londoner Haus von Sir Mark Sykes am 7. Und 8. Februar 1917 die „Fixierung des Palästina-Abkommens“ verlangten, das die Briten ihnen dann in der sogenannten „Balfour-Declaration“ (2. November 1917) gewährten, nachdem die USA in den Krieg eingetreten waren.
Das (geheime) „Sykes-Picot-Abkommen“, das alle Araber im Gegensatz zu den Europäern kennen, war nur der Vorläufer und teilte den Nahen und Mittleren Osten durch eine „Linie im Sand“ in zwei Einflusssphären: Die französische (Syrien, der kurdische Teil der Türkei und der kurdische Teil des Irak mit der Hauptstadt Mossul und der Libanon) und die englische (Irak, Jordanien und Palästina).[3]
Wer ein wenig von historischen Rhythmen versteht, von denen  Rudolf Steiner gerade im Jahr 1917 sprach[4], wird verstehen, in welchem tieferen Zusammenhang der Sechstagekrieg steht.
Graf Krockow fährt fort:
„Aber haben nicht der Krieg und besonders die Niederlage von 1918, zum ‚Novemberverbrechen‘ erklärt und als Dolchstoß gedeutet, die entscheidende Wende eingeleitet? In der Tat gab es im Ersten Weltkrieg eine judenfeindliche Agitation – obwohl von den positiven Zeichen überlagert -, und zum Repertoire fast jeder Hetze wider die Republik gehörte, sie als ‚verjudet‘ hinzustellen; als symbolische Akte wurden von 1923 bis 1932 125 Friedhofsschändungen und 48 Anschläge auf Synagogen registriert.
Solche Zahlen kann man freilich, je nach dem Standpunkt, gegensätzlich auslegen, und neuere Untersuchungen haben das Bild von den Weimarer Verhältnissen relativiert. Die nationalsozialistische Bewegung, in die der radikale Antisemitismus ‚völkischer‘ Prediger und Gruppen eingegangen war, blieb bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise von einer Massenbasis weit entfernt. Der Historiker Felix Gilbert – 1905 in eine der führenden jüdischen Familien Berlins hineingeboren, 1933 erst nach England, dann in die Vereinigten Staaten emigriert, also gewiss kein Kronzeuge der Beschwichtigung – hat im Rückblick gesagt:
‚Es gab eine Welle des Antisemitismus in den frühen zwanziger Jahren, in der Zeit der Ermordung Rathenaus, und dann natürlich in den Jahren, bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Sicherlich gab es im katholischen Bayern einen unverhohlenen Antisemitismus, und auch der verdeckte Antisemitismus in akademischen Kreisen war nicht zu leugnen. Ich bezweifle aber, dass der Antisemitismus  während der zwanziger Jahre sehr an Stärke gewann und gewalttätiger wurde. (…) Für den Mord an Rathenau hat man in erster Linie den Antisemitismus verantwortlich gemacht; meiner Ansicht nach ist diese Interpretation von dem geprägt, was zehn Jahre später in Deutschland geschah. Zur Zeit des Mordes sahen wir im Antisemitismus nicht das entscheidende Motiv.‘
Krockow weiter:
„Dass seit 1933 der Antisemitismus in der Masse der Bevölkerung drastisch zugenommen hat, lässt sich kaum feststellen. Der Boykott jüdischer Geschäfte vom 1. April 1933 war kein Erfolg und wurde nie wiederholt. Noch weniger taugt die ‚Reichskristallnacht‘ zum Beleg, von der Erich Kästner als Augenzeuge berichtet:
‚Als ich am 10. November 1938, morgens gegen drei Uhr, in einem Taxi den Berliner Tauentzien hinauffuhr, hörte ich zu beiden Seiten der Straße Glas klirren. Es klang, als würden Dutzende von Waggons voller Glas umgekippt. Ich blickte aus dem Taxi und sah, links wie rechts, vor etwa jedem fünften Haus einen Mann stehend, der mächtig ausholend, mit einer langen Eisenstange ein Schaufenster einschlug. War das besorgt, so schritt er gemessen zum nächsten Laden und widmete sich, mit gelassener Kraft, dessen noch intakten Scheiben. – Außer diesen Männern, die schwarze Breeches, Reitstiefel und Ziviljacketts trugen, war weit und breit kein Mensch zu entdecken. Das Taxi fuhr in den Kurfürstendamm ein. Auch hier standen in regelmäßigen Abständen Männer und schlugen mit langen Stangen ‚jüdische‘ Schaufenster ein. Jeder schien etwa fünf bis zehn Häuser als Pensum zu haben. Glaskaskaden stürzten berstend aufs Pflaster. Es klang, als bestünde die ganze Stadt nur aus krachendem Glas. Es war eine Fahrt wie quer durch den Traum eines Wahnsinnigen. – Zwischen Uhland- und Knesebeckstraße ließ ich halten, öffnete die Wagentür und setzte gerade den rechten Fuß auf die Erde, als sich ein Mann vom nächsten Baum löste und leise und energisch zu mir sagte: ‚Nicht aussteigen! Auf der Stelle weiterfahren!‘ Es war ein Mann in Hut und Mantel. ‚Na hören Sie mal‘, begann ich, ‚ich werde doch wohl noch…‘ ‚Nein‘, unterbrach er drohend. ‚Aussteigen ist verboten! Machen Sie, dass Sie sofort weiterkommen!‘ Er stieß mich in den Wagen zurück, gab dem Chauffeur einen Wink, schlug die Tür zu, und der Chauffeur gehorchte. Weiter ging es durch die gespenstische ‚Nacht der Scherben‘. An der Wilmersdorfer Straße ließ ich wieder halten. Wieder kam ein Mann in Zivil leise auf uns zu. ‚Polizei! Weiterfahren! Wird’s bald!‘ – Am Nachmittag stand in den Blättern, dass die kochende Volksseele, infolge der behördlichen Geduld mit den jüdischen Geschäften, spontan zur Selbsthilfe gegriffen habe.‘
Der sogenannte „deutsche Antisemitismus“ wird in dieser Schilderung eines unverdächtigen Augenzeugen ebenfalls als Propaganda entlarvt.
Bis heute wird er dem deutschen Volk insgesamt vorgeworfen.
Und nun auch noch den Muslimen insgesamt.
Dabei soll nicht geleugnet werden, dass es einige „gesteuerte“ Gestalten gab und gibt, die wie heute die „Terroristen“ von Paris, Nizza, Berlin und London, mit ganz bestimmten Zwecken agieren und dabei merkwürdigerweise immer ihre Ausweise hinterlassen oder unter Beobachtung der Geheimdienste standen. Diese Leute werden im Französischen "agents provocateurs" genannt, was die Sache genau trifft.
Inzwischen sollte bekannt sein, dass „Anlässe“ in der Regel von interessierten Kreisen im Hintergrund „inszeniert“ werden, so wie es offenbar in der „Reichkristallnacht“ der Fall war.
Auch der Sechstagekrieg hat eine Vorgeschichte. Er war angeblich ein Präventivkrieg, um Ägypten und Jordanien, die mit ihren Armeen auf die Grenzen des Staates Israel zumarschiert waren, zu „entwaffnen“. In Wirklichkeit ging es aber um „Wasser“.
Wie man Wikipedia entnehmen kann, begann Israel bereits 1964 Wasser aus dem Jordan für seinen National Water Carrier[5] abzuleiten.
„Im Jahr darauf begannen die arabischen Staaten mit der Umsetzung des Headwater Diversion Plans, dem zufolge der Banyas-Strom und der Hasban[6] hätten umgeleitet werden sollen, mit der Folge, dass Israel von diesen essenziellen Wasserquellen abgeschnitten worden wäre. Diese Maßnahme hätte 11% des gesamten Wasserhaushaltes Israels betroffen. Die israelische Armee griff das Kanalprojekt im März, Mai und August 1965 an und setzte damit gegenseitige gewaltsame Grenzkonflikte in Gang, welche direkt mit den Ereignissen im Zusammenhang stehen, die zum Sechstagekrieg führten.“ (Wikipedia)[7]
Zuerst nahmen die israelischen Kolonisatoren das Land, dann das Wasser.
Es ging lediglich um 11%.
Das Ziel des Sechstagekrieges waren vermutlich von vorneherein die syrischen Golanhöhen mit dem Zugang zum Jordan und den anderen Quellflüssen, aus denen die Israelis heute den Großteil ihres Trinkwassers beziehen, wobei man bedenken muss, dass ein Israeli ungefähr das Zehnfache an Wasser verbraucht wie ein „schmutziger“ Palästinenser.
Geschichtliche Wahrheit ist mühsam zu entschlüsseln. Das wissen die Akteure und deshalb agieren sie weitgehend ungehindert.

Und alle, die sich die Mühe machen, die Wahrheit herauszufinden, werden mit schönen Schlagwörtern stigmatisiert. Dazu gehört auch der beliebte „Antisemitismus-Vorwurf“.




[3] Siehe James Barr, A line in the Sand – Britain, France and the Struggle that shaped the Middle East, Simon & Schuster, UK, 2011
[4] „Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt – Der Sturz der Geister der Finsternis“ (GA 177), neunter Vortrag, Dornach 14. Oktober 1917
[6] Banyas und Hasban sind zwei von drei Quellflüssen des Jordan

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