Montag, 27. Mai 2019

Wir haben die Wahl


Viel wichtiger aber als all die materiellen Dinge sind für mich die Gedanken, die mich leiten. Ich bereite mich unter anderem anhand der Faust-Vorträge Rudolf Steiners auf die Reise auf die Insel Samothrake vor. Aber dabei werde ich immer wieder rechts und links abgelenkt, hauptsächlich durch meine Offenheit gegenüber den Zeiterscheinungen, die ich auch noch irgendwie in mein Denken zu integrieren versuche. Da war die Europawahl, bei der die Tendenz zum Zerfall der alten Volksparteien abermals offenbar wurde, aber auch der langsame Aufstieg jener nationalistischen Kräfte, vor denen Rudolf Steiner schon 1917 warnte; da ist das unsägliche neue Buch von Helmut Zander, das mich ärgert, da ist Christine Gruwerz, eine ausgesprochene Kennerin des historischen und des geistigen Manichäismus, deren Vortrag über die „Mani-Intention“ vom 10. Mai 2019 in Wien jemand aufgenommen und hochgeladen hat, den ich dann heute Morgen auf Facebook entdeckte und von dem ich mir die ersten 30 Minuten angeschaut habe[3]; und schließlich ist da mein Bestreben, all das irgendwie zu dokumentieren, um es innerlich „auf die Reihe“ zu bringen.

Trotz der äußerst knappen Zeit drängt es mich (für meine wenigen "Follower", die es interessiert) folgende Passage aus Rudolf Steiners Faustvortrag vom 28. September 1918 abzuschreiben. Es ist nicht als „geschichtliches“ Event gemeint, das vergeht, sondern als „Ereichnis“, das „passiert“ (im Sinne von Goethe). Dabei sollte man sich bewusst sein, dass nur dann etwas „passiert“, wenn man etwas durch sich hindurch lässt. Also hier die angekündigte Passage:
„… Damit rührt Goethe an ein großes Geheimnis des Daseins. Sie werden aus meinen Vorträgen, die ich im Laufe der Zeit hier an diesem Orte (Dornach) gehalten habe, ersehen haben, dass schon auch in der Gegenwart gewisse Leute im Besitze gewisser Geheimnisse sind. Vor allen Dingen ist zum Beispiel die Führerschaft des römischen Katholizismus – die Führerschaft – im Besitze gewisser Geheimnisse. Es kommt dabei darauf an, wie man diese Geheimnisse anwendet. Aber auch gewisse Eingeweihte der englisch sprechenden Bevölkerung sind im Besitze gewisser Geheimnisse. Aus einem gründlichen Missverständnis heraus bewahren nicht nur die römisch-katholische Kirche – die Führer – vor ihren Gläubigen diese Geheimnisse, sondern auch gewisse esoterisch Eingeweihte der Englisch sprechenden Bevölkerung. Die haben nun verschiedene Gründe, und von einem der Gründe will ich nun sprechen.
Die Erde hat eine Vergangenheit: Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit; eine Gegenwart: Erdenzeit; eine Zukunft: Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit. Es gibt in der Entwicklung ein Gutes und ein Böses. Aus dem Kosmos, aus der kosmischen Entwicklung ist das Gute nur zu erkennen aus der Vergangenheit, aus der Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit und aus der halben Erdenzeit. Weisheit und das Gute hängen mit dem Rückblick in die Vergangenheit zusammen. Weisheit und das Gute impfen jene Mitglieder der höheren Hierarchien, die zu den Menschen gehören, in der Zeit der menschlichen Natur ein, in welcher diese menschliche Natur noch nicht so wie auf der Erde zum vollen Bewusstsein erwacht ist. Für die folgende Zeit, für die Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit und auch für die jetzige Erdenzeit schon – es beginnt schon – für die halbe Erdenzeit noch muss der Mensch bewahren das Gute, wenn er zum Guten gelangen will, muss die Impulse dieses Guten aus seiner Natur heraus entwickeln, denn es offenbaren sich aus dem Umkreise, aus dem, was neu herantritt, die Kräfte des Bösen. Ohne dass sich diese Kräfte des Bösen offenbaren würden, würde der Mensch nicht zum freien Willen kommen. Und diejenigen Eingeweihten, die ich meine, wissen dieses bedeutsame Geheimnis und wollen es, weil sie die Menschen nicht reif machen wollen, der Menschheit nicht mitteilen. Sie wissen dieses Geheimnis. Wenn dasselbe, was als Menschennatur auf dem alten Saturn entstanden ist, durch Saturn, Sonne und Mond sich entwickelt hat und nun weitergeht, wenn dieses selbe, was für uns Menschen sich auf dem Saturn entwickelt hat und eine Vergangenheit hat, jetzt entstehen würde aus den Bedingungen der Erde heraus, so würde es ein radikal Böses werden, würde es nur das Böse aufnehmen können. Aus den äußeren Bedingungen ergibt sich nur die Möglichkeit, das Böse aufzunehmen. Diesem dem Bösen Ausgesetztsein verdankt es der Mensch, dass er zum freien Willen kommen kann, dass er wählen kann zwischen dem Bösen, das an ihn herantritt, und em Guten, das er aus seiner Natur heraus entwickeln kann, wenn er sich vertrauensvoll hingibt an dasjenige, was durch seine Vorzeit in seine Natur gelegt worden ist. Daher sagen diese Eingeweihten denjenigen, die sie auch einweihen wollen: Es gibt drei Schichten des Bewusstseins. – Das ist die ständige Formel, die man in diesen Englisch sprechenden Einweihungsschulen haben kann. Taucht der Mensch in dieses Unterbewusste hinunter, aus dem die Träume hervorquellen, dann erlebt er eine innige Verwandtschaft mit andern Wesen – ich habe Ihnen vorhin charakterisiert: auch mit anderen Menschen –, die nicht heraufragen kann in die gegenwärtige Welt. Lebt der Mensch, wie es in der Gegenwart der Fall ist, mit seinem Tagesbewusstsein in der sinnenfälligen oder verständigen Welt, so ist das die Welt, in der er durch Geburt und Tod geht. Und lebt sich der Mensch hinauf in die Welt, die er als physischer Mensch betreten wird in der Zukunft, die er durch übersinnliche Erkenntnis erringt, dann ist das die Welt, in der er zunächst das Böse erlebt. Denn gerade darinnen muss des Menschen Stärke bestehen, dass er dem Bösen gewachsen ist, dass er gegenüber dem Bösen sich aufrechterhalten kann. Er muss das Böse kennenlernen können.
Es ist natürlich die wahre Folge dieser Tatsache diese, dass die Notwendigkeit besteht für die gegenwärtige Menschheit, Licht zu verbreiten über die Vergangenheit, was nur durch Geisteswissenschaft geschehen kann, damit der Mensch gewachsen ist dem notwendigen Entgegenkommen des Bösen. Auf diese drei wird gerade bei den Eingeweihten der Englisch sprechenden Bevölkerung immer wieder und wiederum hingewiesen. Darauf wird jener Kampf begründet, der da sehr, sehr bedeutsam ist, wenn auch die äußere Zeit wenig davon weiß, zwischen gewissen Leuten, die da wollen, dass das Notwendige geschehe und dem Menschen solche Geheimnisse mitgeteilt werden, und denjenigen, die den Menschen unreif lassen wollen.. Bis jetzt haben noch die letzteren gesiegt. Das ist sehr wichtig, dass man diese Dinge kennt. Welches Unheil angerichtet würde, wenn geisteswissenschaftliche Wahrheiten der Welt vorenthalten würden, das können sie daraus ersehen, denn dem Bösen wird der Mensch schon ausgesetzt. Geschützt wird er vor dem Bösen nur dadurch, dass er sich in das spirituelle Leben des Guten vertieft. Enthält man ihm das spirituelle Leben des Guten vor, dann wirkt man nicht als Menschenfreund, ganz gleichgültig ob man Mitglied irgendeines Freimaurerordens ist, oder ob man Jesuit ist, man wirkt menschenunfreundlich. Dann liefert man die Menschen durch die Vorenthaltung der spirituellen Weistümer dem Bösen aus. Und man kann dabei einen gewissen Zweck haben. Man kann den Zweck haben, im engen Kreise selber nur das Gute zu wissen, um mit Hilfe dieses Guten die hilflose Menschheit, die durch das Böse sich in die Lebensabsurdität hineinführt, zu beherrschen.“[4]
Es mag nun jeder selbst entscheiden, ob der katholische Theologe Helmut Zander, der sich anmaßt, über Rudolf Steiner Bücher zu schreiben, ein Menschenfreund ist oder nicht….




[4] Rudolf Steiner, Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes Faust, Zweiter Band, GA 273, Sonderausgabe 1974, S 162ff

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