Freitag, 11. Oktober 2019

Die Verwahrlosung der Kultur, ihre Auswirkungen und ihre Ursachen - eine Untersuchung


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Gestern entschied das Nobel-Komitee in Stockholm, dem Dichter Peter Handke den Literaturnobelpreis zu verleihen. Obwohl ich kaum einen von seinen vielen Texten gelesen habe, erschien er mir schon immer als eine verwandte Seele. Er ist am 6. Dezember 1942 geboren, also zehn Jahre älter als ich. 
Er wird als ein Mensch bezeichnet, „der sich selbst beim Weltbeobachten beobachtet“. 
Ähnliches könnte ich auch über meinen Schreibstil sagen, vor allem, wenn ich an meine Tagebücher vom Ende der 60-er Jahre denke. 
Sympathisch finde ich auch, dass er den Jugoslawien-Krieg immer wieder verurteilt hat. Er hat lange dem Vielvölkerstaat nachgetrauert. Er fühlt sich auch sehr mit der slowenischen Minderheit von Kärnten verbunden, wo er geboren wurde. 
Auch wenn er seit vielen Jahren in Paris wohnt, so scheint in ihm doch eine slawische Seele zu leben.

Durch die gestrige Ankündigung, neben dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke (für 2019) auch der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk (geboren am 29. Januar 1962, also zehn Jahre nach mir) den Nobelpreis (für 2018) zu verleihen, habe ich Interesse an dieser Frau gewonnen, die mir zuvor völlig unbekannt war. Immerhin hat sie mehrere Jahre in Breslau, der Heimatstadt meiner Mutter, gelebt und 1998 mit „Taghaus, Nachthaus“ (dom dzienny, dom nocny) einen Roman über die Vertreibung der Deutschen aus ihrer ursprünglichen Heimat geschrieben.[2]
Schon der Vorgänger-Roman „Ur und andere Zeiten“ (1996) scheint mir interessant zu sein: er ist aus der Perspektive der vier Erzengel erzählt. Ich werde mir die beiden Bücher auf jeden Fall besorgen. Ihr letzter Roman „Die Jakobsbücher“ (2014), der eben auf Deutsch erschienen ist, ist ein Epos von 1200 Seiten, in dessen Mittelpunkt der Jude Jakob Josef Frank (1726 – 1791) steht, der im 18. Jahrhundert gelebt hat, sich zuerst zum Islam und dann zum Christentum konvertiert hat, um schließlich viele Menschen als neuer Messias zu verführen.[3] Wie bekannt und einflussreich dieser Mann, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, war, wird mir erst bewusst, als ich eben die Wikipedia-Seite aufschlug, die sein Leben und Wirken beschreibt.

Nun fällt die Verkündigung der beiden Nobelpreisträger unmittelbar zusammen mit der Aufregung, die ein 27-Jähriger durch den geplanten Anschlag auf die Synagoge in der Stadt Halle an der Saale ausgerechnet am heiligsten Tag des jüdischen Kalenders, dem Yom Kippur-Tag,  gemacht und dabei zwei Menschen, eine 40-jährige Frau und einen 20-jährigen Mann getötet hat.
Überall in Deutschland und natürlich auch in Israel wird nun wieder über den angeblich zunehmenden „Antisemitismus“ geredet. Wie immer wird das in den Medien breit ausgetreten ohne nach den wahren Hintergründen zu suchen. 
Diese neue Hysterie erscheint mir gerade in dem Augenblick bewusst gefördert zu werden, wo tatsächlich breiteren Kreisen der Bevölkerung immer mehr bewusst wird, welche entscheidende Rolle Juden im Finanzwesen und in den Medien spielen.
Wenn Bundeskanzlerin Merkel gestern auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall von der „Verwahrlosung“ der Sprache redete, oder wenn man erfährt, dass der junge Mann die meiste Zeit zu Hause am Rechner mit dem Spielen von Onlinespielen verbracht hat, seine Tat gefilmt und live auf eine entsprechende Seite ins Internet übertragen hat, dann muss man ein bisschen tiefer schauen, um die Ursachen für solche Entwicklungen zu verstehen.
Aber das tun die Medien nicht.
Sie bleiben an der Oberfläche und tun nichts anderes als wieder einmal den „Antisemitismus“ und die AfD anzuprangern, die nun als geistige Brandstifterin hingestellt wird. Bestimmte Leute zaubern sofort Sündenböcke aus dem Hut.
Das bringt aber niemanden weiter, der ein bisschen weiter denkt.
Ich habe mich sofort an das Orwell-Jahr 1984 erinnert, als das Privat-Fernsehen in Deutschland eingeführt wurde. Überall an den Häuserfassaden in den Stadt-Vierteln, in denen eher die Unterschichten wohnten, wurden Satelliten-Schüsseln angebracht. Oft konnte ich auf solchen Parabol-Antennen, die die Größe einer großen Salatschüssel hatten, den beziehungsreichen Schriftzug „Sat-An“ lesen, was für „Stelliten-Anlage“ stand.
Es war die Regierung Kohl, die 1982 mit dem Ziel einer „geistig-moralischen Wende“ an die Regierung gekommen war und den Ausbau der Breitbandverkabelung unter ihrem Postminister Schwarz-Schilling vorantrieb, die am 1. Januar 1984 zunächst in der BASF-Stadt Ludwigshafen und dann in ganz West-Deutschland das  Privatfernsehen einführte.
Damit war die Büchse der Pandora geöffnet worden, die zum Niedergang nicht nur der Sprache, sondern auch der Kultur führte. 
Dieser Akt war nur der erste von drei Schritten. 
Maßgeblich beteiligt war dabei Kohls Duzfreund Leo Kirch[4], der nicht nur über ein riesiges Archiv an Spielfilmen verfügte, das er seit 1955 kontinuierlich aufgebaut hatte und mit dem er viel Geld verdiente, sondern auch den Privatsender Pro Sieben Sat1 besaß, der später an den internationalen Medienhändler Haim Saban[5] weiterverkauft wurde, von dem es heißt, dass er die Hälfte der Medien weltweit kontrolliert.
Der zweite Schritt war die Entwicklung von Videospielen (games), die im Silicon Valley zusammen mit der übrigen IT-Technik (IBM, Apple, Microsoft) und dem worldwide web (www[6]) vorangetrieben wurde, weil man damit ebenfalls viel Geld verdienen kann.
Wenn man untersucht, wer am Beginn der Entwicklung solcher Videospiele steht, dann kommt man immer wieder zu dem Namen Marc Horowitz, der im Jahre 1990 die Firma „Rambus“[7] gründete, und natürlich zum industriell-militärischen Komplex der USA.
Diese Spiele nannte der ostdeutsche Dramatiker Heiner Müller einmal eine „Einübung auf Auschwitz“.
Seit dem Attentat auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch am 15. März 2019 finden es sogenannte „Gamer“ cool, ihre realen Tötungen ins Internet zu stellen, als wären es Ego-Shooter-Spiele.
Das ist nun der dritte bedeutsame Schritt auf dem Weg.
Was wir eben erleben, hat weniger mit Antisemitismus zu tun als mit den Geistern, die gewisse Leute riefen und die sie nun nicht mehr loswerden. Dabei sind die Synagogen von Halle oder Pittsburg[8] nur Symptome für die dumpfen Gefühle der fehlgeleiteten Atten-Täter, die sich unbewusst gegen die dahinterstehenden Mächte richten, die sie fatalerweise mit „den“ Juden identifizieren.
So schrieb der Attentäter von Halle (laut Bild-Zeitung vom 11.10.2029) in seinem „Manifest“:
„Und die Wurzel all dieser Probleme ist der Jude.“
Der Grundirrtum dabei ist, dass es „den“ Juden gar nicht gibt. Gemeint sind immer nur bestimmte, sehr einflussreiche Juden, die eine solche Tat natürlich sofort instrumentalisieren, um jede Kritik an ihnen zu immunisieren, indem sie sie mit der Antisemitismus-Keule abwehren.
„Wehe, du kritisierst einen Juden! Dann wirst du Ziel von Shitstürmen und mehr!" 
Und da spielt eine verwahrloste Sprache plötzlich keine Rolle mehr. Dann ist alles nur „hate-speech“ und muss ausgemerzt werden. 
Adolf Hitler und seine Paladine identifizierten einst die Juden mit dem "Bösen“ schlechthin, das sie vernichten wollten, um die Welt wieder "gut" zu machen. Heute werden von „der Mehrheit“ die sogenannten „Rechten“ und die „Antisemiten“ als die Bösen abgestempelt, die es zu „vernichten“ gilt.
Der neue Hashtag "Halt die Fresse!" ist nur ein erstes Zeichen dieser anderen Sprachverwahrlosung.
Da kommt ein computerspielgeschädigter, empathieloser, vieleicht sogar ich-loser junger Mann gerade rechtzeitig.



[2]Dom dzienny, dom nocny (Taghaus, Nachthaus, 1998), wenn auch formell ein Roman, ist eher ein Flickenteppich lose miteinander verbundener Texte, Skizzen und Essays über Gegenwart und Vergangenheit in der Wahlheimat der Autorin, einem Dorf im Waldenburger Bergland nahe der polnisch-tschechischen Grenze. Wenn auch Tokarczuks schwierigstes Buch, zumindest für jene, die mit der Geschichte Mitteleuropas nicht vertraut sind, ist es das einzige, das bislang ins Englische übersetzt worden ist.“ (Wikipedia)
[4] Kirch war laut Wikipedia auch Trauzeuge bei Helmuth Kohls zweiter Hochzeit am 8. Mai 2008. https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Kirch
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Haim_Saban. Er soll gesagt haben: „Ich bin ein Kerl mit nur einem einzigen Interesse und mein einziges Interesse gilt Israel.“ 
[6] Der Buchstabe Waw hat im Hebräischen den Zahlenwert „6“. Man kann also die Buchstabenfolge „www“ auch als die biblische Zahl des Tieres „666“ lesen.
[8] Dort fand am 27. Oktober 1918, also vor knapp einem Jahre ebenfalls ein Anschlag auf eine Synagoge statt, bei der der Täter am Sabbat elf Menschen tötete. https://en.wikipedia.org/wiki/Pittsburgh_synagogue_shooting

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